Seit über 70 Jahren dominiert das private Auto den öffentlichen Raum deutscher Städte. Eine kreativ-wissenschaftliche Allianz veröffentlicht nun ein Manifest, um dieses Dogma zu durchbrechen: Das Manifest der freien Straße beschreibt in sieben Thesen eine chancenreiche Zukunft für die Menschen in den Städten, wenn der öffentliche Raum radikal neu gedacht wird. Die Allianz ruft dazu auf, Pionier zu werden und den dringend benötigten Änderungsprozess mit anzustoßen.

Quasi jede Straße in jeder deutschen Stadt ist zugeparkt mit Autos, die im Durchschnitt mehr als 23 Stunden täglich herumstehen. Dieser höchst unproduktive Umgang mit dem knappen Stadtraum gab den Anstoß für die gemeinsame Arbeit der Allianz der freien Straße, bestehend aus der Denkfabrik paper planes e.V., den Mobilitätsforschenden am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Beteiligungsexpert*innen der Technischen Universität (TU) Berlin.




Dr. Weert Canzler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung: „Unser Ziel ist es, die oftmals verhärteten kommunalen Diskurse zur Verkehrswende aufzubrechen. Denn wir wissen, dass nur dort etwas passiert, wo der politische Wille vorhanden ist.“

Geht es nach den Vorstellungen der Autor*innen, sind in der Zukunft ökologisch-nachhaltige Verkehrsträger wie Fahrräder oder geteilte Mobilitätsangebote (Öffentlicher Nahverkehr und Sharing) das neue Normal. Private Autos werden dann nur noch von Menschen genutzt, die wirklich darauf angewiesen sind. Den Gewinn für die Nachbarschaft, die Gesundheit der Menschen sowie den Kampf gegen den Klimawandel schätzen die Forscher*innen als enorm ein.

Quasi jede Straße in jeder deutschen Stadt ist zugeparkt mit Autos, die im Durchschnitt mehr als 23 Stunden täglich herumstehen.

Dr. Klaus Kordowski von der Stiftung Mercator, die das Projekt fördert: „Die Verkehrswende in Städten braucht mehr als nur Elektroautos – es braucht eine neue Vorstellung davon, wie Mobilität und urbanes Leben gedacht und erzählt werden können.“

Auch die Volkswirtschaft würde in vielerlei Hinsicht von der schrittweisen Umsetzung des Manifests profitieren: Der freiwerdende Straßenraum könne mittels Pavillons als Fernarbeitsplatz, für Infrastrukturversorgung oder Werk- und Produktionsstätten genutzt werden. Dadurch könnten nicht nur viele zeitintensive Pendlerwege eingespart werden, sondern deutsche Städte auch ein Stück weit Unabhängigkeit von den globalen Krisen erlangen.

Das Manifest belässt es nicht bei der bloßen Konzeption einer nachhaltigeren Stadt der Zukunft, sondern gibt mit den Politik- und Beteiligungsthesen am Ende auch konkrete Handlungsempfehlungen, wie politischer Wille und Bürger*innenpartizipation angegangen werden sollten.

Bild: strassen-befreien.de