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Radverkehr

Beim 1.001 Mal ist halt Schluss…

Wer täglich mit dem Rad zur Arbeit und sonst auch wenig bis kein Auto fährt, erlebt einiges im Straßenverkehr, das Autofahrer eher nicht erleben. Das liegt vor allem an der Wahrnehmung des Verkehrs und der Umgebung: Im besten Fall ist es wunderschön, entspannend und glücklich machend, im schlimmsten Fall nervend, lebensbedrohend und wütend machend.

Ein Gastbeitrag von @LaSuze7 aus Hannover.

Wer täglich mit dem Rad zur Arbeit und sonst auch wenig bis kein Auto fährt, erlebt einiges im Straßenverkehr, das Autofahrer eher nicht erleben. Das liegt vor allem an der Wahrnehmung des Verkehrs und der Umgebung: Im besten Fall ist es wunderschön, entspannend und glücklich machend, im schlimmsten Fall nervend, lebensbedrohend und wütend machend. Eins ist es aber immer: unmittelbar. Nichts schützt einen Radfahrer auf dem Rad. Wir werden nass, bekommen Sonnenbrand im Sommer, die Frisur, ach naja, egal. Für mich überwiegen aber in Hannover bisher immer die positiven Seiten. Ich bin flexibel und schnell in der Stadtmitte, komme in weniger als 30 Minuten zum Sportplatz und zurück, Einkäufe erledige ich nebenbei. Es gibt die wundervolle Eilenriede, die eigentlich immer toll ist, egal ob im Herbst, Winter, Frühling, Sommer.

Ich will damit nur sagen, dass ich gerne Rad fahre und den öffentlichen Nahverkehr nur im Ausnahmefall nutze. Ein privates Auto habe ich schon seit mehr 14 Jahren nicht mehr. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, weil ich es in der Stadt schlicht nicht brauche. Ab und zu muss ich mal dienstlich oder privat Auto fahren, aber das ist vielleicht ein oder zweimal im Jahr.

Wozu diese lange Einführung? Mir ist es wichtig zu sagen, dass man ohne Auto glücklich sein kann. Ich verdiene genug Geld, um mir eines zu kaufen, ich will aber nicht. Es ist tatsächlich möglich, ohne Auto gut zu leben. Früher hat mich das Mitleid meiner Kollegen und Freunde genervt (Oh je, du Ärmste bei Regen/Frost/Glatteis/Hitze musstest mit dem Rad fahren?), mittlerweile ist es mir egal. Ich fühle mich wohl auf dem Rad und bewege mich damit am liebsten.

Ich bin mir nicht sicher, ob Leute, die ausschließlich Auto fahren, nachempfinden können, was es bedeutet, jeden Tag im Minutentakt auf Rechte im Straßenverkehr verzichten zu müssen.

Was mir am 16. November 2018 auf dem Weg zur Arbeit passierte, ist für mich eine alltägliche Erfahrung. Ich bin mir nicht sicher, ob Leute, die ausschließlich Auto fahren, nachempfinden können, was es bedeutet, jeden Tag im Minutentakt auf Rechte im Straßenverkehr verzichten zu müssen. Selbstverständlich sind es nicht ausschließlich Autofahrer, die mich zum Aufgeben zwingen, aber es ist doch die Mehrheit. Natürlich gibt es auch unachtsame Fußgänger oder andere Radfahrer. Der Unterschied ist, dass das Auto der Stärkere ist. Aber gut, im Verkehr geht es nur gemeinsam, das ist selbstverständlich. Ich erlebe jeden Tag die unterschiedlichsten Situationen, wie vermutlich viele andere Verkehrsteilnehmer auch. Üblicherweise arrangiert man sich und versucht die Situation einfach zu lösen. Ich verzichte auf meine Rechte, mache dem Bus Platz, weiche den rasenden SUVs vor Grundschulen aus. Ich bin nicht lebensmüde.

An diesem Freitag im November jedoch war die Situation in der Kleefelder Straße für mich irgendwie anders. Ich glaube, ein Twitter-User sagte sinngemäß: Wenn man 1.000 Mal ausweicht, ist das 1.001 Mal halt Schluss. Das dürfte die Situation gut beschreiben. Der mir entgegenkommende LKW und sein Fahrer zeigten nicht den Hauch eines Entgegenkommens in einer sehr engen Nebenstraße des Zooviertels: kein Zögern beim Einfahren in die Straße, kein Gesprächsangebot während des Wartens. Obwohl er ganz offensichtlich im Unrecht war – die parkenden Autos waren auf seiner Seite der Straße – standen wir uns lange gegenüber. Die drei Herren im Führerhaus saßen bei laufendem Motor und rauchten eine Zigarette nach der anderen. Ich bedeutete ihnen rückwärts zu fahren und mir Platz zu machen. Irgendwann müssen sie die Polizei gerufen haben, denn nach 40 Minuten tauchte diese mit zwei Beamten auf. Selbstverständlich habe ich mir in der Wartezeit Gedanken darüber gemacht, was ich hier tue. Was mich das an zusätzlichen Überstunden kostet, was an Nerven. Aber ich habe dort nicht nachgeben wollen und bin nicht ausgewichen, wie ich es vorher schon hunderte Male getan habe. Letztendlich wollte ich Hilfe durch die Polizei, die Belehrung des LKW-Fahrers, die Durchsetzung meines Rechts in der Hoffnung, dass der LKW-Fahrer bei der nächsten Begegnung rücksichtsvoller gegenüber Radfahrern ist. Denn zusätzlich zu dem Hindernis auf seiner Seite befanden wir uns ja noch in einer Fahrradstraße, wo Radler Vorrang haben und nicht behindert werden dürfen. Genau darum bat ich auch die Beamten nach ihrem Erscheinen.

„Fahrradstrasse. Er will nicht warten oder ausweichen. Jetzt stehen wir Nase an Nase seit 10 min“

Was dann folgte, hat mich sehr überrascht und maßlos verärgert. Ein Beamter belehrte mich, dass ich absteigen und mein Fahrrad auf dem Gehweg schieben solle, damit der LKW-Fahrer vorbeifahren könne. Meine Einwände zu Hindernis, Recht und Fahrradstraße akzeptierte er nicht bzw. wischte sie beiseite. Im Gegenteil, er redete sich offensichtlich in Rage und ich musste mir einiges anhören, was er besser dem LKW-Fahrer gesagt hätte:

  1. Er könne es nicht fassen, dass ich so 40 Minuten den Verkehr blockieren würde.
  2. Er würde alles tun, damit ich die Kosten des Einsatzes zahlen müsse.
  3. Seine dreijährige Tochter hätte die Situation besser eingeschätzt als ich.

Die Frage, die ich mir hier stelle, ist: Wieso hat der Polizist diese Punkte nicht dem LKW-Fahrer um die Ohren gehauen, wieso war ich schuld, warum muss ich nachgeben? Man kann das beantworten wie man will, nur hat mich die fehlende Unterstützung der Polizei wirklich erschüttert. Letztendlich bedeutet das nicht nur, dass ich kein Recht bekam, es ist auch ein fatales Signal an den LKW-Fahrer, beim nächsten Mal genauso rücksichtslos sein vermeintliches Recht (des Stärkeren) durchzusetzen. Die Polizei wird ihm im Zweifelsfall schon helfen!

Der LKW-Fahrer sagte gegenüber der Polizei sinngemäß: Ich habe viele Radfahrer gesehen als ich in die Straße eingebogen bin. Aber das waren so viele, da hätte ich ewig warten müssen. Also bin ich in die Straße reingefahren.

In meiner Anwesenheit wurde der LKW-Fahrer von den Polizisten weder verwarnt noch belehrt. Das ist nach meiner Meinung das absolut falsche Signal, denn gerade für Fahrradfahrer kann es sogar lebensgefährlich sein. Denn wenn er oder sie sich darauf verlässt, dass der Andere sich auch an die Regeln hält, dann gilt hier nur noch das Recht des Stärkeren. Mit allen fatalen Folgen in der Zukunft.

Es ist nicht verwunderlich, dass wir alle eine zunehmende Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr spüren. Wenn sie aber staatlich legitimiert wird, wird sich die Gesamtsituation für schwache Teilnehmer in Zukunft nicht verbessern.

Es ist nicht verwunderlich, dass wir alle eine zunehmende Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr spüren. Wenn sie aber staatlich legitimiert wird, wird sich die Gesamtsituation für schwache Teilnehmer in Zukunft nicht verbessern. Das gilt insbesondere für die Situation in Fahrradstraßen wie der Kleefelder Straße. Wenn Radfahrer entgegen der StVO dort nicht nur keinen Vorrang haben sondern auch behindert werden dürfen, dann braucht man solche Straßen gar nicht erst einrichten. Sie verfehlen ganz einfach ihren Zweck, denn sie schützen den Radfahrer nicht, sie sind schlichtweg sinnlos.

Dass meine Aktion so ein gewaltiges Echo bei Twitter und später in den Printmedien und im Radio fand, hat mich doch überrascht. Schließlich berichte ich schon länger über meine Erlebnisse im Fahrradalltag, aber hier scheine ich einen Nerv getroffen zu haben. Mich haben die vielen positiven Beiträge zum Thema, die Unterstützungsangebote und klugen Kommentare sehr berührt und ich bin sehr dankbar dafür! Neu war für mich der direkte Kontakt zu Trollen und Fahrradfahrerhassern. Die versuche ich auszublenden, denn eine konstruktive Diskussion scheint mir nur schwer möglich, auf Twitter sogar gänzlich unmöglich. Ich hoffe, mit diesem Blogbeitrag ein paar der Fragen um meine Motivation und den Ablauf der Ereignisse beantwortet zu haben.

24 Antworten auf „Beim 1.001 Mal ist halt Schluss…“

Was ist nun aus der Sache geworden? Haben Sie die Beamten angezeigt? Eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht? Das wäre in dieser Situation sehr wichtig. Falls nicht schon geschehen, sollten Sie sich direkt an den Revierleiter wenden, bei denen die Beamten tätig sind, notfalls schreiben Sie direkt den Polizeipräsidenten an, legen Sie eventuell Zeitungsberichte von dem Fall vor, machen Sie auf allen Ebenen Druck, fordern Sie eine Richtigstellung des Sachverhalts und eine Zurechtweisung der Beamten. Verschaffen Sie sich Respekt. Liebe Grüße RadwegH

Es ist richtig, auf sein Recht zu bestehen, insbesondere in einer Fahrradstraße. Dafür 40 Minuten zu verbraten ist wirklich blöd und bringt niemandem etwas. Ich hätte es den Leuten im LKW erklärt, dass sie dies hier eine Fahrradstraße ist und ich Vorfahrt habe. Und dann wär ich weiter gefahren.

Es gab neulich einen ähnlichen Fall in München(o. Stuttgart?), bei dem ein Mercedesfahrer einem Bus nicht ausweichen wollte, da der Bus das Hindernis hatte. Dort hat die Polizei ebenso gehandelt, da es eben nicht nur um Recht geht, sondern auch um „Rücksicht“ (auch wenn das hier das absolut falsche Wort ist).

kann das Handeln der Radfahrerin voll und ganz nachvollziehen. Für die einen ist es Lapalie, für die anderen Nötigung, meiner Ansicht nach ist es ein konsequentes Einschreiten. Von Radlern wird ununterbrochen erwartet ihre Rechte nicht wahrzunehmen, zur Seite zu springen und ruhig zu sein. Man solle verschwinden, nicht stören, sich unterordnen, das Recht des Stärkeren endlich akzeptieren. Wenn nicht, wird man eben geschnitten, hauchdünn überholt, angehupt, angebölkt, angefahren, angespuckt oder mit Scheibenwischerflüssigkeit beim Vorbeifahren bespritzt.

Erlebe mindestens 1-2 im Monat ähnlich ätzende Situationen im Alltag, wo auch die Beamten gerufen wurden. Da hatte ich aber bisher mehr Glück mit Team Blau, wo die Jenigen, die für das Vergehen verantowrtlich waren, auch zur Kasse gebeten und belehrt wurden. Der Polizist in Hannover hat meiner Ansicht nach hier den größten Schaden verursacht.

Mh, letztendlich sind die Beamten der Exekutive auch nur Menschen welche auch schlechte Entscheidungen treffen.

Ich weiß nicht was ich in dieser Situation gemacht hätte. Vermutlich hätte ich eine Beschwerde bei der Dienststelle der Beamten eingereicht. Höchstwahrscheinlich hätte ich aber viel früher die Polizei gerufen das ein LKW die Straße blockiert.

Es hätte eine einfache Lösung für den Fall gegeben: Der Lkw-Fahrer hätte um Verzeihung gebeten, die Radfahrerin wäre dann sicher gerne kurz ausgewichen und alle wären ihrer Wege gegangen.
Offensichtlich hatte der motorisierte Verkehrsteilnehmer nicht genug gesunden Menschenverstand. Dann muss er halt warten. Gut gemacht!

Es ist wie immer: jeder hat ein bisschen Recht.
Der LKW war im Unrecht, die Radlerin im Recht. Stehen bleiben, Photo machen, auf die Seite schieben, Weg fortsetzen, Anzeige schreiben, Ergebnis abwarten. Das wäre der richtige Weg gewesen.
Aber Alle anderen in Mitleidenschaft ziehen, weil man selber rechthaberisch den Weg zusammen mit einem anderen Sturkopf blockiert, ist einfach zu kurz gedacht. Und das mediale Echo zeigt deutlich, welchen Bärendienst die Aktion der „Sache“ der Radler geleistet hat.

Bei aller Empörung hat auch der Geschädigte die Verhältnismäßigkeit zu wahren.

Jeder hat irgendwann einen Punkt erreicht, da reicht es einfach, dass ist für Außenstehende rational nicht zu erklären.

Klar habe ich auch als erstes gedacht „na, kurz was sagen und auf dem Gehweg vorbei“, aber darum geht es nicht, anders ausgedrückt:

Es trifft jeden jeden irgendwann einmal :))

Ich komme aus der Region um Wunstorf und fahre gelegentlich nach Hannover rein, Stadtteil Linden, und mich regt da schon auf, dass es da ein Stück Landstraße gibt (1 Kilometer), wo es keinen Radweg gibt.

Aber in der Stadt selbst würde ich nicht fahren wollen.

Fahrradstraßen sind eine tolle Maßnahme, um etwas für den Radverkehr zu tun, ohne wirklich etwas für den Radverkehr zu tun. Das wurde hier mal wieder auf vielen Ebenen eindrucksvoll gezeigt.

Sehr gut da nicht immer nachzugeben.
Danke, dass Du Dir die Mühe gemacht hast.
Wenn nach und nach häufiger versucht wird das Recht gegen die automobile Gewalt durchzusetzen (nebst Veröffentlichung) ändert sich vielleicht mal was.
Sei aber froh, dass Du das nicht in der ‚Fahrradhauptstadt‘ Münster gemacht hast, sonst bräuchtest Du vermutlich eine gute Rechtsschutzversicherung und genug Geld auf dem Konto um die Strafe wegen Nötigung zu bezahlen.
#autojustiz

Als _Radfahrer_ einen _Autofahrer_ anzeigen? Kurz gelacht, Papierkorb, weg.

Solange kein Radfahrerblut geflossen ist (und das zu vermeiden ist mein oberstes Ziel) braucht man das nicht zu versuchen. Man erntet in der Polizeiwache allenfalls ein mildes Lächeln, wird von seiner Anzeige aber nie mehr etwas hören.

Die vielgenannte Verkehrswende ist noch Lichtjahre entfernt.

Eine „Fahrradstraße“ ist natürlich nicht sinnlos.

Ihr einziger Zweck ist, daß die Kommunalpolitik so signalisieren kann: „Wir tun etwas für Radfahrer!“ Tatsächliche Rechte für Radfahrer brauchen damit nicht verbunden sein. Es gibt daher in dieser Stadt keine einzige „echte“ Fahrradstraße (also eine, auf der der Kraftverkehr wirklich verboten ist), sondern nur „unechte“, auf denen der Kraftverkehr (wie man hier sieht) sein „Recht des Stärkeren“ wie auf allen anderen Straßen ausüben darf.

Für die Symbolpolitik reicht das Etikett.

@LaSuze7:

bravo! Finde das sehr geil, was du gemacht hast. Danke dafür. Wenn die Rennleitung dir eine Strafe aufgebrummt hat, sammeln wir gerne für dich:-)

So eine Aktion kann ich als Radfahrer sehr gut verstehen, für Autofahrende mag es merkwürdig oder unverständlich erscheinen, aber wenn man sein Rad als Verkehrsmittel nutzt und jeden Tag zig mal einstecken, aufpassen, Vorfahrt geben, bremsen, betteln, ausweichen, absteigen und mitdenken muss, läuft das Fass halt mal über…

Wenn dir einmal pro Jahr die Vorfahrt genommen würde, würdest du wahrscheinlich drüber wegsehen, aber nicht mehr wenn das alle 1,5km passiert. Dann reichts einem mal.

wenn ein SUV-Fahrer so Bedingungen hätte wie du als Radfahrerin, würde der eine Revolution anzetteln.

In diesem Sinne: halt durch, Kett rechts und schöne Weihnachten!:-)

Ja es ist grad wieder Mode zu behaupten, dass nur bauliche Separation überhaupt Radverkehr ermöglicht und der Rest als ‚paint is not Infra‘, als irrelevant / ungeeignet / Placebo bezeichnet wird.

Wenig bedacht werden die Folgen der mehr oder weniger vollständigen Übereignung der Fahrbahnen an den MIV in Zeiten des galoppierenden Klimawandels.
Im subjektiven Erleben ist das nachvollziehbar, zumal ja die Autojustiz zuverlässig dafür sorgt, dass das Versprechen der Fahrradstrassen ‚hier kannst Du unbesorgt mit Vorfahrtsrechten fahren‘ sich in der Praxis oft nicht einlöst.

Das tuts bei separierter ‚Infra‘ in aller Regel aber auch nicht:
Kreuzungsgefährdung, Einmündungsgefährdung, schlechte Oberflächen, zu geringe Breiten, schlechte LSA Schaltungen, Parkverkehr, Lieferverkehr, Fussverkehr, …

Ich denke nicht, dass eine Fahrradstrasse nur ‚echt‘ ist, wenn vollständiges kfz Verbot besteht.
Fahrradstrassen haben – neben ihren Nachteilen – einiges auf der Positivseite zu verbuchen:
– sehr hohe Kapazitäten auch für hohe Radverkehrsbelastungen
– hohe Entwurfs- und Reisegeschwindigkeiten (bei richtger Ausführung)
– beste Oberflächenqualitäten
– tendenziell ‚push & pull‘ Wirkung, die das Risiko von – durch Radverkehr induzierter – zusätzlicher Fahrleistung des MIV minimiert (also eine tendenziell geringere Anti-Stau-Wirkung)
– bei genügend hohem Anteil gute Netzwirkung (Monheim schlug mal 1.000 Fahrradstrassen für Köln vor) ohne dabei zugleich den MIV zu fördern.

Es ist oft tückisch ohne weitere Durchdringung eines Phänomens von der Alltagserfahrung zu veralgemeinern.
Wer bei einem Infekt 1x eine einzige Antibiotia Tablette schluckt mag subjektiv zur Meinung kommen, dass das Zeugs nicht hilft und davon abraten.
Objektiv ist es etwas komplizierter, was uns bei Antibiotika auch bekannt ist.
Also wie so oft:
Pauschale Ja/Nein Einordnungen von Werkzeugen treffen seltenst den Kern der Sache.

Coole Aktion. Es gab 2 gute Möglichkeiten von den LKW-Fahrern:
Kurz mit dir reden, am besten sich entschuldigen und dich fragen, ob du ausweichen kannst. Wie du schon in deinem Text geschrieben hast, wärst du auf ein Gesprächsangebot mit Sicherheit eingegangen. Das „Recht haben wollen“ war hier sehr viel mehr auf Seiten der LKW Fahrer, die diese einfache Möglichkeit nicht nutzen wollten. Beide Seiten hatten die Möglichkeit, die Situation einfach aufzulösen. Keine Seite wollte sie wahrnehmen, dann sollte man gucken, wer diese Situation verursacht.
Die andere Möglichkeit war, da sie zu dritt waren und nicht alleine, dass sie den LKW zurückwinken konnten.
Unterirdisch war die Reaktion des Polizisten.
Übrigens: Hätte der LKW Fahrer dich überfahren, hätte kein Richter dem LKW Fahrer nicht 100% Schuld gegeben. Aber wenn nichts passiert, bist du schuld?
Gut passend dazu, ein heutiger Artikel in der Zeit:
https://www.zeit.de/2019/03/artensterben-oekosystem-umwelt-schutz-zerstoerung
Aber der Keks auf diesem Planeten ist eh gegessen.

Der hier aufgeführte Vergleich mit dem 50-jährigem Autofahrer, der einem Bus gegenüber auf seinem Recht beharrt, ist absurd.
Es war keine Straße, die für Personenverkehr ausgewiesen war und auf der Busse nur geduldet sind. Der Busfahrer hat keine Möglichkeit rückwärts zu fahren und die Beleidigungen gingen hier von dem Autofahrer aus und nicht von dem Busfahrer.
Wenn man die Situation selber betrachtet und den Bus als öffentliches Verkehrsmittel, wird man wahrscheinlich och weitere Punkte finden, die für den Bus sprechen.
All das ist in der geschilderten Situation mit dem Rad aber nicht der Fall oder genau gegensätzlich.

Diese Geschichte zeigt wieder einmal, dass man als Radler maximal ein Verkehrsteilnehmer dritter Klasse ist. Ich bin es allmählich einfach Leid. Es geht ja schon damit los, dass man ständig von links nach rechts und wieder zurück geschickt wird, weil man bei der Verkehrsplanung wohl einfach vergessen hat, an Radfahrer zu denken.

In Diskussion hört man ständig „Radfahrer sollten den Verkehr nicht behindern“, so als ob man als Radler kein „Verkehr“ wäre. Ständig muss ich zurück stecken, ständig muss ich mit ansehen, wie meine Verkehrsrechte mit Füßen getreten werden. Radwege werden zugeparkt (oft auch mit eingeschaltetem Warnblinker) und OA oder Polizei tun schlicht nichts dagegen. Radwege werden mit Mülltonnen und Abfall zugestellt, es interessiert keinen. Aber wehe, man brsteht als Radfahrer auf sein Recht, dann kommt die Polizei und weist einen zurecht. Ich bin es einfach nur noch Leid.

Fahrradstraße? Auch in den Städten rund um meinen Wohnort sind „Fahrradstraßen“ immer dem KFZ-Verkehr freigegeben.

Und richtige Radwege wo kein KFZ fahren dürfte müssen hier mittlerweile schon abgepollert werden, damit die Kraftfahrer sich nicht durchmogeln. Als Pollerfarbe nimmt man ein modisches dunkelgrau oder dunkelgrün, welche in der Nacht besonders „gut“ zu sehen sind.
Da waren die Verkehrtplaner hier in den 1980ern schon mal kreativer in der Farbgebung von Sperrpfosten, rot-weiß oder braun-weiß wurde damals eingesetzt, aber weil ein paar einflussreiche Mitbürger und Stadtplaner plötzlich wegen Fotografieren und Sichtachsen keine grellen leuchtenden Farben (Verkehrszeichenschilderwald ausgenommen) im Blickfeld haben wollen, müssen jetzt überall graue Poller hin…. natürlich ohne Rückstrahlelemente. Meine liebe Stadtverwaltung verursacht m.E. also vorsätzlich durch schwer erkennbare Hindernisse Gefahrenstellen.
Mittlerweile gibts dazu aber meines Wissens ein Gerichtsurteil, dass die jeweilige Stadt dann bei Unfällen in Haftung genommen werden kann.

Tja, Fahrradstraße, eine Maßnahme von vielen, die uns Radfahrern nicht wirklich geholfen hat, weil nicht konsequent umgesetzt und der KFZ-Verkehr wirklich raus ist. vielmehr verwirren solche Änderungen in der STVO die Verkehrsteilnehmer nur, statt es einfacher zu machen erweitert man den Schilderwald noch um ein paar blödsinnige Schilder, deren Sinn man erst nachlesen muss.
Und zu den regulären Schildern musste man teilweise in einigen Orten noch Erklärungschilder anbringen, die den Autofahrern das Verhalten in der „Fahrradstraße“ erklären, welch ein Irrsinn.
Der hiesige ADFC klatscht Beifall zu jeder neuen „Fahrradstraße“ und fordert noch mehr davon…. Auf Anfragen und Kritik per Mail reagiert er mittlerweile nicht mehr, oder ich bin vielleicht als „Troll“ oder ähnliches gesperrt worden.

Solange „nur” 80% der Fahradstraßen auch für den anderen Verkehr freigegeben werden, ist dies eine rein politische PR-Kamapagne nach dem Motto: „Wir tun was für Radfahrer!“

Das ist nur eine von vielen Möglichkeiten, wie Straßenverkehrsbehörden mit unsinnigen Anordnungen rücksichtsloses Verhalten geradezu zwangsweise provozieren, nicht nur legitimieren.

Ob das die in einigen Städten praktizierte Freigabe von Fußgängerzonen für eine Vielzahl von KFZ ist oder Sonderspuren, wo sich dank diverser Ausnahmen die eigentliche Zielgruppe mit einer Vielzahl anderer Verkehrsteilnehmer ins Gehege kommt.

Ich finde es vollkommen okay, wenn man so reagiert. Irgendwann ist mal Schluß! Und das es solch ein Medienecho ausgelöst hat, finde ich noch besser! Jedesmal muss der Radfahrer nachgeben. Wenn es 2 Autos gewesen wären, wäre es kein Problem gewesen. Einer hätte zurückgesetzt und fertig!
Ich bewundere die Frau, ich hätte nicht den Arsch in der Hose gehabt!

Also Autofahrer, der schon lange nicht mehr Rad fährt, ist es gut zu Wissen, daß ich einen scheiss auf Fahrradwege geben muss, weil im Zweifelsfall die Fahrradfahrer ausweichen dürfen. Find ich gut. Hihi.

Im übrigen finde ich, daß derjenige die Kosten für den Einsatz tragen sollte, der die Polizei angerufen hat. Also auch, wenn es der Fahrradfahrer gewesen wäre.

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