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Mehr als jeder dritte Fahrrad Fahrende fürchtet sich vor Dooring-Unfällen

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) hatte vor sechs Wochen die Kampagne „Kopf drehen, Rad Fahrende sehen!“ gestartet und legt nun die Ergebnisse einer Forsa-Umfrage nach. Demnach haben rund 45 Prozent der befragten Rad Fahrenden schon mindestens einmal beinahe einen Dooring-Unfall erlebt.

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) hatte vor sechs Wochen die Kampagne „Kopf drehen, Rad Fahrende sehen!“ gestartet und legt nun die Ergebnisse einer Forsa-Umfrage nach. Demnach haben rund 45 Prozent der befragten Rad Fahrenden schon mindestens einmal beinahe einen Dooring-Unfall erlebt – also eine Situation, in der sie im letzten Moment einer sich öffnenden Autotür ausweichen konnten. Sechs Prozent konnten dies nicht mehr, sodass es zu einem Unfall kam. Und diese Unfälle haben häufig sehr schwere Folgen, wie Unfallforschung der Versicherer (UDV) 2017 herausfand.

Die Umfrage ergab auch, dass mehr als ein Drittel der regelmäßig Rad Fahrenden (38 Prozent) (fast) immer oder häufig generell Angst hat, mit einer sich plötzlich öffnenden Fahrzeugtür zusammenzustoßen und zu stürzen. Frauen geben diese Angst tendenziell etwas häufiger an als Männer. Ganze 65 Prozent der befragten Rad Fahrenden sind der Ansicht, dass Fahrzeuginsassen vor dem Aussteigen selten oder nie das Umfeld mit einem Spiegel – oder Schulterblick überprüfen.

Neben den Rad- und Auto Fahrenden ist für mich hier aber eine dritte Gruppe sehr entscheidend: die Verkehrsplaner. Wer Radwege und Schutzstreifen so anlegt, dass sie genau in der Dooring-Zone verlaufen, trägt für mich eine Mitschuld, wenn es zum Unfall kommt. Einerseits werden Radfahrende durch Markierungen genau in diesen Bereich gezwungen, andererseits sollen sie parkenden Autos mindestens 80 Zentimeter Abstand halten. (Hier ausführlicher…) Das stellt einen immer wieder vor ein Dilemma. In bestimmten Straßen sehe ich die gestrichelte Linie eines Schutzstreifens nicht als Begrenzung nach links, sondern als Abstandshalter nach rechts – zu den parkenden Autos. Ich fahre dort dann auf der „Kernfahrbahn“ – was oft zu wildem Gehupe, regelmäßig zu engem Überholen und hin und wieder zu hitzigen Wortgefechten führt.

Genau dieses Problem wollte ich 2016 mit diesem Vergleich darstellen:

Der DVR empfiehlt Autofahrenden den „holländischen Griff„, bei dem die Autotür jeweils mit der entfernteren Hand geöffnet wird. Das ist zwar etwas umständlich, zwingt einen aber zu einer leichten Drehung und somit zum Schulterblick. Rad Fahrende sollten zum Schutz vor Dooring-Unfällen aufmerksam an längs parkenden Fahrzeugen vorbei fahren. Dabei sollten sie auf erste Signale achten, die das Aussteigen von Insassen aus dem Fahrzeug erkennen lassen und im Zweifelsfall langsamer fahren oder sogar anhalten.

11 Antworten auf „Mehr als jeder dritte Fahrrad Fahrende fürchtet sich vor Dooring-Unfällen“

Die im Bild gezeigte Situation mit Schutz- bzw. Radfahrstreifen erhöht die Dooring-Unfallgefahr massiv. Bei Radwegen rechts neben dem Parkstreifen ist diese Gefahr sehr gering, weil man einen größeren Abstand zu den Stehzeugen hat und KFZ meist nur mit dem Fahrer besetzt sind, der ja links aussteigt.

Das Anlegen von Radfahr- und Schutzstreifen auf der Fahrbahn diente wohl eher der Kostenoptimierung und wurde ohne belegbare Zahlen als Sicherheitsgewinn verkauft.

Es kommt immer darauf an. Ich habe auf meinem Arbeitsweg eine größere Strecke auf einem solchen „Schutzstreifen“, der aber recht gut ist. Es sind zwei Streifen aufgemalt, einer rechts zu den Autos hin, als „dooring zone“.

Früher gab es dort einen Hochbordradweg ohne bauliche Trennung zum Gehweg! Das war ziemlich schlimm, weil Radfahrer langsamere rechts via Gehweg überholt haben und umgekehrt Fußgänger den Radweg mitnutzten, vor allem Kinder, Hunde usw.

Radfahr- bzw. Schutzstreifen sind schon OK, wenn sie breit genug sind und genügend Abstand zu parkenden Autos lassen. Und die Streifen, wie bei meinem Arbeitsweg glücklicherweise der Fall, nicht zugeparkt wird.

Fußgänger auf Radwegen hatte ich früher eher selten gehabt, heute sind die Fußgänger viel abgelenkter und egoistischer, Tratschen, Smartphone, plötzlich die Straßenseite ohne zu gucken wechseln, Gruppen, wo der linke Fußgänger mit dem Arm in den Radweg gelangt.
Aber man ist ja in allen Fällen der böse Radfahrer, wenn man klingelt, nicht klingelt aber ruft oder „zu schnell vorbeisaust“.

Das Radfahrer Gehwege zum Überholen mitnutzen liegt einzig und allein daran, dass der Radweg fast immer zu schmal für derartige Manöver war. Man sollte es legalisieren wo kein ausreichender Platz auf dem Radweg ist und Fußgänger nicht gefährdet werden.

Ein Hochbordradwege mit baulicher Trennung wär auch unangebracht, diese Experimente hatte man in meiner Stadt zu Hauf gemacht, so etwa 3-5cm „Bordsteinchen“ rechts… mit fatalen Sturzfolgen, weil wer da mit dem Vorderreifen dran kam, konnte nicht mehr Lenken und flog schnell ab.

Dann hatten wir auch mal Abschnitte mit Blumenbeeten und Sitzgelegenheiten aus Beton zwischen Gehweg und Radweg, oder gar komplett abgetrennt, Fußgänger durch eine Einkaufspassage, Radfahrer neben der Fahrbahn unterhalb davon vorbei…. Die Fußgänger laufen trotzdem auf den Radweg und die Radfahrer fahren in die Passage, weil da ein Fahrradgeschäft ist, selbst die Mitarbeiter desselben radeln in der Fußgängerpassage.

@BSER
Ja, diese kleinen Kanten von wenigen Zentimeters sind in der Tat gefährlich, vor allem im Herbst mit Laub und Nässe.

„Bauliche Trennung“ zwischen Rad- und Fußweg sollte aus meiner Sicht ein richtiger Bordstein von 10 cm sein oder die beliebten Poller oder auch Gitter. Nur so läßt sich einigermaßen sicher vermeiden, daß Radfahrer den Gehweg zum Überholen nutzen oder umgekehrt Fußgänger plötzlich den Radweg kreuzen.

Am besten wäre natürlich: Tempo so stark limitieren, daß das Radeln auf der Fahrbahn für alle angenehm ist.

@Martin,

nein, auch keine 10cm-Bordsteine, weil Sturzgefahr wenn du mit der Felge dran lang schraddelst. Das ist dann wie beim Straßenbahngleis im Asphalt, einmal drin oder dran und du kann nicht mehr weglenken und liegst schneller auf der Nase, als du reagieren kannst.

Dann lieber ein Grünstreifen mit Hecke dazwischen, da fällt man wenigstens weicher, wenn ein renitenter Geisterradler mich zum Ausweichen nötigt.

Ich habe noch keinen zweistreifigen Schutzstreifen gesehen, der nach rechts den gerichtlich geforderten Abstand von 100 cm einhielt. Und dieser Abstand ist bei den heute verbauten grossen Autotueren besonders bei Zweituerern definitiv notwendig.

Die einzige Loesung, die den Namen verdiente, war der beruehmte Soester Fahrradstreifen in der Fahrbahnmitte, der wieder entfernt werden musste.

Ich halte es so, dass ich zu schmale Radstreifen als Dooringschutzstreifen nehme und links davon fahre. Da fuer mich als ueberzeugtem Fahrbahnradler Schutzstreifen eh nur die Funktion haben, die Hupneigung der Autofraktion zu mildern, taugt das auch meistens.

Und: seit meinem ersten und einzigen Dooringunfall vor 40 Jahren, den ich zum Glueck mit einem Ueberflug und ein paar Prellungen glimpflich ueberstand, bin ich so auf Abstand geprimt, dass ich den Meter nach rechts schon ganz automatisch einhalte. Egal, was da fuer Streifen auf die Fahrbahn gemalt sind.

> Bei Radwegen rechts neben dem Parkstreifen ist
> diese Gefahr sehr gering,

Berühmte letzte Worte? Hochbordradwege werden sehr häufig im Türbereich geführt. Die Fahrer steigen zwar fast immer links aus, aber dafür sind die Mitfahrer wie zum Beispiel Kinder für die Gefahr noch weniger sensibiliert. Und da soll ich als Radfahrerer mein Leben und meine Gesundheit davon abhängen lassen, daß der Fahrzeugführer, die Insassen vorne und hinten im Griff hat? Och nö …

Dass Radverkehrsanlagen ohne belegten Sicherheitsgewinn verkauft werden, gehört doch zur DNA jeder Radverkehrsseparation. Nix Besonderes also bei Radstreifen.

Die Aversion der Hochbord- und PBL-Fanbois gegen Radstreifen hat doch mit der Dooringgefahr und anderen objektiv messbaren Unfallrisiken nicht wirklich was zu tun. Es geht bei der Diffamierung als „lebensgefährlich“ im Kern doch bloß um kleinliche Besitzstandswahrung, weil die Streifen so gerne durch haltende KFZ zugeparkt werden, da sie notwendigerweise ja die „natürliche“ Anhaltezone am Fahrbahnrand versperren.

Ich frage mich immer, wie ich mich in den Niederlanden verhalten soll. Diese haben auch Radschutzstreifen und manchmal Radwege neben längs parkenden Autos. Einerseits ist den Niederländern, der Radfahrer weitaus bewuster und der Niederländische Griff ein fester Bestandteil der Fahrprüfung. Dies macht aus dem seltenen aber schwerwiegenden Umfall einnen noch selteneren, aber genauso schwerwiegenden Unfall. (Selbst wenn ein Niederländer nie die Tür unvorsichtig aufmachen würden, kann gerade in Grenzregion ein deutscher Autofahrer unvorsichtig die Tür öffnen) Das Restrisiko wird also noch kleiner.

Zweite Problem ist, dass ich nur schwer den genauen Wortlaut von Gesetzsestext und Gerichtsurteilen nachlesen kann, da bei der Niederländischen Sprache doch zu aufwendig ist. Ich kann also nicht sagen, wie der genaue Auslegung des Regeltextes aussieht. Ich weiß also auch nicht, ob ich mich vor der Polizei angreifbar mache. Ich bin ja eigentlich auch nur Gast im Nachbarland und sollte mich noch ein bisschen höflicher verhalten. In Deutschland habe ich kein Problem, den Radschutzstreifen rechts liegen zu lassen. Dank deutschsprachigen Internet, weiß ich, dass ich auf der rechtssicheren Seite bin. In den Niederlanden ist es bloß etwas anderes für mich.

Ich halte 80 cm für einen unzureichenden Abstand. Dreitürer haben i.d.R. sehr breite Türen, manchmal über 140 cm, damit auch die Mitfahrer auf der Rückbank noch bequem ein- oder aussteigen können. Türen werden aber leider immer wieder mal mit großem Schwung ganz geöffnet, also z.B. 75°, was bei einer 140-cm-Tür immer noch 135 cm sind. Ich halte 150 cm für einen angemessenen Abstand, es sei denn, man radelt gerade extrem langsam und vorsichtig, z.B. bei Heranrollen an eine rote Ampel.
#immereinetürbreiteabstandhalten

„Rad Fahrende sollten zum Schutz vor Dooring-Unfällen aufmerksam an längs parkenden Fahrzeugen vorbei fahren. Dabei sollten sie auf erste Signale achten, die das Aussteigen von Insassen aus dem Fahrzeug erkennen lassen und im Zweifelsfall langsamer fahren oder sogar anhalten.“

Das ist leider ein schlechter Witz, denn

1. In der Stadt fährt man permanent an tausenden Autos vorbei. Wer auf Signale dieser Autos achtet, kann nicht mehr auf den fließenden Verkehr achten.

2. Die Autos haben heutzutage Kopfstützen, sodaß man nicht sehen kann, ob da jemand sitzt, und die Scheiben spiegeln im Sonnenlicht oder sind gleich ganz verdunkelt, sodaß man überhaupt nichts sieht.

3. Früher haben Autofahrer ihr Fahrzeug geparkt und sind sofort ausgestiegen. D.h. man hat das Auto noch in der Fahrt gesehen und wußte, daß gleich jemand kommt. Heutzutage wird gestoppt und der Whatsapp-Dialog noch weitergeführt, der schon während der Fahrt angefangen wurde. Minuten später steigt plötzlich jemand aus.

Radfahrer sollten also nicht auf Signale parkender Autos achten, sondern immer einen Sicherheitsabstand von ca. 150 cm halten.

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