Es ist wieder Sonntag und heute gibt es die volle Ladung. Dabei ist eine gaaanz schlechte Nachricht für alle leidenschaftlichen Autofahrer: Regelmäßiges stundenlanges Autofahren reduziert die Intelligenz. Wer hätte das gedacht?! Und gleich noch eine zweite hinterher: Der Benzinpreis steigt und steigt. Noch-Verkkehrsminister Andreas Scheuer fordert daher in einem Brief an Noch-Finanzminister Olaf Scholz, Entlastungen vorzubereiten. Scheuer hatte zuvor schon eine „Spritpreisbremse“ gefordert. Typisch CSU: Wenn du ein Auto hast, wirst du entlastet. Wenn du wohnst, darf der Preis dafür immer weiter steigen…
In dieser Hinsicht hätten Autofahrende sogar von einem Tempolimit profitiert, dass Robert Habeck einst zu Bedingung für eine Regierungsbeteligung gemacht hatte. Langsameres Fahren verbraucht bekanntlich weniger Benzin. Ich habe nie so richtig dran geglaubt und wurde das Tempolimit denn auch direkt bei den Sondierungsgesprächen abgeräumt. Die FDP erringt einen populistischen Sieg und ich hoffe, dass sie diesen zumindest mit entscheidenderen Klimaschutzmaßnahmen erkauft. Hilft den künftig durch zu schnelles Fahren getöteten Menschen und ihren Angehörigen natürlich auch nicht.
Die taz wirft der Regierungskommission „Zukunft der Mobilität“ antiquiertes Denken denken. Und es stimmt ja, den bisherigen Bundesverkehrsministern ging es nie um die Zukunft der Mobilität. Und auch egal, wie oft Andreas Scheuer das vorgab. Am Ende ging es allen immer nur – lobbyunterstützt – um die Wahrung der Dominanz des Autos in unserem Verkehrssystem. Jede Förderung alternativer Mobilität musste sich dem System Auto unterordnen und durfte es nicht in Frage stellen.
Die Denkfabrik Agora Verkehrswende und das Öko-Institut stellen derweil noch mal fest, dass vom Dienstwagen-Privileg vor allem Reiche und die Autoindustrie profitieren. Verlierer sind sozial Schwächere und das Klima. Denn die Förderung von Dienstwagen spült immer PS-stärkere Autos auf die Straßen.
Apropos Straßen: Wir brauchen eine „Entnazifizierung“ des Verkehrs, schreibt die Frankfurter Rundschau (ruhig bleiben, es ist eine Kolumne). Das funktioniere ausschließlich durch Verbote, Gesetze, Erlasse und Strafen. Mit Setzen auf Vernunft komme man da nicht weit. Zum Beispiel Tempolimit: Die seit 1978 geltende Richtgeschwindigkeit funktioniere genauso gut wie „eine Keuschheitsempfehlung in Bordellen“.
Gute Nachrichten kommen diese Woche noch mal aus Hamburg, Würzburg und Paris. Mal geht es gut voran, mal schleppend. Aber immerhin. Im ländlichen Raum sieht’s schlechter aus. Und auch die vielen Radentscheide führen bisher selten zu dem gewünschten zügigen Umbau der Infrastruktur, wie der Spiegel berichtet. Jetzt aber viel Spaß bei der Lektüre. Und wem das Angebot von it started with a fight etwas wert ist, kann gerne etwas in die digitale Kaffeekasse werfen.
Die Zukunftsmaschine (taz)
Man muss warten können (taz)
„Das Rad als Statussymbol“ (taz)
Die Befreiung von Paris (der Freitag)
Geschichten, wie sie die Verkehrswende schreibt (taz)
Hamburgs Weg in die Mobilitätswende (Deutschlandfunk)
»Fahrräder brauchen mehr Platz in den Städten« (Spiegel)
Würzburg: Innenstadt soll Parkplatz-frei werden (Radio Gong)
In Hamburg fährt die erste digital gesteuerte S-Bahn (Spiegel)
Fußgänger sind die wahren Umsatzbringer (manager magazin)
Die Kunst des Parkens mit dem Rad, rums, schepper, krach! (taz)
Das Dienstwagenprivileg gehört abgeschafft (Süddeutsche Zeitung)
Zähfließende Verkehrswende im ländlichen Raum (Deutschlandfunk)
„2030 kann jeder rein elektrisch unterwegs sein“ (WirtschaftsWoche)
Wohnmobile dürfen auf öffentlichen Parkplätzen überwintern (MDR)
Velorouten sollen Radverkehr in Städten voranbringen (ZEIT Online)
Gerechte Teilhabe: Autofahren mit Parkplatzgarantie (recht energisch)
Forscher kritisieren Dienstwagen-Privileg scharf (Süddeutsche Zeitung)
Pendlerverkehr: mehr Rad und ÖPNV, weniger Auto (Agora Verkehrswende)
Tempo 130 auf Autobahnen – Wenn Verbote nötig sind (Frankfurter Rundschau)
Bundesrat beschließt härtere Strafen für Raser und Falschparker (ZEIT Online)
Bei weiterhin starkem Anstieg: Scheuer fordert „Spritpreisbremse“ von Scholz (RND)
Regelmäßiges stundenlanges Autofahren reduziert Intelligenz (Forschung und Wissen)
Vom Kaufhaus zum Schulhaus: Lübeck will seine Innenstadt auch ohne Konsum beleben (taz)
Tweets
Kein Witz: Ich sehe in Schweden die neuesten Modelle von Porsche, Mercedes und BMW. Mit schwedischen Kennzeichen. Obwohl es da ein TEMPOLIMIT gibt, werden diese Autos dort gekauft UND gefahren!
— Daniel (@SecretCoAuthor) October 10, 2021
Liebe #Fahrradbubble,
Was sagt ihr zu unserem #Megaliner? Bereit für die #Verkehrswende ? #Schwerlastenrad pic.twitter.com/RQHVwYDWy1
— Cargocycle_official (@Loki98994210) October 10, 2021
Just a small bollard, stopping all those big cars. Please DO NOT laugh at the police car.#WorldBollardAssociation pic.twitter.com/TITVdmauEi
— World Bollard Association™ (@WorldBollard) October 12, 2021
Immer wieder Freitags: Ein falsch geparktes Auto muss entfernt werden, Aufbau des Wochenmarktes verzögert sich. Ergebnis: Langer Stau in der Miquelstr., im Stau hupende AutofahrerInnen, die meinen dadurch ginge es schneller (warum?). Und: Ich bekomme kein Frühstücksbrötchen!️
— Felix Homann (@FelixHomann) October 15, 2021
Elterbrief von der Schule meines Sohnes. Aktuell von heute.
Gymnasium, Würzburg-Frauenland pic.twitter.com/Vc5NoP9fYX— Tobias ⛵️ (@skipper_tobi) October 14, 2021
Selbst schuld, oder was will man mit dieser Formulierung sagen? Unglaublich! pic.twitter.com/dO3wGy6FHU
— Radverkehr (@radverkehr) October 13, 2021
So ist es vielleicht realistischer pic.twitter.com/3L3xtn2sH1
— schraube (@schraube19) October 15, 2021
6 Antworten auf „Links der Woche #306“
– Spielstraße: das ist keine Spielstraße, dass VZ 325.1 bedeutet „verkehrsberuhigter Bereich“. Die richtige Speielstraße wird mit VZ250 und Zusatzeichen 1010-10 gekennzeichnet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Spielstra%C3%9Fe
https://de.wikipedia.org/wiki/Verkehrsberuhigter_Bereich
– Helm: einfach prima, der fehlende Helm hat schuld am Unfall mit dem braven SUV.
– Velorouten: Ich dachte bislang, das das ne neue Erfindung meiner braunschweiger Radinitiative zum Radentscheid ist. Viel mehr zeigt sich nun, dass übergeordnete ADFC-Verbände und -Ortsgruppen sich hinter anscheinend neuen Initiativen verbergen und diese als Sprachrohr für eigene Interessen nutzen, statt selbst unter eigenen Namen zu fordern.
Diese Velorouten und überregionale Radwege sind hier längst seit Jahren ausgeschidert und in diversen kartenwerke wie der ADFC-Regionalkarte und dem fahrradstadzplan enthalten. Damit ist das zumindest in der Region Braunschweig nur ein neur Name für was altes und alle tollen Radelaktivisten hier Plappern ungeprüft nach was der große ADFC so fordert. Genial eingefädelt, alte Luft in neuen Schläuchen, weißhaarige alte Pedelecfahrer klatschen noch Beifall dazu und grinsen in die Kamera der Lokalzeitungsredakteure!
Ein Tempolimit wäre schön gewesen, aber letztlich ist es in jeder Hinsicht ziemlich egal, ob es kommt oder nicht. Das Problem sind nicht speziell Raser auf der Autobahn, sondern der Autoverkehr allgemein. Den müssen wir bekämpfen. Symbole wie das Tempolimit mögen für viele attraktiv sein, aber es bringt überhaupt nicht, sich auf Nebenkriegsschauplätzen abzumühen.
Darum: Fokus auf das Hauptziel, 90 % weniger Autoverkehr auf den Straßen!
BKAT im Bundesrat schön und gut. Aber damit ist das Ding noch lange nicht gültig. Scheuer muss das Ding noch unterschreiben, es muss im Bundesgesetzblatt veröffentlicht werden und drei Wochen danach können die neuen Strafen auch endlich angewandt werden.
Gibts dazu etwas neues? Sollen wir sammeln? Kugelschreiber für den Verkehrsminister? Woran hakt es, liebes BMVI? Ist doch nicht so schwer, oder?
Oh, es geschehen doch noch Wunder. Anscheinend hat Scheuer diese letzte fiese Hürde nehmen können!
Die BKAT-Ändeurng ist im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und tritt am 09.11. in Kraft. Bleibt nur noch zu hoffen, dass das KBA zeitnah einen lesbaren neuen BKAT veröffentlicht.
Quelle: bgbl.de oder https://twitter.com/fussverkehr_de/status/1450388079890550790
Der Megaliner aus dem Video wäre auch ein gutes Mittel um Verkehrsteilnehmern zu zeigen was man vom LKW aus alles nicht sieht .
Natürlich steht der LKW Fahrer als Erster in der Pflicht auf andere Verkehrsteilnehmer zu achten- aber ich finde es genauso wichtig das alle Anderen über die Gefahren ; insbesondere die toten Winkel ; Bescheid wissen .
Nur zusammen können WIR an Vision Zero arbeiten….