Pressemitteilung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs e.V.

Das Bundesverkehrsministerium erwartet nach gestern bekannt gewordenen Berechnungen jährlich 2,5 Milliarden Euro Mehreinnahmen aus der LKW-Maut. Der ADFC fordert, dass diese Mehreinnahmen nicht ausschließlich für den konventionellen Straßenbau verwendet werden. Mindestens 10 Prozent, also 250 Millionen Euro pro Jahr, sollen in den innovativen Radschnellwegebau investiert werden.

ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Es heißt immer, es sei kein Geld da für große Würfe im Radwegebau – aber siehe da, hier sprudeln die Milliarden! In den Bundesländern stehen schon jetzt 80 Radschnellwegeprojekte mit rund 1.500 Kilometern Streckenlänge in den Startlöchern, die der Bund mitfinanzieren soll. Wir sehen weiteren Bedarf von mindestens 1.500 Kilometern in allen Ballungsräumen. Diese Radschnellverbindungen werden Deutschland massiv von kürzeren Autofahrten und Stau entlasten! Der Bund tut also gut daran, hier kräftig zu unterstützen. 250 Millionen Euro pro Jahr für intelligenten, emissionsfreien Verkehr – das sind echte Zukunftsinvestitionen!“

80 Radschnellwegeprojekte in den Schubladen

Zurzeit werden in fast allen Ballungsräumen Radschnellwege konzipiert und geplant: In den Räumen Berlin, Hamburg, Bremen, Ruhrgebiet, Frankfurt, Hannover, Stuttgart, Nürnberg und München. Ein erstes, 10 Kilometer langes Teilstück des Radschnellweg Ruhr (RS1) ist bereits eröffnet. Die nach Fertigstellung 101 Kilometer lange Trasse soll 55.000 Autofahrten täglich ersetzen und etwa 180 Millionen Euro kosten. Bereits in Betrieb ist außerdem ein innerstädtischer Radschnellweg in Göttingen, von etwa vier Kilometern Länge.

Der Radschnellweg 1 kurz hinter Mülheim. Foto: dd

Premiumrouten besonders für Pendler

Radschnellwege sind vom Autoverkehr getrennt geführte Premium-Radwege, die das zügige, unterbrechungsfreie und komfortable Radfahren auch über längere Distanzen ermöglichen. Sie sollen als asphaltierte Zweirichtungsradwege mindestens 4 Meter breit sein (2 Meter pro Fahrtrichtung), als straßenbegleitende Einrichtungsradwege mindestens 3 Meter breit, mindestens fünf Kilometer lang, steigungsarm, innerorts beleuchtet und hindernisfrei. Rad- und Fußverkehr sollen getrennt werden. Weitere Kriterien sind die regelmäßige Reinigung der Wege und ein Winterdienst. Kreuzungen mit dem Autoverkehr sollen durch Unter- oder Überführungen vermieden werden. An Knotenpunkten sollen Radler Vorfahrt haben.

Radschnellwege rechnen sich 5-fach

In der Machbarkeitsstudie für den RS1 wurde ein Return on Invest von 4,8 errechnet. Das bedeutet, dass der rechnerische Nutzen – durch verbesserte Gesundheit und verringerte Unfallzahlen – fast fünfmal so hoch ist, wie die Kosten. Premiumradwege gibt es nicht zum Nulltarif, aber sie sind im Verhältnis zum konventionellen Straßenbau immer noch günstig. Ein Kilometer Autobahn ohne Tunnel und Brücken kostet überschlägig 10 Millionen Euro – ein Kilometer RS1 weniger als ein Fünftel – nämlich etwa 1,8 Millionen Euro. Durchschnittlich kostet ein Kilometer Radschnellweg zwischen einer halben und zwei Millionen Euro.

In den Niederlanden erprobtes Modell

Radschnellwege haben enormes Potenzial, Staus, Lärm und Schadstoffemissionen zu reduzieren und Berufspendler zum Umsteigen zu bewegen. In den Niederlanden hat sich das Konzept bereits seit langem erfolgreich bewährt. Dort werden 25 Prozent der Wege zur Arbeit mit dem Rad zurückgelegt – in Deutschland sind es nur 11 Prozent.

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