Dieser Beitrag erschien ursprünglich am 1. Oktober 2015 auf radkompetenz.at und basiert auf den Veröffentlichungen der Stadt Wien Magistratsabteilung 46.
Die Bodenmarkierung „Sharrow“ kommt international immer mehr zum Einsatz. In Österreich hatte die Radlobby Österreich erste Umsetzungen dieses Piktogramms in Reutte und Tulln initiiert und internationale Studien zum Thema übersetzt. Daraufhin hat die Stadt Wien ein Pilotprojekt mit entsprechenden Piktogrammen in drei Straßenzügen gestartet und vom renommierten Büro Knoflacher evaluieren lassen. Diese Studie „Wirkung von Fahrrad-Piktogrammen im Straßenverkehr“ ist nun komplett zum Download erhältlich und zeigt sehr positive Ergebnisse: Gesteigerte Sicherheit des Rad- und Autoverkehrs durch verbesserte Interaktion, Abnahme der Überholvorgänge und größeren Sicherheitsabstand der Autos beim Überholen.
Diese erste umfassende Untersuchung über die Wirkung von „Sharrows“, die von der Stadt Wien als „Fahrrad-Piktogrammen auf der Fahrbahn“ bezeichnet werden, zeigt die positiven Auswirkungen der Piktogramme und Richtungspfeile auf die Sicherheit des Rad- und Autoverkehrs auswirken.
Fahrrad-Piktogramme mit Richtungspfeilen erhöhen das subjektive Sicherheitsgefühl im Straßenverkehr.
Aufgehende Autotüren oder zu knappes Überholen sind für RadfahrerInnen unter anderem in Straßen besonders gefährlich, in deren Mitte Straßenbahnen fahren. Für die Untersuchung wurden daher von der Stadt Wien, Magistratsabteilung 46, stark frequentierte Strecken entlang der Gumpendorfer, Alser und Nußdorfer Straße ausgewählt, um die positive Wirkung von Fahrrad-Piktogrammen mit Richtungspfeilen zu überprüfen.
Die Untersuchung konnte nachweisen, dass Fahrrad-Piktogramme und Richtungspfeile die Interaktion von Radverkehr und motorisiertem Verkehr verbessern. Der seitliche Sicherheitsabstand der Autos beim Überholen vergrößerte sich deutlich. Die Überholvorgänge nahmen um ein Drittel ab. Der größere Sicherheitsabstand beim Überholen bewirkt, dass sich die RadfahrerInnen sicherer fühlen. Auch der seitliche Sicherheitsabstand zum Fahrbahnrand beziehungsweise zum parkenden Fahrzeug ändert sich zugunsten des Radverkehrs. Alles das erhöht die Verkehrssicherheit.
Seitlicher Sicherheitsabstand als wesentlicher Faktor
Die in Wien probeweise aufgebrachten Markierungen erzielen also ähnliche Wirkungen wie „Sharrows“ in den USA und Australien. Diese originalen Bodenmarkierungen „Sharrows“ setzen sich aus einem Fahrrad-Piktogramm und richtungsweisenden Pfeilspitzen zusammen. Sharrows werden auf Straßen markiert, in denen die Errichtung einer qualitativ ausreichenden Radverkehrsanlage nicht möglich ist.
Fazit der Stadt Wien, MA 46: „Das Modell der in einem größeren Abstand vom Fahrbahnrand oder parkenden Autos angebrachten Fahrrad-Piktogramme hat sich bewährt. Sie wird in Wien auch an anderen Stellen zum Einsatz gelangen. Da auch beim Radfahren gegen die Einbahn der seitliche Sicherheitsabstand ein wesentlicher Faktor ist, wird er künftig auch dort Standard sein.“
Hier finden Sie die komplette Studie zum DOWNLOAD.
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8 Antworten auf „Stadt Wien veröffentlicht positive Sharrow-Studie“
Hallo Daniel,
als ich bei uns im ADFC Kempten Sharrows erwähnte, kamen von einem Aktiven Bedenken, dass diese in Deutschland nicht zugelassen seien.
Weißt Du um die rechtliche Situation?
Oder kennst Du Beispiele von Sharrows in Deutschland?
Herzliche Grüße
Tobias
Ist wohl in der Tat nicht so einfach. Ich habe aber gehört, dass das in Osnabrück in einer Straße jetzt trotzdem durchgezogen werden soll. Man will es einfach mal drauf ankommen lassen. :-)
In D’dorf gibt es meines Wissens nach einen Pilotversuch zu Sharrows in Deutschland. Leider habe ich nichts dazu gefunden, aber der örtliche ADFC wird sicher involviert sein. Einfach mal nachfragen.
Matze, Danke für den Tipp!
Matze, welches D’dorf meinst Du, Düsseldorf, Deggendorf, …?
Die Studie untersucht Sharrow-Markierungen, die allerdings nicht wie in den USA in der Fahrstreifenmitte aufgemalt sind, sondern deutlich weiter recht, genau dort wo die DE:Schutzstreifen/AT:Mehrzweckstreifen markiert werden. Eine Untersuchung zwischen Sharrow(mitte), FPG(rechts), Schutzstreifen/Mehrzweckstreifen(rechts) und Straßen ohne gesondere Markierung gibt einen besseren Aufschluss.
Den Abstand zu Autotüren 1,15m – halbe Lenkerbreite(0,35m) – halber Schwankungsbreite(0,15m) = 0,65m. Diesen Abstand halte ich für zu gering. Bei Abständen von 1,2-1,5m ist man gegenüber Dooring sicher unterwegs.
[…] Die Untersuchung konnte nachweisen, dass Fahrrad-Piktogramme und Richtungspfeile die Interaktion von Radverkehr und motorisiertem Verkehr verbessern. Der seitliche Sicherheitsabstand der Autos beim Überholen vergrößerte sich deutlich. Die Überholvorgänge nahmen um ein Drittel ab. Der größere Sicherheitsabstand beim Überholen bewirkt, dass sich die RadfahrerInnen sicherer fühlen. Auch der seitliche Sicherheitsabstand zum Fahrbahnrand beziehungsweise zum parkenden Fahrzeug ändert sich zugunsten des Radverkehrs. Alles das erhöht die Verkehrssicherheit. (it started with a fight…) […]
[…] Die Stadt Wien hat eine Studie zum Thema „Sharrows“ veröffentlicht. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich „(d)as Modell der in einem größeren Abstand vom Fahrbahnrand oder parkenden Autos angebrachten Fahrrad-Piktogramme (…) bewährt“ hat. Ich persönlich bin da etwas skeptischer. Details gibt es bei itstartedwithafight.de. […]