In der vergangenen Woche hat sich zum ersten Mal das offene Aktionsbündnis „Pro Rad“ in Osnabrück getroffen. Zu der zweistündigen Diskussionsrunde in der Lagerhalle waren Bürgerinnen und Bürger der Hasestadt eingeladen, um über ihre Erfahrungen in Bezug auf den Radverkehr zu diskutieren.
Das Ergebnis des ersten Treffens ist ein Schreiben (siehe unten) an die Ratsmitglieder der Stadt Osnabrück, in dem verschiedene Forderungen zur Verbesserung der Sicherheit von Radfahrerinnen und Radfahrern gestellt werden.
Das nächste Treffen von „Pro Rad“ findet am 17. Dezember um 19.30 Uhr in der Lagerhalle statt. Dazu sind alle Osnabrückerinnen und Osnabrücker eingeladen, die ein offenes Ohr für Themen rund um den Radverkehr in der Stadt suchen!
Handeln – für mehr Sicherheit auf Osnabrücks Straßen!
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Ratsmitglieder,wie ist es um die Sicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmer, der FußgängerInnen und RadfahrerInnen, auf den Straßen und Wegen Osnabrücks bestellt? Welche Konsequenzen zieht die Friedensstadt aus drei unverschuldet getöteten Radfahrern, davon zwei an derselben Stelle, und zwei unverschuldet getöteten Fußgängern allein in 2014? Ist es noch zeitgemäß, dass sich immer mehr Schwerlastverkehr eine Durchfahrtsalternative im Stadtgebiet sucht?
Diese Fragen und noch viele mehr stellten wir auf unserer ersten verkehrspolitischen Fahrradtour mit leider nur einigen wenigen Ratsvertretern, die hautnah erfahren durften, was es heißt, als Radfahrer auf Osnabrücks Straßen unterwegs zu sein.
Nach den tragischen Unfällen in diesem Jahr gilt es keine Zeit mehr zu verlieren. Denn auch kleinere, zielgerichtete Lösungen führen zum Erfolg! Auf eine große Lösung können Fußgänger und Radfahrer nicht länger warten!
Daher fordert das aus zahlreichen Osnabrücker Bürgerinnen und Bürgern bestehende Aktionsbündnis „Pro Rad“ und der ADFC Osnabrück e.V. die zeitnahe Prüfung und Umsetzung folgender Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und des Verkehrsklimas auf den Straßen der Friedensstadt Osnabrück:
– Installation einer/eines Radverkehrsbeauftragten in der Verwaltung, die/der über entsprechende Kompetenzen verfügt.
– Sofortige Aufhebung aller Benutzungspflichten für RadfahrerInnen gemeinsamen Rad- und Gehwegen (Beispiel: Neuer Graben vor dem Ledenhof).
– Im Weiteren die Aufhebung aller noch bestehenden Radwegebenutzungspflichten. Ausnahmen nur an erwiesenermaßen gefährlichen Stellen.
– Installation von Rechtsabbiegerspuren mit eigenem Grünpfeil für den MIV (motorisierten Individualverkehr) und LKW an den Unfallschwerpunkten mit PKW/LKW-Beteiligung.
– Entfernen des Radweges am Johannistorwall zwischen Laischaftsstraße und Kommenderiestraße bei gleichzeitiger Installation eines Radfahrstreifens auf der Fahrbahn.
– Warntafeln und Blinkleuchten an allen Unfallschwerpunkten mit rechtsabbiegendem MIV.
– Breitere Radfahrstreifen entlang des Walls mit einer Mindestbreite von 1,80 Metern (siehe auch Bericht von Herrn Kröger, Mitglied der Unfallkommission der Polizei Osnabrück).
– Installation einer ausreichenden Zahl an Querungsmöglichkeiten und Querungshilfen für RadfahrerInnen und FußgängerInnen (analog zu der Zahl der Abbiegemöglichkeiten des MIV) zur Verringerung der Zahl der „Bürgersteignutzer“ unter den RadfahrerInnen.
– Tempo 30 in der Lotterstraße zwischen Heger Tor und Hans-Callmeyer-Platz bei gleichzeitigem Auftragen von Piktogrammen, die eine gleichberechtigte Fahrbahnnutzung von MIV und Radverkehr anzeigen. (Der anvisierte Schutzstreifen auf diesem Abschnitt der Lotter Str., im Übrigen ein vielgenutzter Schulweg, bringt keine objektive Sicherheit, da er erstens nur einseitig aufgetragen, zweitens zu schmal und drittens der Abstand zu parkenden Autos viel zu gering sein wird!
– Bauliche Maßnahmen in Tempo-30-Zonen: Fahrbahnverengungen, Krefelder Kissen, etc.
– Flächendeckende Vorrangschaltung für RadfahrerInnen (4 Sekunden).
– Lückenloses Auftragen von ARAS, um den Radverkehr sichtbar zu machen.
– Spezielle Pflasterung in den Stichstraßen des Katharinenviertels, da der aktuelle Fahrbahnbelag RadfahrerInnen abschreckt. Gefährdungspunkt: Hauseingänge und Hofausfahrten. Denkbar wäre eine schmale, ebene Pflasterung in der Mitte der Fahrbahn.
– Mindestens einmal im Jahr ein autofreier, verkaufsoffener Sonntag inkl. ökologischer Erlebnismeile und Park & Ride Shuttle.
– Alle Empfehlungen des Runden Tisches Radverkehr sollten im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt / Rat der Stadt Osnabrück beraten, geprüft und auch möglichst in einem engen Zeitfenster verpflichtend zum Wohle der Bürger der Stadt Osnabrück umgesetzt werden.
– Eine spürbare Aufstockung der Mittel für den Radverkehrstitel (erhöhter Nutzen für die Volkswirtschaft, lt. Kopenhagener Studie: 1 Fahrradkilometer = Einsparung von 15 Cent für die Volkswirtschaft / 1 Kilometer im MIV = 15 Cent für die Volkswirtschaft).
– Grundsätzlich ist eine Entschleunigung des Verkehrs wünschenswert und erforderlich. Es kann nicht mehr um das Thema Beschleunigung und der damit einhergehenden Steigerung des Aggressionspotentials aller Verkehrsteilnehmer gehen! Eine Entschleunigung bietet die einmalige Möglichkeit zur Bewusstseinsänderung aller Verkehrsteilnehmer. „Miteinander statt gegeneinander“ lautet das Credo!
Warum möchte Osnabrück keine Vorreiterolle einnehmen und flächendeckend Tempo 30 einführen? Das würde Ressourcen schonen und vor allem weniger Lärm und Abgase bedeuten! Tempo 30 erhöht die Lebensqualität in Osnabrück!
Mittelfristig wäre auch die Umwidmung des Walls zur Umweltverbundstraße zu prüfen. Hier könnte eine Fahrspur für den MIV und eine Fahrspur für den ÖPNV und Radverkehr ausgewiesen werden. Osnabrück könnte hier innovativ vorangehen und zukunftsorientiert handeln.
Es ist an der Zeit! Für mehr Sicherheit auf Osnabrücks Straßen! Das Aktionsbündnis „Pro Rad“ wünscht Ihnen viel Mut und Weitsicht bei Ihren Entscheidungen.
i. A. Uwe Schmidt (ADFC)
7 Antworten auf „Aktionsbündnis „Pro Rad“ Osnabrück“
Ist das Schreiben schon rausgegangen?
Denn bei den Breiten für Radfahrstreifen sollte die Zahl vielleicht noch auf 1,85 Meter (oder mehr) verändert werden und dabei sollte ruhig auch deutlich gemacht werden, dass jene 1,85m nicht bloß ein frommer Wunsch der Bürger nach etwas mehr Komfort sind, sondern dass das das gesetzliche Mindestmaß darstellt.
Herr Kröger hat mit seiner Aussage nachgewiesen, dass die Stadt gesetzliche Vorgaben zur baulichen Ausführung von Radwegen mit Füßen tritt. Aus der Feder der Polizei sollte das doch schon Gewicht haben.
Ist schon raus, ja…
Zu diesem Punkt wird es sicher heißen, dass dafür kein Platz sei. Dagegen kann man aber die große Lösung halten: alle Parkstreifen am Wall entfernen und durch breite Radwege ersetzen. Das wäre an einem großen Teil des Walls möglich.
Super Sache. Viel Erfolg dabei!
Nürnberg hat auch schon was ähnliches am laufen:
http://www.radfairkehr.de/
Ja, mal sehen, was so passiert. Wichtig ist, dass auch wirklich BürgerInnen kommen und am Ende nicht der ADFC-Vorstand da unter sich ist…
Warst du an dem Abend dabei? Wie hoch war denn der Anteil ADFC/Nicht-ADFC? Anhand der Punkte kann man sehen, dass die Liste vom ADFC stammt und nicht erst an dem Abend von der Versammlung erarbeitet wurde. Wäre in der kurzen Zeit auch nicht machbar.
Aber die Zusammenarbeit finde ich gut, denn so wird die Arbeit des ADFC unterstützt und bestätigt.
Ich war dabei. Und es waren viele ADFCler dabei, das stimmt. Aber die Liste wurde da zusammengetragen und hat auch deutliche Einflüsse von mir
[…] vom Aktionsbündnis “Pro Rad” favorisierte Lösung der Rechtsabbiegerspur mit eigenem Grünpfeil für den motorisierten Verkehr ist damit aber noch […]