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Radverkehr

Fahrrad-Monitor 2015

Das Bundesverkehrsministerium hat den Fahrrad-Monitor 2015 veröffentlicht, der alle zwei Jahre über den Umsetzungsstand der selbst gesteckten Ziele des Nationalen Radverkehrsplans informiert. Die Berwertung überlasse ich mal dem ADFC, der es ganz gut getroffen hat: „Fahrrad-Monitor 2015“ zeigt Stagnation bei Radförderung. Staatssekretär Barthles Eigenlob, man habe „2016 die Mittel für die Radverkehrsförderung auf über 100 Millionen Euro aufgestockt“, halte ich allerdings für schwach bis lachhaft. Denn damit ist gerade mal das Niveau von vor 14 Jahren erreicht. Förderungswille sieht anders aus.

Was denn auch zum zentralen Problem führt. Die Befragten wünschen sich in erster Linie mehr und bessere Radwege. Dafür sind in der Regel die Kommunen (und an Landesstraßen das Land) zuständig. Die sind aber bekanntlich chronisch klamm und werden größtenteils allein gelassen. Denn die 100 Millionen Euro aus dem Verkehrsministerium reichen bei Weitem nicht aus, das vorhandene Radwegenetz in einen guten Zustand zu bringen und vor allem nicht, um neue Radwege zu bauen, die neue Nutzergruppen erschließen würden. Aber genau darum muss es gehen – aus verkehrspolitischer, umweltpolitischer und auch gesundheitspolitischer Sicht.

Fahrrad Monitor 2015 Anreize

Fahrrad Monitor 2015 Kommunalebene82 Prozent (!) der Befragten wollen, dass sich die Kommunalpolitik in Ihrem Wohnort stärker mit dem Thema Radverkehr beschäftigt. Deutlicher kann der Ruf nach mehr Radverkehr eigentlich gar nicht ausfallen. (Dabei denke ich übrigens spontan an die 82 Prozent, die sich eine Abkehr von einer auf das Auto zentrierten Städteplanung wünschen.) Zentrales Thema dabei sind wieder die Radwege: mehr Radwege, besser beleuchtete Radwege, besserer Belag für Radwege, breitere Radwege. Aber auch Abstellanlagen sind ein großes Thema. Man muss sein 1.000-Euro-Rad auch irgendwo anschließen oder sogar einschließen können. (Günstigere Räder übrigens auch. Jeder Fahrraddiebstahl ist eine extrem nervige Angelegenheit!)

31 Prozent der Befragten fordern mehr Geld für die Kommunen.

Fahrrad Monitor 2015 Verbesserungen

Als letztes Detail vielleicht noch die Fahrradfreundlichkeit der Bundesregierung. Ist diese Antwort der Grund dafür, dass man in diesem Jahr auf eine öffentliche Vorstellung der Ergebnisse verzichtet hat? Ganze 12 Prozent stufen die Bundesregierung als fahrradfreundlich ein. Im Durchschnitt gibt es eine 3,6 – die ich immer noch für zu wohlwollend halte. Was war wirklich befriedigend? Die 100 Millionen Euro sind nicht mal ausreichend. #DankHelm war mangelhaft.

Fahrrad Monitor 2015 Bundesregierung

Alle Ergebnisse im Einzelnen könnt ihr euch hier anschauen. Ich will hier keinen falschen Eindruck erwecken, die Bundesregierung soll im Endeffekt gar nicht viel Konkretes für den Radverkehr machen. Da sind die Kommunen viel näher dran. Sie soll aber einen finanziellen Rahmen setzen. Das tut sie zwar, aber der ist momentan so klein, dass nur wenige Projekte hindurch passen. Und eine Art Aufbruchstimmung wäre auch nicht verkehrt, um die Kommunalpolitik zu motivieren…

Grafiken: Fahrrad-Monitor Deutschland 2015

8 Antworten auf „Fahrrad-Monitor 2015“

Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur: „Der Fahrrad-Monitor 2015 gibt wichtige Anhaltspunkte für eine wirkungsvolle Radverkehrsförderung. Er zeigt aktuelle Entwicklungen auf. Der Radverkehr ist auch technisch auf dem Vormarsch. GPS-Routenplanung, Fahrradcomputer und E-Bikes liegen im Trend. Das greifen wir mit unserem Radweg Deutsche Einheit auf – hier wird es kostenfreies WLAN, Informationen via Touchpads und Apps sowie Lademöglichkeiten für Elektrofahrräder und Smartphones geben.“ (Zitiert nach http://www.nationaler-radverkehrsplan.de/neuigkeiten/news.php?id=4893)

Kann man seine völlige Unkenntnis in Sachen Radverkehr deutlicher zeigen als mit so einem Kommentar? Das Rad ist für Herrn Barthle also kein Verkehrsmittel, sondern ein Spielzeug für Touristen, und die Aufgabe der Bundesregierung sieht er im Bereitstellen elektronischer Spielereien an einer Touristenstrecke. Man könnte meinen, es gäbe unter den Staatssekretärinnen und Staatssekretären im Verkehrsministerium einen Wettbewerb in Sachen Dämlichkeit.

Dabei müsste er doch nur mal einen Blick in seinen Fahrrad-Monitor werfen, um zu sehen, welche Erwartungen die Bürger an die Politik haben: Attraktive Infrastruktur für ALLE (mehr Radwege, besser beleuchtete Radwege, besserer Belag für Radwege, breitere Radwege) und sichere Abstellmöglichkeiten.

So schwer kann es ja nun wirklich nicht sein: Baue Straßen und Parkplätze und Du bekommst Autoverkehr. Baue Radwege und Abstellmöglichkeiten und Du bekommst Radverkehr.

Die Smartphone/Touchpad/App-Nummer passt dafür haargenau in das Thema: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kritik-an-Mobilitaetsplaenen-der-Koalition-Radfahrer-sind-die-wahrhaft-intelligenten-3087152.html
Irgendwelches Geschwurbel zu „intelligenter Mobilität“, „autonomen Autos“, etc. Komplett an der Wirklichkeit vorbei. War wohl mal wieder Lobbyabend im Reichstag.

Die Neue Osnabrücker Zeitung:
„Fahrrad-Monitor 2015
96 Prozent der Radfahrer finden Autoverkehr in Stadt gefährlich“

StVO §2 Abs.1: Fahrzeuge [Fahrräder] müssen die Fahrbahnen benutzen …

Der Fahrbahnzwang für Fahrräder erweist sich als Zerberus, der die Vormachtstellung des Kfz-Verkehrs bewacht. Genau so war es wohl gedacht.

Professionelle Arbeit kann man der Autolobby jedenfalls nicht absprechen.

Sichere Fahrradabstellplätze stehen weit oben auf der Wunschliste. Gerade hab ich zufällig einen Artikel gefunden, wie in Norderstedt die Prioritäten gesetzt sind, wenn man Radverkehrförderung mit PKW-Förderung vergleicht. Tenor: Wenn Radfahrer „Luxus“ wollen, müssen sie dafür bezahlen; Gleiches gilt für PKWs aber als kostenlose Selbstverständlichkeit.

“ Die Radler müssen fürs neue Radparkhaus zahlen, Autofahrer können die Tiefgaragen direkt daneben kostenlos nutzen.“
„Wer sein Rad in der neuen Radstation abstellt, bekommt für sein Geld eine Gegenleistung: Die Räder stehen sicher und geschützt“
„Viele Autofahrer lehnen das (Anm.: kostenpflichtige Parken in der Tiefgarage)ab, sie würden über die Kfz- und Mineralölsteuer ohnehin schon zur Kasse gebeten und finanzierten damit auch den Bau von Radwegen.“

CDU eben…

http://www.abendblatt.de/region/norderstedt/article207034953/Neues-Radparkhaus-wird-fuer-Radfahrer-teuer.html

[…] Vielleicht klemme ich das iPhone nicht nur für die Streckenstatistik, sondern auch für ein Drive-By-Video an’s Rad, Torsten macht das so: hier nimmt er uns mit durch Schwetzingen. Wie’s sich in der großen Stadt namens Berlin fährt, zeigt dieses Vimeo-Video von Claudia, die zeigt, wie sich Theorie und Praxis unterscheiden… Apropos Statistik: hier gibt’s noch den Fahrrad-Monitor 2015. […]

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