Kategorien
Radverkehr

Nehmt dem Auto Platz weg!

Vier Fahrspuren plus eine Parkspur für Autos. Dagegen nur ein schmaler Radfahrstreifen in jämmerlichem Zustand...
Vier Fahrspuren plus eine Parkspur für Autos. Dagegen nur ein schmaler Radfahrstreifen in jämmerlichem Zustand…
Eigentlich bin ich ein Freund von positiven Formulierungen. Besser „mehr von A“ fordern, statt „weniger von B“. Lieber „A fördern“ statt „B beschränken“. Beim Thema Flächengerechtigkeit in unseren Städten ist meiner Meinung nach aber der Zeitpunkt erreicht, an dem wir offensiv fordern sollten, dem motorisierten Individualverkehr (MIV), sprich dem Auto, endlich Platz wegzunehmen, um ihn anderen Verkehrsteilnehmern oder den Menschen im Allgemeinen (zurück-) zu geben.

Das Auto beansprucht überproportional viel Platz in unseren Städten, andere Verkehrsteilnehmer werden an den Rand gedrängt (Fußgänger, Radfahrer) oder durch das hohe MIV-Aufkommen „behindert“ (Bus), Erholungsflächen oder solche zum schlichten Aufenthalt, ohne ökonomischen Hintergedanken, gehen verloren oder sind es schon lange. Dabei sind gerade der Fuß- und der Radverkehr sowie der ÖPNV die Mobilitätsalternativen, die unsere Städte wieder lebenswerter machen können. Sie beanspruchen weniger Platz und verursachen weniger bis gar keinen Lärm. Gleiches gilt für Abgase.

Da so ziemlich jede Straße mit einem Gehweg versehen ist, wäre also der Radverkehr an der Reihe, mit einer eigenen, sicheren und möglichst lückenlosen Infrastruktur gefördert zu werden. Bleibt die Frage, woher die Fläche dafür kommen soll. Denn der Raum in unseren Städten kann nur ein Mal vergeben werden. Und das wurde er bereits. Will man dem Radverkehr nun zusätzliche Flächen zur Verfügung stellen, muss man diese anderen Verkehrsteilnehmern nehmen. Und da bleibt eben nur der MIV mit seinen zum Teil mehrspurigen Straßen und anliegenden Parkstreifen.

Und hier komme ich zurück auf die Formulierungsfrage vom Anfang. Natürlich kann man es vermeiden, öffentlich davon zu sprechen, dem MIV etwas zu nehmen. Natürlich kann man positiv formulieren, um mehr Leute ins Boot zu holen, die es prinzipiell nicht schlecht finden, Radverkehr und ÖPNV zu begünstigen oder ein Stadt grüner zu machen. Dann hat man aber auch viele dabei, die gar nicht wollen, was letztendlich nicht zu vermeiden ist: dem Auto etwas zu nehmen. Und diese Wahrheit wird dann nur im Hinterzimmer ausgesprochen, wo folglich auch die Entscheidungen fallen. Und dann ist das „Geschrei“ hinterher in der Öffentlichkeit erfahrungsgemäß groß. Daher bin ich der Meinung, dass, wer umverteilen will, auch endlich klar sagen sollte, dass dem Auto dafür Platz genommen werden muss. Das können Fahrspuren sein, genauso gut aber auch Parkstreifen. Insbesondere solche, die das kostenfreie Abstellen von privatem Besitz im öffentlichen Raum erlauben. (Mehr dazu: Das Grundrecht auf Parkplätze)

Städte sind für Menschen da, nicht für Autos.

Das Auto hat unsere Städte viel zu lange beherrscht. Es wurden genug Schneisen in Innenstädte geschlagen und es wurden genug neue Viertel gebaut, die in erster Linie dem Zu- und Abfluss des MIV dienen. Städte sind für Menschen da, nicht für Autos. Und dazu gehören auch Flächen mit Aufenthaltsqualität (für Menschen) statt Parklätze (für Autos) mitten in der City. Innenstädte, nein, Menschen brauchen Parks, Grünanlagen, Bänke, Brunnen, Plätze. Die Flächen dafür wird der fahrende und stehende motorisierte Individualverkehr abgeben müssen!

Die Markierungen zeigen, wie viel Fläche den verschiedenen Verkehrsteilnehmern zugesprochen werden: rot = Auto, blau = Bus, grün = Radfahrer + Fußgänger, gelb = Fußgänger.
The Arrogance of Space: Die Markierungen zeigen, wie viel Fläche den verschiedenen Verkehrsteilnehmern zugesprochen werden: rot = Auto, blau = Bus, grün = Radfahrer + Fußgänger, gelb = Fußgänger.

21 Antworten auf „Nehmt dem Auto Platz weg!“

Hallo Daniel,

meiner Meinung nach ist das ein sehr schöner Artikel.
Allerdings machst Du hier den zweiten (oder x-ten) Schritt vor dem ersten.
Bevor man den diskriminierten Verkehrsteilnehmern – Radfahrer und Fußgänger – mehr Platz gibt, sollte man erst einmal dafür sorgen, dass der wenige Platz, der diesen Unwürdigen zugewiesen wird, nicht auch noch durch Blechkisten in Beschlag genommen ist. Ja genau – ich spreche von denjenigen automobilen Menschen, die auch noch auf Geh- und Radwegen, in Halteverboten, auf Grünflächen, einfach überall parken und fahren. Das ist aber nicht alles. Nicht nur dass das vollkommen hirngewaschene Volk für sich und Ihre Kiste mit großem Selbstverständnis jeglichen noch erreichbaren Platz erobert, wird das auch noch von der Obrigkeit akzeptiert, wenn nicht sogar gefördert.
Die Automobilindustrie hat ganze Arbeit geleistet: Nicht nur, dass Politiker und die Exekutive korrumpiert sind (siehe z.B. Dobrint und VW, wie in Deiner Zeitungswochenschau erwähnt), sondern auch der völlig entsolidarisierte Plebs ist vollkommen benebelt von der freien Fahrt für freie Bürger. Hinzu kommen die „Leitmedien“ die gerne das Werbegeld der Automobilindustrie annehmen, anstatt den ganzen Zirkus mal etwas kritischer zu beleuchten.
Angesichts dieser jahrzehntelang etablierten Strukturen und dem schier unerschöpflichen Propaganda- (`tschuldigung) Werbeetat sowie der endlos groß scheinenden Armee von Lobbyisten an allen pseudo-demokratischen Parlamenten wünsche ich Dir, lieber Don Daniel Quixote, viel Glück beim Kampf gegen die Windmühlen.
Viele Grüße vom Dampfradler (krückenfreier Hobbyzyniker)

Das Positive zuerst: Ich finde die Parole „Nehmt dem Auto Platz weg!“ besser als „Gebt dem Auto mehr Platz!“.

Ansonsten finde ich sie hilf- und ziellos. Mag Hilflosigkeit noch anrührend und damit – irgendwie – mobilisierend sein, so ist Ziellosigkeit einfach nur demobilisierend.

Meiner Meinung nach, ganz sicher bin ich nicht, sollte der Radverkehr nicht unnötig auf Konfrontation mit dem Kfz-Verkehr gehen. Ich halte es für besser, wenn der Radverkehr sich um bessere Bedingungen für den Radverkehr kümmert, nicht um schlechtere für den Autoverkehr.
Damit meine ich den Radverkehr. Stadtplanung, Umwelt etc sind noch andere Baustellen.
Natürlich ist das Problem der Flächenkonkurrenz zwischen Radverkehr und MIV unausweichlich und damit das Problem der Flächenarroganz des MIV.
Trotzdem finde ich das einen anderen Schnack zu sagen, die Flächenaufteilung ist einfach unfair, wir brauchen auch Platz, wir müssen den vorhandenen und begrenzten Platz neu und fairer aufteilen, als: Das Ziel ist, euch etwas wegzunehmen.

Man sollte klar und eindeutig kommunizieren: Es geht um bessere Bedingungen für den Radverkehr, das ist unser Ziel. Das Ziel ist nicht: Egal wie, Hauptsache schlechtere Bedingungen für den Kfz-Verkehr.

Ich glaube einfach, das wird besser verstanden, so kommuniziert auch von nicht wenigen Autofahrern unterstützt und ist damit besser durchsetzbar.

Ich halte es zwar für verständlich, aber doch für einen Fehler, wenn man die alltägliche Konkurrenz- und Gefahrensituation, der man als Radfahrer durch den MIV ausgesetzt ist, in eine politische Gegnerschaft überträgt. Der Autofahrer, dem man den Platz wegnimmt, der ist nicht der politische Gegner. Unter den gegebenen Bedingungen ist es eine rationale, allzu verständliche Wahl, seine Wege im Kfz zurückzulegen.

„Und hier komme ich zurück auf die Formulierungsfrage vom Anfang. Natürlich kann man es vermeiden, öffentlich davon zu sprechen, dem MIV etwas zu nehmen….Und diese Wahrheit wird dann nur im Hinterzimmer ausgesprochen, wo folglich auch die Entscheidungen fallen.“

Darum geht’s nicht. Natürlich muss man offen sagen, der Radverkehr braucht mehr Platz und der MIV muss diesen Platz hergeben: Hier die Fahrspur, dort die Parkreihe. Man kann selbstverständlich nicht mit dem Platzbedarf hinterm Berg halten und erst im Nachhinein sagen: Ätsche-bätsche, den Platz nehmen wir von euch.

Das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist auch nicht positiv oder negativ zu formulieren.

Der Punkt ist: Nicht der Autofahrerhasser zu sein, bzw als solcher rüberzukommen. Radverkehr als „ideologische“ Autohasser darzustellen, das sollten wir Parteien und Presse überlassen, die gießen da schon aus Kfz-Industrie Interesse genug Öl ins Feuer und heizen die Gegnerschaft an.

Sondern, von uns aus, selbstbewusst auf einem fairen Ausgleich bestehen, aber immer, so es ihn gibt, den beiderseitigen Vorteil betonen – nicht den Nachteil, den man dem Anderen zugefügt hat.

Ich halte es für besser, wenn der Radverkehr sich um bessere Bedingungen für den Radverkehr kümmert, nicht um schlechtere für den Autoverkehr. –> Siehe PS am Ende.

Das Ziel ist nicht: Egal wie, Hauptsache schlechtere Bedingungen für den Kfz-Verkehr. –> Habe ich nirgendwo geschrieben.

Natürlich muss man offen sagen, der Radverkehr braucht mehr Platz und der MIV muss diesen Platz hergeben: Hier die Fahrspur, dort die Parkreihe. Also gibst du mir ja doch recht.

Der Punkt ist: Nicht der Autofahrerhasser zu sein, bzw als solcher rüberzukommen. Du wilst mir hier nciht wirklich Hass unterstellen, oder?!

Ich finde den Umgang oder die Kommunikation des Radverkehrs mit/über Autos bzw Autofahrern ein zu zentrales und auch emotional zu besetztes Thema, um da von meiner Seite bewusst mit Unterstellungen zu arbeiten (Was nicht heißen soll, das ich ansonsten Unterstellungen okay finde. Nur muss man in vermintem Gelände ganz besonders aufpassen muss).

Warum sollte ich die etwas unterstellen? Erstens schreibst du nicht von Autofahrern, sondern von „Autos Platz wegnehmen“, zweitens relativiere ich extra, um Missverständnissen vorzubeugen: „… bzw so rüberzukommen“.

Aber da das bei dir offensichtlich so angekommen ist (nicht nur die Absicht ist entscheidend, sondern mindestens genauso, wie sie ankommt): Nee, ich wollte dir keinen Autofahrerhass unterstellen. Aber da das nun einmal so bei dir angekommen ist: Tschuldigung.

Wir hatten dies Thema vor ein paar Tagen schon bei Twitter zu fassen und da, m. Mn. nach, aneinander vorbeigeredet.

Mir kommt es mehr auf das zugrunde liegende Schema an, das um’s Auto Kreisen – im „Guten“ (das ist für mich die Kfz-Gegnerschaft) wie im Schlechten. Letztlich halte ich das für die zwei Seiten der selben Medaille. Diese Autofixiertheit macht eine andere Mobilität schwer vorstellbar.

Das ist für mich nicht nur ein philosophisch-gedankentheoretisches Problem eines (notwendig totalitären, da allumfassenden) Paradigmas.

Ich habe vor ein paar Jahren mal in einem Programm der HHer Grünen über Umweltverbund Wörter gezählt. Die Begriffe aus dem Umweltverbund (dem Thema)kamen nur auf ein Drittel der Nennungen gegenüber den Begriffen aus dem MIV. Das war – in seinen größten Teilen – kein Umweltverbundprogramm, das war ein Anti-Kfz Pamphlet.

Oder, konkreter noch, die Sicherheitsdebatte, die von Radfahrerseite(!) aus der („objektiven“) Windschutzscheibenperspektive geführt wird („Von Autofahrern höre der ADFC häufig, dass sie den Radverkehr dort besser wahrnähmen.“ Hamb. Abendblatt, 6.7.2016)
Usw, usf.
Das geht bis hin zu Meinungen, Aufgabe des Radverkehrs wäre es, die km-Leistungen der Kfz herabzusetzen.

Das ist die eine Seite des Problems, dass man nämlich die Bedürfnisse für den Umweltverbund, bzw für den Radverkehr selbst vor lauter Anti-Kfz Haltung aus den Augen verliert.

Die andere Seite ist, dass man mit einer als Anti-Auto bzw Anti-Autofahrer-Haltung die Autofahrer an die Seite der Kfz-Industrie-Lobby treibt. Ich finde, wenn möglich, sollte man das vermeiden. Jedenfalls sollte man nicht alles (das geht nicht), aber vieles tun, um der Anti-Verkehrswende Lobby das Geschäft nicht zu erleichtern.
In Berlin hat jüngst eine Infratest-Dimap Umfrage ergeben, dass 50% der Autofahrer der Meinung sind, es werde zu wenig für den Radverkehr getan. Das ist sicher noch ausbaufähig.

Es wird sehr sehr schwer sein in Deutschland bzw in deutschen Städten eine gleichwohl notwendige Verkehrswende zu organisieren – alle werden sie mit „teeth and nails“ dagegen ankämpfen, Kfz-Industrie, Parteien, Presse, fast alle politischen Player.

Die Einzigen, auf die man für eine Verkehrswende setzen kann, das sind, wie der Radentscheid zeigt, Bürger von außerhalb der Politik und Verwaltung. Bürger, die Verantwortung übernehmen. Und ja, nicht wenige von denen fahren (noch) Auto.

In Berlin hat jüngst eine Infratest-Dimap Umfrage ergeben, dass 50% der Autofahrer der Meinung sind, es werde zu wenig für den Radverkehr getan. Das ist sicher noch ausbaufähig. –> Genau darum geht es mir ja. Die haben nichts dagegen, dass mehr für den Radverkehr getan wird. Aber die meisten von ihnen unterschreiben den Satz nur dann, wenn dem MIV nichts genommen wird. Und das führt dann zu Frickellösungen wie Schutzstreifen o.ä. Also bin ich der Meinung, dass endlich Klartext gesprochen werden muss, wenn man den Radverkehr ernsthaft fördern will. Der Radentscheid, dein Beispiel, tut das in Berlin. Und bekommt dafür trotzdem (oder gerade deswegen?) knapp 100.000 gültige Unterschriften.

Hallo Strizzi,

was willst Du uns eigentlich sagen?
Hast Du den Artikel wirklich gelesen und dann womöglich auch noch verstanden und durchdacht?
Meine Zweifel sind spiralarm-groß.
1) Du schreibst zwar viel Text aber inhaltlich kommt da nur ein Potpourri an zusammenhanglosen Allgemeinplätzen und Behauptungen.
2) Du unterstellst Daniel gönnerhaft kein Ziel zu haben. Woher nimmst Du diese Erkenntnis? Kein Wunder, dass der säuerlich reagiert. Was ist eigentlich Dein Ziel? Das geht aus Deiner Textdichtung nicht hervor.
3) Du willst, dass „der Radverkehr sich um bessere Bedingungen für den Radverkehr kümmert, nicht um schlechtere für den Autoverkehr.“ Erstens `mal kann sich der Radverkehr um gar nichts kümmern. Das sind Menschen, die Ihren Kopf für die Interessen einer ganzen Gruppe von Menschen hinhalten. Wenn wir das geklärt haben, wo sollen dann bessere Bedingungen für den Radverkehr herkommen wenn nicht vom Autoverkehr? Willst Du Häuser abreißen? Merke: Das Leben ist ein Nullsummenspiel. Wenn der eine sich mehr nimmt, dann muss der andere dafür bezahlen. Es gibt nur einen begrenzten Pott an Ressourcen. Das ist in der Wirtschaft so, in Sozialsystemen und in der Natur sowieso.
Also sprich: Woher sollen die besseren Bedingungen kommen?
4) Und jetzt werde ich säuerlich: Es ist nicht rational, sein KFZ zu benutzen. Manche aber auch nur manche werden aufgrund der (durch die Autoindustrie geschaffenen) Bedingungen (wie Du schreibst) dazu gezwungen, ein Auto zu benutzen. Aber rational ist etwas anderes.
5) Du bringst den Begriff Autofahrerhasser ohne jeglichen Grund ins Spiel. Was soll das?
6) Wir sollten Parteien gar nichts überlassen. Die haben schon genug Schaden angerichtet

Ich stoppe hier `mal.
Tut mir Leid, aber ich kann Deinem Text nicht entnehmen, dass Du irgendwas verstanden hast. Oder Du willst nur trollen?

Strizzi hat wie ich aus sicherer Quelle weiß, sehr guten Einblick in die Widersprüche der Politik, die zum jetzigen Alptraum automobiler Stadtplanung geführt haben. Von daher ist es nicht ganz unwahrscheinlich sein Ansinnen, auch die politische und nicht alleine die Dimension der Aktivistenseite zu beleuchten.

Das grundlegende Problem als Rad-Aktivist ist, dass man zwischen den Ansprüchen der Menschen, für die man sich in Foren, Kommentarspalten, auf Bürgerversammlungen und Veranstaltungen zum Thema Radförderung engagiert, oft zerrieben wird durch die konkurrierenden politischen Vorgaben und bürgerlichen Realitäten.

Sicherlich ist in D das Auto nach wie vor eine heilige Kuh (nicht nur metaphorisch) und deshalb sind Umfragen, wie die des Bundesumweltministeriums und des Radmonitors vergangenes Jahr sehr schön anzusehen, aber das Verhalten der Leute ändert sich nicht dadurch. Es gibt eben noch zu wenige Carsharing-Nutzer, zu wenig Mitfahrer, immer weniger radfahrende Kinder usw. Statt dessen werden immer mehr SUV zugelassen und außerhalb von Großstädten steigt die Zulassungszahl nach wie vor an. Der Top-Peak der Massenautomobilisierung liegt noch weit vor uns.

Angesichts dieser Tatsachen auszublenden, dass die Widersprüche zwischen Wollen und Handeln der Menschen immer weiter auseinander klaffen, kann auch meiner Meinung nach nicht richtig sein. Trotzdem werde ich als Aktivist mich weiterhin nicht davon abhalten lassen, den Raum, der uns Radfahrenden, den Rollstuhlfahrenden, den Skateboard- und Kickscooterfahrenden zusteht bei jeder Gelegenheit einzufordern.

Hallo Dampfradler,
für wen sprichst du, wenn du „uns“ sagst?

Ich will nur mal zu Punkt 2) (weil es da nicht um dich geht, sondern du Daniel ins Spiel bringst) was sagen, ansonsten lasse ich deine Zweifel im „Spiralarm“.

Ich unterstelle Daniel, weder „gönnerhaft“ noch missgünstig, nicht, kein Ziel zu haben.

Das, was ich hier immer mal wieder lese und auf Twitter mitbekomme, das weist ganz entschieden darauf hin, dass er ein Ziel verfolgt, und zwar ein Ziel, das ich im Wesentlichen teile.
Und ich weiß, dass so ein gutgemachter Blog eine ebenso angstrengende und zeitraubende wie wichtige Arbeit ist.
Hier sind schon einige gute bis sehr gute Diskussionen gelaufen.

Dass nun Daniels Meinung, wie dieses Ziel zu erreichen sei, nicht in allen Einzelheiten mit meiner übereinstimmt, das halte ich für normal.

Zum Glück wurde dafür das Instrument der Kommunikation erfunden – die Meinungsverschiedenheiten selbstverständlich nicht in jedem Falle ausräumen kann, aber einem Gelegenheit gibt, das jeweilige Problem auch aus anderer Sicht zu betrachten – wenn man sich darauf einlässt.

Vorausgesetzt natürlich, man betrachtet nicht alle anderen Meinungen außerhalb der eigenen als Angriffe bzw als Trollübungen.

Hallo Strizzi,

ich will gar nicht in die Einzelheiten gehen. Nur drei Dinge:
Doch, in Deiner ersten Antwort unterstellst Du Daniel auf gönnerhafte Weise, kein Ziel zu haben (Bitte lies noch einmal Deinen ersten Kommentar genau).
Zweitens, wenn Du das Instrument der Kommunikation so schätzt, dann gebrauche es auch. Dazu gehört, dass Du Dich sprachlich klar ausdrückst. Das hast Du in Deinem ersten Post zu diesem Artikel definitiv nicht gemacht.
Drittens: Du unterstellst mir, alle anderen Meinungen als Trollübung zu betrachten. Das ist erstmal ziemlich dreist. Auch das ist falsch, schon weil Du gar nicht meine anderen Kommentare kennst.
Ich habe lediglich bei Deinen Kommentar die Möglichkeit eingeräumt, dass es Trollerei ist, weil dieser so unsäglich schlecht und verwirrend geschrieben ist.
Drücke Dich einfach klar aus. Vielleicht hilft ein Schreibkurs.
Aber das kann ich von hier aus nicht beurteilen.
Ich sehe eben nur Deine Beiträge.

So, und jetzt beruhigen wir uns alle mal wieder und stellen fest, dass ich die Dinge beim Namen nennen will und Strizzi eben nicht so richtig. Unser Ziel ist aber vermutlich dasselbe.

@Dampfradler „Drücke Dich einfach klar aus.“

Das ist leichter gesagt als getan. Ich gebe Förderunterricht ab Grundschule (Lernprobleme, besonders Legasthenie/Dyskalkulie, auch Deutsch als Fremdsprache) bis hin zu Abiturbegleitung.
Kurz: Was dem Einen sonnenklar ist, ist dem Anderen völlig unverständlich. Je schwerer der Schüler lernt, desto mehr kommt es darauf an, eine angemessene Methodik/Didaktik/Sprache, kurz eine gemeinsame Kommunikation zu finden, die das Gegenüber und einen selbst in die Lage versetzt, davon zu profitieren (Womit ich beim obigen Thema wäre). Das sind oft echte Herausforderungen. In Didaktikerkreisen kursiert das Bonmot,nach dem der gemeinsame Intelligenzqoutient von Lehrer und Schüler sich nicht unter 200 bewegen darf, um einen Lernerfolg zu ermöglichen.

Schriftliche Kommunikation ist schwieriger. Der Kommunikationserfolg ist in der rein schriftlichen Kommunikation, die zunächst einmal nur auf die eigene Gedankenwelt zurückgreift, die ohne Mimik, Tonfall, Gestik usw auskommen muss, der die direkte, spontane Rückmeldung des Gegenüber fehlt und die einem Dritten ohne Vorgeschichte daherkommt, nicht immer einfach herzustellen.
Die Anonymität, die jeglichen Aufschluss über die der Kommunikation zugrunde liegenden Interessen, und damit den Aufschluss über Kommunikationsziele, verhindert, die kommt erschwerend hinzu.

Try and Error also. Wobei ich mich vom Error keinesfalls freispreche. Denn das hieße ja, das Try aufgegeben zu haben.

@daniel „…dass ich die Dinge beim Namen nennen will und Strizzi eben nicht so richtig.“

Na, das hat mir auch noch keiner gesagt. Eher höre ich, dass ich mit der Tür ins Haus falle.

Ein Beispiel in der obigen Diskussion war der Radentscheid. Ich finde bei denen sehr viel für Radverkehr und auch, als etwas Neues in der deutschen Radverkehrsdiskussion, viel für inklusiven Radverkehr. Das hat sehr viel zur Mobilisierung beigetragen. Ich finde sehr wenig direkt gegen Kfz Gerichtetes. Das, der Verzicht auf die Betonung des Trennenden, hat auch sehr viel zur Mobilisierung beigetragen. Das viele der 50% Autofahrer, die mehr Taten für den Radverkehr sehen wollen, nicht wissen, dass der Platz dafür vom Kfz-Verkehr kommen muss, das kann ich nicht glauben.

Kürzlich habe ich von Strößenreuther etwas Bemerkenswertes gelesen.Ich hab’s jetzt leider nicht gefunden. Zu den täglichen Auseinandersetzungen Kfz-Fahrer vs Radfahrer meinte Strößenreuther, dass ein Teil des Aufgebrachtseins der Kfz-Fahrer auch daher rühre, dass viele unter dem andauernden Angststress stünden, einen Radfahrer zu übersehen und zu überfahren, Dieser Angststress entlädt sich dann ab und an. Es sei also die Organisation des Verkehrs – und nicht das menschlich vorhersagbare Verhalten der Verkehrsteilnehmer – die zu dem gegenseitigen „Krieg“ führe.
Diese Aussage fand ich eine bemerkenswerte empathische und auch politische Intelligenzleistung (auch weil ich da noch nicht selbst drauf gekommen bin wahrscheinlich).

Und diese Aussage, so klein, nebensächlich und unbedeutend sie erscheinen mag, bringt meine Kritik an „Autos Platz wegnehmen auf die Fahne schreiben“ auf den Punkt: Es ist das Gegenteil von einem politischen Konzept.

Guter Artikel, aber m.E. z.T. erschreckend gruselige Kommentare.

Immerhin kommt es aber mal wieder gut auf den Punkt: gerade die Fraktion, die ‚freie‘ Autofahrbahnen (also Benutzungpsflicht) zurückhaben will und dafür Sorge trägt, dass jede halbwegs verkehrsrelevante Strasse eine Fahrrad-freie Fahrbahn mit verbesserter Auto-Reisezeit erhält wettert mal wieder gegen Restriktionen gegenüber dem heiligen Auto.
Natürlich innerhalb des ‚must have‘ framings tapfer gemeinsam gegen die Autolobby zu kämpfen.
Absurder gehts ja kaum.
Wenn ich so einen Scheiss (sory, aber mir fällt da kein anderes Wort ein) lese:
„Es geht um bessere Bedingungen für den Radverkehr, das ist unser Ziel. Das Ziel ist nicht: Egal wie, Hauptsache schlechtere Bedingungen für den Kfz-Verkehr.“
dann kommt mir langsam die Galle hoch.

Ca. 70.000 Abgastote im Jahr, etc, etc, etc, …
Die Liste der Kramkheiten die klar auf Autoabgase zurückzuführen ist wird immer länger, aber die „neue Überall-Radwege-auf Nebenanlagen-Front“ überschlägt sich in Demutsbezeugungen, die weitest hinter die mittlerweile selbst in der ‚Mainstream‘-Verkehrsplanung etablierte Erkenntnis zurückfallen, dass Radverkehr/Umweltverb NUR mittels push and pull gefördert werden kann.
Das ist im Grunde bereits gesellschaftlicher Konsens, auch wenn das bei den neuen Radwege-Dogmatikern noch nicht angekommen ist.

Strizzi ist m.E. ein Paradebeispiel für die groteske Forderung nach autogerechter Fahrradförderung. Den Scheiss, der dabei rauskommt können wir täglich bundesweit auf den real existierenden Radwegen besichtigen, bzw. erfahren.

Wer Radwege für alle fordert nebst Fahrrad-befreiten Fahrbahnen, und dann auch noch drauf besteht, dass das nicht in einem integrierten Konzept mit push and pull verknüpft und kommuniziert wird, arbeitet de facto als U-boot der Kfz und Mineralöl/Braunkohle Industrie.

Das genaue Gegenteil wäre richtig, ist dringend überfällig, und befindet sich auch gerade in einem sehr günstigen Zeitfenster:
Im Nachgang der ‚Abgasaffäre‘ seitens der Radfahr/Umweltverbund-FürsprecherInnen eine breite Kampagne zur Notwendigkeit der drastischen Reduzierung von MIV zu starten.
Autoverkehr in Umkreis von weniger als 100 Meter von einer Kita/Schule oder einem Krakenhaus tötet genau diejenigen massenhaft, die die Radwege-Dogmatiker doch so unbedingt ‚protecten‘ wollen.
MIV vergiftet unsere Kinder und bringt zielgenau die Schwachen und Alten etliche Jahre zu früh unter die Erde, mit induzierten Krankheiten, die oft noch ein qualvoles Leiden vor das Ableben setzen.

Aber der Trend bei den „Strizzis“ ist ja ein anderer: dass Kinder und Alte täglich an Abgasen verrecken wird systematisch nicht kommuniziert, und stattdessen werden diese zwei Gruppen missbraucht, um de facto den Reisezeitvorteil des MIV noch weiter auszubauen, da wir ja jetzt dringend überalle Zwangsradwege wegen der „Kinder und Alten“ brauchen.

Ich bin ausdrücklich für integrativen Radverkehr, definitiv auch nicht grundlegend gegen Radwege (Wahlfreiheit, aber auch Abbau oder wo möglich Umbau von lebensgefährlichen Unfallschwerpunkt Radwegefallen; JA: WEGEN der Kinder und ALTEN), aber was von den „Strizzis“ zur Zeit an Kamagne gefahren wird (und von Springerpresse u.a. natürich positiv multipliziert wird) ist im Effekt ein Schlag ins Gesicht derer, die sich seit Jahren/Jahrzehnten für eine ökologische Verkehrswende einsetzen.

Wo solls lang gehen? Ausgerechnet das Mutterland der Automobilmachung, die USA, werden hergenommen als neues best-practice. Just seit empirisch belegt werden konnte, dass die dortigen Konstruktionen der ‚protected bidelanes‘ eine verbesserte Reisezeit für den Autoverkehr generieren.

Wirkung: Kurzstrecken aufs Rad, ÖPNV weiter zusammenstreichen und mehr Kapazität für die MIV-Fahrten im höheren Entfernungsbereich mit Folge von stärkerer Zersiedelung, höherem CO2 Ausstoß, etc, etc, etc,
Dazu natürlich Jubelbilder von hochpreis-gentrifizierten ‚Grünen‘ Stadtkernen, in denen radelnde „Kinder und Alte“ Modell stehen um klar zu machen: Fahrrad muss unbedingt auf Nebenanlagen.

Die ganze Verlogenheit/Widersprücklichkeit der neuen Überall-Zwangsradwege-Bewegung wird m.E. deutlich, wenn es ums ‚Vorbild-NL‘ geht.
Groningen wird (wie immer bei NL) mit tollen Hochglanzbildern der „Radinfra“ in Szene gesetzt, aber dass das Ganze nur möglich war durch starke und konsequente Repressionen gegenüber dem Autoverkehr?
Egal, das halten wir mal lieber unterm Teppich, sonst verlieren wir die PS-Fraktion und die Springer-Presse.
Dass die Stop Kindermoord-Kampagne stark GEGEN das Auto gerichtet war? Egal, wir picken uns jetzt das raus, was anschlussfähig ist: mehr Radwege, und andauernd klarmachen, dass das auch gut ist für flüssigeren Autoverkehr, … usw.
Das ist doch kompletter Schei***, um das nochmal deutlich zu schreiben!!!

Zu Groningen wäre doch wohl mindestens zusätzlich zu erwähnen, dass diese Konstruktion in den nach aussen verlagerten Umfahrungen zu SEHR starkem Anstieg des KFZ-Verkehrs geführt hat (mehr Fahrten im weiteren Entfernungsbereich mit weniger Stau). Eine systematische Folge der Umgehungsstrasse-ideologie, die auch in NL wirksam ist.
Auch NL und DK haben mit steigendem MIV zu tun!
Die neuerdings so hoch gepriesenen USA mit ihren ‚protected bikelanes‘ schiessen den Vogel vollends ab mit 3,5% Steigerung des Autoverkehrs allein im letzten Jahr. Will aber keiner hören.
Eher: „Schaut in dieses Land… Best practice sozusagen, made by Ford and Chrysler?

Aber ich ahne es schon, jetzt bin ich in der Schublade des eigentlichen neuen Feindes des Radverkehrs: Das ist bestimmt ein VC! „steinigt ihn, steinigt ihn, …“
Denkt doch an die KINDER, die ALTEN!
Also natürlich nicht an alle, NICHT an die Abgas-toten, sondern natürlich nur an die, die jetzt überall Radwege brauchen, ohne dass dem Auto was weggenommen wird.

Das ist doch alter Schei*** aus den 60ern und 70ern im neuen Gewand.

p.s.:
Beim Rauchen/Nichtrauchen kann man sich m.E. durchaus was abgucken: da hat auch niemand gesagt, dass die Kinder in den Kitas und die ‚Alten‘ ‚protected O2 Gesichtsmasken‘ brauchen, sondern es wurde schlicht das Rauchen in Kitas VERBOTEN, und in öffentlichen Gebäuden, etc, etc.

Über ein Drittel der KINDER hat Allergien wegen toxischer Atemluft, während ich hier schreibe, sind schon wieder eine ganze Reihe der zu beschützenden „ALTEN“ qualvoll und gesellschaftlich unsichtbar im Bett verreckt wegen ‚Morbus-Volkswagen‘: Lungenkrebs, Gallenkrebs, Schlaganfall, Herzinfarkt, COPD, Bronchial-Asthma, …, …, … von wegen ‚protected‘ !!!

Ja, die strategische „Partnerschaft“ zwischen Kfz-Industrie und Kfz-Nutzern bröckelt. Da wird manch einer fuchsig.

Für viele Rad-Campaigner ist inzwischen klar: Will man mehr Radverkehr, so muss der Fokus auf die potentiellen Radfahrer gelegt werden. Das sind erstens vor allem diejenigen, die jetzt noch im Auto sitzen und bei denen gibt es zweitens ein großes Potential. Wären die Radfahrbedingungen besser, dann würden ne ganze Menge umsteigen. Also schon ne Frage, wie man mit denen kommuniziert – ob man die Frontstellung, die sich in der alltäglichen Begegnung im Strassenverklehr zwangsläufug ergibt, ob man diese Frontstellung in der politischen Auseinandersetzung reproduzieren muss.

Unter der Überschrift „The winner takes it all“ schrieb ich letzten November über Großbritanien. Das ChooseCyclingNetwork, ein Zusammenschluss von Rad-Campaignern, Unternehmen (GlaxoSmithCline, Aldi u.a.) und Verbänden, darunter dem AA (Automobile Association, britischer ADAC, hatte einen Offenen Brief an Cameron geschrieben und die Aufstockung der nationalen Radverkehrsmittel sowie eine ausgearbeitete Radverkehrsstrategie verlangt. Zwei Sätze daraus:

„There are clear benefits for our staff, our customers and our businesses in putting cycling at the heart of transport policy….

Evidence shows that if people are presented with safe and accessible routes to their place of work, many of them will make that choice, saving them money, improving their fitness and cutting their journey time.“

Nicht zufällig wird im Netz besonders oft die Radverkehrspolitik der Niederlande („Verlogenheit/Widersprücklichkeit“) angegriffen. Niederlande ist einer der schwierigsten Märkte für die Produkte der deutschen Kfz-Industrie, denn es ist inzwischen ein ausgesprochener Kleinwagenmarkt. Mit dem Verbot der Neuzulassung von Verbrennungsmotoren ab 2025 machen die sich bei der hiesigen Industrie auch keine Freunde.

Mit den Angriffen auf mich gehe ich inzwischen auch gelassener um („„Strizzis“ zur Zeit an Kamagne gefahren wird (und von Springerpresse u.a. natürich positiv multipliziert wird)“)
„Aber der Trend bei den „Strizzis“ ist ja ein anderer: dass Kinder und Alte täglich an Abgasen verrecken wird systematisch nicht kommuniziert,…“

Seit nunmehr über 6 Jahren mache ich Radverkehrspolitik mit Fokus auf die Schwächeren. „Systematisch nicht kommuniziert.“ Ich bin ja abgehärtet, aber manchmal, bei den dreistesten Ausfällen, bleibt selbst mir noch die Spucke weg.

Dazu also ein Auszug aus meinem Post „Max-Brauer Allee zwischen Rathaus und Strese. Willkommen im Fight-Club.“ und aus meiner schriftlichen Anfrage an den Verkehrsausschuss Altona, als das Thema Max-Brauer (NOx-mässig eine der dreckigsten Straßen Deutschlands) auf der Tagesordnung stand:
https://radverkehrhamburg.wordpress.com/2015/09/06/max-brauer-allee-zwischen-rathaus-und-stresemannstr/

„Zur Gesundheitssituation

– Sind dem Bezirk die unhaltbaren Verkehrszustände und die daraus resultierenden Belastungen für die Bürger und Anwohner bekannt?

– Ist dem Bezirk bekannt, dass das Gymnasium Allee sich an der Max-Brauer Allee 83 befindet und die Schüler damit denselben vom Verwaltungsgericht inkriminierten, schon für Erwachsene gesundheitsschädlichen NO2 Belastungen weit über der zulässigen Höchstgrenze wie an der Max-Brauer Allee Nr 92 ausgesetzt sind?

– Wird die Schule verlegt?

– Wird den Schüler abgeraten, den Schulweg, zumindest während der morgendlichen Rush-Hour, zu Fuß oder per Rad ohne Atemschutz zu absolvieren?

– Wird Schülern mit Vorerkrankungen der Atemwege wie Asthma oder Bronchits zum Schulwechsel geraten und werden ihre Eltern informiert?

– Gibt es noch andere Schulen im Bezirk Altona, in denen die Schüler vergleichbar hohen Gesundheitsschädigungen durch Abgase ausgesetzt sind? Ist ein statistischer Zusammenhang zwischen der Atemluftbelastung der Schülerschaft im nahen Umkreis der jeweiligen Schule und ihrer sozialen Herkunft (Durchschnittseinkommen der Eltern, Migrationshintergrund etc) feststellbar?

Zur Verkehrssituation

– Weshalb herrscht auf diesem Stück der Max-Brauer Allee trotz der hohen Schadstoffbelastung, trotz der hier gelegenen Schule (zur einmaligen Querung der hoch MIV-belasteten Strasse müssen von den Schülern 2 Ampeln passiert werden) und trotz des hohen, im Mischverkehr geführten Radanteils immer noch Tempo 50?

– Warum gibt es trotz des hohen Anteils an Schülerverkehr keine geschützten Radverkehrsanlagen, so dass die Schüler in die gefährliche und unfallauffällige falsche Flächennutzung (“Gehwegradeln”) gedrängt werden?

– Warum gibt es vor der Schule von der gegenüberliegenden Bushaltestelle keinen durchgängigen ampelgesicherten Fußgänger-Übergang?

– Gibt es Planungen des Bezirks oder des Verkehrsausschusses, an diesen Zuständen etwas zu ändern?“

Der Bezirk wird rotgrün regiert. Die Antwort auf meine Fragen wurde von einem Abgeordneten Grüne/Bündnis90 in provokativ genuschelten Ton und inhaltlich nichhtssagend beantwortet.
Der Verkehrsausschuss erklärte sich für „nicht zuständig“.

Herrlich!
Die „Strizzis“ jetzt ganz selbstbewußt Seite an Seite mit der Autolobby im Kampf gegen die Autolobby!
Großartige Realsatire:

“ Unter der Überschrift „The winner takes it all“ schrieb ich letzten November über Großbritanien. Das ChooseCyclingNetwork, ein Zusammenschluss von Rad-Campaignern, Unternehmen (GlaxoSmithCline, Aldi u.a.) und Verbänden, darunter dem AA (Automobile Association, britischer ADAC, hatte einen Offenen Brief an Cameron geschrieben und die Aufstockung der nationalen Radverkehrsmittel sowie eine ausgearbeitete Radverkehrsstrategie verlangt. Zwei Sätze daraus:

„There are clear benefits for our staff, our customers and our businesses in putting cycling at the heart of transport policy….

Evidence shows that if people are presented with safe and accessible routes to their place of work, many of them will make that choice, saving them money, improving their fitness and cutting their journey time.“ “

Lasset uns also feiern, dass jetzt die Automobilverbände voll dabei sind, wenn es um mehr Radwege geht! (waren die zwar schon in den 30ern, aber egal, ist bestimmt VC-Geschwätz) Lasset uns also feiern, dass die FDP den Radentscheid unterstützt, lasset uns feiern, dass ‚uns‘ jetzt auch die Springerpresse gut und anschlussfähig findet, etc.
Ich warte noch auf die Parole „Gemeinsam mit Dobrinth gegen die’strong and fearless – Rüpel‘.

Gelegentlich habe ich den Verdacht, dass ‚Stizzi‘ eine virale Kunstfigur von Fahrbahn-fahrenden Kabarettisten ist.
Hut ab!
Selten so einen unfreiwillig spaßigen Schenkelklopfer gelsen.
Mehr davon!

Schön auch die Passage zur Schadstoffbelastung an Schulen! Schule verlegen, T30 statt 50, Radwege(!!!) gegen die toxischen Abgase.

Wirklich grossartig, habe nur leider bislang noch nirgendwo Radwege gesehen, die Abgase wegfiltern können.

Aber genug gespottet, jetzt wird ja alles besser, wenn Strizzi heldenhaft und gemeinsam mit der britischen Autolobby für mehr Radwege gegen die Autolobby kämpft.

Die AA ist da sicher geeignet, die waren schon immer „Fahrradfreundlich“, schliesslich haben die bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts ihre mit dem Automobil rasenden Mitglieder via Fahrradstreifen (!) vor Geschwindigkeitskontrollen der Polizei gewarnt, was doch nun wahrhaft fahrradfreundlich ist! Schön auch, dass die schon vor hundert Jahren die Polizei bestochen haben damit sie AA-Autofahrer (AA-Aufschrift an Auto) stets vor speed-traps warnen.

In der Tat: das sind die richtigen Bündnispartner :-)
Es findet langsam zusammen was zusammen gehört.

Apropos AA:
http://www.theaa.com/
Aktuelle Headline:
„We get more people back on road than anyone else“ Dazu ein Foto mit ätzender Auto-Brücke quer durch die Natur. Dass DIE offensiv für mehr Radwege sind ist nun wirklich nicht weiter erstaunlich.

Hallo zusammen,
wie definiert sich eigentlich Flächengerechtigkeit? Ich meine, gibt es allgemein gültige Abhängigkeiten oder Bemessungsgrößen, die hierbei zu berücksichtigen wären? Natürlich gibt es Orientierungswerte wie den Modal Split z.B., aber der sagt naturgemäß wenig über die tatsächlichen (realen) Verkehrsmengen auf bestimmten Straßenzügen oder -abschnitten aus. Bekanntermaßen ist der Fahrradverkehr in seinem Verkehrsvolumens über das Jahr verteilt auch alles andere als homogen – im Gegensatz zum MIV oder ÖPNV. Wie sollen diese Schwankungen gewichtet werden?

Und: Fahrräder sind Fahrzeuge im Sinne der StVO und gehören demzufolge grundsätzlich auf die Fahrbahn. Damit muss man zumindest theoretisch auch die „gemeine“ Fahrbahn der Gesamtfläche zurechnen, die dem Fahrrad zwecks Benutzung zur Verfügung gestellt wird; ungeachtet der Radverkehrsinfrastruktur, die darüber hinaus (also zusätzlich) vom Fahrradverkehr exklusiv befahren werden kann (z.B. Hochbordradwege).

Gleichzeitig habe ich den Eindruck, dass der Fahrradverkehr aktuell an vielen Orten hinsichtlich der von ihm nutzbaren Gesamtfläche stark beschnitten wird, in dem auf zahlreichen Straßen starre Fahrbahnmarkierungen z.B. für (oft zu schmale) Rad- oder Schutzstreifen angebracht werden. Im reinen Mischverkehr hätte man sich zumindest dieser flächenmäßigen Beschneidungen nicht bedingungslos unterwerfen müssen.

Ja, der Artikel ist recht alt, das angesprochene Problem aber m.E. immer noch bzw. sogar verstärkt virulent.

Ich muss aber gestehen, dass die Realo-Fraktion der ‚Strizzis‘ und ‚Pöhlers‘ erhebliche Erfolge verbuchen kann.
Die ehemals ökologisch ausgerichtete ‚Radfahrbewegung‘ hat mittlerweile in Mehrheit einen Kurs eingeschlagen nach dem Motto: „Ja, das nutzt auch dem Autoverkehr“ und ist mit ‚Bike-Bild‘ und Co. strikt auf dem Weg in die Mitte unserer Pegida-Gesellschaft.

Jüngste Errungenschaft:
Wiedereinführung der allgemeinen Benutzungspflicht.
Zunächst bei ALLEN (auch den allermiesesten) Radwegen ausserorts, sowie bei allen Radstreifen innerorts entfällt die Nachweispflicht einer Gefahrenreduktion, und es wird fortan mit gesetzlich abgesicherter Willkür pauschal Fahrbahnverbot verhängt.
Wie schon beim Jaywalking wird ein Teil des Umweltverbundes massiv ausgebremst, um dem MIV zu mehr „Flüssigkeit“ und also besseren Reisezeiten zu verhelfen.
Glückwunsch.
Bald sind wir dann wieder im Jahre 1976 angekommen.
Wieviele Kinder und Alte am beschleunigten Autoverkehr verrecken?
Egal. Hauptsache wir haben endlich unsere allgemeine Benutzungspflicht wieder zurück.
Die Autolobby dankt, und die Radfahrenden dürfen freudig einige Jahrzehnte oder Jahrhunderte abwarten wie die ersehnte (Strizzi) Benutzungspflicht endlich flächendeckend für den „besseren“ Radweg sorgt.

Der Artikel trifft einen wichtigen Punkt und ich denke, dass einige Stadtplaner das auch erkannt haben. Leider zu wenige aber das kommt hoffentlich noch. Was mir oft fehlt ist aber die Alternative. Auch bei Stadtplanungen. Wir haben hier einen Ort der die Innenstadt autofrei macht, indem sie abgesperrt wird. Schön. Aber wie kommen denn die Menschen nun in die Stadt? Die meisten kommen mit dem Auto und da muss man ansetzen. Parkplätze außerhalb mit Shuttlebussen verbinden, ÖPNV bedürfnisgerecht ausbauen (Transportauftrag statt Gewinnmaximierung) usw. Also zwei Stufen: Innenstadt für Autos ungemütlicher machen und gleichzeitig Alternativen bieten. Die Menschen sollen ja in die Stadt und sich dort wohlfühlen.

Zuerst: Entschuldigung, dass ich jetzt erst kommentiere. Irgendwie werde ich in letzter Zeit häufiger auf ältere Posts aufmerksam, nicht nur hier …

Aus meiner Sicht sagen Strizzi und Daniel dasselbe, nur auf einer anderen Ebene. Strizzi hat den Gesamtkontext im Blick und sagt: »Schreibt Euch nicht auf die Fahne, welche Hürden Ihr erwartet, sondern stattdessen, wohin Ihr wollt (gute Bedingungen für den Radverkehr)!« Daniel sagt: »Und wenn Ihr dann im vollen Galopp reitet, dann kneift nicht vor der Hürde (dem MIV Fläche wegnehmen), sondern springt drüber!« Das einzige Problem in der Diskussion hier ist maximal ein Chronologie- bzw. Ebenenproblem: Wenn Daniel anfängt, von der Hürde zu sprechen, ist nicht gleich allen klar, dass es um den Galopp geht. Und weil so ein Blogpost nicht regelmäßig 2.000 Wörter haben soll, muss der Autor entscheiden, ober er lieber beim Kontext kürzt oder bei seinem Kerninhalt.

Genau wie Strizzi bin ich der Meinung, Dinge sollten als Positiv-Ziele formuliert werden, und genau wie Daniel bin ich der Meinung, dass der Diskurs trotzdem konsequent und ehrlich geführt werden muss, gerade wenn die Tendenz besteht, dass unbequeme, aber eben wesentliche Zusammenhänge sonst gern verschwiegen werden. Ich für meinen Teil kleide diesen Spagat auch gerne mal in das Gewand eines für Fachdiskussionen eher ungewöhnlichen literarischen Formats: http://2oom.de/das-maerchen-von-den-zottigen-zackenmuetzen/

Noch eine kurze Anmerkung zu Umfragen: Egal, wer befragt wird und egal, wo und mit welchem lokalen oder regionalen Bezug die Befragung stattfindet, bei solchen diffusen und absehbar moralisierenden Fragegegenständen wie ›Tut die Politik genug für den Radverkehr?‹ ist grundsätzlich immer mit dem Phänomen des sozial erwünschten Antwortverhaltens zu rechnen: 1. will der Befragte nicht als Umwelt- oder Sozialschwein dastehen, 2. entsteht ihm durch eine Falschantwort kein Ungemach. Das verzerrt die Befragungsergebnisse mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, solche Befragungen sind deshalb im Allgemeinen über das reine Infotainment hinaus eher wenig wert. Als Indikatoren für die Volksmeinung taugen da schon eher Bewertungen von ganz konkreten Sachverhalten, wie beispielsweise im Fahrradklima-Test, oder besser noch Angaben zum tatsächlichen Verhalten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert