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Twitter-Umfrage: Blinker für Fahrräder

Road Ring
Road Ring
Anfang der Woche hatte ich hier über den Road Ring geschrieben – ein kleiner Blinker für Radfahrer, den man sich auf den Finger steckt und durch strecken der Hand aktiviert bzw. deaktiviert.

Neben dem Road Ring gibt es aber auch noch andere Blinker-Varianten für Radfahrer. Da wären zum Beispiel die WingLights, die man per Magnet auf das mitgelieferte Lenkerende steckt.

Foto: cycl.bike
Foto: cycl.bike

Oder Handschuhe. Zackees Turn Signal Gloves haben LEDs auf dem Handrücken, die blinken, wenn man den Daumen an den Zeigefinger drückt.

Turn Signal Gloves 3

Einen blinkenden Rucksack gibt es auch – als Studie. Denn kaufen kann man den Blackpack noch nicht.

Und dann sind da noch die Helios Bars – Lenker mit eingebauten Blinkern. Vielleicht das durchdachteste Projekt. Aber natürlich auch das teuerste.

Helios Bars 4

Ein blinkendes Armband sollte es auch mal geben. Aber die crowdfunding-Kampagne für die Useeme Bicycle Turn Signals ist gescheitert.

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Brauchen wir überhaupt Blinker für Fahrräder?

Jetzt aber die entscheidende Frage: Brauchen wir überhaupt Blinker für Fahrräder? Sind wir nicht die letzten Jahrzehnte auch gut ohne ausgekommen? Und würden Fahrradblinker vielleicht zu einer neuen ablenkungsquelle führen, wenn sie überall blinken? Oder gibt es dafür noch gar nicht genug Radverkehr, sodass die verhältnismäßig wenigen Radfahrer doch sicherer unterwegs sind, wenn sie einen Blinker haben?

Die Antwort fällt bei Twitter ziemlich eindeutig aus. 79 Prozent der Teilnehmer sind der Meinung, dass Blinker für Fahrräder Quatsch seien. Klare Aussage. Die Hersteller schielen aber sicher auf die restlichen 21 Prozent, mit denen sich bestimmt noch ein kleines Geschäft machen lässt. Und die oben aufgeführten Blinker sollten zumindest nicht schaden und könnten bei Dunkelheit zur Sichtbarkeit beitragen. Wenn sie dann auch noch einfach zu handhaben sind, warum nicht? Wie so oft bleibt es ja jedem selbst überlassen…

Und so seht ihr das: Blinker übertrieben, Reflektoren reichen…

10 Antworten auf „Twitter-Umfrage: Blinker für Fahrräder“

Ich komme gerade aus dem Krankenhaus, weil mich ein Autofahrer beim Abbiegen übersehen hat. Ich würde ja vermuten, das ist häufiger, als das ein abbiegewilliger Radfahrer übersehen wird. Aber vielleicht bringt es was für andere Radfahrer, die ja auch besser reagieren können.

Die Umfrage-Ergebnisse sind enttäuschend, aber Ausdruck davon, wie wenig ernst Radfahren genommen wird, und wie sehr die wirklichen Gefahren nicht wahrgenommen werden. Sieht man ja jeden Tag draußen auf der Straße, wie wenige Radfahrfer tatsächlich eine funktionierende und korrekt eingestellte Beleuchtung haben.

Im Gegensatz zu Helm, Wahnweste und anderem Geraffel sehe ich eine gut funktionierende aktive Beleuchtung durchaus als sicherheitsrelevant und das Miteinander im Verkehr fördernd an. Die geltenden Vorschriften sind da ein gravierender und gefährdender Mangel. Weiterhin verunmöglichen sie Radfahrern ein regelkonformes Verhalten:

Handzeichen finden sich entgegen weitverbreiteter Annahme nirgendwo in den Vorschriften; im Gegenteil, die StVO fordert, dass zwecks vorgeschriebener Ankündigung des Fahrtrichtungswechsels die „Fahrtrichtungsanzeiger“ zu benutzen sind. Die StVZO lässt als Fahrtrichtungsanzeiger _ausschließlich_ Blinker gelten. Wer einmal alte Laurel & Hardy-Filme gesehen hat, bei denen KFZ-Führer Handzeichen geben („Chaos auf der Leiter“), weiß warum. Auch die bis in die 1960er Jahre hinein verbreiteten Winker sollten mit dieser Vorschrift eliminiert werden (VW bot den Käfer noch sehr lange nur mit Winkern an, und begründete dies damit, dass die Gesetze dies nicht verbieten würden).
Blöderweise ist dann aber (ebenfalls laut StVZO) an Fahrrädern andere Lichttechnik als zwei sparsamste(!) Rücklichter, einem (und *nur* einem) Scheinwerfer und allerhand Reflektorgeraffel ausdrücklich verboten! Ich soll also Blinker benutzen, darf sie aber nicht am Fahrrad haben! Das ist doch absurd …

Ja, ich finde Blinker deutlich hilfreicher als reflektierende Handschuhe. Funktionierender Reflex setzt immer voraus, dass derjenige, dem ich etwas signalisieren will, einerseits überhaupt aktiv strahlt (gerade bei Dämmerung sind allerhand Lichtmuffel unterwegs) und andererseits sich überhaupt im richtigen Winkel befindet, um rückstrahlendes Licht auf mich zu schicken. Beides ist nicht immer gegeben. Und ein sich bei völliger Dunkelheit weitab vom Fahrrad (bzw. dessen, was man dann davon sieht, nämlich der Beleuchtung) befindendes reflektierendes Etwas ist in kritischen Situationen auch nicht schnell und eindeutig erkenn- und zuordenbar.

Weiterhin habe ich gerade beim Abbiegen die Hände gerne am Lenker (immerhin lenke ich dabei meist!) und an den Bremsen (potentielle Gefahrensituation), und fuchtel in solch einer Lage nicht noch mit den Händen in der Gegend herum. Einmal rechtzeitig den am Lenker befindlichen Schalter zu betätigen ist doch weitaus sicherer als Handzeichen zu geben.

Ja, ich wünsche mir sehnlichst Blinker am Fahrrad, und die heutige Lichttechnik ist so weit (LED), dass ein den KFZ vergleichbar helles Licht (anderes ist ein Sicherheitsrisiko) möglich wäre, ohne dass schwere Akkus herumgeschleppt werden müssten (Kondensatoren oder allenfalls leichte Pufferakkus genügen vollauf). Leider verbieten die Vorschriften solches. Wenn ich dann die Empfehlungen lese, sich besonders sichtbar zu machen, mit Warnweste (wovor soll eigentlich gewarnt werden?!) usw., dann bekomme ich Wut. Gute aktive Beleuchtung darf ich nicht haben, aber in Clownskleidung mit den Händen herumwedeln soll dann sicher sein? Einerseits schreibt die StVO vor, dass ich die Füße nur in besonderen Situationen von den Pedalen nehmen darf (was für eine weltfremde Vorschrift), aber ausgerechnet in kritischen Situationen den Lenker loslassen ist permanente Empfehlung?!

Leider bieten die hier im Blog gezeigten Lösungen (so interessant sie auch sind) keine Abhilfe des Problems. Insbesondere auch wegen der aktuellen Gesetzeslage. Solange Blinker am Fahrrad nicht zugelassen sind, solange werden sie auch nicht offiziell geprüft. Und all das ungeprüfte Zeugs ist entweder gefährlich wenig sichtbares Spielzeug (vgl. all die blöden als „Sicherheitslichter“ angebotenen Positionslämpchen fürs Fahrrad) oder blendet und nervt. Und alles, was ich extra mitnehmen und anziehen muss und sich nicht fest montiert am Fahrrad befindet, ist nach meinem Empfinden nur lästiger und im Ernstfall fehlender Kram. Ganz zu schweigen davon, dass all die Gadgets extra Stromversorgung brauchen (Batterien sind immer dann leer, wenn man sie am dringendsten braucht; Nabendynamo ist die bisher zuverlässigste Stromquelle). Es geht einfacher (für den Radfahrer). Wird nur nicht gebaut und angeboten. Schade eigentlich. Sehr schade.

Der letzte Abschnitt des Blogbeitrags (zu wenig Radverkehr als das Blinker verwirren??) erschließt sich mir übrigens nicht.

Dabei hatte ich mir einen kopenhagenmäßigen Pulk an Radfahrern vorgstellt, wo dann 25 Blinker in verschiedene Richtungen blinken und man im Gewusel schnell den Überblick verliert.

Ah, ich verstehe. Hmm, Handzeichen in solch einem Pulk?
Ich denke eher, dass kopenhagenmäßige Pulks das Problem und Ausdruck einer nicht sinnvollen Verkehrsführung und eines undisziplinierten Verkehrsverhaltens sind. Separation nach Antriebsart anstatt nach Fahrtrichtung …

„Ich denke eher, dass kopenhagenmäßige Pulks das Problem und Ausdruck einer nicht sinnvollen Verkehrsführung und eines undisziplinierten Verkehrsverhaltens sind“

@N.M.:Kurze, ernstgemeinte und nicht polemisch klingen wollende Frage: Waren Sie schon einmal mit dem Rad (oder als Fußgänger) in Kopenhagen oder Amsterdam unterwegs?

Ich frage deswegen, weil die beiden erfolgreichsten Städte in Europa, was die Prozentuale Fahrradnutzung angeht, sehr wohl auf Trennung nach Antriebsart setzen. Auf eine deutlich andere Art als dies üblicherweise in Deutschland der Fall ist, aber dennoch. Ich will damit nicht sagen, dass die Infrastruktur in CPH oder AMS perfekt ist (das ist sie nirgendwo), aber offensichtlich sind die Menschen in CPH und AMS recht glücklich damit, sonst wäre ja der prozentuale Anteil nicht so hoch.

Es kommt bei mir einigermaßen überheblich an, aus einer offensichtlich vor allem theoretischen Perspektive zu behaupten, Kopenhagener Straßendesign sei nicht sinnvoll und Kopenhagener wären undisziplinierte Radfahrer.

Um noch was zum Thema zu sagen: Im Kopenhagen „blinkt“ man nicht nur per Handzeichen, man hat auch eine Bremsleuchte (Hand angewinkelt nach oben). Das lernt man dort im Kindergarten bzw. in der Schule und wird nach meiner Beobachtung sehr ernst genommen.

Aus eigener Erfahrung möchte ich ergänzen: Wenn man es nicht schafft, über eine kurze Distanz sicher einhändig zu fahren (Niemand würde verlangen, über den gesamten Abbiegevorgang den Arm draußen zu haben, im Gegenteil, es geht ja nur um das ankündigen), dann ist man entweder körperlich eingeschränkt (Was ein valider Grund wäre – ggf. wäre hier ein Blinker sinnvoll), oder man ist schlicht zu schnell für einen Abbiegevorgang. Und dennoch: Ich nehme den Arm auch nur dann raus, wenn die Verkehrssituation zwingend eine Signalisierung erfordert. Ansonsten muss der Schulterblick und ein angedeutetes Rüberziehen reichen. Nach meinem Wissen sieht das auch die Judikative so (Wenn der Gesetzgeber es schon nicht eindeutig regeln möchte).

Ich habe nichts grundsätzlich gegen Blinker (außer der Unvereinbarkeit mit der aktuellen Gesetzeslage, an der man nur sehr mühsam etwas ändern kann), bin aber inzwischen der Meinung dass technische Lösungen (Helm, Blinkweste, diese Volvo-Farbe) für Probleme, die vor allem Infrastrukturell bedingt sind allenfalls die Probleme verlagern.

> Kurze, ernstgemeinte und nicht polemisch klingen
> wollende Frage: Waren Sie schon einmal mit dem Rad
> (oder als Fußgänger) in Kopenhagen oder Amsterdam
> unterwegs?

In Kopenhagen nicht; in Amsterdam (wie einem großen Teil der Niederlande) ja; zu Fuß und zu Rad. Die Niederländer setzen sehr auf Trennung; ich muss ihnen zugestehen, dies deutlich besser zu machen als die Deutschen. Sinnvoll ist das keineswegs immer. Insbesondere in den großen Städten (außer Amsterdam kenne ich da noch Maastricht, Eindhoven, Den Haag und die Rotterdamer Umgebung) ist das teilweise lediglich geringfügig besser als in D: einerseits mehr Platz, was aber dann durch die Vielzahl an Radfahrern wieder eingeschränkt wird. Der einzige (nicht zu unterschätzende) Vorteil: Sie sind konsequent und man kann sich drauf verlassen: Selbst wenn die Führung zunächst nicht danach aussieht: Man kommt auf den ausgewiesenen Wegen ans Ziel. Das ist in D meist nicht der Fall …
Allerdings käme man ohne solche Sonderwege bisweilen schneller und sicherer ans Ziel.

Dass aufgrund dieses Konzeptes so viele Leute dort Fahrrad fahren, heißt nicht, dass dieses Konzept auch gut und sicher ist. Die „gefühlte“ Sicherheit ist immer der Knackpunkt; sie spielt bei Rad- *und* Autofahrern eine gleichsam große wie irrationale Rolle: Unsichere Autofahrer trauen sich nicht auf die Autobahn (obwohl sie sicherer ist als Landstraße), und unsichere Radfahrer trauen sich nicht auf die Fahrbahn (obwohl sie sicherer ist als Radwege).

> Es kommt bei mir einigermaßen überheblich an,
> aus einer offensichtlich vor allem theoretischen
> Perspektive zu behaupten, Kopenhagener Straßendesign
> sei nicht sinnvoll und Kopenhagener wären undisziplinierte
> Radfahrer.

Theoretisch (anhand von Bildern und Videos) habe ich in der Tat große Zweifel am Kopenhagener Konzept. Sein unbestreitbarer Vorteil: es kommt bei den Leuten dort gut an. Dass ausgerechnet sie undiszipliniert seien, wollte ich nicht behaupten. Ergab sich etwas aus dem angenommenen Szenario und meiner eigenen Erfahrung aus deutschen Großstädten, dass große Massen an Radfahrern tatsächlich undiszipliniert durcheinander fahren.

> Aus eigener Erfahrung möchte ich ergänzen:
> Wenn man es nicht schafft, über eine kurze
> Distanz sicher einhändig zu fahren (Niemand
> würde verlangen, über den gesamten Abbiegevorgang
> den Arm draußen zu haben, im Gegenteil, es geht ja
> nur um das ankündigen), dann ist man entweder
> körperlich eingeschränkt (Was ein valider Grund wäre
> – ggf. wäre hier ein Blinker sinnvoll), oder man ist
> schlicht zu schnell für einen Abbiegevorgang.

Gerade da liegt m. E. ein großes Problem. Ist mir schon öfter passiert: Ich gebe lange vorher Handzeichen, und wenn ich dann direkt vor dem Abbiegen die Hand wieder an den Lenker nehme, denkt mein Hintermann, dass ich es mir anders überlegt hätte und muss noch überholen. Gerade in Kurven- und Kreuzungsbereichen sieht man andere Verkehrsteilnehmer erst sehr kurzfristig, oft auch erst, wenn sie schon im Abbiegevorgang begriffen sind. Eindeutigkeit bedeutet, auch während des Abbiegens dies zu signalisieren. Zu schnell ist so eine Sache: Wenn der einzige Punkt, weswegen ich „zu schnell“ sein soll, das Einhändigfahren ist, dann ist das Handzeichen gefährlicher Unsinn.
Wie ich schon schrieb: Gerade in typischen Abbiegevorgängen brauche ich meine Hände auch zum Schalten und Bremsen.

Einhändiges Fahren zu beherrschen, bedeutet nicht, dass man auch einhändig fahren kann. In meinen beiden Städten (Köln & Aachen) sind die Straßen und Radwegbeläge teilweise in einem so maroden Zustand, dass es annähernd unmöglich ist, mit einer Hand das Fahrrad noch sicher zu kontrollieren. Man kann nunmal nicht mit einer Hand über ein Schlagloch oder andere Fahrbahnunebenheit fahren. Ich gebe deswegen immer nur kurze Handzeichen, entschleunige bei jedem Abbiegevorgang weit über das notwendige Maß hinaus und wünsche mir jedes Mal, NRW hätte genug Geld für eine intakte Mischverkehrsinfrastruktur mit einem benutzbaren Belag.

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