Typisch deutsch. Diese Räumarbeiten bei Schnee sind so typisch deutsch. In mehrfacher Hinsicht. Vor der Polizeidirektion in Osnabrück gibt es einen getrennten Geh- und Radweg. Die Satzung der Stadt Osnabrück über die Reinigung der öffentlichen Straßen und über die Erhebung von Straßenreinigungsgebühren will es so, dass der Anlieger, also die Polizeidirektion, bei Schnee für den Gehweg zuständig ist. Für den direkt anliegenden Radweg aber die Stadt. Schon da frage ich mich, warum das in so einem Fall nicht einheitlich geregelt ist.
Noch viel deutscher ist aber die tatsächliche Arbeit, die geleistet wurde. Der Gehweg ist praktisch auf den Millimeter genau geräumt. Der Radweg daneben wurde konsequent ignoriert. Bloß nicht mehr machen, als gefordert…
Und noch mal typisch deutsch: der Gehweg ist geräumt, die Fahrbahn ist frei. Und an Radfahrer hat wieder keiner gedacht? Gibt es die im Winter überhaupt? Ach ja, jedes Jahr dasselbe…
Update
Und dasselbe nochmal am Wall. Auch hier räumt der Anlieger nicht mehr als nötig, die Stadt weniger gar nicht…
Foto: mf
9 Antworten auf „Typisch deutsch…“
Bis wir hier Kopenhagener Verhältnisse haben dauert es wohl noch. Dort werden morgens erst die Radwege sowie die Wege für den ÖV geräumt, und dann erst kommen die gewöhnlichen Straßen dran. Das führt dazu, das die Radfahrer (von denen es in Kopenhagen ja nicht gerade wenige gibt) die Erfahrung gemacht haben, das die Wege auch bei kräftigem Schneefall in der Nacht frei geräumt wurden und für den Weg zur Arbeit zur Verfügung stehen. Das wiederum führt dazu, das auch nach so einer Nacht viele sich morgens fürs Rad entscheiden, und nicht „ausnahmsweise“ mal was anderes nutzen.
Da fehlt noch was…..
Der Polizist der den Radler anhält und ihm ein Verwarngeld verpasst für Radeln aufm Gehweg.
Münster bekommt es jeden Morgen wieder hin die wichtigsten Radwege verlässlich Schnee- und eisfrei zu halten. Dickes Lob an die Stadtwerke!
Münster bekommt es aber auch erst seit 2-3 Jahren zuverlässig hin. Davor war die Situation genauso wie in Osnabrück. Nachdem ich mich einen Winter vier mal lang gemacht hatte, fahre ich nun konsequent mit Spikes. Ich muss der Stadt aber zugutehalten, dass sie es mittlerweile sehr gut hinbekommen. Im letzten Winter kann ich mich an keine Fahrt erinnern, wo ich die Spikes wirklich gebraucht hätte.
Wenn man nichts macht, hat man nicht das Risiko, dass man juristisch belangt wird, weil man nicht sachgerecht geräumt hat und es deswegen zu einem Unfall gekommen ist. Das wäre doch wohl mal „deutsche“ Logik.
Ich fahr im Winter immer auf der Straße. Hier im Saarland ist man da etwas Outsider, aber nicht so gefährlich wie man meinen könnte.
Die Fahrradwege, und auch zum Teil die Fußwege sind eher selten geräumt.
Nur mal kurz ne Binnenperspektive: Viele Anlieger räumen die zu ihrem Grundstück gehörenden und zu sichernden Flächen nicht selbst, sondern vergeben die Aufträge an einen externen Dienstleister (Winterdienstfirma). So wird auch die örtliche Polizeidienststelle verfahren, da sie bei Schneeeinbruch nicht mal eben ein paar Beamte von ihrer polizeidienstlichen Tätigkeit zum Schneeschippen abberufen kann. Die Winterdienstfirma kalkuliert einen Preis nach Aufwand (Maschine/Hand) und zu beräumender Fläche. Diese Kalkulation funktioniert ähnlich wie bei einer Versicherung nach Erfahrungswerten über den zu erwartenden Niederschlag und den damit verbundenen Aufwand. Dementsprechend werden Mitarbeiter_innen und Fahrzeuge eingekauft und vorgehalten und versucht eine Rücklage für sehr strenge Winter mit erhöhtem Material- und Personalaufwand zu bilden, der von den konkreten Aufträgen der Saison in diesem Umfang nicht mehr gedeckt ist. Im Falle eines Niederschlages und/oder Glätte werden diese Ressourcen dann von null auf hundert mobilisiert und fahren zu Zeiten an denen eine Räumung möglich ist (meist nachts, da kaum Verkehr), um eine Verkehrssicherheit für die kommenden Stunden zu gewährleisten. Dabei ist es UNMÖGLICH die doppelte Fläche (parallel geführter Radweg) beim Auftraggeber_in abzurechnen und somit auch unmöglich die doppelte Menge an Arbeitskraft und Maschinenpark vorzuhalten, die für die Erfüllung des durchaus verständlichen Wunsches „doch mal eben ein Auge zuzudrücken und den Radweg einfach mal mitzumachen“ nötig wären.
Manchmal klingt das alles so einfach – isses aber leider nich ;)
Was heißt „Binnenperspektive“?
Perspektive von jemandem, der beruflich u.a. in der Schneebeseitigung arbeitet und stellvertretend derjenige sein könnte, der den Radweg vor dem Polizeirevier nicht mitgeräumt hat – andererseits als ganzjähriger Radfahrer die bestehenden Problematik und den Missmut ganz gut nachvollziehen kann und hier die Chance zur Verständigung nutzen möchte.