In einigen Städten und Regionen mit hoher Corona-Inzidenz werden behördliche Maskenpflichten jetzt auch auf Radfahrende angewendet. Der Fahrradclub ADFC weist darauf hin, dass das Radfahren mit Alltagsmaske ausgesprochen beschwerlich ist – und bittet Politik und Behörden, stattdessen Maßnahmen voranzutreiben, die das Radfahren während der Pandemie erleichtern.
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Das Bundesarbeitsministerium forderte letzte Woche die Bevölkerung via Twitter dazu auf, während der zweiten Corona-Welle möglichst mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Und auch für Schülerinnen und Schüler ist das Fahrrad in Zeiten der Pandemie das wichtigste Verkehrsmittel. Wir wünschen uns daher von der Politik, dass sie das Radfahren als Mittel der Corona-Bewältigung kräftig fördert – und nicht durch eine zu enge Auslegung der Maskenpflichten einschränkt.“
Radfahrer*innen sind hier bei einigen ein echtes Feindbild. Jetzt wird sich in den „sozialen“ Medien herrlich echauffiert, dass in der Osnabrücker Innenstadt Maskenpflicht gilt. Nur nicht für diese verdammten Radfahrer*innen.
— Daniel (@SecretCoAuthor) October 23, 2020
Der ADFC fordert seit zwei Jahren mit einer bundesweiten Kampagne, dem Radverkehr mehr Platz auf der Straße einzuräumen. Die Forderung verstärkt der Fahrradclub noch einmal im Hinblick auf die Pandemie. Stork: „Unterdimensionierte Radwege gibt es überall, das hat kürzlich sogar der Automobilclub ADAC festgestellt. Jetzt sollen wegen der Pandemie noch mehr Menschen auf das Rad umsteigen – aber wie soll das gehen, wenn es keine anständigen, breiten Radwege gibt?“
Wie Städte und Gemeinden das Problem des fehlenden Platzes für den Radverkehr lösen, muss individuell entschieden werden, so der ADFC. Eine Möglichkeit ist die Errichtung sogenannter Popup-Radwege, wie sie in Metropolen weltweit und auch in Berlin und Hamburg erprobt werden. Aber auch mit anderen Infrastrukturmaßnahmen können Kommunen unkompliziert mehr Platz für den Radverkehr schaffen. Stork: „Hauptsache schnell. Wer pandemiefesten Radverkehr will, muss jetzt sofort handeln, nicht in den üblichen Zeithorizonten von zehn, fünfzehn Jahren.“
In München werden die Pop-up-Radwege allerdings gerade zurückgebaut. Und das pünktlich zu neuen Corona-Beschränkungen. Die SPD will erst mal prüfen, was sie so bringen. Dabei haben Zählungen bereits ergeben, dass sich der Radverkehr auf Straßen mit Pop-up-Radwegen zum Teil mehr als verdoppelt hat. Und auch eine Umfrage unter 7.000 Münchnerinnen und Münchern viel positiv aus.
4 Antworten auf „Mit Maske aufs Fahrrad?“
Schade dass zu der Frage eigentlich nicht viel steht. Ist eine Maske auf dem Fahrrad sinvoll? Wie groß kann das Ausatmen des Corona-Viruses sein?
Ich kann mir vorstellen, dass es dazu (noch) keine Untersuchungen gibt.
+Auf der einen Seite hat man meistens einen Abstand von 1,5 Metern; frische Luft; (Fahrt-)Wind; wenn man sich näher kommt, dann normalerweise nur 2 Sekunden.
-Auf der anderen Seite hat man eine beschleunigte Atmung; der Sicherheitsabstand wird manchmal unterschritten (bei Überholvorgängen oder Fußgängerverkehr) und diese Unterschreitung kann unerwartet kommen.
Besteht also eine Ansteckungsgefahr, wenn nur wenige Sekunden der Sicherheitsabstand unterschritten wird? Hat dzu jemand eine Studie? Das würde beim korrekten Verhalten sehr hilfreich sein.
Weitere Argumente sind natürlich, dass eine Masekn-Befreiung unfair erscheint und wie im Artikel erwähnt, bei einer Maskenpflicht viele auf überfüllte Busse oder Autoverkehr umsteigen würden.
Wenn man fährt (ich gehe mal von 0km/h Windgeschwindigkeit aus), dann zieht man eine Wolke ausgeatmeter Aerosole hinter sich her, die jedoch duch die Verwirbelung des Fahrers bei der Fortbewegung viel stärker verdünnt wird, als das bei einem Fußgänger der Fall sein sollte. Zudem sind die Abstände zwischen Fahrradfahrern im Normalfall recht groß. Klar könnte eine Maske den Aerosol-Ausstoß verringern, aber man solle doch bitte ersteinmal nachweisen, dass man als Radfahrer auf einem Radweg überhaupt eine „Gefahr“ für andere darstellt. Darüber streiten lässt sich durchaus in viel frequentierten Einkaufspassagen, dort sollte jeder Rücksicht nehmen. Aber auf „normalen“ Radwegen? Das halte ich für übertrieben denn hier ist eine Maske einfach nur störend.
Zumal ich mich frage, warum Autos (insbesondere LKW und Oldtimer) ihre Abgase zum Teil ungefiltert in die Luft pusten dürfen, während ich auf dem Rad dahinter alles einatmen muss.
@Andreas:
Es gibt Untersuchungen zum Infektionsrisiko draußen insgesamt (u.a. Clusteranalysen aus Japan im Mai, mittlerweile gestützt durch Aerosolstudien):
selbst bei längerem Zusammentreffen mit wenig Abstand (damit sind normale Zusammentreffen mit normalem Gesprächsabstand gemeint, kein Gruppenkuscheln oder dicht gedrängte Partys) ist das Risiko drinnen 20x so hoch wie draußen.
Das liegt daran, dass draußen Aerosole so gut wie keine Rolle spielen, weil sie sofort verweht und verdünnt werden.
Bei >1.5/2m Abstand besteht draußen faktisch kein Infektionsrisiko mehr, weil man dann auch außerhalb der Reichweite für Tröpcheninfektionen ist.
Selbst wenn man mal im Windschatten eine kleine Wolke abbekommt: Die Menge an Viren, die für eine Infektion nötig ist, ist vergleichsweise hoch und wird in solchen Situationen mit Sicherheit nicht erreicht.
Da beim Radfahren selbst im Pulk ein Abstand von 1.5m kaum unterschritten werden KANN, einfach weil man sich dann gegenseitig gefährden würde (gemeint ist der Abstand zwischen den Körpern — zwischen Rädern kann er natürlich auch mal geringer sein) ist eine Infektion extrem unwahrscheinlich.
Danke für die Antworten. In die Richtung gehen meine Überlegungen auch. Abstand ist aber eigentlich nie verkehrt und wenn möglich halte ich mich auch so daran.