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Osnabrück

Pollerfrust im Birkenweg

Es herrscht mal wieder Aufregung in Osnabrück. Am Birkenweg parkten jahrelang immer wieder Autos auf dem Radweg, sodass die Stadt nun Poller gepflanzt hat. Allerdings ebenfalls auf dem Radweg, sodass der nun gar nicht mehr befahren werden kann. Soweit das Offensichtliche. Anwohnerinnen und Anwohner verstehen die Welt nicht mehr. Was verständlich ist. Aber wie so oft muss man auch hier etwas genauer hinschauen.

Foto: Markus Bertram

In Wahrheit ist das hier nämlich längst kein (benutzungspflichtiger) Radweg mehr. Er erfüllt bei weitem nicht die geforderte Mindestbreite und ist demnach auch nicht als Radweg ausgeschildert. Was in einer Tempo 30-Zone rechtlich auch gar nicht zulässig ist. Allein diese drei Sätze zeigen schon das Dilemma: Unsere Radverkehrsinfrastruktur ist erstens schlecht und zweitens schlecht geregelt. Hinzu kommt, dass viele Radfahrerinnen und Radfahrer sich mit dem zufriedengeben, was sie jahrzehntelang bekommen haben: handtuchschmale Radwege wie diesen, der bei dem Auf und Ab an Grundstückseinfahrten mit Lastenrad oder Fahrradanhänger auch bei freier Bahn nur schlecht zu befahren ist.

Wir sollten nicht die Ursache für die Probleme vergessen: Es sind die Falschparker. Und es ist das Ordnungsamt.

Darüber hinaus hat die Stadt irgendwann vergessen, das „Radweg Ende“-Schild abzumontieren. Das verstärkt die Verwirrung noch. Dass bei der Poller-Maßnahme (nein, die Poller dürfen natürlich nicht genau an den Fahrbahnrand, sie müssen mindestens 25cm vom Bordstein entfernt stehen), die einige natürlich gleich wieder bei Extra3 sehen wollen, auch die fehlende Kommunikaten zur Verwirrung beiträgt, kommt noch oben drauf. Dabei sollten wir nicht die Ursache für die Probleme vergessen: Es sind die Falschparker. Und es ist das Ordnungsamt, dass es jahrelang nicht geschafft hat, den vermeintlichen Radweg von Falschparkern frei zu halten.

Foto: Markus Bertram

Ich bin gespannt, wie man nun aus der Sache wieder rauskommt. Erforderlich ist dieser gefühlte Radweg aus meiner Sicht ohnehin nicht mehr. Bequemer und sicherer ist es für Radfahrende auf der Tempo 30-Straße und Kinder dürfen den übrigbleibenden Gehweg sowieso weiter befahren. Schöner wird der Birkenweg natürlich nicht, wenn er auf gesamter Länge abgepollert wird. Das müsste er aber, weil sich Falschparker in jede noch so kleine Lücke drängen.

Idealerweise wird auf die Poller verzichtet, sodass Radfahrende die Wahl zwischen Fahrbahn und Radweg haben – es wäre der bisherige Zustand. Dafür müsste aber das Ordnungsamt seiner Aufgabe regelmäßig und konsequent nachkommen. Und das heißt insbesondere, dass Falschparker abgeschleppt werden. Aber das klappt ja schon seit Jahren nicht in dieser Stadt…

Update
Um die Sache noch komplizierter zu machen: Jens Meier, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN-Stadtratsfraktion, hat mir gerade noch mal erklärt, dass es nicht nur Falschparker sind, die die Situation hier so gefährlich machen. Es sind vor allem auch auf die Hochborde ausweichende Autofahrer. Ist die eine Seite komplett zugeparkt, begegnen sich Autofahrer auf der übrigen zu schmalen Fahrbahn, sodass einer auf Geh- und Radweg ausweicht. Und das kann man dann tatsächlich nur mit Pollern verhindern. Denn die Auslastung der für Kontrollen des fließenden Verkehrs zuständigen Polizei kennen wir alle…

Update 4. Februar
Wie die NOZ berichtet, werden die Poller nun wieder abgebaut. Zwar wurden sie schon vor zwei Jahren mit Bürgerbeteiligung beschlossen, aber nun scheint ja auch wieder niemand zufrieden zu sein. Es bleibt abzuwarten, ob die Verwaltung jetzt überhaupt noch andere Möglichkeiten hat, das Befahren des Hochbords zu unterbinden.

12 Antworten auf „Pollerfrust im Birkenweg“

Aber wir müssen doch Verständnis haben, die Autofahrer haben immer „subjektiv schweren Parkdruck“ und das Ordnungsamt hat gleichzeitig „subjektiv schweren Freizeitdruck“! ;-)

@Hanno: War es unter einem SPD- oder CSU-Minister anders? Im Verkehrsministerium sitzt immer und grundsätzlich ein Autominister. Auch der Nachfolger wird ein Autominister werden. Das war in den vergangenen 100 Jahren noch nie anders.

Das Ordnungsamt bekommt objektiv demnächst schweren Parkdruck durch falschparkende Radfahrer in deren Einfahrt. Da ich mittlerweile den großen Anhänger für CM fertig habe , plane ich diverse Parkaktionen um der Stadt in Sachen Falschparker auf Radwegen mal den Spiegel vorzuhalten….

Yay, meine Rede! Parkt einfach mit den Fahrrädern in konzertierten Aktionen neben den Plätzen auf der Straße, wo Autofahrer ständig falsch stehen. Praktiziere ich gelegentlich und führt begrenzt zum Begreifen… Man wird aber auch beschimpft… wer hätte das gedacht??? ;-)
Go for it!!!

Poller sind nur notwendig, weil Autofahrende sich nicht an die Regeln halten und auf Geh- und Radwegen parken. Verursacher für die Poller sind also immer die Autfahrenden. Logisch wäre es daher, die Poller auf der Fahrbahn zu platzieren – verursachergerecht. Das geht natürlich nicht, denn dort würden sie das heilige Blech gefährden und vermutlich auch nicht lange stehen bleiben. Deshalb werden diese Dinger immer auf den Gehweg gestellt und schränken den sowieso schon schmalen Raum weiter ein. Natürlich kann man die Poller auch nicht an den Rand des Gehwegs stellen – wegen des heiligen Blechs, siehe oben. Das ist hier in Mannheim auch so und wird uns regelmäßig als eine tolle Maßnahme verkauft. Für mich ist das eine verkehrte Welt.

Hier in Bremen wurde es vor wenigen Wochen ad absurdum geführt.
In der Innenstadt wurde in der Martinistraße im Rahmen eines Projekts eine Protected Bike Lane eingerichtet, die mit schwarzen Metall-Pollern – mit rot-weiß-roten Reflektorfolien am oberen Ende – abgesperrt ist, Abstand der Poller ca. 6m). Außerdem wurde Tempo 20 angeordnet. Als an einem Wochenende mehrere Autofahrer diese rammten (eine davon schaffte es mit Tempo 20, gleich vier davon umzufahren), gab es eine Diskussion darüber, dass diese Poller viel zu gefährlich für den Autoverkehr seien, da man sie schlecht sieht usw. etc.
Gleichzeitig ist auch Bremen mit Pollern auf Fuß- und Radwegen gepflastert, die meist nur an Ein- und Ausfahrten mit Reflektoren versehen sind. Und die stehen mit Sicherheit nicht da, weil Fußgänger und Radfahrer sich so gerne im Slalom durch die Stadt bewegen.

p.s. Gibt es eigentlich ’ne Statistik darüber, wie viele Radfahrer jährlich durch Poller, Schranken, etc. stürzen?

p.p.s. Mir fällt auf, dass hier an Einmündungen immer mehr Stahlpoller durch flexible Gummipoller ersetzt werden. Anscheinend sind Poller wirklich gefährlich für heutige Autofahrer ;-)

in Braunschweig sinds oft dunkelgrüne oder graue Poller, nachts ziemlich perfekt unsichtbar. An einigen Stellen wurden aufgrund von Beschwerden Reflektorfolien angebracht.

In naher Zukunft soll auch hier so eine PBL gebastelt werden, da bin ich auch schon gespannt auf die Unfälle.
Witzigerweise war da mal ein abgetrennter Hochbordradweg, der Aufgrund neuer Vorgaben ja nach Umbau der Kreuzung auf die Fahrbahn musste und daher eine Abbiegerspur dafür weichen musste.
Die Probleme mit dem Zufahren des neuen Radfahrstreifens dort sind vollumfänglich durch unsere „professionellen“ Fehlplaner erzeugt worden.

den TV-Beitrag hierzu hab ich auch gesehen und musste schmunzeln….

vergessene oder falsche Verkehrszeichen haben wir auch zu Hauf. Auf Meldung solcher Fehler wird in der Regel nicht reagiert oder die Meldung zufälligerweise rund 1 Jahr nach Eingang mit Bausteinsätzen unverschämt abgeweisen. „Man stimmt mir zu, sehe jedoch keinen Bedarf an einer Änderung“!!!

Auf dem Radweg parkende Autos waren am Birkenweg in der Tat noch nie das Problem. Es ist einfach an Stoßzeiten sehr voll, es können sich neben am Straßenrand parkenden Autos keine weiteren Autos begegnen, also muss in den Lücken gewartet werden. Ungeduldige weichen dann auf den Radweg aus.

Daher ist der Radweg sehr wertvoll, denn hier kann man pädagogisch wertvoll am Stau vorbei fahren.

Notwendig sind

a) der Bau des Parkplatzes an der Landwehr, der seit Jahren geplant ist
b) Maßnahmen, die verhindern, dass jeder wie jetzt mit dem Auto direkt zum See fahren kann (z. B. Schranke mit Zugangsbeschränkung für Cafébesucher)
c) Maßnahmen zum Schutz des Rad-/Fußwegs. Wir Anwohner dachten, dass Poller am Fahrbahnrand dies leisten würden, das haben wir uns anders vorgestellt.

Wir bleiben optimistisch ;-)

Daraus eine (natürlich für Radfahrer durchlässige) Einbahnstraße machen, das beruhigt den Kraftverkehr und löst das Problem mit dem Begegnungsverkehr.

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