Stefan Gelbhaar, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen, hat gestern eine Anfrage an die Bundesregierung zu Abbiegeassistenzsystemen für LKW gestellt und das traurige Thema der unzähligen getöteten Radfahrerinnen und Radfahrer damit wiederholt in den Bundestag getragen.
Wann legt die Bundesregierung angesichts der schweren Unfälle in den vergangenen Wochen, bei denen Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer durch LKWs schwer verletzt bzw. getötet wurden (www.rbb24.de/panorama/beitrag/2018/01/radfahrer-bei-unfall-mit-lkw-gestorben.html), einen Gesetzentwurf für die Einführung von Abbiegeassistenzsystemen für LKW vor, und welche gesetzliche Verankerung würde die Bundesregierung für ein solches Gesetz vorschlagen?
Die Bundesregierung verweist in der Antwort darauf, dass sie „bereits im Frühjahr 2017 einen Vorschlag zur verpflichtenden Einführung von Abbiegeassistenzsystemen für Lastkraftwagen bei der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (UNECE) vorgelegt“ habe.
Schon am 28. Dezember verwies die Bundesregierung in der Antwort auf eine andere Anfrage Gelbhaars auf die UNECE. Diese habe sich darauf geeinigt, die weitere Beratung zum deutschen Vorschlag in einer Unterarbeitsgruppe fortzuführen, die sich mit der Verbesserung der Sichtbarkeit bzw. Detektion von schwächeren Verkehrsteilnehmern bei Manövern mit niedrigen Geschwindigkeiten beschäftigt. „Es wurde beschlossen, dass die Anforderungen und Tests an das weltweite Unfallgeschehen angepasst werden müssen und die Industrievertreter die Durchführbarkeit bis Januar 2018 überprüfen können.“
Dialog ist gut, reicht aber nicht. Die Bundesregierung scheint die Dringlichkeit des Problems nicht ernst zu nehmen.
Auf Nachfrage bewertet Gelbhaar, der auch Sprecher seiner Fraktion für städtische Mobilität und Radverkehr ist, die Antwort der Bundesregierung: „Dialog ist gut, reicht aber nicht. Die Bundesregierung scheint die Dringlichkeit des Problems nicht ernst zu nehmen. Aus Berliner Sicht darf hier nicht abgewartet werden. Abbiegeassistenzsysteme für LKW müssen verpflichtend eingeführt werden, und zwar dringend.“ Ausgang also weiter offen…
Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) hat zum Thema Abbiegeassistenzsysteme ein Video gedreht. Allerdings gibt es dabei eine eklatante Text-Bild-Schere. Im Begleittest fordert die UDV einen „wirksamen elektronischen Abbiegeassistenten für Lkw“. Im Video empfiehlt sie aber Radfahrern, zurück zu stecken…
3 Antworten auf „Weiterhin kein effektiver Schutz vor abbiegenden LKW“
Naja in der Situation würde jeder von uns wohl (hoffe ich) sehr aufmerksam beobachten, was der LKW tut und eher anhalten, bis das klar ist.
Gefährdet sind ja vor allem die, die nicht damit rechnen und nicht so schnell reagieren können. In der Stadt gibt es natürlich Situationen, wo man nichts richtig machen kann. Im dichten Verkehr einfach anhalten ist oft keine gute Idee.
Ich sehe auch in der Stadt genug Leute, die mit LKW kuscheln, wo ich denke „ganz schön mutig – so eilig oder hast Du nicht nachgedacht=“? Zum Selbstschutz ist es wichtig, die Gefahren zu kennen.
Was anderes ist es, wenn staatliche Organe oder gar Speditionsvereinigungen vorrangig oder nur Radfahrer ansprechen. Viele LKW-Fahrer sind sehr riskant unterwegs (kein Blinken, rasant abbiegen oder anfahren, schlechte Sicht/Spiegel etc.). Da zeigt sich auch ein Kontroll- und Sanktionsdefizit.
Man wird diese Situation wahrscheinlich nie ändern können.
Es gibt zuviele Menschen die blind sind für ihre Umgebung, egal ob Rad- oder LKW Fahrer. Die bekommen nicht mit was in ihrer Umgebung passiert und haben dann einen Unfall.
In sehr viel früheren Jahren sind diese Personen vom Säbelzahntiger gefressen worden.