Skurrile Aktion in Osnabrück. Wobei kein Mensch weiß, ob es überhaupt eine Aktion gab. Es gibt keine Fotos oder Berichte, nur ein „Bekennerschreiben“. Konkret geht es um einen Pop-up-Radweg auf der Pagenstecherstraße, der in der Nacht von Samstag auf Sonntag eingerichtet worden sein soll. Wobei davon am Sonntag nichts mehr zu sehen war und sich auch keine bildlichen Spuren im Internet finden lassen.
Die Pagenstecherstraße in Osnabrück sollte schon lange fahrradfreundlicher werden. Nach dem tödlichen Unfall einer 18-jährigen Radfahrerin im Januar 2020, waren sich politisch alle einig, dass etwas passieren müsse. CDU und Grüne wollten damals schnell für breite Radwege sorgen. Zuletzt brach ein Streit über die Reduzierung der Fahrbahnen und möglicher Baumfällungen aus. Bis heute hat sich an der Situation für Radfahrende allerdings nichts geändert. Für die Urheber des „Bekennerschreibens“, das mir vorliegt, soll das Anlass gewesen zu sein, in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar „mit Verkehrsschildern und Absperrvorrichtungen einen Fahrbahnabschnitt für den MIV gesperrt“ zu haben. So sei „die rechte Fahrbahnseite zu einer Fahrradstraße“ geworden und „Radfahrende konnten endlich einen Sicherheitsabstand zu den Autos genießen“.
Diese Radfahrstreifen an zweispurigen Ausfallstraßen sind echt eine Zumutung. Wer die anlegt, versucht doch, Menschen vom Radfahren abzuhalten. pic.twitter.com/FaCPs4q4Q5
— Daniel (@SecretCoAuthor) September 23, 2020
Die Osnabrücker*innen seien „enttäuscht vom politischen Theater rund um die Page“, heißt es weiter. „Sie sollte zur fahrradfreundlichen Straße werden, aber der Ratsbeschluss von 2020 wurde ignoriert, die Wahlversprechen von Frau Pötter sind inzwischen vergessen. Die Auto- und Logistiklobby erpresst die Stadt mit der Drohung von Gewerbesteuerentzug, und zwar auf Kosten der Sicherheit der Bürger*innen. Gleichzeitig wird die Verkehrswende durch Politik und Industrieverbände seit Jahren blockiert. Eine Verkehrswende ist im Anbetracht der Klimakrise von enormer Wichtigkeit und sollte nicht für die Automobillobby und Konzerninteressen verzögert werden.“
Die Stadt Osnabrück müsse fahrradfreundlicher werden, kritisieren die Absender des „Bekennerschreibens“. Der bestehende Radentscheid werde ignoriert. Aus diesen Gründen habe man den Umbau der Pagenstecherstraße selbst in die Hand genommen, um für mehr Fahrradsicherheit und eine sozial gerechte Verkehrswende einzustehen“.
Gerne hätte ich davon etwas gesehen. Und es bleibt die Frage, wer mitten in der Nacht davon profitiert haben soll…
Update
Drei Stunden nach Veröffentlichung dieses Beitrages trudelt eine Mail der Person/Gruppe ein, an die ein Foto angehängt ist. Demnach war ein kurzes Stück der Pagenstecherstraße in der Tat abgesperrt.
2 Antworten auf „Bekennerschreiben ohne Aktion?“
Der ad hoc Kompromiss vor einem halben Jahr für die Pagenstecher war doch ein fahrradgerechter Ausbau der Natruper und eine Sperrung der Parkplätze um wenigstens weiteres Dooring zu verhindern!
Es ist aber typisch Osnabrück dass da noch gar nichts passiert ist. Sperrung von Parkplätzen dauert als Aktion einen halben Tag und wenn Frau Pötter etwas will dauert auch die Bürokratie nur Tage!! Aber dafür muss es leider wieder erst tote Radfahrer geben!
Keine Angst- Cycle4Change ist dran.
Nachdem ich die Anhänger an der Page aufgestellt habe zogen andere Gruppen nach . Sowohl die Jungs mit der Fahrbahnmarkierung, als auch der Kollege mit den Abstandsschildern.
Und meines Wissens ist die Plakatwand an der Araltankstelle zeitnah auch für Protest gemietet.