Die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) berichtet heute (21. Februar 2014) über „Mehr Unfälle mit Radlern auf der Lotter Straße„, nachdem diese 2010 umgebaut wurde. Häufig seien Radfahrer sogar die Verursacher. Sie befahren nämlich regelmäßig die Gehwege, zum Teil sogar in verkehrter Richtung.
Es kracht dann meist an den Einmündungen, weil Autofahrer nicht mit den Velos rechnen, schon gar nicht in der falschen Richtung. Immer wieder bekommen aber auch Fußgänger auf schmerzhafte Weise ein Vorderrad oder einen Lenker zu spüren.
Die Ursache des Problems haben Verkehrsplaner aber schon erkannt. Radfahrer weichen demnach auf den Gehweg aus, weil sie sich auf der Fahrbahn nicht ausreichend sicher fühlen. Eigentlich waren auch Radwege vorgesehen. Doch diese wurden laut NOZ zugunsten breiter Gehwege „geopfert“.
Die Stadt gibt Radfahrern, die sich unsicher fühlen, den Tipp, die parallel verlaufende Fahrradstraße „Katharinenstraße“ zu nutzen. Was aber, wenn man etwas an der Lotter Straße zu erledigen hat? Darüber hinaus werden 90 Prozent der Radfahrer, die zur Fahrradstraße wollen, auf den Gehwegen der Seitenstraßen fahren, weil die Fahrbahnen dort alle altes Kopfsteinpflaster haben. Problem also nur verlagert.
Und von „geopfert“ kann auch keine Rede sein. Zum Glück ist der Platz hier so begrenzt, dass man nicht noch Mindestmaß-Radwege zwischen Gehweg und Fahrbahn quetschen konnte.
Die geplanten Radwege wurden ob des engen Straßenprofils zugunsten breite Gehwege geopfert.
Spannend wird es nun aber, wenn Stadt und Polizei die Situation „beobachten und gegebenenfalls mit geeigneten Maßnahmen reagieren“ wollen. Was könnten das für Maßnahmen sein? Ich frage mich schon seit dem Umbau, warum man nicht einfach gleich Tempo 30 auf dem kurzen Stück zwischen Heger-Tor und Hans-Callmeyer-Platz angeordnet hat. Das sind nur 700 Meter (!), wo sich Autofahrer dann mal ein bisschen bremsen müssen, wenn Radfahrer ihr Recht auf Fahrbahn wahrnehmen. Hinter dem Hans-Callmeyer-Platz fangen dann ja schon die Radfahrstreifen an, die die beiden Verkehre wieder halbwegs voneinander trennen.
Darüber hinaus hätte Tempo 30 sicher auch belebende Effekte auf die „flanierende Kundschaft“, die sich die Geschäftsleute dort doch so sehr wünschen. Und auch wenn die aktuelle Verkehrssituation an der Lotter Straße nicht als kritisch angesehen werden kann. Eine Entschleunigung des motorisierten Verkehrs an dieser Stelle könnte durchaus zu mehr Akzeptanz von Radfahrern auf der Fahrbahn im Allgemeinen führen. Und damit vor allem zu weniger Unfällen auf den Gehwegen an der Lotter Straße.
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Fotos: dd
9 Antworten auf „Osnabrück: Tempo 30 auf 700 Metern zu hoher Preis für Unfallreduzierung?“
Wenn ich mit da mal dem Auto lang fahre, finde ich 50 Km/h viel zu schnell – sowohl auf der Alten und der neuen Lotterstraße. Dort ist viel zu viel an den Seiten los – Autos, Busse, Radfahrer, Fußgänger und Straßenüberquerende Fußgänger. Dort fahre ich auch nicht mehr als 40km/h. Ich selbst empfinde die Lotterstraße auch eher als kleine entspannte Einkaufsstraße der 30Km/h sehr sehr gut tun würde.
Als Fahrradfahrer war ich da nun schon länger nicht – aber ich kann mir die Situation als Radfahrer sehr gut vorstellen.
zum update:
diese dummen Reaktionen von STVO Legasthenikern sind ja noch normal.
auf Radverkehrspolitik.de sind die Reaktionen auf den Unfallzod einer Radfahrerin geschildert. https://www.radverkehrspolitik.de/irgendwie-muss-kaethe-doch-mitschuldig-sein/
menschliche Abgründe!
Ja, da hatte ich auch mal kurz reingeschaut. Besser nicht lesen!
„…Reaktionen von STVO Legasthenikern…“
Deren Legasthenie beschränkt sich nicht auf die StVO. Dieser asoziale Nonsense ist so ziemlich in allen Internet-Kommentaren zu lesen. Und immer wieder das gleiche Mantra von den Radfahrern, die die Verkehrsregeln nicht einhalten können. Offensichtlich hat dieses Klientel auch immer das gleiche Bildungsniveau. Man sollte ihnen entgegenhalten, dass sie beim öffentlichen Kommentieren auch die Rechtschreibregeln beachten sollten.
Für Masochisten kann ich da nur die Facebookseite „Freie Fahrt für freie Bürger“ empfehlen. Das kann man allerdings nur mit einer gehörigen Portion Humor ertragen.
Oha, da schaue ich lieber gar nicht erst rein…
Das Problem ist daß es diese vielzitierten Kampfradler oder Kamikaze-Radler ja tatsächlich gibt, und sie fallen eben mehr auf als di, die sich an Regeln halten.
Diese Kameraden versauen den Ruf aller Fahrradfahrer. Erst neulich hab ich einen beobachtet, der in aller Ruhe an einer vielbefahrenen Kreuzung über rot fuhr (immerhin hatte er geschaut daß keiner kommt). Das hätte der um die Uhrzeit mit dem Auto nicht gemacht. Solange viele Fahrradfahrer das Rad als Verkehrsmittel selber nicht ernst nehmen wird der Konflikt bestehen bleiben.
Andererseits:
Die Autofahrer wissen nicht wie der Verkehr vom Fahrrad aus aussieht. Man hat den besseren Überblick weil man meist höher sitzt und kann auch besser abschätzen ob das noch passt oder nicht z. B. wenn man an der Ampel (wie übrigens erlaubt) sich nach vorne schiebt.
Allerdings halte ich das auch für gefährlich weil man doch eben leicht übersehen wird. Nicht alle Autofahrer sind totale Ignoranten, eben nur einige, aber die reichen.
Zu den „Kampfradler“: schwierige Sache. Denn warum ist der, den du ansprichst ein „Kampfradler“? Er hat sich zumindest nicht in einen Kampf begeben. Der Begriff wird so inflationär benutzt, für alles was nicht dem „vorbildlichen“ Radfahrer entspricht, der am besten gar nicht erst losfährt, weil sonst bestimmt wieder gegen irgendwas verstoßen wird.
Das heißt natürlich nicht, dass für Radfahrer keine Ampeln gelten. Aber ich kann den einen oder anderen Rotlichtsünder auf zwei Rädern gut verstehen.
Deinen zweiten Punkt kann ich nicht ganz nachvollziehen. Man wird doch gerade NICHT übersehen, wenn man sich vor die Autos geschlängelt hat. Oder meinst du den Weg dahin, wenn die Ampel zwischenzeitlich auf Grün springt?
Täglich bin ich mit dem Pkw auf dem besagten Abschnitt der Lotterstr. beruflich für einen der ambulanten Pflegedienst unterwegs. Neben Kunden besuche ich viele der hier bzw. in den Nebenstraßen ansässigen Arztpraxen und Apotheken. Schneller wie 30 fahre ich hier nie, geht einfach nicht. Aus meinem Umfeld weiß ich, daß viele Autofahrer, die als Pendler aus dem Westen in die Stadt kommen, die untere Lotterstraße sowie der Kirchenkamp als Abkürzung genutzt werden, um die untere Martinistraße zu meiden. Die Verantwortlichen der Stadt sind sich dessen sehr wohl bewußt. Der generelle Mißbrauch der Nebenstrecken in Osnabrück und Umgebung hat, meiner Meinung nach seine hauptursache in der fehlenden West -Umgehung. Der Innerstädtische Radverkehr kann von einer solchen West Umgehung nur profitieren.
Nein, bitte nicht. Neue Straßen erzeugen nur neuen Verkehr. Und falls es auf der Lotter Straße tatsächlich zu weniger Verkehrsaufkommen kommen sollte, dann steigt damit nur die Gefahr, dass dort wieder schneller gefahren wird. Autofahrer sollen lieber akzeptieren, dass auch Radfahrern die Fahrbahn gehört und dass diese ein Recht auf sichere Benutzung haben!