Kategorien
Radverkehr

Bündnis für moderne Mobilität gegründet

Das Bundesverkehrsministerium hat zusammen mit Ländern und Kommunen ein Bündnis für moderne Mobilität gegründet. Ziel ist es, mehr Platz für umweltfreundliche Verkehrsmittel zu schaffen. Dazu gehört auch der schnelle Ausbau des Radverkehrs, wie ihn auch das sogenannte Klimapaket der Bundesregierung vorsieht. Allein bei der Umsetzung in den Kommunen scheitert die Neuverteilung des Verkehrsraumes regelmäßig zuverlässig. Um jeden Parkplatz, der dem Rad- oder Fußverkehr zugeschlagen werden soll, wird erbittert gekämpft. Wenn der Kampf denn überhaupt geführt wird. Oft traut man sich gar nicht, diese Umverteilung überhaupt anzusprechen.

Der ADFC sichert Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern nun volle Unterstützung bei den zu erwartenden Flächenkonflikten zu. Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork: „Ab 2020 ist erstmals richtig Geld vom Bund da, um in den Kommunen hochqualitative Radwegenetze, Fahrradbrücken und Fahrradparkhäuser zu finanzieren. Damit dieses Geld auch zügig auf die Straße kommt, müssen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister jetzt mit ihren Verwaltungen in die Planung einsteigen – und spätestens ab 2021 richtig gute Radwege bauen. Wie überall auf der Welt wird es bei der Umverteilung des Straßenraums Konflikte geben. Da heißt es, Haltung und Führungsstärke zu beweisen, liebe Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Der ADFC wird Sie mit seinen mehr als 450 Gliederungen bundesweit dabei stärken!“

Moralische Unterstützung gibt es dabei auch von Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann. „Wir haben gesehen, was mutige Kommunalpolitik leisten kann, wenn sie den Mut hat, dem Auto eine Spur wegzunehmen“, sagte er heute beim ersten baden-württembergischen Radkongress.

Hier hat die Umverteilung mal geklappt: Aus dem Parkstreifen für Autos wurden ein breiter Radweg und ein ebenfalls deutlich breiterer Gehweg.

In den Papieren zum Klimapaket heißt es ausdrücklich, dass „die bei weitem noch nicht ausgeschöpften Potenziale des Radverkehrs“ gehoben werden sollen. Gemeinsam mit Ländern und Kommunen sollen „Radverkehrsnetze“ realisiert werden, auf denen sich „jeder Verkehrsteilnehmer“ sicher fühlt und „jeder Weg mit dem Fahrrad zurücklegbar“ sein wird. Es sollen „flächendeckende Radwegenetze“ geschaffen werden, indem normale Straßen zu „Fahrradstraßen“ ausgebaut, „Fahrstreifen in geschützte Radfahrstreifen umgewandelt“, „Knotenpunkte sicher umgestaltet“ und „moderne Fahrradparkhäuser“ gebaut werden. Außerdem soll der Radverkehr nach Möglichkeit durch „grüne Wellen“ beschleunigt werden.

Für alle diese Vorhaben nimmt die Bundesregierung viel Geld in die Hand: 1,45 Milliarden Euro stehen bis 2023 für den Radverkehr zur Verfügung, das sind 900 Millionen Euro zusätzlich in diesem Zeitraum. Das Geld steht durch die mittelfristige Finanzplanung auch nach einem Regierungswechsel zur Verfügung. Stork: „Auch wenn das Klimapaket insgesamt enttäuscht, weil es weiterhin Fehlanreize für übertriebene Autonutzung setzt, markiert es für den Radverkehr doch einen vehementen Aufbruch. Nicht nur nimmt sich die Regierung vor, den Radverkehr mindestens zu Verdreifachen. Sie gesteht auch ein, dass die bisherigen, eher kosmetischen Methoden der Radverkehrsförderung zu kurz greifen. Ab 2020 soll für den Radverkehr richtig ambitioniert und qualitätvoll gebaut werden, das ist das Signal an die Städte!“

Nun muss nur noch ein Umdenken in den Verwaltungen und Fraktionen stattfinden. Aber was heißt „nur noch“?! Das ist wohl das Schwierigste an der ganzen Sache. In den entscheidenden Positionen sitzen oft ältere Herren, die mit dem Auto sozialisiert wurden und ein emotionales Verhältnis zu ihm haben. (Habe ich genau so von einem leitenden Beamten des Landkreises Osnabrück gehört). Diese Strukturen müssen dringend aufgebrochen werden. Sonst nützt das nächste Bündnis wieder nichts…

Hier wäre eine Neuverteilung der Verkehrsfläche dringend nötig.
Fotos: dd

5 Antworten auf „Bündnis für moderne Mobilität gegründet“

Meine Tochter (6) stellt gelegentlich bohrende Fragen zur Radinfra. Wieso sie sich z.B. an einer roten Ampel nicht direkt an die aufgemalte Haltelinie stellen darf und sie dort dem Querverkehr (der gerade Grün hat) im Weg steht. Oder wieso so viele Autos auf Gehwegen parken, oder an Ecken wo sie die Straße überqueren will. Ich sage ihr dann immer, dass das von Menschen so gewollt ist, die dumm und faul sind und Autos lieber als Radfahrer haben. Und dass es das hoffentlich nicht mehr gibt, wenn sie mal groß ist.

Kein Wort über Fahrrad Schnellstrassen die auch dringend nötig sind um den Radverkehr aus den Randgebieten in die Städte und umgekehrt zu bringen.
Außerdem wäre es mal so richtig schön im Sommer schnell von Hamburg an die Ostsee oder an den Schaalsee zu radeln!

fahrradstraßen…. Bislang werden mit breiter Werbung und Unterstützung duch den ADFC-KV in meiner Stadt ganz viele Fahrradstraßen eingerichtet, wenn man aber vor Ort ist, stellt sich heraus, dass an allen „Fahrradstraßen“ ein Zusatzschild „Kraftverkehr frei“ darunter angebracht ist, was mal als Ausnahme in Einzelfällen gedacht war, ist hier der Regelzustand, man möchte es sich schließlich nicht mit Autofahrern, zugleich Anwohnern, zugleich Wähler verscherzen.

wenn man mal beobachtet, wie das Beschildern einer Fahrradstraße hier gerade geschieht, muss man sich fragen, ob das Personal dafür einfach nur inkompetent ist:
1. Vor ca. 4 Wochen werden zwei „Fahrradstraße“-Schilder aufgestellt und abgedeckt, nichts weiter passiert. Schild 1 ist an der Einmündung in die Sackgasse, Schild 2 an einem Weg, der aus einem Park in die Straße führt. Da die Straße an Schild 2 aber noch weiter geht und in einer Kurve ist, ist Schild 2 nur aus diesem Park zu sehen.

2. Vor ca 1,5-2 Wochen wird an Schild 1 an der Einmündung ein weiteres „Fahrradstraße“-Schild auf den Gehweg gepflanzt, die Abdeckungen aller Schilder entfernt, darunter nun mit „Kraftverkehr frei“. Das Schild an der Parkzufahrt ist vom weiteren Straßenverlauf hinter der Kurve immer noch nicht zu sehen.

3. vor ca 1 Woche wurde das dritte „Fahrradstraße“-Schild an der Einmündung wieder entfernt und das Schild an der Parkzufahrt um ein paar Meter versetzt, sodass es auch zu sehen ist, wenn man aus dem weiteren Straßenverlauf kommt, Zusatz „Kraftfahrer frei“ wurde hier auch angebracht. Wo aber die Fahrradstraße nun genau endet ist immernoch nicht ganz klar, da es kein Endschild gibt.

ist vielleicht nicht einfach das zu verstehen, daher mal Situation unter Punkt zwei in Bildform:
https://abload.de/img/fahrradstrasse_yz_dopr7kmn.jpg
(das Schild rechts wurde wieder entfernt)

und ein Suchbild für das Fahrradstraße-Schild, der Wegweiser steht bereits am rechten Rand der Kurve und das Fahrradstraße-Schild an der Einmündung des Weges aus dem Park:
https://abload.de/img/fahrradstrasse_yz_unsujkg2.jpg
(Radfahrer, Autofahrer stehen an diesem Punkt auf der Fahrbahn und müssen links vom Wegweiser vorbei)

Ich beobachte derzeit, dass hier Schilder immer wieder falsch aufegstellt werden, dann nochmal nachgebessert wird, manchmal sogar noch ein drittes Mal was geändert wird.
Im gezeigten Fall ist es wie gesagt immernoch nicht perfekt. und ich frage mich wann es fertig ist.

Vermutlich wird man ein weiteres „Fahrradstraße“-Schild noch vor den Wendehammer am Ende dieser Sackgasse setzen müssen, weil eben hier noch ein weiterer Freizeitweg in diese Straße mündet.

Bei der Auslegung der StVO stellt sich das Problem, dass für Fahrradstraßen das Schild für das Ende parallel zu Ende-Schildern für Zonen gestaltet ist. Vermutlich ist die Fahrradstraße aber keine Zone, denn der Bundesgesetzgeber will uns ja demnächst mit eine Fahrradzone beglücken.

Also ist VZ 244.2 wohl wie alle anderen Vorschriftzeichen zu behandeln. Damit allen Verkehrsteilnehmer*innen, die davon betroffen sind, von der Vorschrift Kenntnis haben, muss es wiederholt werden, sobald andere in den Geltungsbereich kommen. Daher werden an Kreuzungen Tempolimits wiederholt, aber nicht zwingend nach jeder kleinen Stichstraße.

Soweit ich die Beschreibung richtig verstehe, wäre hier das VZ 244.1 bis zum Ende der Sackgasse gültig, am Ende der einmündenden Wege wäre beides Mal der Beginn anzuzeigen, in die Gegenrichtung das Ende. Das Ende muss m. E, nicht zwingend beschildert werden. VZ 240 wäre auch ausreichend.

„Auch wenn das Klimapaket insgesamt enttäuscht, weil es weiterhin Fehlanreize für übertriebene Autonutzung setzt, markiert es für den Radverkehr doch einen vehementen Aufbruch. Nicht nur nimmt sich die Regierung vor, den Radverkehr mindestens zu Verdreifachen.“

Was für eine bodenlose Dummheit und Ignoranz!
Längst ist klar, dass der Autoverkehr sich – vor allem in den Ballungsräumen – ohne die Nutzung der flächensparsamen Umweltverbundverkehre selbst an die Wand fährt und quasi im Stau steckenbleibt.
Der Radverkehr leistet hier den ‚Steigbügelhalter‘ zur Verflüssigung des Autovekrehrs, mit dem Resultat erweiterter MIV-Erreichbarkeitsradien und der Schaffung einer Basis für die automobile Ausrichtung des kommenden Megatrends ‚mobility as a service‘.

Regen -> Traufe:
„Radentscheider“ und Mitautor der Greenpeace-‚Studie‘ mit Schwerpunkt ‚lets go dutch‘ dazu:
https://radzeit.de/die-minibar-als-schluessel-zur-verkehrswende/

Schöne neue Autowelt mit geschätzten zukünftigen Jahresumsätzen von ca. 7.000 Mrd. €.

Na da können sich Google/Waymo, Intel, Daimler, BMW und Konsorten schonmal auf satt steigende Gewinnmargen nach der Übergangszeit zur Automobility 4.0 freuen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert