Eigentlich wollte ich für 2017 keinen Jahresrückblick schreiben. Aber gerade beschlich mich so ein komisches Gefühl, dass sich sowohl in 2017 als auch in den Jahren davor in Sachen Radverkehr nicht wirklich etwas verändert hat. Nach fünf Jahren itstartedwithafight.de habe ich irgendwie den Eindruck, dass so ziemlich alles gesagt und geschrieben ist. Nur umgesetzt wurde recht wenig. Zeit, die Repeat-Taste zu drücken, damit dieses Mal vielleicht bei den richtigen Leuten etwas hängen bleibt?

Gut, es gibt natürlich leuchtende Ausnahmen. Der RS1 wurde 2015 eröffnet, in Osnabrück wurde 2017 ebenfalls mit dem Bau eines Radschnellweges begonnen, über den man bereits seit 2013 nachgedacht hatte. Es gibt Förderprogramme für Lastenräder und neue Fahrradparkhäuser. Hier kann man viele Kleinigkeiten und wenige Großtaten ergänzen. Mit #dagehtwas wollte ich im vergangenen November (auch mir) Mut machen. Es kamen wenige Rückmeldungen.

Wer Fußgänger, Radverkehr oder ÖPNV fördern will, sieht sich gleich der Anschuldigung ausgesetzt, ideologisch zu sein oder einzelne Verkehrsmittel einseitig zu fördern. Aber wäre es nicht langsam mal an der Zeit dafür? Nach 100 Jahren einseitiger Auto-Förderung?

Und sehen die Straßen bei euch anders aus als vor fünf Jahren? Angela Merkel hat sich 2013 in einem „Interview“ für die Stärkung des Radverkehrs ausgesprochen. Bedeutende finanzielle Mittel hat sie aber erst Jahre später nach Bekanntwerden des Dieselskandals zugesagt. Um die Autoindustrie zu schützen, nicht um des Radverkehrs Willen. Ein weiteres Beispiel ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin. Zunächst erfolgreich wie sonst was, dann aber extrem langwierig, seit es um die konkrete Umsetzung geht. „Einfach machen“ ist in Deutschland nicht drin. Besonders schön zeigt sich das am Hin- und Her eines Schutzstreifens in Soest, der zunächst den Deutschen Fahrradpreis gewonnen hatte, dann vom Verkehrsministerium für nicht StVO-konform erklärt wurde, trotzdem für ein Pilotprojekt bestehen bleiben sollte und letztlich doch ohne Untersuchung entfernt werden muss. Die betreffende Straße wird nun zur Fahrradstraße. Immerhin.

Es gibt viele kluge Projekte, vor allem aus der Zivilgesellschaft, wo man sich zu helfen weiß. Freie Lastenräder wären nur ein Beispiel. Das Problem dabei: Diese Projekte müssen immer noch in ein System gepresst werden, das primär auf das Auto ausgerichtet ist. Die Systemfrage stellt immer noch kaum ein Verantwortlicher. Dabei liegen genügend Fakten auf dem Tisch, fliegen genügend Schadstoffe durch die Luft, stehen genügend Menschen täglich im Auto-Stau. Gesagt und geschrieben wurde eigentlich genug. Wird 2018 auch gehandelt?

(Oder ist der persönliche Eindruck hier etwa nur einem kurzen Neujahrs-Blues geschuldet und es sieht in Wirklichkeit doch viel besser aus?)