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Radverkehr

Feintuning für die Radverkehrsplanung

Für die Stärkung einer aktiven und nachhaltigen Mobilität spielt der Radverkehr in Stadt und auf dem Land eine entscheidende Rolle. Studierende des Verkehrssystemmanagements an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft widmeten sich im aktuellen Sommersemester der Erforschung von Umwelt- und anderen Einflussfaktoren auf die Sicherheit und den Fahrkomfort beim Radfahren. Im Beisein von vielen Radbegeisterten wurden nun ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit vorstellen: Das SensorBike ist ein Messfahrrad, das mit zahlreichen Sensoren wie Leistungsmesser, Vitalsensoren, Beschleunigungs- und Erschütterungssensor, Klimamesser, Abstandsmesser und Kameras ausgestattet ist. Zehn Studierende des Masterstudiengangs Verkehrssystemmanagement waren an dem Projekt beteiligt. Die Anschaffung der beiden Messfahrräder sowie der Sensorik wurde finanziell durch die Dr. Joachim und Hanna Schmidt Stiftung für Verkehr und Umwelt sowie den Verbund der Stifter der Hochschule Karlsruhe unterstützt.

„Das SensorBike mag auf dem ersten Blick aussehen wie ein ganz normales Fahrrad, kann aber deutlich mehr“, erläutert Philipp Neumann, Studierender des Masterstudiengangs Verkehrssystemmanagement. „Es ermöglicht die Erforschung der verschiedenen Einflussfaktoren des Radfahrens aus Sicht der Radfahrer.“

Das SensorBike erfasst alle Einflussgrößen, die sich auf den Energiebedarf beim Radfahren auswirken (Längsneigung, Windgeschwindigkeit, Fahrbahnoberfläche etc.), die Einflussgrößen, die den Fahrkomfort der Radfahrer bestimmen (Witterung, Klima etc.), die Einflussgrößen der Verkehrssicherheit (Seitenabstände, Bremsbeschleunigungen etc.) sowie die verkehrsbedingten Umweltwirkungen, die sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Radfahrer auswirken (Luftschadstoffbelastung, Lärmbelastung etc.). Die beiden an der Hochschule Karlsruhe entwickelten SensorBikes gehören deutschlandweit zu den ersten Messfahrrädern, die mit so zahlreicher Messsensorik ausgestattet sind und ein so umfassendes Einsatzfeld ermöglichen.

„Bisher wurde der Radverkehr meist aus der Sicht von außen als eine Verkehrsart neben anderen erforscht“, sagt Prof. Dr. Jochen Eckart, Projektleiter und Studiendekan des Masterstudiengangs Verkehrssystemmanagement. „Eine Weiterentwicklung des Verständnisses des Radverkehrs erfordert jedoch einen Perspektivwechsel hin zur Sicht des Radfahrers. Wir wollen mit dieser Forschung wichtige Impulse für die künftige Radverkehrsplanung geben und unseren Teil zum Ausbau einer gesundheitsfördernden und emissionsfreien Mobilität beitragen. Aus diesem Grund wollen wir diese Forschungsarbeiten auch fortsetzen und noch zahlreiche weitere offene Fragen aus der Sicht der Radfahrer aufgreifen.“

Das SensorBike ermöglicht die Erforschung der verschiedenen Einflussfaktoren des Radfahrens aus Sicht der Radfahrer.

Das SensorBike nimmt die Perspektive des Radfahrers ein. Diese empirische Forschung umfasst verschiedene Einflussfaktoren im Gesamtsystem: Die Maschine ‚Fahrrad‘ sowie deren Ausstattung ist in ihrem Einfluss auf unterschiedlich häufige und lange Radfahrten zu analysieren. Zudem hat die bauliche Infrastruktur einen Einfluss auf die Verkehrsmittel- und Routenwahl sowie auf die Verkehrssicherheit. Die digitale Infrastruktur für den Radverkehr gewinnt mit den bereitgestellten Informationen einen zunehmenden Einfluss auf den Radverkehr. Zudem sind die gesellschaftlichen Aspekte des Radfahrens als Fahrradkultur zu berücksichtigen.

Auch Studierende des gleichnamigen Bachelorstudiengangs präsentierten ihre Projektergebnisse zum SensorBike: Sie wollten wissen, wie sich die Gestaltung der Radinfrastruktur auf den Kraftbedarf von Radfahrern auswirkt. Dazu ließen sie im aktuellen Sommersemester ca. 30 Personen eine Erhebungsstrecke in der Stadt Karlsruhe abradeln. Dabei wurde deren Geschwindigkeit und Leistung während der Fahrt gemessen. Aus der Untersuchung resultieren Empfehlungen, wie Radwege, Radfahrstreifen, Querungshilfen und Lichtsignalanlagen auf der Strecke gestaltet werden müssen, damit Radfahrer schnell und mit wenig Kraftaufwand unterwegs sein können. Die beiden SensorBikes stehen auch in den kommenden Semestern für zahlreiche studentische Projekte und Abschlussarbeiten der Studierenden des Verkehrssystemmanagements zur Verfügung. Die studentische Forschung leistet damit Beiträge zum verbesserten Verständnis der Radfahrer in Stadt und Land und entwickelt Hinweise zum Feintuning der Radverkehrsförderung.

„Der Studiengang Verkehrssystemmanagement leistet mit der Forschungsarbeit um das SensorBike einen wichtigen Beitrag für die projektorientierte Lehre und eine frühzeitige studentische Forschung“, sagt Prof. Dr. Angelika Altmann-Dieses, Prorektorin für Studium, Lehre und Internationales an der Hochschule Karlsruhe. „Damit wird die Ausbildung zukünftiger Verkehrsplaner gestärkt, die dann in Beratungsbüros oder der Verwaltung helfen, die Fahrradförderung in der Praxis umzusetzen.“

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Foto: John Christ

2 Antworten auf „Feintuning für die Radverkehrsplanung“

Und wenn man so ein High-Tech-Bike fährt, muß man eine Müllabfuhr-Jacke und eine alberne Plastikkopfbedeckung tragen? :-)

Nichts für ungut, solche Forschungsprojekte sind gut und richtig! Und ich bin schon sehr auf die Ergebnisse gespannt!

Aber ein Promotion-Video sollte nicht das Outfit mancher Radler verspotten. Fahrradfahren ist eine ganz normale Fortbewegungsart. Man sollte dazu nicht anders gekleidet sein als ein Fußgänger, Nutzer der ÖPNV oder Autofahrer. Also bitte nochmal ohne Müllweste und Narrenkappe!

Hört hört, der ADFC fordert mal wieder „aufgeräumte Kreuzungen“ und „separate Radwege“. Ist das derselbe ADFC, der das „Radfahren auf der Fahrbahn“ fordert?

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