Das Statistische Bundesamt hat eine Pressekonferenz gegeben: „Statistisches Jahrbuch 2015: So mobil ist Deutschland“. In dem Statement von Präsident Dieter Sarreither finden sich auch zwei interessante Daten zum Radverkehr.
Demnach benötigten 2012 ca. 70 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland weniger als eine halbe Stunde für den einfachen Weg zur Arbeit. Aber nur 9 Prozent der Erwerbstätigen legen den Arbeitsweg mit dem Fahrrad zurück. 66 Prozent dagegen mit dem Auto. Für den Radverkehr ist da noch viel Luft nach oben. Gerade auf den kurzen Strecken könnten sich PKW-Pendler viel (Stau-) Frust ersparen.
Eine weitere, wenn auch nicht ganz neue Erkenntnis:
Private Haushalte in Deutschland besitzen häufiger ein Fahrrad als ein Auto
In 81 Prozent der privaten Haushalte in Deutschland befand sich 2014 mindestens ein Fahrrad – in 3 Prozent bereits mindestens ein E-Bike. „In 11 Prozent der Haushalte gab es Motorrad, Mofa oder Roller. Dagegen gab es in 77 Prozent der Haushalte mindestens ein Auto.“ Mehr Fahrräder also als Autos. Da bleibt nur noch zu sagen: Nutzt die Fahrräder. So vielfältig wie möglich!
Grafiken via destatis.de
5 Antworten auf „So mobil ist Deutschland“
Statistiken…..
Wir habe im Haushalt 4 fahrbereite Räder und 3 Personen.
Fahren tu eigentlich nur ich die-und im Prinzip sind sie alle meine;
wie geht es weiter;
ich denke darüber nach mir noch eins zu kaufen :D
Wenn ich in meinem Umfeld schaue ist das häufig so so: pro Kopf 1-2 Räder aber kaum wer nutzt diese. Aber irgendwann wird entrümpelt und dann kann sich jemand über kaum genutzte Räder freuen.
Interessanter wäre es zu wissen wie weit (km) die 70% der Malochenden von der Arbeitsstätte entfernt wohnen. Es macht einen großen Unterschied, ob man 20min mit 120kmh über die Autobahn rast oder 20min im Stau steht.
Sollte die Mehrheit der 66% die weniger als 30min mit dem Auto fahren auch noch weniger als 10km einfache Strecke haben, dann verstehe ich den hohen Prozentsatz nicht.
Eventuell sollten die Medien mal drüber berichten, welche finanziellen Anreize der Staat bietet, wenn der Arbeitnehmer ein Betriebsrad der Belegschaft gibt und gleichzeitig die KM-Pauschale für Radler noch anheben um mehr Leute davon zu überzeugen, dass radfahren gut ist.
Das stimmt natürlich. Aber der Prozentsatz, der von Tür zu Tür mit 120 km/h unterwegs ist, ist vermutlich sehr gering. Eine grobe Richtung ist hier aber schon zu erkennen, denke ich.
Ich brauch mit dem Rad in etwa genau so lang wie mit dem Auto zur Arbeit, zurück dauert es mit dem Auto oft wesentlich länger und wenn wieder Stau ist gibt es keine Alternative. Das Rad ist da flexibler und ein Parkplatz muss man auch nicht suchen.
Aber die ersten 2km durch den Berufsverkehr auf innerstädtischen 3 spurigen Straßen ist jetzt nicht für jeden etwas was er jeden Tag bewältigen mag. Ich denke bessere Radweginfrastruktur und/oder Verständnis für Fahrradfahrer locken auch mehr Menschen auf das Fahrrad (auch keine neue Erkenntnis).
Zu der Anzahl an Fahrzeugen, kann ich mich Max nur anschließen, ich hab in meinem Haushalt 4 Räder und 3 davon werden regelmäßig von mir gefahren. Autos werden ja in der Regel von und mit maximal einer Person gefahren (daher u.a. auch die vollen Straßen und wenigen Parkplätze)
„Sollte die Mehrheit der 66% die weniger als 30min mit dem Auto fahren auch noch weniger als 10km einfache Strecke haben, dann verstehe ich den hohen Prozentsatz nicht.“
Doch, den verstehe ich durchaus.
Auf 10KM hat das Auto gegenüber dem Fahrrad (und auch gegenüber dem ÖPNV) in aller Regel einen deutlichen Reisezeitvorteil, womit das Rad dann komplett aus dem Rennen ist.
Auch (oder gerade?) im „Fahrradfreundlichen“ Münster z.B. geht der Anteil der Radfahrenden bei 10KM Entfernung gegen Null.
Benutzungspflichtige Radwege, diskriminierende Ampeln, Entzug der Vorfahrt an Kreuzungen (trotz ‚Vorfahrtstrasse‘) Entzug der Vorfahrt bei Kreisverkehren, Baumwurzeln und mieseste Oberflächen, ungeeignete Radien, erzwungene zusätzliche Querungen, Mischverkehr mit Fussgängern, die Liste liesse sich recht lang fortsetzen.
Man kann dann schon sehr froh sein, wenn man überhaupt in die Nähe von 15KMh Durchschnittsgeschwindigkeit kommt, auch wenn man regelmässig auf 30KMh hochbeschleunigt.
Trotzdem ist es recht anstrengend, da das dauernde Abbremsen und wieder hochbeschleunigen nicht nur die Reiseziet noch oben bringt, sondern auch das Kraft/Entfernungs verhältnis extrem nach unten zieht.
Wer dann noch die Verkehrssicherheitstipps beherzigt, und ‚auch mal auf seine Vorfahrt verzichtet‘, im Zweifelsfall auf Schrittgeschwindgkeit herunterbremst, auf dem Radweg bei rechts abbiegenden LKW brav seine Grünphase opfert, etc. , der hat oft wenig Chancen trotz sportlicher Leistungsbereitschaft die 15KMh Durchschnitt überhaupt zu erreichen.
Die Grenze ab der das Rad seinen Vorteil (in Konkurrenz zum MIV) entfalten kann liegt in der real existierenden Infrastruktur-Welt wohl eher bei 4-max.7 KM.
Im Bergigen siehts (ohne e-Unterstützung) evtl. noch schlechter aus.
Wenn der Radverkehr nicht den Fussverkehr, sondern relevante Teile des Autoverkehrs ersetzen soll, dann müssen die Fahrrad-reisegeschwindigkeiten so optimiert werden, dass das Radpendeln ins Reisezeitbudget hineinpasst, welches i.d.R. halt bei 5 x 2 x 30-45Min. pro Woche liegt.
Die Entfernung zwischen Wohnen und Arbeiten passt sich dann halt der Reisezeit an, was auch z.B. das bizarre Phänomen der „Super-commuter“ in den USA erklärt, die in der billigen Steppe wohnen und 1-3 x pro Woche mit dem Jet an die Ostküstenmetropole zum arbeiten fliegen, wo sie noch ein günstiges mini-apartment mieten.
Der zugrundeliegende Wirkzusammenhang ist ja schon recht alt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Suburbanisierung
Beschleunigten Radverkehr scheint aber in D niemand zu wollen. Typisch; der Rad-SCHNELL-weg Ruhr wird in Mülheim auf gerade mal 3,80 Meter Breite zusammen mit dem gewünschten – möglichst ausführlichen – Fussverkehr (flanieren auf der neuen Promenade ist das Motto) geführt.
Ein bezeichnend bizarres Trauerspiel unfähiger ggf. korrupter Verkehrsplanung.
Aber mal ein konkreter Link zur zumindest annähernden Beantwortung der Frage nach den durchschnittlichen Entfernungen zur Arbeitsstätte:
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/70404/umfrage/pendler-nach-entfernung-zwischen-wohnung-und-arbeitsstaette/
(basiert auf mikrozensus-Daten)
Auch wenn der Radverkehr – typisch SPD – keine Rolle spielt (sondern ÖPNV vs. MIV), und der Text ein wenig veraltet ist, ist das:
http://library.fes.de/fulltext/fo-wirtschaft/00357003.htm
als Einstieg in die Zusammenhänge m.E. ganz gut und schnell lesbar.
Entscheidend ist die „Anbindung“ und vor allem die Steuerung über die Reisezeiten, um Änderungen in der Verkehrsmittelwahl überhaupt erzielen zu können.
Der ganze Rest (fahrradfreuncliche Städte-Gedöns, umwegiges Radwegenetz, etc.) ist meist nur nutzlose greenwashing-PR; ein nice to have für die Freizeit der deutschen Automobilisten bei schönem Wetter, und eine gern mitgenommene Verlagerung des Fussverkehrs aufs Fahrrad.