Die Fachhochschule Erfurt hat eine kleine Kampagne für Kommunen und Initiativen entwickelt, die sich an Geisterradler richtet. Kein unwichtiges Thema, wie ich finde, und deshalb hier auch kurz erwähnen möchte. Ich kann mich zwar nicht an wirklich gefährliche Situationen mit falschfahrenden Radfahrern erinnern, aber nervig ist es manchmal schon. Und vor allem sind sie ein schlechtes Vorbild und bringen Radfahrer insgesamt in Misskredit.

Besonders lobenswert an der Kampagne: Die Macher kommen nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern ergründen die Motive fürs Geisterradeln. „Die teilweise Geringschätzung der Verkehrsordnung ist dabei jedoch nicht allein den Rad fahrenden anzulasten. Sie resultiert letztlich aus der Erfahrung ungünstiger infrastruktureller Verhältnisse, die häufig eine Hilf-Dir-Selbst-Mentalität fördert, z.B. wenn Radwege im Nichts enden, Querungen oder Abbiegemanöver Zeit und Nerven erfordern oder die gegebene Radinfrastruktur eben nicht zum Ziel führt. Dabei ist es vorrangige Aufgabe kommunaler Planer, Infrastruktur so zu errichten, dass Geisterradeln nach Möglichkeit nicht provoziert wird.“

Ein sehr wichtiger Punkt. Radfahrern wird das Leben oft immer noch viel zu schwer gemacht. Die Missachtung der Regeln hat oft tiefere Gründe als schlichte Ignoranz, wie ich auch hier schon mal am Beispiel der Gehwegradler versucht hatte zu verdeutlichen.

Das dient aber eher als Erklärung denn als Entschuldigung. Nach einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt 2015) fahren bis zu 20 Prozent der Radfahrer auf Radwegen entgegen der vorgesehenen Fahrtrichtung. Die Fachhochschule Erfurt geht davon aus, „dass rund 10 % der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung durch Geisterradeln provoziert werden. Damit zählt Geisterradeln zu den Hauptunfallursachen im Radverkehr.“ Und die Unfälle sind auf jeden Fall vermeidbar.

Wer seine Kommune drauf hinweisen will: Alle Materialien der Kampagne können kostenfrei heruntergeladen und genutzt werden. Zudem stehen Poster-Motive in verschiedenen Größen zur Auswahl.

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