Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club e.V. (ADAC) hat hat in einer aktuellen Stichprobe geprüft, ob bestehende Radwege den immer größer werdenden Radverkehrsströmen gewachsen sind. Dazu hat der Verein 120 Radrouten in zehn deutschen Großstädten nach Tauglichkeit untersucht.

Das Ergebnis: Jeder dritte Radweg sei zu schmal und erfülle nicht einmal die Mindeststandards. Als Maßstab dienten die geltenden Standards für Regel- und Mindestbreiten, die in den „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen“ (ERA 2010) festgelegt sind. Nach den Empfehlungen sollen zum Beispiel Radwege, die nur in einer Richtung befahren werden dürfen, mindestens 1,6 Meter breit sein, im Regelfall zwei Meter.

Über alle Radwege hinweg konnten im ADAC Test 36 Prozent nicht einmal die jeweilige Mindestbreite erfüllen. Die Regelbreiten erreichte oder überschritt sogar nur jeder fünfte Radweg. Nur Kiel schnitt mit einem guten Gesamturteil ab. Hier ist keine der befahrenen Route durchgefallen, knapp die Hälfte war „sehr gut“ oder „gut“. Anders in Mainz und Hannover: Beide Städte fielen mit „Mangelhaft“ durch den Test. In Mainz waren 70 Prozent der Routen mangelhaft oder sehr mangelhaft, in Hannover 58 Prozent. Die weiteren Städte im Test (Bremen, Dresden, Erfurt, München, Saarbrücken, Stuttgart und Wiesbaden) erhielten die Testnote „ausreichend“.

Was folgt nun daraus? Ein Ausbau der Radwege, sollte man meinen. Aber hier wollen wir mal nicht zu schnell schlussfolgern. Denn, so ADAC Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand: Beim Ausbau viel genutzter Radwege „sind die Belange aller Beteiligten wie Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer, Anwohner, Gewerbetreibende und Lieferverkehr zu berücksichtigen. Den Verkehrsraum vorschnell, beispielsweise durch Pop-UP-Radwege umzuverteilen, ist nicht das richtige Mittel, um langfristig den Verkehrsfluss zu verbessern und für mehr Sicherheit zu sorgen.“

Aha, welcher Verkehrsfluss denn? Der Radverkehr fließt auf Pop-up-Radwegen ziemlich gut, soweit ich das mitbekommen habe. Geht es dem ADAC bei dieser Untersuchung also vielleicht gar nicht um die Bedürfnisse des Radverkehrs? Sondern um den Verkehrsfluss der Autos, für den man Radfahrer gerne runter von der Fahrbahn und rauf auf den Radweg haben möchte? Das wäre grundsätzlich nicht das Problem. Aber dafür muss das Auto eben Platz abgeben – Fahrbahnen für (dauerhafte) Pop-up-Radwege oder Parkstreifen für gute und breite Radwege. Oder woher zaubert der ADAC den nötigen Platz? Das Zurückschneiden von Büschen kann kein ernstgemeinter Tipp für breitere Radinfrastruktur sein.

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