Kürzlich habe ich das sehr (!) lesenswerte Interview von brand eins mit Jan Gehl über Städteplanung und Verkehr gelesen. Gehl ist einer der einflussreichsten Stadtplaner der Welt und laut brand eins „der Mann hinter dem Boom seiner Heimatstadt Kopenhagen, dem Umbau Moskaus und der Wiederbelebung Manhattans“. Man kann also davon ausgehen, dass Gehl wirklich weiß, wovon er spricht.

Als Osnabrücker ließ mich eine Aussage Gehls besonders aufhorchen. Mit dem „Siegeszug“ des Auto und der damit verbundenen Beschleunigung der Durchschnittsgeschwindigkeit in unseren Städten auf 60 km/h, wurde aus Stadtplanung Verkehrsplanung. Gehl: „Niemand machte sich Gedanken über die Konsequenzen des Modernismus. Heute wissen wir: Um das Leben in einer Stadt zu ersticken, gibt es keine effizienteren Mittel als Autos und Wolkenkratzer.“

Und was macht die Stadt Osnabrück, bzw. ihr Oberbürgermeister Griesert? Er wird den Bereich Verkehr und „alles, was mit dem Stichwort Mobilität zu tun hat“ demnächst vom Fachbereich Städtebau abkoppeln. Beides soll zwar weiterhin beim Stadtbaurat angesiedelt bleiben. Doch Reibungsverluste zwischen den beiden neuen Fachbereichen sind zu befürchten.

Die Stadtplanung der vergangenen fünf Jahrzehnte hat Zigtausende Menschenleben gekostet, weil sie einseitig auf motorisierten Verkehr ausgerichtet war und die Menschen in einem Zustand permanenter Bewegungslosigkeit hält.

War die Überlegung des Oberbürgermeisters ein Schnellschuss nach den drei getöteten Radfahrern in 2014 und nur die Gelegenheit, mal etwas zu entscheiden? Unbestritten, der Verkehr in Osnabrück muss sicherer werden. Dass heißt aber auch, dass er anders werden muss. Denn „mehr und breitere Straßen führen zwangsläufig zu mehr Autoverkehr in der Stadt. Weniger Straßen und weniger Parkplätze hingegen schaffen Platz für Radfahrer, Fußgänger, Cafés und Plätze, kurz: das Leben.“

Und die Stadt könnte durchaus noch lebenswerter werden. Denn, so Jan Gehl, Städte konkurrierten „heutzutage nicht mehr mit den breitesten Straßen, der größeren Zahl an Parkplätzen oder dem billigeren Land um Kapital und Köpfe“, sondern mit Lebensqualität. Das sei es, was Menschen, Unternehmen und Investoren anziehe.

Beides – eine sichere Verkehrsplanung und eine intelligente und zukunftsorientierte Stadtplanung – geht aber nur in enger Abstimmung – möglichst „aus einem Guss“. Ob die Trennung der beiden Aufgabenbereiche da der richtige Weg ist?