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Osnabrück

Ghost Bike #9

Update im Bild und hier

Rund 50 Radfahrerinnen und Radfahrer haben das Ghost Bike heute an die Unfallstelle gebracht. Dort haben weitere 50 Personen gewartet, um ihre Anteilnahme zu zeigen. Ich kann nicht sagen, dass ich es gern getan habe, denn ich will es nicht mehr tun müssen.
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Es ist noch kein halbes Jahr her, als eine junge Radfahrerin in Osnabrück von einem LKW getötet wurde. Und nun ist es schon wieder passiert. Am Dienstag kam es an der Kreuzung Schlosswall/Martinistraße zu einem Unfall, in dessen Folge eine 49-jährige Radfahrerin ums Leben kam.

Die Feuerwehr Osnabrück veröffentlichte kurz nach dem Unfall ein trauriges Statement auf Facebook: „Manchmal schafft man es nicht. Obwohl fast unmittelbar nach dem Unfall ein Rettungswagen zufällig vor Ort war und zusammen mit mutigen Ersthelfern und Polizisten mit lebensrettenden Maßnahmen begonnen hat, obwohl wir 2-3 Minuten nach dem Unfall mit fast 3o Einsatzkräften – dem Rüstzug der Berufsfeuerwehr und weiteren Rettungsdiensteinheiten vor Ort waren, obwohl wir die Patientin unter laufenden Wiederbelebungsmaßnahmen in das nahe Marienhospital gebracht haben – leider war keine Rettung möglich.“

Bei uns setzt die Nachricht des Unfalltodes mal wieder das traurige Prozedere in Gang, das wir doch jedes Mal hoffen, nicht wieder starten zu müssen. Wir – das heißt der ADFC, weitere Engagierte und ich – werden am Freitag um 17:30 Uhr ein Ghost Bike coronabedingt und verordnungskonform mit zehn Personen in einer Trauerfahrt vom Schinkelbad über den Radschnellweg bis zum Unfallort an der Kreuzung Schlosswall/Martinistraße bringen. Wir können und wollen dabei niemandem untersagen, die Trauerfahrt zu begleiten, weisen aber darauf hin, dass jede und jeder selbst dafür verantwortlich ist, den Mindestabstand zu anderen Personen einzuhalten. Generell empfehlen wir auch das Tragen von Mund- und Nasenschutz.

Mit dem Aufstellen des Ghost Bikes wollen wir unsere Anteilnahme am Tod der Radfahrerin bekunden und alle Verkehresteilnehmer zu noch mehr Rücksicht aufrufen. Seit dem Jahr 2000 sind in Osnabrück 31 Menschen auf dem Rad ums Leben gekommen. Das können und wollen wir nicht akzeptieren. Nicht erst seit heute oder seit dem tragischen Tod der Radfahrerin im Januar an der Pagenstecherstraße fordern wir sichere und fehlertolerante Radverkehrsinfrastruktur in Osnabrück. Das Sterben muss ein Ende haben.

Hier links im Bild hat sich der Unfall ereignet. Der LKW wollte von links kommend von der Linksabbiegerspur auf die Geradeausspur wechseln. Die Radfahrerin ist von unten nach oben über die Fußgängerfurt gefahren. Vermutlich hatten beide ein rotes Ampelsignal.
Fotos: dd

28 Antworten auf „Ghost Bike #9“

…von Herzen mein aufrichtiges Beileid. Ich wünsche euch Kraft, Trost, mitmenschlichen Halt…der euch begleitet und aufrecht hält….es tut mir unendlich Leid…

Dieser Unfall zeigt wie wichtig es ist das WIR ALLE uns an die Regeln halten . Dadurch wäre dieser Unfall verhindert worden – eine Schuldzuweisung will ich hierzu nicht treffen .
Egal wer , egal wo , egal womit — achtet (auf) den Anderen, und haltet Euch bitte an die Verkehrsregeln !

Sich an Regeln zu halten ist sicherlich hilfreich, aber auch hier und bei anderen Unfällen sollte man die Frage stellen: „Hätte ein Radweg diesen schlimmen Unfall verhindert?“

Fehlende , kaputte oder viel zu schmale Radwege sind die eine Sache, waren hier aber nicht der Grund Grund für diesen schrecklichen Unfall, der war nun einmal eine rote Ampel, womit ich mich Uwe Trettin anschließen möchte.

Der Radweg war nicht ursächlich für den Unfall, aber er hat ihn nicht verhindern können. Wird nicht tagein tagaus gepredigt, daß Radwege Sicherheit bringen? Fakt ist, daß es an der Unfallstelle einen Radweg gibt, die Radfahrerin aber dennoch ums Leben gekommen ist.

Für die Fahrtrichtung gibt es dort keinen Radweg. Ursächlich könnte aber eine leicht zu missverstehende Ampelschaltung gewesen sein, in Kombination mit dem Fahrfehler des LKW-Fahrers.

Ein fürchterlicher Unfall! Zwei Beteiligte verhalten sich nicht richtig und das hat dramatische Folgen!
Ich würde mir wünschen, dass die Radfahrerseite in Vertetung des ADFC und anderer Organisationen nicht nur für mehr Rücksicht und bessere Infrastruktur (zu Recht!) wirbt, sondern auch alle Radfahrer ermutigt, einen Helm zu tragen und gerne auch eine Warnweste. Sich an die Straßenverkehrsordnung zu halten, sich überhaupt mal mit dieser zu beschäftigen, sich sichere Wege zu suchen (z.b. Katharinenstraße statt Martinistraße oder Haseuferweg oder Natruper Straße statt Pagenstecherstraße), auch wenn das einen kleinen Umweg bedeutet.
Ausserdem eine funktionierende Lichtanlage am Rad zu haben und diese auch einzuschalten.
Genau wie das Radfahren hat auch das Baden in der Natur deutlich zugenommen. Und leider auch in beiden Beispielen die Todesrate. Mit mehr Rücksicht, Achtsamkeit und Nachdenken muss es möglich sein, diese Zahlen deutlich zu senken.

Hallo Daniel, sorry, da habe ich Schwierigkeiten Dir zu folgen. Darüber, dass die Räder in technisch einwandfreien Zustand sein müssen und die Verkehrsregeln beachtet werden müssen, brauchen wir wohl nicht zu streiten. Wer nicht so denkt, sollte wirklich mit dem Rad zu Hause bleiben.

Was die sogenannten Alternativen betrifft, für den sie passen okay , prinzipiell muss jede Straße in Osnabrück ein sicheres Fahren auch mit dem Fahrrad ermöglichen.

Das ist unbestritten. Es ging mir um die geforderte „Kampfausrüstung“ Helme und Westen. Und die etwas plumpe Aufforderung, dass sich Radfahrer überhaupt mal mit der Straßenverkehrsordnung beschäftigen sollen. Ich kann dieses „kein Radfahrer hält sich an die Regeln“ nicht mehr hören. Ich bin über dieses platte Draufhauen lange hinweg. Idioten gibt es in und auf jedem Verkehrsmittel. Oft gibt es aber auch andere Gründe, wie ich zum Beispiel hier schon mal versucht hatte darzustellen. Das Thema ist sehr komplex.

Daniel du irrst in einem Punkt : es ist ganz einfach sich an die Regeln zu halten – und das konsequent durchzuziehen und auch verstärkt zu kontrollieren würde die Sicherheit für Alle erheblich erhöhen. Hierzu sollten auch die Bußgelder erheblich erhöht werden – am besten einkommenabhängig- es muss richtig weh tun im Portemonnaie !

Dem kann ich mich nur anschließen. Ich rege mich mittlerweile fast schon mehr über Regelverstöße von Fahrradfahrer*Innen auf, als solche vom MIV, ich bin zu 100% mit dem Fahrrad unterwegs und kann so manches Verhalten nur noch als versuchten Suizid bezeichnen.

Jaja ihr beiden. Finde ich aber trotzdem unappetitlich unter einem Beitrag, der den unschuldigen Tod einer Radfahrerin thematisiert.

Hallo Uwe und Bob,

zunächst einmal möchte ich den Angehörigen mein Beileid aussprechen, falls das auf diesem Wege ankommen sollte.

An die beiden Vorposter:
Es wäre ja schön, wenn uns Radfahrern Regelkonformität hülfe. Das tut es aber nicht, denn zu dichtes Vorbeifahren der Autofahrenden, schneiden, „übersehen“, Zuparken der Radinfrastruktur usw. kann das auch nicht verhindern. Und das sind Hauptursachen für Unfälle.
Das gilt auch für Helme, Warnwestern und Lichtanlagen. Zum x-ten Mal: Ein Blick in die Unfallstatistik verrät uns gänzliche Insignifikanz dieser „Wundermittel“ in der Statistik der Verkehrsunfälle mit Radfahrerbeteiligung.

Der Vorschlag, scheinbar sichere Wege zu suchen, bestimmte Wege zu meiden zeigt uns zwei Dinge: 1) Es ist an bestimmten Stellen gefährlich für Radfahrer, ob sie sich regelkonform verhalten oder nicht, 2) Das ist die typische Marginalisierung von Radfahrern durch Autofahrer – nach dem Motto: Weg da, das ist meine Strasse.

Aber das hatten wir ja schon hier und in sämtlichen anderen Fahrradforen zig Mal durchgekaut.

atze

Diesen Kommentar finde ich leider sehr einseitig. Wollen Sie etwa andeuten, dass der Unfall durch das Tragen eines Helms weniger tödlich verlaufen wäre? Auch die beste Warnweste ist im toten Winkel unsichtbar. Ich kenne mich leider nicht genug mit aktuellen Fahrassistenzsystemen aus, deshalb will ich es lieber als Frage, denn als Behauptung formulieren: Hätte nicht ein Abbiegeassistent im LKW den beiderseitigen menschlichen Fehler korrigieren können? Bin hier wirklich an einer Antwort interessiert.

….ich bin selber im Februar 2018 bei einem Radunfall schwer verletzt worden…ich habe bleibende körperliche Schäden, eine schwere PTBS….das können wenige nachvollziehen, was das bedeutet…das Leben aus der Bahn geworfen…

…und eigentlich ist es nicht einmal wichtig zu erwähnen: ich hatte einen Helm auf, bin auf einem Radweg gefahren, hatte gut sichtbare Bekleidung an, trotz Tageslicht das Fahradlicht an und war bis zum Unfall eifolgreiche Radsportlerin…also sehr erfahren im Umgang mit dem Bike…ich war im übrigen beim Unfall mit einem normalen und StVO zugelassenem Rad unterwegs….und hatte laut Staatsanwaltschaft keinerlei Mitschuld…aber all das ist nur eine Randnotiz…

…die Folgen des Unfalls bedeuten so viel Kampf, Leid…Recht und Gerechtigkeit passen oft nicht zusammen….

Bitte hört endlich auf Fahradfahrer, PKW , Motoradfahrer…gegeneinander auszuspielen … Fronten bilden Gegenfronten…da wo es nur Gegeneinander läuft, entstehen keine Lösungen…nur „Lautstärke“…

Klar ist…wir alle sollten besser aufeinander aufpassen…egal wo und wann…

Klar ist…ein Idiot bleibt ein Idiot…egal ob er auf einem Schreibtischstuhl, hinter einem Lenkrad oder auf einem Fahradsattel sitzt.

Klar ist…das ich mir mehr Sensibilität im Umgang miteinander wünsche…hört mal hin und schaut hin, bei den Menschen, die euch aus Erfahrung berichten können…

…denn grade diese Menschen sind oft nur einen „Wimpernschlag“ im Aufmerksamkeitsspektrum und dann geht die Diskussion über die Menschen, die unmittelbar betroffen sind wieder vorbei….vergessen…
….und wieder beginnt die Dauerschleife der Egodiskussionen, in der jeder DIE eine richtige Meinung hat…laut und wütend an der Menschlichkeit vorbeischreit…

…hört endlich auf damit und lernt zuzuhören…

Es geht immer um die Familien, die Ihre Lieben verlieren, um die Menschen, die unter den Unfallfolgen ein Leben lang leiden…und auch um die Menschen, die mit der Schuld an so einem Unfall leben müssen…

….Nachhaltigkeit und Wandel gelingt nur mit Empathie, Mitgefühl, Solidarität, Kompromissen und Kommunikation….

Zum Schluss: Diese Gesellschaft wäre ein klein wenig besser, wenn mehr Menschen diese Werte alltäglich leben….Tema: ehrliche Selbstreflektion.

…das war ein emotionaler Kommentar aus dem Herzen geschrieben….bitte bleibt respektvoll und seit täglich etwas netter zueinander.

Hallo Insa,
das sind so treffende Worte und geben das wieder, was ich häufig denke, aber auch in Diskussionen leider immer wieder vergesse. Danke also fürs formulieren und darauf verweisen.

Übrigens hier mal dazu Paragraph 1 der STVO:

„(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.

(2) Wer am Verkehr teilnimmt, hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder, mehr als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.“

Danke Daniel….denn dieses Forum soll die Angehörigen und die Verstorbene in den Vordergrund stellen….respektvoll, tröstend, menschlich. solidarisch…

Diskutieren über Veränderungen der Verkehrspolitik können wir an anderer Stelle…und dann bitte immer respecktvoll.

Mangelner Anstand ist natürlich ein netter Grund für eine Zensierung, wenn dem Inhaber des Blogs es nicht passt, was als Kommentar hinterlassen wird.
Ja, es tut mir leid was der Frau wiederfahren ist, trotzdem stellt sich mir die Frage, ob man alles einfach so hinnehmen muss, oder einfach mal hinterfragt, warum eine Situation wie diese eingetreten ist.
Ich sage es mal anders, muss also, wie hier permanent gefordert, alles seitens der Behörden getan werden, um jegliches Fehlverhalten von Verkehrsteilnehmern zu verhindern?

Ja, ich finde es in der Tat großartig, dass ich Angehörige, die hier offenbar mitlesen, vor dummen Kommentaren schützen kann. Wem das nicht passt, sei das große (a)soziale Netzwerk empfohlen. Da kann man seinen Ergüssen ja freien Lauf lassen.

Zur Frage: Hundertprozentige Sicherheit können die Behörden nicht herstellen. Aber es gibt noch etliche Prozente, um die sie sich kümmern können.

Ich habe mit sozialen Medien wenig am Hut und beschränke mich auf Weniges. Ich erwarte allerdings etwas Ausgewogenheit und nicht perse Tendenzielles, aber richtig das ist sicherlich immer am Bloginhaber ausgerichtet.
Man muss halt objektiv sein, nicht jedem fällt das leicht.

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