Ich war eine Woche in Südtirol und habe natürlich auch da die Augen offen gehalten. Mein persönliches Radverkehrs-Highlight war ein Kreisverkehr in Bruneck. Kreisverkehre können für Radfahrer ja sehr unangenehmen und zuweilen gefährlich sein. Vor allem dann, wenn der Radweg neben dem Kreisel im Toten Winkel geführt wird.
Bruneck hat da eine eigene Lösung gefunden: der Radverkehr (und Fußverkehr) wird unter den Auto-Kreisel gelegt und bekommt eine unterirdische Kreuzung. So kann man sicher von einem Kreiselzubringer zum anderen fahren. Vielleicht hätte man den Fußverkehr oben lassen sollen, da dort ohnehin Zebrastreifen sind. So kann es auf dem Weg nach unten/oben auch wieder zu Konflikten kommen. Nichtsdestotrotz finde ich die Lösung sehr gelungen!
Nicht so gelungen finde ich die vielen Zweirichtungsradwege. Nicht nur in Bruneck, auch in Bozen. Die Spuren sind zum Teil sehr schmal und führen an Parkstreifen vorbei. Darüber hinaus fehlen ab und zu Markierungen und Radfahrer und Fußgänger müssen sich einen zwei Meter breiten Weg teilen. In beide Richtungen. Wenn man langsam unterwegs ist, ist das zwar kein Problem. Die Kommunikation klappt ganz gut. Aber schnell kommt man so nicht voran. Auch und vor allem nicht, weil diese Wege in der Regel benutzungspflichtig sind. Wobei die Straße auch nicht unbedingt zu empfehlen ist – Italiener fahren Auto wie die Verrückten!
Komisch auch diese Radverkehrsführung auf dem Weg nach Bruneck. Man hat sich zwar Gedanken gemacht, aber hier wäre Mischverkehr doch wirklich kein Problem…
Die Tour nach Bruneck haben wir übrigens mit E-Mountainbikes gemacht. In den Bergen ist so ein Antrieb sehr entspannend. Da kommt man auch ganz lässig mit 20 km/h den Berg hoch – im Sattel und ohne Schweißperlen. Schaltet man den E-Antrieb allerdings aus, ist so ein E-MTB ein ganz schön schwerfälliger Bock!
Bozen
In Bozen war dann am Sonntag Radtag, was zum Kennenlernen der Stadt ideal war. Die Innenstadt zum größten Teil autofrei und Tausende Bozener auf ihren Rädern unterwegs. Dass die Stadt sich Gedanken über den Radverkehr macht, sieht man an vielen Stellen. Selbst in der Altstadt sind erstaunlich viele Straße und Gassen für den Radverkehr freigegeben. Das kann durchaus zu Konflikten mit Fußgängern führen. Um da vorzubeugen, gibt es die Aktion „Gemeinsam unterwegs“, die für ein rücksichtsvolles Miteinander wirbt.
Aber auch hier gibt es viele Radwege, die mir nicht gefallen und wo ich zum Teil große Bedenken hatte, (schnell) zu fahren. Auf den ersten Blick bemüht sich Bozen zwar, ein einheitliches Radwegenetz anzulegen. Aber die Zweirichtungsradwege außerhalb des Stadtzentrums sind mir einfach zu schmal.
Ein positives Beispiel, das mir aufgefallen ist: auf einem kurzen Stück der Vittorio-Veneto-Straße ist Mischverkehr angeordnet, auf den durch große Piktogramme auf der Fahrbahn hinwegiesen wird. Diese Piktogramme, die Autofahrer an den Radverkehr erinnern, würde ich mir auch viel öfter in Osnabrück und Deutschland wünschen.
Allerdings endet diese Führung recht schnell. Und den Wechsel auf den Zweirichtungsradweg auf der linken Straßenseite halte ich für äußerst unglücklich! Ich bin das mal mit Kamera nachgefahren:
Diese Radverkehrsführung in @Stadt_Bozen fand ich mehr als unglücklich. #Radverkehr pic.twitter.com/6zCuCXHdMa
— Daniel (@SecretCoAuthor) 13. September 2015
Und ansonsten ist Südtirol natürlich eine super Region zum Radfahren. Leider hat die Zeit für eine ausgiebige Rennrad-Tour nicht gereicht. Denn Wandern war ich natürlich auch. Geht ja gar nicht anders in dieser Region. Und nicht zuletzt war ich in einem Hotel, in dem man herrlich entspannen und so jede Menge Zeit verbringen kann!
5 Antworten auf „Südtirol“
Ich weiß nicht ob der unterirdische Kreisverkehr für den nicht-motorisierten Verkehr wirklich so gut ist. Neben den zusätzlichen Höhenmetern werden auch Rad- und Fußverkehr in den dunklen Untergrund verdrängt. Nicht gerade schön. Warum nicht den Autoverkehr unterirdisch führen, und den nicht-motorisierten Verkehr an der frischen Luft? Ohne das beklemmende Gefühl einer Unterführung, ohne Strafe durch zusätzlicher Steigung?
Die Höhenmeter sind nicht schlimm. Die Rampen sind recht langgezogen. Dunkel ist es auch nicht, weil der Kreisel in der Mitte offen ist. Da kommt viel Licht rein. Und Lampen gibt es auch einige. Beklemmend ist es wirklich überhaupt nicht. Das einzige, was noch einen Tick besser sein könnte, sind die Breiten der Wege. Aber ansonsten finde ich die Lösung super.
@Martin das war auch meine erste Assoziation. Diese Unterquerungen für (insbesondere den Fußverkehr) finde ich alles andere als eine gute Lösung. Auch mit dem großen Lichteinfall in der Decke bleibt es ein typischer Angstraum, gerade wenn es dunkel wird und die Beleuchtung früher oder später auf Sparflamme läuft.
Allerdings haben die Fußgänger den Bildern nach zu urteilen ja auch die Möglichkeit oberirdisch den Kreisel zu passieren. Von der Dame auf dem Fahrrad wird das anscheinend auch präferiert; ich kann ihr das nicht verdenken.
@Daniel Danke für die interessanten Einblicke!
Ein unterirdischer Kreisverkehr ist eine sehr teure Lösung eines nicht so großen Problems. Das geht nur in Ländern bzw. Städten mit viel Geld in der Haushaltskasse, wie eben Südtirol. In Bremen, wo ich lebe, wäre so etwas nicht möglich bzw. unangemessen.
man könnte auch den ohnehin sehr teuren Autoverkehr oben reduzieren oder tilgen und schon braucht man den Tunnel nicht.