10.007 gültige Unterschriften in gut vier Monaten und eine politische Entscheidung im Eiltempo – das Bürgerbegehren ‚Radentscheid Osnabrück‘ wurde gestern (5. Juli) mit überwältigender Mehrheit vom Rat der Stadt Osnabrück angenommen. Mit Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger sendet der Radentscheid damit das stärkste Signal pro Fahrrad, das es in der Friedensstadt bisher gab.
„Es ist geschafft! Zwei Jahre intensiver Arbeit haben sich gelohnt. Wir sind froh, dass der Rat unsere Ziele mit überwältigender Mehrheit übernommen hat und das deutliche Signal aus der Bürgerschaft damit aufnimmt. Der Auftrag ist klar: Osnabrück soll zur Fahrradstadt werden, in der alle sicher und komfortabel Fahrrad fahren können“, sagt Daniel Doerk.
Inke Gehrling ergänzt: „Wir erwarten, dass fahrradfreundliche Entscheidungen künftig schneller getroffen und nicht monatelang diskutiert werden. Der Radverkehr muss endlich gleichberechtigt behandelt werden und ausreichend Platz bekommen. Niemand soll sich ausgeschlossen fühlen, weil er oder sie sich nicht traut, in unserer Stadt Fahrrad zu fahren.“
„Osnabrück will bis 2030 in die Top 5 der deutschen Fahrradstädte kommen. Unser Bürgerbegehren weist den Weg dorthin. Aber schon weit vor 2030, nämlich ab sofort, soll niemand mehr auf Osnabrücks Straßen sterben. Daher begrüßen wir die bisherigen Ad-hoc-Maßnahmen am Wall gegen Abbiegeunfälle und bestärken die Stadt darin, diesen Weg konsequent und zeitnah weiterzugehen“, stellt Steffen Berger den Sicherheitsaspekt noch mal in den Mittelpunkt.
Die Mitglieder des Radentscheides verweisen auch auf viele Anfragen und Unterschriften von Einpendelnden aus den umliegenden Gemeinden. Birte Kahmann: „Wenn von Pendlerinnen und Pendlern gesprochen wird, denken alle immer nur an Autofahrer*innen. Wir dürfen aber nicht die Radpendler*innen vergessen, die schon heute dazu beitragen, dass die Straßen nicht vollends verstopfen. Mit dem Ausbau sicherer und komfortabler Radwege – im Idealfall als Protected Bike Lanes und Radschnellwege – werden viele Menschen auf Fahrrad oder E-Bike umsteigen. Dann bleibt auch mehr Platz für die, die wirklich aufs Auto angewiesen sind.“
Die Mitglieder des Radentscheides werden nun den Austausch mit der Verwaltung suchen, um über die weitere Zusammenarbeit zu beraten. Denn die Arbeit fange jetzt erst an: Osnabrück zur echten Fahrradstadt machen.
Inzwischen sind über 12.000 Unterschriften eingegangen und noch bis zu den Sommerferien können weitere abgegeben werden. Auch nach dem Erfolg des Bürgerbegehrens, soll keine bereits abgegebene Stimme verloren gehen. Formell hätte der Radentscheid Zeit bis Ende Juli gehabt, Unterschriften zu sammeln.
2 Antworten auf „„Wir haben es geschafft!““
Herzlichen Glückwunsch, aber …
solange die Verwaltung es auch acht Monate (!!) nach dem Ratsbeschluss noch nicht einmal hinbekommt einen Pop-up Radweg an der Mindener Straße einzurichten bin ich doch extrem skeptisch dass auch nur ein einziger Punkt dieses Beschlusses realisiert wird!
“ Dann bleibt auch mehr Platz für die, die wirklich aufs Auto angewiesen sind.“
Wow.
Angesichts der sattsam bekannten und empirisch gut erfassten Problematik steigender Fahrtenlängen und der MIV attraktivierenden Folgen von autogerechter ‚Anti-Stau-Politik‘ ist das nichts weniger als eine ökologische Bankrotterklärung und de facto eine Kampfansage an die Ziele der ‚Klimabewegung‘.
Aber ok. solange populistisches Marketing a la CDU-Ströpenreuther den Diskurs dominiert wird das wohl vorerst noch protestlos durchgehen.