Kategorien
Allgemein

Halteverbot auf Fahrradschutzstreifen: Dachdeckerbranche vor dem Ruin

Die neue Straßenverkehrsordnung ist seit einem Monat in Kraft und damit auch das generelle Halte- und Parkverbot auf Fahrradschutzstreifen. Die Dachdeckerbranche sieht sich in ihrer Existenz gefährdet.

Die neue Straßenverkehrsordnung ist seit einem Monat in Kraft und damit auch das generelle Halte- und Parkverbot auf Fahrradschutzstreifen. Bisher durfte man dort als Autofahrer noch halten, jetzt nicht mehr. Viele werden davon in den nächsten Wochen überrascht sein, wenn ein Bußgeldbescheid in Höhe von mindestens 55 Euro ins Haus flattert.

Natürlich regt sich aber auch Widerstand gegen das neue Halteverbot. So auch vom Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH). Und die hat es in sich. Das Halteverbot habe nämlich beträchtliche Folgen für Dachdeckerbetriebe und deren Zulieferer, die darauf angewiesen seien, mit ihren Fahrzeugen möglichst nah an Baustellen heranzufahren. Als Dachdecker habe man zwar volles Verständnis dafür, Fahrradfahrer besser zu schützen. „Aber das darf nicht zu Lasten derer erfolgen, die auf Halteflächen angewiesen sind.“ Sprich, für den entladenden Dachdecker darf man ruhig mal einen Radfahrer gefährden.

Als Dachdecker habe man zwar volles Verständnis dafür, Fahrradfahrer besser zu schützen. „Aber das darf nicht zu Lasten derer erfolgen, die auf Halteflächen angewiesen sind.“

Für Dachdecker sei es keine Alternative, 500 Meter entfernt einen Parkplatz zu nutzen. „Oder sollen wir fünf bis sieben Tonnen Ziegel, Maschinen und Werkzeuge in der Schubkarre zur Baustelle schieben?“, fragt der Dachdecker-Präsident und malt den Teufel gleich mal an die Wand: „Wenn vorher Halte-Genehmigungen eingeholt werden müssen, können Dächer nach Sturmschäden eventuell tage- oder sogar wochenlang nicht repariert werden.“

Die Forderung, „Ausnahmen für das Be- und Entladen im gewerblichen Verkehr aufzunehmen und das Halten fürs Handwerk auf Fahrradwegen wieder zu gestatten“, ist natürlich entschieden zurückzuweisen. Erstens wird so ein Handwerkerbulli dann stundenlang „entladen“ und zweitens ist der Autofahrer ein Herdentier und stellt sich mit seinem PKW dann gleich dahinter.

Den Dachdeckern springt dann noch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) zur Seite. „Handwerksbetriebe müssen weiter ihre Kunden und Baustellen direkt erreichen und ihre Transporter in der Nähe abstellen können.“ Mit Nähe scheint dann wohl immer ein Radweg gemeint zu sein. Und zur Sicherheit schwingt man gleich auch noch die ganz große Keule: Das neue Halteverbot „bedeutet im Handwerk die Gefährdung der beruflichen Existenz.“

Leute, sucht schon mal Youtube-Tutorials. Es könnte sein, dass es bald keine Dachdecker mehr gibt…

In einer früheren Version hatte ich geschrieben, dass man einfach neben dem Schutzstreifen halten soll. Ob das erlaubt ist, ist noch nicht so ganz klar. Die Verwaltungsvorschrift der neuen Straßenverkehrsordnung lässt noch auf sich warten.

Bild via pixabay

23 Antworten auf „Halteverbot auf Fahrradschutzstreifen: Dachdeckerbranche vor dem Ruin“

Es ist natürlich die Pflicht der Allgemeinheit, hier der Radfahrenden, Parkplätze für Handwerker zur Verfügung zu stellen. Wo kämen wir denn hin, wenn der Bauherr das Problem lösen müsste oder das Handwerk bessere Fahrzeuge anschaffen müsste!

@Dörte: In den dicht bebauten Innenstädten werden viele Bauherren keinen privaten Platz zur Verfügung stellen können, weil es ihn schlicht nicht gibt. Ggf. kann er vorhandene Parkplätze mit einem Halteverbot reservieren. Das Beantragen und zeitige Aufstellen nimmt Tage oder Wochen in Anspruch. Für langfristig geplante Arbeiten, die große Mehrzahl der Fälle, geht das.

Bei einem Sturmschaden, den man schnell vor dem nächsten Regen beheben muß, bleibt diese Zeit nicht. Das Ordnungsamt möchte ich aber sehen, das in so einem Notfall einen Aufstand macht, weil zum Be- oder Entladen ein Fahrstreifen für eine Weile blockiert wird.

Ich habe aber eine ganz andere Frage. Wenn der LKW nun brav auf dem Fahrstreifen links vom Gefährdungsstreifen parkt, Arbeiter mit Baumaterial und Arbeitsgerät bepackt hin und her laufen, wer traut sich durch die schmale Lücke zwischen LKW und Bordstein zu fahren? Das Manöver birgt viel Konfliktpotential und geht maximal mit Schrittgeschwindigkeit.

Ich würde an so einer Stelle in der Regel den LKW mit Abstand links passieren. Das geht einfacher, wenn das Fahrzeug auf dem Gefährdungsstreifen steht und links mehr Platz ist. Jehova!

@Thomas, stell Dch mal an in BS zur HVZ nachmittags an den Platz neben der Johanniskriche/Kapellenstraße und beobachte die Kreuzung, speziell den tollen neuen Radfahrstreifen stadtauswärts, wenn Linksabbieger in die Westermann-Allee wollen und wegen dem Gegenverkehr stehen bleiben müssen. Da wird aus dem Radfahrstreifen ganz schnell eine Überholspur und an der gegenüberliegenden Seite fahren die PKW dann ein Stück auf dem Radweg weiter, bevor sie merken, dass sie ganz falsch sind.
Von daher bin ich mir sicher, dass PKW-Fahrer einen illegalen Weg finden werden, einen auf der Fahrspur stehenden LKW irgendwie über Geh- und Radweg zu umfahren.

In Gegenrichtung stadteinwärts übrigens auch, da wird vor der Ampel die Absenkung für Radfahrer auch mal als Abbiegerspur mißbraucht. Und von dem ständig zugefahrenen Radfahrstreifen Leonhardplatz rede ich besser nicht mehr, auf Beschwerden reagiert weder die Stadtverwaltung noch der KV des Allgemeinen Deutschen „Fahrrad“ Clubs.

Die Kreuzung am Marienstift wurde ja erst vor kurzem neu gestaltet.
Ein weiteres Problem, welches ich da beobachte sind Radfahrer von stadtaus wärts, die weiter in die Helmstedter Straße hoch wollen oder rechts in die Westermann-Allee, diese fahren nämlich geradeaus weiter auf dem Gehweg, bzw. über den Platz vor dem ehem Blumengschäft um den Schlenker um die Ecke nach links und die Ampel dort zu sparen. – eine glorreiche Glanzleistung unserer unfehlbaren „Fahrradstadt“-Stadtverwaltung ist das mal wieder –

Unsere Radfahrergemeinde ist übrigens auch nicht besser, viele fahren dort linksseitig auf dem Radweg und dann Radfahrstreifen weiter. Linksabbiegen mit der neuen Ampel ist auch ein Problem für einige Radfahrer.

Das Problem hat mMn seine Ursache darin, dass es für praktisch alle Autofahrenden komplett unvorstellbar ist, auf einer Fahrbahn zu halten. Lieber ignorieren sie bestehende Verbote.

Wenn du das sagst Jule ! Fahrradfahrer gegen Autofahrer, das ist doch Kindergarten ! Könnt ihr euch nicht einfach mal alle Respektieren und akzeptieren ? …

Unfassbar. Hat aber auch eine gute Seite das Ganze: dieser sanfte Zynismus steht dir unheimlich gut!
Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass solche Übergriffe der Verbände nicht wesentlicher Teil der „neuen Realität“ werden.

Bin selber 30 Jahre in Osnabrück im Sanitär und Heizungskundendienst unterwegs gewesen. Es ist mit dem Parken für Handwerker durchaus nicht immer einfach. Aber in den meisten Fällen kann man durchaus in der Nähe so parken das man niemanden behindert oder gefährdet. Und wenn es wirklich nicht anders geht lädt man Ruckzuck ein und aus und parkt danach an anderer Stelle ( ich glaube das man das notfalls tolerieren kann – zumal das auch auf einer Straße möglich und zulässig ist .
Dann müssen die Autos dahinter halt mal warten .). Zudem gibt es auch die Möglichkeit sich Sondergenehmigungen bei der Stadt zu holen . ( diese werden leider von einigen Firmen missbraucht- es wird beschissenen geparkt obwohl ausreichend Platz ist ! ) Außerdem ist nach VOB der Aufraggeber in der Pflicht sich ggfls um Stellplätze zu kümmern- und auch jeder Privatmann kann sich für Baumaßnahmen bei der Stadt vorübergehend entsprechende Parkflächen ausweisen lassen .
Was natürlich besonders blöd ist – ist auf Geh – und Radwegen zu parken , wenn man daneben auf der Straße offiziell parken darf ….. das können auch die Paketdienste ganz prima !
Also : erst denken und dann parken !

Auf der Fahrbahn neben dem Schutzstreifen parken ist nicht nur verboten (der Schutzstreifen ist Teil der Fahrbahn und man muss zum Parken den rechten Fahrbahnrand nutzen, was beim Schutzstreifen nun verboten ist) sondern auch extrem gefährlich. Als Radfahrer bleibt dann nur ein schmaler Streifen mit parkenden Fahrzeugen (und Dooring-Gefahr) auf beiden Seiten. Dazu kommt, dass man Fußgänger, die nach dem LKW die Fahrbahn überqueren wollen, nicht rechtzeitig sieht. Und auch die Ladetätigkeit selbst über den Schutzstreifen führt zu gefährlichen Situationen. Ich fahre in so einer Situation in der Regel links an dem LKW vorbei und da stört es noch deutlich mehr als bei einem Parken auf dem Schutzstreifen.

Zum Thema Dachdecker: Die Lieferung von tonnenweise Ziegeln ist wohl eher nötig, wenn man ein Dach komplett neu eindeckt. Da kann man sich auch ein temporäres Halteverbot (auf dem regulären Parkstreifen) besorgen. Für punktuelle Reparaturen nach einem Sturmschaden ist wesenlich weniger Material nötig und das geht zur Not auch per Sackkarre, wenn man nicht die 3 Tage für ein temporäres Halteverbot abwarten kann.

Am besten wäre es, wenn konsequent (auch in Wohngebieten) ein gewisser Anteil der Parkplätze als Ladezone ausgewiesen wird. Gerade durch den Boom beim Online-Shopping (und sonstigen Lieferdiensten) gibt es heute eigentlich überall Bedarf dafür. Die höheren Bußgelder gelten übrigens auch für unberechtigtes Nutzen von Ladezonen, da könnte man natürlich auch öfter kontrollieren.

Also für Notfalleinsätze nach Sturmschaden oder Brand hätte ich ja noch Verständnis, aber bei geplanten Sanierungen nicht.

ich glaube im letzten Jahr hatten wir das hier auch mal, große deutschlandweit bekannte Wohnungsgesellschaft saniert ganzen Bestand an einer Straße, der Gehweg ist etwa vier Meter breit, der alte Hochbordradweg daneben ca 1,5m, dann alleeartige Baumreihe dann Längsparken, dann drei- bis vierspurige Fahrbahn und Längsparkstreifen auf der anderen Seite, also eigentlich ganz viel Platz z.B. den Längsparkstreifen temporär für die Baumaßnahme zu räumen und noch die Möglichkeit bei Enfernen der Jägerzäune (o.ä.) und Hecken auf den Hof zwischen den zu sanierenden Häusern zu fahren…
Was macht jedoch der Gerüstbauer dieser geplanten Sanierungsmaßnahme? Fährt seinen LKW in die Absenkung des alten Radweges vor der Ampel, da wo zudem auch der Anforderungstaster und die Fahrradampel auf 1,5m Höhe ist.

Wieso sind eigentlich nur die Dachdecker am Jammern, alle Dienstleister wie Sanitär-, Elektro-Installateure, Paket-, Liefer-, Pflegedienste, Taxifahrer, Möbeltransporte und private „kurz mal was oder wen abholen“-Autofahrer stehen ganz offenbar völlig hilflos vor dieser unlösbaren und existenziell relevanten Aufgabenstellung.
Wer jammert eigentlich als nächstes über die Erhöhung der Bußgelder und drohenden selbst verursachten Verlust der Fahrerlaubnis?

Alles Blödsinn. Könnte ganz einfach gelöst werden indem der Schutzstreifen auf die linke Seite verlegt wird. Alle Radfahrer könnten mit nicht angepasster Raser Geschwindigkeit rücksichtslos an allen vorbei Rasen dafür könnten alle geschützt vor Radfahrern gefahrlos be und entladen.

Moin , Freeman !
Definiere mal „Rasen“ !
Wenn Autofahrer mit 70 durch die Stadt ballern ist alles im grünen Bereich ?
Wenn ich mit dem Fahrrad gemütlich 30 fahre bin ich ein Raser ?
Hab ich das so richtig interpretiert ???

Sorry, aber das Fahrrad ist ein Freizeitgerät, und in seiner Eigenschaft als dieses sollte es einfach hinter dem „wichtigen“ beruflichen Verkehr stehen.

neenee, kennt Ihr das nicht:
Trolle nicht füttern, verhungern lassen. Der gemeine Internet-Troll wartet doch nur auf Kommentare.

Sorry, aber das Auto ist für mich und viele andere ein Freizeitgerät, und in seiner Eigenschaft als dieses sollte es einfach hinter den „wichtigen“ beruflichen Verkehrsträgern (Fahrrad und/oder ÖPNV) stehen.

Und wenn dir das Auto so wichtig ist, dann darfst du auch gerne meinen Kostenanteil der neuen Abwrackprämie – sofern sie denn kommt – übernehmen. Ich werde mich gegen so einen Schwachsinn wehren.

Aha …. dir ist aber schon klar das die Allgemeinheit jeden PKW Kilometer mit 11 Cent subventioniert. Und das jeder der mit Fahrrad zur Arbeit fährt, einer weniger ist der vor dir im Stau steht ….????

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert