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Links der Woche

Links der Woche #318

Es ist ein bisschen kälter geworden. Ich sehe allerdings nicht, dass uns das vom Radfahren abhält. Da gibt es nun wirklich Schlimmeres. Zum Beispiel die schlechte Infrastruktur. Auch eine neue Studie der KfW kommt zu dem Ergebnis, dass viele Autofahrer umsteigen würden, wenn die Rahmenbedingungen für den Radverkehr besser wären. In diesem Zusammenhang wäre es wohl gut, wenn endlich mal Frauen ran dürften. Planungen von Männern für Männer haben uns den unbefriedigenden Status quo gebracht.

Das Fahrrad sei zum Statussymbol für reiche Städter geworden. Denn diese mit Abitur nutzten es dreimal so häufig wie Landbewohner ohne Abitur. Ich denke allerdings, dass das wohl mehr an den Entfernungen und der vorhandenen Infrastruktur als an irgendeinem Protzgehabe liegt.

Ganz gut Nachrichten zu Tempo 30 gibt es vom neuen Bundesverkehrsminister, ziemlich schlechte zum Flugverkehr hingegen von der EU-Kommission. Und dann noch was: Abbremsen und kurz warten, bis ausreichend Platz ist zu überholen, sind für Autofahrende zwei kaum wahrnehmbare und alles andere als anstrgengende Fußbewegungen und führen im Stadtverkehr auch nicht dazu, dass man später ankommt. Ich verstehe einfach nicht, was daran so schwer sein soll.

Naja, ich wünsche euch einen schönen Sonntag und viel Spaß bei der Lektüre. Und wem das Angebot von it started with a fight etwas wert ist, kann gerne etwas in die digitale Kaffeekasse werfen.

Uneasy Rider (taz)

Lastenräder schwer im Kommen (taz)

„Vieles geht nicht schnell genug“ (taz)

Gemeinschaftstaxis im Realitätstest (taz)

Druck von der Straße (Süddeutsche Zeitung)

Auch 2022 zahlt Niedersachsen Zuschüsse für Lastenräder (NDR)

Deutschlands Brücken sind noch maroder als befürchtet (Spiegel)

Die moderne Verkehrsplanung: Von Männern für Männer (moment.at)

„Die Entscheidung für die E-Mobilität ist längst gefallen“ (Tagesspiegel)

Soziologe: Fahrrad ist Statussymbol für gebildete Städter (Deutschlandfunk)

18.000 Leerflüge bei Lufthansa – EU-Kommission bleibt hart (aero telegraph)

Mehrheit der Autofahrer würde auf Fahrrad oder ÖPNV umsteigen (ZEIT Online)

Kritik an höheren Parkgebühren: „Das ist reine Abzockerei, und das lehnen wir ab“ (Süddeutsche Zeitung)




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6 Antworten auf „Links der Woche #318“

Der Artikel in der Zeit „Mehrheit würde aufs Rad umsteigen…“ sagt leider gar nichts aus.

1. vorstellen kann man sich viel, etwas tun ist was ganz anderes

2. die Infrastruktur zu so zu verbessern dass merklich mehr Menschen das Rad nehmen, dauert viele, viele Jahre (im ÖPNV Jahrzehnte). Die meisten Verbesserungen im Radverkehr sind in ihrer Gestaltung immer noch nicht ansatzweise vergleichbar mit der extrem durchdachten, auf Performance getrimmten und auf Fehlerverzeihung (für Insassen) gebauten Kfz-Infra. Es ist immer noch ein drumherum ums Auto gewurschtel von Radwegfetzen.

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die einzige Möglichkeit ist, Radverkehr zu verbessern: Parkplätze aus der Öffentlichkeit zu entfernen. Nur die massige Verfügbarkeit von Parkplätzen auf Allgemeinkosten macht das Auto so schnell, einfach und günstig (ja, es geht so gut wie immer schneller als zB ÖPNV, das gibts genug Studien). Gute Radwege bauen ohne massive Reduzierung von Stellplätzen ist zumindest in Städten nicht möglich, deswegen passiert ja auch nichts.

Alle Maßnahmen wie Carsharing, Park and Ride, Anwohnerparken, Stellplatzsatzungen, Einkaufszentren auf dem Land, (auch ein mögliches Tempolimit auf BAB…) führen zu noch mehr Autos.

Parkplätze aus der Öffentlichkeit entfernen hat nur zur Folge, das Wohnungsgesellschaften und Grundstückseigentümer ihre Flächen zupflastern. Das passiert jetzt schon dort, wo Parkraum knapp ist. So wird dann aus einer Grünanlage mit Büschen, Bäumen und Spielplatz im Wohnblock ein Parkplatz.

Die Mieter unterstützen das ja gerne, schließlich wohnen da 50-100 Mietparteien und viele haben mittlerweile zwei PKW. Heutzutage ist eine Grünanlage mit spielenden Kindern zwischen ben Häusern nicht mehr attraktiv, sondern eine Betonwüste mit brummenden und stinkenden Blechbüchsen.
Die Kinder brauchen kenen Spielplatz im Hof, bringt man mit dem Auto in die Kita, weil Paps und Mami beide arbeiten. Am Wochenende kann man den städtischen Großspielplatz im Park anpeilen, und parkt dort alles zu.

Von daher bezweifele ich auch, dass die Mehrheit der Autofahrer sich einen Umstieg auf Fahrrad und/oder ÖPNV vorstellen kann. Dafür sind die vielzu bequem und unflexibel. Mein einer Bekannter fängt gerade wieder an zu jammern, weil an seiner Vespa das Licht kaputt ist und er nicht weiß, wie er die ca 5 Kilometer zu seinem Geschäft sonst bewältigen kann…
Heute keinen Millimeter selsbständig bewegen können, aber stolz erzählen, dass er mal vor Jahrzehnten als Jugendlicher mit dem Rad zum Steinhuder Meer (ca 100km entfernt von BS) gefahren ist.
Kraftfahren bis der Arzt kommt, kann man hier auch wortwörtlich nehmen, denn sein Hausarzt empfiehlt ihm mehr Bewegung… machen tut er es nicht.

#uneasy rider:
schöne neue Welt, verdienen tun daran nur die dubiosen Geschäftsführer und Gesellschafter hinter den Kulissen. Lebensmittelbringdienste und Versandunternehmen können auch nur bestehen, weil einige Mitmenschen wirklich zu faul geworden sind ihre Wohnung für Einkäufe zu verlassen.
Was würde wohl passieren, wenn Strom und Internet mal ein paar Stunden oder Tage ausfallen und all diese Services nicht erreichbar sind, bzw. nicht funktionieren? Das betrifft auch das bargelose Bezahlen, ist ja so einfach, aber digital funktioniert nur mit Strom und Internet, statt analog mit Köpfchen und ist auch nicht schneller.

Diese Studie von 2017 vom Umweltministerium schlägt in dieselbe Kerbe: https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/autofahrer-wuerden-lieber-rad-oder-bahn-fahren-a-1142981.html

„Einen Umstieg aufs Rad können sich etwa zwei Drittel vorstellen.“ Zwei Drittel weniger MIV wäre traumhaft, geht aber leider nicht, denn – logisch – ohne Radwege kann man nicht radfahren.

Hochinteressant finde ich den Satz: „So sind der Studie zufolge rund drei Viertel der regelmäßigen Autofahrer bereit, häufiger zu Fuß zu gehen.“ Wäre auch toll, geht aber leider mangels Gehwegen nicht.

Wir brauchen mehr Gehwege! Denn damit holt man noch mehr Autofahrer aus ihrer Blechbüchse. Wir müssen die Gehwege sogar vor den Radwegen bauen, denn die Wirkung ist stärker (drei Viertel vs. zwei Drittel).

Wir brauchen sichere, geschützte, breite Gehwege. Von den Fahrzeugen baulich und durch Ampelphasen getrennt. Nur so kann die Verkehrswende gelingen!

wir brauchen also mehr Gehwege? Welch Ironie…..

Übrigens plant mein Bekannter mit der kaputten Vespa mittlerweile mal wieder einen Zweitwagen zu kaufen, weil Frauchen ja mit der Benzinkutsche zur Arbeit (ca 7km) fahren „muss“. Davon schwafelt er allerdings auch schon jahrelang, nur sich selbstständig bewegen durch Radfahren kann er nicht… Selbst die zwei Bushaltestellen mit 15-Minuten-Takt sind wegen 200-300m Entfernung weder für ihn, noch für seine Frau zumutbar…

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