Moin zusammen. Eure Sonntagslektüre hat einen taz-Schwerpunkt, weil dort es dort eine Themenwoche zur Mobilitätswende gab. Für den vollen Genuss könnt ihr auch rüberklicken. Moment, Mobilitätswende? Da fragt ihr euch zurecht, welche Mobilitätswende. Bisher wird sie von der Bundesregierung ja nur angetäuscht. Diese Woche mal wieder von Peter Altmaier. Den Spin, dass ganz bald eine Million E-Autos in Deutschland fahren und die Bundesregierung ihr Ziel damit nur um ein paar Monate verpasst habe, drehen viele Medien leider weiter. Die Wahrheit ist aber, dass die Hälfte davon Fake-Hybride sind, die wenig bis gar nicht elektrisch fahren und durch ihr höheres Gewicht dann im Verbrennungsmodus eher noch mehr verbrauchen als „normale“ Verbrenner.
Was auch nervt: Immer diese Schein-Bedenken bezüglich der autofreien Innenstadt und Menschen im ländlichen Raum. Denen wurde noch kein Auto weggenommen, nur weil in irgendeiner Innenstadt zwei, drei Straßen gesperrt wurden. Und in Hannover, worauf sich ein NOZ-Kommentar bezieht, wird auch kein einziges Parkhaus unerreichbar oder gar geschlossen.
Ulf Poschardt hat der taz ein Interview gegeben. Da sind erstaunlich viele vernünftige Sachen dabei. Konnte man schon vorher wissen, wenn man seine Texte verfolgt. Hier kommt es aber mal alles zusammen. Womit er weiterhin nicht klarkommt, ist die progrssive Art der Grünen. Er teilt vermutlich viele Ziele, will aber lieber den besitzstandswahrenden langen Weg gehen, der möglichst wenig Veränderungen im Jetzt mit sich bringt. Und mit der Ansicht, Ferrari fahren sei „wie einer Oper zu lauschen und sich an der Schönheit der Gerüche, der Klänge, der Beschleunigung zu berauschen“ komme ich dann gar nicht mehr überein.
Wie gut es mit Andreas Scheuers Strategie für mehr Güter auf die Schiene läuft, konnte ich diese Woche selber auf der Autobahn sehen. Es ist ein Trauerspiel. Jetzt aber viel Spaß bei der Lektüre. Und wem das Angebot von it started with a fight etwas wert ist, kann gerne etwas in die digitale Kaffeekasse werfen.
Wer fährt? (taz)
Reduce, shift, improve (taz)
Autofrei und Spaß dabei (taz)
Die Zukunft auf zwei Rädern (taz)
Ein Dach über den Speichen (taz)
Verkehrswende ausgebremst (taz)
Städte, da geht noch was! (chrismon)
„Wir wollen auf die Bremse treten“ (taz)
Das leise Sterben der Geschäfte (plusminus)
80:1 für die Autoindustrie (Süddeutsche Zeitung)
Der Preis für Fahrräder steigt und steigt (ZEIT Online)
3 Jahre Mobilitätsgesetz: In Schrittgeschwindigkeit (taz)
Warum das Geschäft mit den Leihrädern so boomt (Spiegel)
Eine Verschärfung, die keinen Hersteller schockt (ZEIT Online)
Forscher widersprechen Laschet beim Tempolimit 130 (Tagesspiegel)
Ulf Poschardt über die Mobilitätswende: „Teslas sind öde Autos“ (taz)
„Wir werden die eine Million Elektroautos im Juli erreichen“ (Tagesspiegel)
Initiative für Radwege in Thüringen: Kampf für Vernetzung auf dem Land (taz)
Grüne: Bundesstraße hätte schon lange abgestuft werden müssen (filiz-polat.de)
Verkehrspolitik versunkener Tage, verspätete Reue und Autofahren für Privilegierte (klimareporter)
Tweets
Ihr fragt euch, warum ihr dauernd #Falschparker auf Geh- und Radwegen seht? Weil Städte wie Stade so einen Mist hier markieren und das Gehwegparken so normalisieren. Das darf echt nicht wahr sein… pic.twitter.com/JrgI1xfAhA
— Daniel (@SecretCoAuthor) July 3, 2021
Schlechte Radwege sind ein erheblich größeres Hemmnis für den Radverkehr als schlechtes Wetter.
— Daniel (@SecretCoAuthor) July 1, 2021
Kein Mensch stürzt sich mit dem Fahrrad in das Chaos da draußen, um das Klima zu schützen. Baut lückenlose und sichere Radverkehrsnetze, sodass es logisch und selbstverständlich wird, mit dem Fahrrad zu fahren. Als Nebeneffekt gibt es dann klimaverträglichen Verkehr.
— Daniel (@SecretCoAuthor) July 1, 2021
UNGLAUBLICH! Wie soll man denn jetzt die Stadt erreichen??? Ich trinke mein Bier ab sofort nur noch online! pic.twitter.com/QFkEazny9D
— Daniel (@SecretCoAuthor) June 29, 2021
How it started… How it's going… pic.twitter.com/8RwfLpHuTI
— Daniel (@SecretCoAuthor) June 28, 2021
Immer diese Schein-Bedenken. Eine autofreie Innenstadt nimmt keinem Menschen im ländlichen Raum das Auto weg. Und in Hannover, worauf sich dieser Kommentar bezieht, wird auch kein einziges Parkhaus unerreichbar oder gar geschlossen. pic.twitter.com/y9cgY0ZbFM
— Daniel (@SecretCoAuthor) July 2, 2021
Ganz gute Bestandsaufnahme der Verödung unserer Innenstädte. pic.twitter.com/6jlK0UjsWy
— Daniel (@SecretCoAuthor) July 2, 2021
Musste heute auf die Autobahn. Da sieht’s ja inzwischen echt übel aus. So viel zum Thema „Güter auf die Schiene“… pic.twitter.com/7t7pBSKCQS
— Daniel (@SecretCoAuthor) July 1, 2021
Man nimmt ja auch nicht weniger Kalorien zu sich, wenn man statt zwei Mahlzeiten mit jeweils 1.500 kcal drei mit jeweils 1.200 kcal isst und dazu ein Glas Wasser trinkt…
— Daniel (@SecretCoAuthor) July 2, 2021
2 Antworten auf „Links der Woche #293“
– mehr Güter auf die Schiene:
Wird leider nicht klappen, weil die Bahn in den letzten ca 50-60 Jahren massiv Eisenbahninfrastruktur hierfür zerstört hat, die ganzen Güterabfertigungen und Rangierbahnhöfe stillgelegt hat und viele Bahnstrecken ganz abgebaut wurden.
sicherlich wurde hier und da auch was ausgebaut, wie der Containerterminal in Lehrte bei Hannover, die Schnellfahrstrecken für Personenfernverkehr, aber der Ortsnahgüterverkehr mit einzelnen Wagen zu Ladestellen und Gleisanschlüssen der Fabriken und die Stückgutabfertigung sind fast völlig verschwunden, außer bei Großindusstrie wie Automobil- und Stahlwerke. Es gibt weder Personal, noch Infrastuktur für eine Reaktivierung des Güterverkehrs bis in die Kleinstädte und Dörfer.
Ich bin gestern erst an einer ehemaligen Bahnstrecke (Braunschweig-Celle) lang geradelt und habe mir mal die Reste angesehen. Große Bahnhofsgebäude, Güterschuppen, Laderampe, Bahnsteigreste, aber kein Gleis mehr.
Aber immerhin hat VW da in der Nähe ein Logistikzentrum mit Gleisanschluss gebaut und pendelt zwischen dem Werk Braunschweig und diesem Zentrum auf der Schiene. Allerdings ist die eingleisige Strecke im mäßigen Zustand und wird augenscheinlich nur langsam befahren.
Aber eine Reaktivierung für den Personennahverkehr auf einem Teilstück ist seit bald 30 Jahren im Gespräch, außer Dampfplaudern passiert hier nichts.
Das Gleiche gilt für einen Bahnstrecke, die vor rund 15 Jahren wegen einem Tagebau ausdrücklich „vorrübergehend“ stillgelegt wurde, da liegen sogar noch die zugewucherten Gleise, nun will man einen Radweg darauf bauen.
Immer witzig, wie sich dann Politiker, Planer und Vertreter des Großraumverbandes dann da hinstellen und Verbesserungen predigen, beim Umbauten (faktisch Rückbauten) zur Einweihung das Gläschen erheben und mit einem Grinsegesicht in die Kamera blicken, selbst aber nie wirklich konsequent mit dem ÖPNV fahren, sondern sich in der Limousine dahin kutschieren lassen.
Ach, die E-Autos! Man kann es nicht oft genug sagen: E-Autos sind Teil des Problems, nicht Teil der Lösung. Sie nehmen genauso viel Platz weg, sind ab Tempo 30 genauso laut, sind genauso gefährlich für Kinder und andere und brauchen in der Herstellung absurd viel Energie.
Wer E-Autos fordert und fördert, behindert die Verkehrswende.