Die ersten zwölf Stunden der Onlinebefragung zum Osnabrücker Radverkehr sind rum und es sind bereits mehr als 300 (!) Meldungen eingegangen – eine wahre Flut. Es wird schwer, den Überblick zu behalten. Das Thema scheint auf jeden Fall zu bewegen und die MitarbeiterInnen der Stadt, die alle Einträge vor der Freischaltung moderieren müssen, haben gut zu tun. Aber was kommen da eigentlich für Vorschläge? Ich habe die Liste mal überflogen und einige Beispiele rausgepickt. Was spontan auffällt: die Onlinebeteiligung wird in erster Linie als Mängelmelder genutzt – insbesondere in Bezug auf den Zustand von Radwegen. Dafür gibt es allerdings schon EMSOS…
Der Zustand des Radfahrweges am Schlosswall/ Osnabrückhalle ist in einem sehr schlechten Zustand und bedarf einer Erneuerung.
Klar, das ist ein Hinweis, der für viele Stellen in der Stadt gilt. Aber damit macht man keinen Radverkehrsplan. Hier wäre es an der Stadt, die Radwege laufend auszubessern.
Hier wir der Fuß und Radweg von parkenden Autos sehr häufig zugeparkt.
Typisches Problem. Da kann auch ein Radverkehrsplan nicht helfen…
Ein weiterer guter Punkt (Meldung 81):
Eine Vielzahl von Radfahrern, die von der Bramscher Straße kommend in die Stadt fahren, nehmen nicht den vorgeschriebenen Weg über die Ampel, sondern fahren auf dem stadtauswärtsführenden Radweg. Am Ende der Hasetorbrücke knickt der Radweg ab und man kann dort nur schlecht einsehen, ob einem jemand entgegenkommt. Auch die Autofahrer aus der Ziegelstraße sind auf diese Radfahrer nicht eingestellt. HOHE Unfallgefahr für ALLE Verkehrsteilnehmer!!!!
Die Radfahrer, die hier auf der falschen Seite fahren, sind nur oberflächlich das Problem. Denn man muss sich fragen, warum sie dort fahren. Weil nämlich der korrekte Radfahrstreifen für diese Strecke sehr „ungünstig“ liegt. Zum einen ist er sehr schmal und zum anderen wird vom Rückstau der an der Ampel wartenden Kraftfahrzeuge blockiert. Insbesondere LKW und Busse schneiden hier in der Kurve den Radfahrstreifen – und stehen auf ihm, bis es Grün wird. Also: Infrastruktur überarbeiten!
Und wirklich grundsätzliche Kritik (Nr. 169), zwar ohne einen Lösungsansatz zu nennen, aber immerhin ein Motiv, warum einige Osnabrücker noch nicht auf das Fahrrad umsteigen:
Lotter Straße komplett Fahrrad untauglich genau wie der komplette wall. Es muss irgendwie möglich sein, dass man ohne Angst zu haben mit dem Fahrrad von a nach b fahren kann. Radwege hören auf oder sind gar nicht vorhanden. Hier geht es nicht um einzelne Stellen wo es schlecht ist Fahrrad zu fahren sondern ganz Osnabrück ist schlecht für fahrradfahrer.
Wirklich gute Ideen für einen Radverkehrsplan muss man genauer suchen. Auf den ersten Blick fehlen Visionen. Eine solche Idee ist die Meldung Nr. 17: trockene und sichere Stellplätze für (hochwertige) Fahrräder in der Innenstadt. Das wäre etwas, um Radfahrer dauerhaft zum Umstieg zu bewegen. Als Autofahrer weiß ich ja auch, dass mit 21 Parkhäuser und –plätze im Innenstadtbereich zur Verfügung stehen.
Ich bin eine 62jährige Ebike-fahrerin und vermisse für meine innerstädtischen (Wochenmarkt-) einkäufe, Cafe-/Kulturbesuche einen trockenen und abgesicherten Einstellplatz für´s Fahrrad. Ich denke an eine Art Fahrradbox/-Garage für mehrere Räder, z.B. im Eingangsbereich eines Parkhauses.Die städt. Antwort: „es gibt eine Fahrradgarage am Bahnhof“ ist ungenügend – soll ich meine Einkäufe erst zum Bahnhof tragen?
Eine weitere „echte“ Vision (Nr. 83):
Meine Idee ist die in die Stadt führenden Bahnstrecken mit einem Radweg zu ergänzen. Dann könnte man aus 4 Richtungen in und aus der Stadt radeln ohne Ampeln und Autoverkehr und fast ohne Steigungen. Das ist zwar bestimmt sehr aufwändig mit Brückenverbreiterungen und Auffahrten auf die Bahndämme, könnte aber für viele Pendler den Wechsel aufs Fahrrad bewirken.
Meldung Nr. 27 bezieht sich wieder auf Radwege, aber dieses Mal grundsätzlicher. Wichtige Pendler-Strecken sollten komfortable und breite Radwege haben. Das betrifft insbesondere die großen Einfallstraßen (wie die Iburger Straße) und den Wall. Hier könnte man schon fast in Richtung Radschnellweg gehen.
Der Radweg auf der Iburger Straße ist lebensgefährlich! eingequetscht zwischen linksseitig 2 Fahrspuren und rechtsseitig parkenden Fahrzeugen! Diese wichtige Strecke zum Pendeln in die Stadt bitte unbedingt sicherer für Radfahrer machen!
Ein gutes Beispiel spricht Meldung Nr. 75 an:
Radweg endet direkt vor der Kreuzung
Es gibt noch zu viele solcher Stellen in Osnabrück, wo man auf einem Radweg oder Radfahrstreifen unterwegs ist und dieser dann einfach im Nichts endet. Das habe ich gerade von Zugezogenen aus Münster gehört. Das Radwegesystem erklärt sich nicht von selbst und lässt an vielen Stellen Fragen offen. Das müsste sich ändern. Der neue Radverkehrsplan muss den Lückenschluss anstreben.
Dann gibt es allerdings auch Vorschläge, die bitte auf keinen Fall umgesetzt werden sollten! Radfahrer haben auf Gehwegen nichts zu suchen! Das birgt unnötig Konfliktpotenzial. Also ganz schnell vergessen!
Buergersteige frei geben fuer radfahrer, was sie ja jetzt schon machen, und noch ein Plakat am stadthaus hin haengen wir danken den radfahrern
Und schlussendlich gibt es natürlich auch „sowas“ hier…
Alle Fahrrad Fahrer sollten erstmal in den Griff bekommen auch die Verkehrszeichen zu beachten und nicht ständig über rot zu fahren oder plötzlich ohne jegliche Handzeichen und Beachtung des Verkehrs einfach abzubiegen. Den häufig passierten Unfälle, wo die Fahrrad Fahrer selbst dran schuld sind. (Nr. 62)
Das ist hier nur ein ganz kleiner Ausschnitt. Alle Meldungen findet ihr hier. Insgesamt ist die Onlinebeteiligung zum neuen Radverkehrsplan aber richtig gut angelaufen. Jetzt wünsche ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt erst mal viel Spaß bei der Bearbeitung der Meldungen. Das wird sicher nicht leicht. Ich hoffe, dass die wirklich visionären Ideen am Ende eine hohe Gewichtung bekommen und der neue Radverkehrsplan eine „runde Sache“ wird.