Dies ist der Auftakt zu der fünfteiligen Serie 3 Fragen zur Wahl. Die verkehrspolitischen SprecherInnen der aktuellen Bundestagsfraktionen bekommen drei Fragen zum Thema Radverkehr gestellt – eine allgemeine, eine konkrete und eine persönliche. Den Anfang (nach chronologischer Reihenfolge der Antwortmails) macht Sabine Leidig, MdB und verkehrspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion DIE LINKE.

Sabine Leidig1. Welchen Stellenwert räumt Ihre Partei dem Fahrrad als Verkehrsmittel ein?

Das Fahrrad ist vollwertiger Verkehrsträger und kein Freizeitvehikel – diese Erkenntnis hat sich leider noch nicht überall durchgesetzt. Dementsprechend müssen zukünftig bei der Verteilung der knappen Straßenverkehrsflächen die Ansprüche der nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmer denen der motorisierten gegenübergestellt werden. Im Klartext: zu Gunsten des Rad- und Fußverkehres wollen wir im Zweifelsfall dem motorisierten Verkehr Verkehrsflächen wegnehmen. Diese Konkurrenzsituation besteht zwischen dem ÖPNV und dem Radverkehr kaum, vielmehr kommen die Stärken dieser beiden Verkehrsträger des Umweltverbundes insbesondere in deren Zusammenspiel zum Tragen.

2. Wie wird der Radverkehr ab 2014 gefördert, wenn Ihre Partei dann in der Regierung vertreten ist?

Gerade in einem Land mit angespannter Haushaltslage empfiehlt sich die Umverteilung der knappen Finanzmittel zugunsten des Radverkehrs. Nirgends entsteht so viel Mobilitätsnutzen mit so wenig Geld wie im Rad (und Fuß-)Verkehr. Vor allem die Radverkehrsstruktur muss verbessert werden, auch wenn sich vielerorts schon eine Menge getan hat. Dies ist eine wesentliche Grundlage für die Erhöhung des Radverkehrsanteiles. Dafür wurde in den vergangenen Jahren wurde viel zu wenig Geld ausgegeben, schwarz-gelb hat die Mittel auf Bundesebene sogar drastisch gekürzt. Wir wollen die Mittel dauerhaft erhöhen, unsere Anträge zur Wiederaufstockung der Bundesmittel wurden von den Koalitionsfraktionen aber regelmäßig abgelehnt. Die lediglich knapp 3 Millionen Euro, die bislang für die Umsetzung des nationalen Radverkehrsplans zur Verfügung stehen, reichen bei weitem nicht aus, weswegen viele tolle Projekte nicht umgesetzt werden konnten.

Auch die Vernetzung des Radverkehrs mit den anderen Verkehrsträgern des Umweltverbundes ist eine wichtige Maßnahme zur Förderung des Radverkehrs. Zum einen sollten Leih-Fahrrad-Systeme in allen Städten verfügbar sein. Perspektivisch sollten die Nutzung zusammen mit den Fahrscheinen des Nah- und Fernverkehr „aus einer Hand“ möglich sein. Baulichen Bedarf erkennen wir insbesondere bei Abstell- und Umsteigemöglichkeiten für Radfahrerinnen und Radfahrer an den Schnittstellen des Nah- und Fernverkehrs. In den Niederlanden wird dieser Bedarf durch einen eigenen Haushaltstitel gedeckt – warum nicht auch bei uns? Auch die Kapazitäten zur Fahrradmitnahme im Nah- und Fernverkehr können noch lange nicht die große Nachfrage bedienen. Der Bund als Eigentümer der DB AG ist hier in der Pflicht, endlich Impulse zu setzen.

3. Welchen Stellenwert hat das Fahrrad für Sie persönlich und wie oft sitzen Sie selbst im Sattel?

Da ich seit nunmehr über 10 Jahren autofrei lebe, nutze ich mein Fahrrad (außer im Winter) häufig, um zur Arbeit zu fahren, zum Einkauf und hin und wieder für Ausflüge ins Grüne.

Foto: sabine-leidig.de