Kategorien
Links der Woche

Links der Woche #186

Das Klima ist nach der Europawahl das große Thema und das deutsche Klimakabinett hat getagt. Cem Özdemir, Vorsitzender des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestags, reagiert auf Verkehrsminister Scheuers Pläne, CO2 einzusparen mit der Aufforderung, er müsse endlich eingenordet werden. Spiegel Online hat eine E-Bike mit nicht ganz unendlichem Akku getestet, Andrea Reidl erklärt bei Zeit Online, warum Radaktivisten früher für das Fahrbahnradeln gekämpft haben und heute für geschützte Radwege streiten und in Osnabrück hängt ein Plakat, das sich mit dem Falschparker-Problem auseinandersetzt. Viel Spaß an diesem ersten wirklich heißen Tag des Jahres!

Hinaus ins Urbane (taz)

Falten und walten (Spiegel Online)

Radwege nicht nur für Mutige (ZEIT Online)

Mehr Radfahrer, weniger Unfälle (Deutschlandfunk)

Rad-Kampf – So viel Straße braucht ein Fahrrad (hr)

Bahn frei! – Wie fahrradfreundlich ist Deutschland? (WDR)

Seehofer setzt im Klimakabinett auf Gebäudesanierung (Tagesspiegel)

Separated Bike Lanes Means Safer Streets, Study Says (Streetsblog USA)

Autonome Fahrzeugflotten ersetzen das Privatauto (Deutschlandfunk Kultur)

Wie das Münchner Umland gegen zu viele Autos kämpft (Süddeutsche Zeitung)




Tweets




























44 Antworten auf „Links der Woche #186“

Frau Reidl hat das mit der Fahrbahn und der Straße nicht begriffen („Radfahrerinnen und Radfahrer gehören auf die Straße.“; „Die Radaktivisten wollten unbedingt auf der Straße fahren.“). Wieviel wird sie wohl vom komplexeren Teil der Materie verstehen? Mich wundert, dass auch hier ADFC-Meinung mit Meinung von Fachleuten gleichgesetzt wird. Stork und Co. sind Laien. Auch Laien dürfen eine Meinung haben und die kund tun. Nur sollten Journalisten das richtig einordnen für die Leserschaft und nicht nur munter alles nachplappert. Wenn ich an dem Rahmenbedingungen nichts ändere, wird die Mehrheit sicherlich nicht Rad fahren. Aber hier hätte sie mal nachfragen müssen, warum denn nicht die Rahmenbedingungen geändert werden sollen? Das würde dann auch in der Mehrheit der Straßen helfen, in denen keine PBL Platz haben.

Wenn ich es recht verstehe, wird nicht bestritten (von Frau Reidl, vom ADFC etc.), daß das Fahren auf der Fahrbahn sicherer als auf separierten Wegen ist. Das heißt, mit der Forderung nach mehr Separation nimmt man mehr Unfälle und damit auch mehr Verletzte und Tote in Kauf, um mehr Radfahrer zu bekommen!? Wie ist das eigentlich ethisch zu vertreten? Kann der ADFC nicht mal einen Theologen dazu befragen?

Sind die Straßen breiter geworden seit den 70ern? Im Großteil der deutschen innerörtlichen Straßen ist schlicht kein Platz für PBL, wie sie der ADFC und der Rest der Neuen Radaktivistenszene gerne hätte, es sei denn man verzichtet auf Kfz-Spuren, aber dann brauch man auch keinen PBL mehr. Dazu schweigt sich der ADFC aus. Wir brauchen aber keine Inseln mit – ob nun sicheren und tollen sei hier mal offen gelassenen – PBL, sondern Radfahren muss flächendeckend sicher und stressfrei sein. In Berlin mag man in manchen Quartieren ein zusammenhängendes Netz auf Hauptverkehrsstraßen zusammen bekommen, aber nicht in den ganzen Klein- und Mittelstädten, in der die Mehrzahl der Bürger*innen wohnt. Das der ADFC und der Reste der Neuen Radaktivistenszene sich gegen konsequentere Ansätze wehrt, erschließt sich mir nicht. Oder er sieht in ihnen meiner Wahrnehmung eher Begleitmaßnahmen.

Dagegen, bei breiten Straßen mit mehreren Kfz-Spuren, die man eh nicht queren kann bei ausreichend breiten Radwegen, die nicht nur das faktische sondern auch das rechtskonforme Überholen ermöglichen, auf der Strecke den Sicherheitsraum (siehe UDV-Studie) als schönen Grünstreifen zu realisieren, habe ich nichts. Aber gegen fiese Stahlpfosten und da Beibehalten des Parkens entlang der Straßen zum Schutz des Radverkehrs. Aber damit vertrete ich wohl eine Position, mit der man von allen Seiten angefeindet werden kann. :-(

Nein, es sollen geschützte Radwege angelegt werden, wo Platz ist, bzw. wo man sich den Platz nehmen kann. Und da wo das wirklich nicht geht, soll es Regelgeschwindigkeit 30 geben, was ja in eurem Sinne sein sollte.

Daniel, Du schreibst:

„Und da wo das wirklich nicht geht, soll es Regelgeschwindigkeit 30 geben, was ja in eurem Sinne sein sollte.“

Da bin ich ganz anderer Meinung. Tempo 30 (oder weniger) sollte prinzipiell in geschlossenen Ortschaften gelten. Ausnahmslos.

@Daniel: „Getrennte Ampelschaltung…“

Wie viele zehntausend neue Ampeln möchtest Du denn aufstellen? Und wie so etwas aussieht kann man in BS auf der Hildesheimer Str. unter der Tangente bewundern: abbiegende Kraftfahrzeuge und Radfahrer auf dem Radweg sind durch Ampeln voneinander getrennt. Die Folge: von den vier Ampeln auf 25 m haben Radfahrer zwei bis dreimal Rot. Immer. Der parallel auf der Fahrbahn fahrende Verkehr unterquert die Tangente bei grüner Welle in einem Rutsch. Dieses Gehampel, das den Radverkehr massiv ausbremst und den Kraftverkehr beschleunigt, soll es in Zukunft an jeder Kreuzung geben? Nur damit man Geradeausverkehr weiterhin rechts von Rechtsabbiegern führen kann?

Verhaltensauffällige Kraftfahrer sind ein soziales und kein technisches Problem. Soziale Probleme mit technischen Mitteln lösen zu wollen, war schon immer eine schlechte Idee. Die tausenden von Radwegtoten der vergangenen Jahrzehnte sollten Beleg genug sein!

Ich schlage Schulung, Aufklärung und Kontrolle vor. Geld ist offenbar da, wie die dämliche Werbung für Betthelme zeigt. Man will nur nicht. Wenn man jedoch will, geht vieles: die neueingerichtete Braunschweiger Fahrradstaffel meldet stolz, daß man 450 Vergehen allein im Mai geahndet habe. Von Radfahrern selbstverständlich, Kraftfahrer kommen darin nicht vor.

@Daniel: Also viel hilft viel? Ich war noch nie ein Fan von Forderungen wie „300 km Radweg im Jahr“. Das können dann auch 300 sinnfreie Kilometer im nichts sein.

Ich bin für eine gesetzliche Höchstgeschwindigkeit von 25 – wie sie in Pedelcs angelegt ist. Eine Regelgeschwindigkeit würde ich gar nicht definieren.

Wenn ich dich richtig verstehe (?) läuft den Plädoyer darauf hinaus, dass man mit PBL ermöglicht, möglichst viele Straßen bei Tempo 50 zu belassen.

Mal angenommen, es gäbe da wirklich einen neuen Standard im Radwegebau, der tatsächlich die unzähligen grundsätzlichen Probleme der separierten Verkehrsführung zufriedenstellend lösen könnte, und weiterhin angenommen, ab jetzt würden wirklich konsequent alle Neu- und Umbauprojekte mit diesem fiktiven Standard ausgeführt: was genau wollen wir solange bis zum Umbau mit all den zigtausend km gefährlichem Bockmist im Altbestand anstellen?

Welche realistische Lösung würde denn von heute auf morgen funktionieren? Und ich meine nicht für dich, Martin und Alfons. Ich meine für die große Mehrheit der Menschen.

Daniel, eine prinzipielle Absenkung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h oder weniger in geschlossenen Ortschaften wäre ein guter erster Schritt für mehr Verkehrssicherheit. Für alle Verkehrsteilnehmer und unabhängig davon, wie man es mit den Radwegen hält.

Das löst längst nicht alle Verkehrssicherheitsprobleme, aber schon mal recht viele.

Eine zweite Maßnahme, die ebenfalls praktisch kostenlos ist, wäre die komplette Abschaffung der Radwegebenutzungspflicht, d.h. Vz 237 etc. zeigten dann nur noch an, daß es einen Radweg gibt, aber eben nicht mehr obligatorisch. Damit verbunden dürften in geschlossenen Ortschaften keine Kraftfahrstraßen oder Autobahnen ausgewiesen sein, weil dort faktisch Radwegebenutzungspflicht herrscht, was bei Tempo 30 gar keinen Sinn mehr hätte. Daß sich Autobahnen gut zum Radfahren eignen, haben zigtausende von Radlern am vergangenen Sonntag auf AVUS und A100 erleben dürfen.

Ja da kommen wir der Wahrheit doch schon näher. Es geht dir und vermutlich einem Prozent der übrigen Radfahrer um die RWBP. Egoistisch. Denn der große Rest will nicht in den Mischverkehr. Mischverkehr ist DAS Hemmnis für viele, überhaupt Rad zu fahren.

@Daniel: „Mischverkehr ist DAS Hemmnis für viele, überhaupt Rad zu fahren.“

Fehlende Radwege ist DIE Lieblingsausrede des Autofahrers warum er nicht das Rad nehmen kann. Die Legende, daß Radwege Autofahrer zum Umstieg bewegen, ist nicht totzukriegen. Sie kommt mit jeder Generation wieder neu auf, bis die Leute irgendwann merken, daß es nicht funktioniert. Bis zur nächsten Welle.

Müßten nicht erst einmal Gehwege gebaut werden? Damit würde man viel mehr Autofahrer zum Umstieg bewegen: „So sind der Studie zufolge rund drei Viertel der regelmäßigen Autofahrer bereit, häufiger zu Fuß zu gehen. Einen Umstieg aufs Rad können sich etwa zwei Drittel vorstellen.“
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/autofahrer-wuerden-lieber-rad-oder-bahn-fahren-a-1142981.html
Wir brauchen ein Netz von Gehwegen! Dann klappt es nach 40 Jahren endlich auch mit der Verkehrswende.

@Daniel,

warum ist es „egoistisch“ gegen die Radwegebenutzungspflicht zu sein? Ich plädiere schließlich nicht für ein Radwegebenutzungsverbot, sondern dafür, daß Radfahrer die freie Wahl und mehr Platz haben. Von einer Aufhebung profitieren sowohl Radfahrer, die auf der Fahrbahn radeln wollen, aber auch die Radfahrer, die dann auf dem Radweg mehr Platz haben. Und das ist egoistisch?

Weil du die Aufhebung der RWBP als einzige Maßnahme siehst. Weil sie dir reicht. Dadurch werden die Radwege (auf denen die große Mehrheit fahren will) aber nicht besser.

Daniel,

Du schreibst ich sähe die Abschaffung der Radwegebenutzungspflicht als „einzige Maßnahme“. In meinem Kommentar schreibe ich aber zuallererst von Tempo 30 und dann „Eine zweite Maßnahme, die ebenfalls praktisch kostenlos ist, wäre die komplette Abschaffung der Radwegebenutzungspflicht,“

D.h. es ist für mich ganz sicher nicht die „einzige“ Maßnahme und ganz sicher weniger wichtig als Tempo 30. Aber es ist eine „low-hanging fruit“, eine Änderung, die praktisch nichts kostet und einfach nur gemacht werden müßte. Eine, von der auch Radfahrer auf bestehenden Radwegen profitieren, weil sie Langsam-Radler wie mich nicht mehr waghalsig auf dem engen Radweg überholen müßten. Aber auch PBLs, wie die viel zu schmale an der Hasenheide in Berlin, wären entlastet, wenn Radler auch die Fahrbahn nutzen dürften.

Was ist daran Egoismus?

@Daniel: „Gehwege gibt es praktisch an jeder Straße…“

Jetzt, wo Du es sagst …

„Dreiviertel aller Autofahrer sind bereit, häufiger zu Fuß zu gehen.“ So so. Jetzt schau Dir mal am nächsten Sonnabendvormittag das Blechknäuel vorm Bäcker an. Ein guter Teil der Kunden dürfte einen Anfahrtsweg von deutlich unter einem Kilometer haben.

Merkst Du was?

Gehwege sind vorhanden, damit holt man die Leute aber nicht aus ihrer Blechkiste. Warum sollte das plötzlich mit Radwegen funktionieren?

Du machst den sehr verbreiteten Fehler, das Auto nur als Transportmittel zu sehen und den Leuten eine rationale Entscheidung bei der Wahl des geeignetsten Fortbewegungsmittels zu unterstellen. Das Auto ist sehr viel mehr als nur ein Transportmittel und alle Maßnahmen, die darauf basieren, sind gescheitert und werden auch in Zukunft scheitern.

https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9158902.html
Lesen, lesen, nachdenken und verstehen. Das Interview ist von 1995, aber hochaktuell und könnte von gestern sein. Der Mann hat mit jeder einzelnen Silbe aber sowas von recht.

@ MARTIN

Die Benutzungspflicht bei VZ 237 aufzuheben, verstößt gegen internationale Vereinbarungen (Wiener Übereinkommen). Aus Gründen der Rechtsanwendungssicherheit für Million Menschen, die täglich im Ausland unterwegs sind, sollte man das beibehalten. Man sollte in Dt. ganz schnelle die eckige Variante einführen.

@Daniel: Die Mehrheit will schlicht nicht Rad fahren im Alltag. Da sollte man mal realistisch bleiben.

Was stört dich so dran, wenn man dem 1 % bösen Radfahrern erlaubt, was sie eh tun, durch die Aufhebung der Benutzungspflicht? Es ändert sich nur was bei den Haftungsquoten zu Gunsten der bösen Radfahrer, wenn ihnen was auf der Fahrbahn passiert. Die Mehrheit fährt auch dann weiter so wie jetzt, wo sie will und wie sie es will – auf linken Schutzstreifen, auf Gehwegen, auf Radwegen.

Und auch in den Niederlanden sind doch große Teile Mischverkehr in den Wohnvierteln, wo die Fahrten beginnen und enden. Und ich habe bisher nichts gelesen und gehört, dass daran was geändert werden soll. Mischverkehr ist doch nicht das wirkliche Problem, sondern die Art und Weise, wie Kfz im Mischverkehr betrieben werden – und das schlicht auch zu Ungunsten anderer Kfz-Nutzer*innen und Fußgänger*innen, für die PBL keine Verbesserungen bringen. Es werden ja auch nicht wenige Leute unschuldig bei der Nutzung eines Kfz getötet.

@ Daniel II: Trotz des weit verbreiteten Schutzraums Gehweg (immer wieder auch Protected) nimmt die Bedeutung des Fußverkehrs ab.

@ Daniel III: Durch die Aufhebung würde auch nichts schlechter werden.

Ich sollte bei den ganzen kritischen Anmerkungen mal erwähnen, dass ich finde, dass du vieles sinnvolles und richtiges schreibst – ich teile nur nicht die Annahme, PBL wäre der Schlüssel zu einer anderen Zukunft.

Daniel,

bei „getrennter Ampelschaltung“ fällt mir noch etwas ein, was man machen könnte: Massenhaft Ampeln und Vorfahrtsregelungen an kleineren/mittleren Straßen und Kreuzungen ganz abschaffen und durch Rechts-vor-Links und mehr Zebrastreifen ersetzen. Auch das trägt zu einer allgemeinen Entschleunigung bei und macht die Straßen insgesamt weniger gefährlich. Nicht nur für Radfahrer, sondern auch Fußgänger, die Straßen überqueren oder Kinder, die an den Straßen spielen. Je weniger Ampeln und Schilder, desto mehr können die Menschen auf andere Verkehrsteilnehmer achten.

Kucken wir uns doch einfach mal die historische Entwicklung an, vielleicht klärt sich dann manches. Lange Zeit gabs (wenn überhaupt) Radwege die direkt neben dem Gehweg verliefen. Also von Aussen nach Innen betrachtet: Haus – Gehweg – Radweg – parkende Autos – fahrende Autos. Hinter den parkenden Autos war man relativ sicher. Das Problem dabei: Die nächste Querstraße kommt bestimmt. Als Radler will man ja auch nicht ständig jeden Schwung verlieren, und der Autofahrer sieht vom Radler wenns hoch kommt nur den Kopf, der über die parkenden Autos drüberragt (falls es sich dabei nicht um Vans oder suvs handelt). So ein kleiner Kopf wurde viel zu leicht übersehen und schon knallt es. Deshalb wurde der Radverkehr irgendwann auf die Straße verlegt. Seither passieren zwar deutlich weniger Unfälle beim rechtsabbiegen der Autos, dafür wird man ständig mit viel zu wenig Abstand überholt, und das wiederum führt dazu, das viele Menschen gar nicht erst in der Stadt aufs Rad steigen. Da das wiederum wünschenswert wäre geht jetzt die Tendenz zu protected bike lines. Durch die bauliche Trennung hat sich die Sache mit dem Überholabstand erledigt, zeitgleich sind Radfahrer immer noch sichtbar. Klarer Nachteil dieser Lösung: Der Platz muss irgendwoher kommen, und da bleiben nur die Autofahrer (Fahrstreifen oder Parkplätze). Schon wird es mit der Durchsetzung schwierig (vielleicht auch deshalb zwischendurch die Tendenz zu Schutzstreifen, da die sich mit deutlich weniger Konflikten umsetzen lassen).

@Uli

Und genau beim „Platzmanagement“ sehe ich das größte (aber nicht einzige) Problem der „protected bike lanes“. Hier in Berlin haben wir eine ganz neue PBL an der Hasenheide. Die Frau Senatorin ist stolz wie Bolle und ich kenne sogar Radfahrer, die die PBL als Fortschritt sehen. Aber leider ist die so schmal, daß sich allenfalls zwei klassische Fahrräder sicher überholen können. Wenn ich da mit meinem Lastendreirad fahre, ist der Weg dicht und ich bin mit Lasten nicht gerade flott unterwegs. Außerdem sollten Radfahrer, genau wie zwei Menschen im Auto, problemlos nebeneinander radeln und sich unterhalten können.

Ganz klar, die PBL ist viel zu schmal.

Gut, dann macht man eben eine breitere PBL.

Aber was, wenn der Radverkehr dann tatsächlich zunimmt? Dann um wieder alles umgepömpelt werden?

An der Hasenheide war es tatsächlich vor der PBL deutlich besser, da man einfach mehr Platz hatte. Wenn ich da mit meinen 15 km/h oder weniger langefahren bin, konnten mich selbst andere Lastenradfahrer oder Radfahrer mit Kinderanhänger noch problemlos überholen. Das geht jetzt nicht mehr. Dafür können die Autos jetzt noch schneller heizen, denn sie haben „durch den Radfahrer freie, sichere Bahn“.

Diese Sch*ß-PBL ist ja leider benutzungspflichtig.

Wer sagt, dass der Überholabstand größer wird durch „Protection“? Es fühlt sich vielleicht weiter weg an, aber gerade bei Pfosten als „Protection“ würde ich das nicht erwarten.

Wie das Münchner Umland gegen zu viele Autos kämpft:

„Viele Gemeinden haben reagiert und ihre Stellplatzsatzungen verschärft. Mittlerweile werden in Unterhaching etwa drei Stellplätze je Einfamilien- oder Reihenhaus auf eigenem Grund eingefordert, und sobald mehrere Wohneinheiten auf einem Areal entstehen, kommt der Bauherr auch in Dörfern um eine Tiefgarage nicht mehr herum.“

Leider der völlig falsche Ansatz! Die „Stellplatzsatzungen“ (korrekter Originalname „Reichsgaragenverordnung“) gehören komplett abgeschafft. Wenn jemand einen Parkplatz auf seinem Grundstück einrichten will, sollte man das vielleicht nicht prinzipiell verbieten, aber zumindest begrenzen. Wenn jemand das nicht will, um so besser.

Jeder Parkplatz ruft mehr Autoverkehr hervor!

Naja, diese Medaille hat aber in der Tat zwei Seiten. Bisher werden die Autos ja einfach im öffentlichen Raum abgestellt. Und wenn du nicht für dich selbst baust, kann dir das recht wurscht sein, wo die Mieter ihre Autos lassen und du verzichtest als Bauherr auf Parkplätze.

Auf öffentlichem Straßenland kann man als Gemeinde die Parkplätze begrenzen und eine Parkraumbewirtschaftung einführen, die dann der Gemeinde sogar noch Geld einbringt. Es fehlt nur noch an einer gesetzlichen Regelung, die auch realistische Preise für Anwohnerparkausweise ermöglicht.

Zur Zeit kostet ein Anwohnerparkausweis in Hong Kong, in Stockholm und in Berlin etwa gleich viel: 800 Euro. In Hong Kong in einem Monat, in Stockholm für ein Jahr und in Berlin… 40 Jahre!

So lange ich ein Auto kaufen darf, ohne es zu Hause unterbringen können zu müssen, führt die Aufhebung der Stellplatzpflicht sicherlich nicht zu weniger Autos.

Die Reichsgaragenordnung ist vor allem durch das Bauordnungsrecht der Länder abgelöst worden. Die Stellplatzsatzungen dienen darin nur der kommunalen Feinsteuerung. Eine materiell nationalsozialisitsche Rechtsidee liegt hier ganz sicher nicht vor.

die Argumentation verstehe ich nicht. Wenn keine Stellplätze mehr geschaffen werden, kann ein Auto auch nicht abgestellt werden. Öffentliche Parkstände werden ja nicht mehr.
Diese Stellplatzsatzung ist das Grundübel unserer verfehlten Verkehrsplanung.
Solange die nicht abgeschafft wird, wird sich das Autoproblem nicht lösen lassen.
Was meint ihr warum die CSU lieber Fahrspuren abschaffen will als Parkplätze? Fahrspuren fehlen nur in der Rushhour, ohne Parkplätze ist kein Autoverkehr möglich. Ok, autonome Fahrzeuge brauchen keine…;-) die Zukunft wird heiter….

@Christoph E

Genau so ist es. Autos stehen 23 Stunden am Tag und fahren eine Stunde. U.a. darum sind Autoparkplätze für die totale Automobilmachung noch wichtiger als Fahrstreifen. Gleichzeitig ist es die Achillesferse der Autogesellschaft: Ohne Parkplätze funktioniert sie nicht. Richtig schlimm an der Reichsgaragenverordnung a.k.a. Stellplatzsatzungen ist, daß sie die Vorherrschaft des Automobils noch für Jahrzehnte in Beton gießt.

Und das, was an Geld in unsinnige Tiefgaragen versenkt wird, fehlt natürlich beim Wohnungsbau.

Selbst autonome Autos brauchen Parkplätze und davon nicht zu knapp. Der Autoverkehr in Ballungsgebieten ist schließlich nicht gleichmäßig über den Tag verteilt. Man wird die autonomen Autos aus Kostengründen nicht nachts immer im Kreis fahren lassen können. Ich vermute, daß diese Fahrzeuge ebenfalls mehr als die Hälfte des Tages parken müssen.

Gegen Falsch- und Überallparker helfen nicht mehr Parkplätze, sondern konsequentes, sofortiges Umsetzen.

@Daniel „Mischverkehr ist DAS Hemmnis für viele, überhaupt Rad zu fahren“

Ohne Wahrsager zu sein: Das glaube ich eben nicht. Dem Primat des MIV untergeordnet zu sein ist ein Hemmnis Rad zu fahren. Auch auf dem Radweg. Angsterzeugende Aktionen -und ich möchte explizit nicht nur Werbung für Helm und Wahnweste, sondern auch Poolnoodle-Abstandsaktionen Ghostbikes und „Rides of Silence“ nennen- tun dann ihr Übriges.
Beschränkungen des KFZ-Verkehrs bringen Menschen aufs Rad, die PBL neben der 2-spurigen Hauptstraße eben nicht (das hat der BV des ADFC vor einigen Jahren auch von Angebotsstreifen behauptet, jetzt möchten sie -verständlicherweise- nichts mehr davon wissen).

Das Experiment PBL wird ebenso scheitern, wenn nicht gleichzeitig der überbordende MIV eindrucksvoll reduziert wird.
Auch wenn überall dort, wo es eben möglich ist PBLs einrichtet, wird das Radfahren auf einem lediglich etwas höherem Niveau als heute stagnieren.

Der „Aktionsplan“ all derjenigen, die den Radverkehr -jenseits des „greenwashing“- tatsächlich fördern wollen muss sich ändern, die relevante Frage ist nämlich nicht PBL ja oder nein:
Auch müssen wir aufhören, das Radfahren gefährlich zu reden und endlich anfangen, die öffendliche Diskussion weg von vermeintlichen Gefahren auf die Vorteile des Radfahrens zu lenken. Und zwar jenseits des Umwelt- und Gesundheits-Gedankens.
Es gilt, ein positives Bild des Radverkehrs zu zeichnen, nicht die Gefahren überzubetonen und Mantra-artig zu wiederholen, Radverkehr sei so gefährlich, dass er nur mit spezielles Schutzkeidung auf speziell abgetrnnten Verkehrsflächen stattfinden kann.
Gleichzeitig muss dem MIV substanziell Raum entzogen werden.
Straßen, gebaut für den Umweltverbund, maximal mit gedultetem MIV zu forden ist die Herausforderung.
Alles andere ist nicht nur Flickwerk, sondern zementiert eine für Radfahrer und Fußgänger heute schon kaum erträgliche Situation, die gerade weiter aggraviert.

Wenn ich mit Osnabrückern spreche ist das der meistgenannte Grund…
Natürlich kann man als Alternative auch das Autofahren verbieten. Halte ich nur für wenig realistisch.

Radwegbenutzungspflicht abschaffen, finde ich auch eine gute Idee. In der Praxis, gibt es ohnehin schon einige Ausnahmen, wo trotz besonderer Gefahrenlage die das Schild darstellt, die Fahrbahn benutzt werden darf. (Links abbiegen, Scherben…)

Derzeit ist die Beschilderung an breiten, einfarbigen Bordstein-wegen schwierig. Montiert man ein Radwegschild, ist die Fahrbahn verboten. Montiert man kein Schild, ist der Bürgersteig verboten. Beide können aber die Attraktivität erhöhen. Auf dem getrennten Radweg fährt man entspannter. Auf der Fahrbahn zügiger. Außerdem kann man den Straßenteil wechseln, wenn man möchte. (z.B. einem PKW hinter einem überholen lassen; eine Familie auf dem Bürgersteig auf der Fahrbahn überholen…)

Ein anderer Vorschlag wäre, viel häufiger das Schild „Radfahrer frei“ zu benutzen. In der Praxis ist es fast genauso gut oder besser als andere nicht benutzungspflichtige Radwege. Falls einer meint, dass bedeutet Schrittgeschwindigkeit, würde ich gerne ein Urteil oder Bußgeld deswegen wissen. Es müsste nur konsequent umgesetzt werden, aber es gibt ja leider auch immer noch viele überflüssige Blauschilder.

Ich selbst fahre, wenn ich etwas langsamer fahre (starker Gegenwind, Kränklich…) lieber auf einen getrennten Weg. Im Alltag aber oft gerne auf einer glatten Fahrbahn. Erst recht wenn ich schnell sein muss, ist es nur auf der Fahrbahn sicher möglich.

Generell gesagt, braucht mehr Radverkehr beides. Auf ruhigen Straßen sind Radwege nur Verschwendung. Hauptachsen in ruhige Straßen zu verwandeln stößt auf zuviel Widerstand, bei Autofahrern, Logistikbetrieben und der Wirtschaft. Aber ohne ruhiges fahren, wollen die meisten nicht Radfahren.

„Radfahrer frei“ war auch nicht für jede Situation gemeint. Bei sehr wenig Fuß- und Radverkehr KANN es eine gute Lösung sein und besser als viel Fläche für getrennte Geh- und Radwege zu versiegeln.

Vor allem sind dafür keine Baumaßnahmen nötig. Man kann einfach das Verkehrszeichen 240 (gemeinsamer Geh- und Radweg) gegen ein „Radfahrer frei“ austauschen und hat praktisch einen nicht benutzungspflichtigen Radweg. Während woanders für Radfahrer investiert wird, währen viele Straßen schon heute für Fahrbahnfahrer, Radwegfahrer und alle anderen Radfahrer attraktiv.

Gerade unter dem Gesichtspunkt Barrierefreiheit sind insbesondere innnerorts gemeinsame Flächen von Fuß- und Fahrverkehr ein Problem. Auch „Protection“ schafft unnötige Hürden für Meschen, die direkte Querungen brauchen, weil sie nicht gut zu Fuß sind.

@Daniel: > Wenn ich mit Osnabrückern spreche ist das der meistgenannte Grund…

Auch in anderen Städten ist das ein häufig genannter Grund. Und, glaubst Du’s? Süchtige haben endlos viele Ausreden, um ihre Sucht vor sich und anderen zu rechtfertigen. Selbst wenn es ein dichtes Netz von PBLs gäbe, blieben noch die anderen 99 Gründe, warum der eigene PKW unverzichtbar ist: die Kälte, die Hitze, der Regen, der Wind, der Schnee, die Sonne, der tägliche Möbeleinkauf bei IKEA, der Einkauf für die 20köpfige Großfamilie, die hochhackigen Schuhe, der Rock, der Anzug, das schmerzende Knie, der Rücken, die unzumutbare Entfernung (>3 km) [weitere triftige Gründe hier eintragen].

Du müßtest mindestens überdachte und vollklimatisierte PBLs hinstellen, auf denen es immer bergab geht. Dann kämen vielleicht ein paar Radfahrer hinzu. Daß neue Radfahrer sich jedoch ganz überwiegend aus Fußgängern und Nutzern des ÖPNV rekrutieren, müssen wir hier nicht wieder aufwärmen?

> Natürlich kann man als Alternative auch das
> Autofahren verbieten. Halte ich nur für wenig
> realistisch.

Das ist eine realistische Einschätzung.

Um den Kraftverkehr einzuschränken, müßte man bei den Kraftfahrern und nicht bei den paar Radfahrern ansetzen. Dummerweise leben wir in einem Autofahrerstaat mit einer Autofahrerregierung und einem Verkehrsministerium mit einem Autofahrer an der Spitze. Die meisten Politiker sind Autofahrer ebenso wie deren Wähler. Das macht es schwierig, Einschränkungen des Autoverkehrs durchzusetzen.

Ein Grundproblem aller Umfragen ist, dass die Menschen zu Antworten tendieren, die sie für sozial erwünscht halten. Das Problem wirst du auch haben, wenn Leute mit bekannten Radaktivisten reden. Das kann man nicht verhindern.

Als heißer geiler neuer Scheiß werden die Städte durch die Medien gereicht, die Autoverkehr symbolhaft als ersten Schritt oder wirklich einschränken, aber nicht Osnabrück, Pirmsasens und Bochum.

Christoph S

All Deine Worte in die Gehörgänge der Politik und der Fahrradlobby!

Ich ärgere mich immer etwas über jede Ghostbike-Aufstellung, weil mit jedem solchen Fahrrad gesagt wird „besser nicht radfahren, es ist ja so gefährlich“!
Dann wird z.T. schon Kindern ein Helm auf den Kopf gedrückt! Der schützt vor so ziemlich nichts, looks like shit und vermittelt wiederum ein völlig paranoides Bild vom Radfahren.

Es kommen viel mehr Autofahrer um, derer nicht gedacht wird. Sie sterben an Diabetes oder Herzkaspar, weil sie sich zu wenig bewegen. Man sollte für diese Leute Ghostcouches aufstellen. Und dafür sorgen, daß niemand sich noch ohne Helm ins Auto traut.

Es ist mit dem Radfahren wie mit dem ÖPNV: Man kann den besten ÖPNV der Welt anbieten, am besten sogar noch gratis. Aber solange die Bedingungen für den MIV insgesamt zu gut sind, werden sehr viele Menschen trotzdem nicht umsteigen. Wer den ÖPNV fördern will, sollte vor allem den MIV einschränken. Der muß langsamer, unbequemer und teurer werden!

GB und RoS kann man auch unter dem Gesichtspunkt Aufklärung und Rücksichtnahme aller durchführen und das läuft anders ab, als die schrillen auf Medienbildergeneration ausgerichteten Poolnudel-Demos und Co. (man kann sich seine Gefahren auch selber schaffen …).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert