Die neue Koalition aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die LINKE in Bremen steht nun endgültig und sie hat laut Koalitionsvertrag auch mit dem Radverkehr etwas vor. Das Radwegenetz soll saniert, geschützte Radwege gebaut werden. Kreuzungen will man mit Blick auf die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer unter die Lupe nehmen. Darüber hinaus soll eine Grüne Welle für den Radverkehr eingerichtet werden. Besonders wichtig: Die Finanzmittel für den Radverkehr sollen vervierfacht und mehr Personal für die Planung eingestellt werden. Klingt nach einem Aufbruch für das Fahrrad.
Wir werden geschützte Radwege, sogenannte „protected bike lanes“ bauen und in Modellversuchen zeitnah umsetzen. Dies kann z.B. in der Martinistraße, der Wilhelm‐Kaisen‐Brücke oder nördliche Parkallee umgesetzt werden. In den Stadtteilen wollen wir mit den Beiräten Ideen über weitere Straßen entwickeln.
Wir werden das bestehende Radwegenetz insbesondere auch in den innenstadtfernen Gebieten sanieren. Wir werden zudem die Anbindung dieser Gebiete und der Gewerbegebiete an das Radwegenetz verbessern.
Radverkehr wird eine feste Größe in der Planung von Straßenbaumaßnahmen. So werden bei Grundinstandsetzungen und Sanierungsmaßnahmen an der entsprechenden Stelle parallel Verbesserungen für den Radverkehr umgesetzt werden.
Bei der Neuplanung und Gestaltung von Kreuzungen werden wir die Sicherheit für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen durch bauliche und farbliche Abgrenzungen erhöhen. Die Situation für Fahrradfahrer*innen am Brill werden wir entsprechend verkehrssicherer gestalten.
Zur Attraktivierung des Radverkehrs werden wir weitere Grüne Wellen einführen. Den Winterdienst wollen wir auf den wichtigen Radrouten höher priorisieren.
Die Anbindung der Stadtteile Links der Weser werden wir verbessern. Daher werde wir in dieser Wahlperiode drei Weserquerungen für den Fuß‐ und Radverkehr planen und bauen: Querung Innenstadt, Querung Hemelingen, Querung Woltmershausen (inkl. Europahafenbrücke). Bremen wird sich für die Finanzierung der Querungen um eine Finanzierung beim Bund bemühen.
Wir werden weitere 500 Stellplätze/jährlich für Fahrräder vor allem in den Einzelhandelslagen der Stadtteile, aber auch vor öffentlichen Gebäuden und Bahnhöfen schaffen. Wir werden bei Neubauten mit Publikumsverkehr eine Verpflichtung für hochwertige Fahradabstellmöglichkeiten einführen. Wo möglich werden wir auch Abstellmöglichkeiten für Lastenfahrräder und Auflademöglichkeiten für E‐Bikes und Pedelecs sowie Gepäckabstellmöglichkeiten schaffen. Wir prüfen die Einrichtung von zentralen Fahrradabstellanlagen, z.B. im Bereich der Unterführung am Brill und im Bunker unter dem Domshof.
Die Radpremiumrouten werden wir in dieser Wahlperiode weiter ausbauen und die Radpremiumroute Hemelingen ‐ Blumenthal (D15) in die Umsetzung bringen. Dabei müssen die Bedürfnisse insbesondere der schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen in Diskussion mit den Beiräten berücksichtigt werden. Die Diskussion im Zusammenhang mit dem Grünzug West werden wir mit dem Beirat lösen. Wir werden die Gefahrenstellen bei den bestehenden Radpremiumrouten, wie z.B. Kennedy‐Platz und Bischofsnadel planerisch entschärfen.
Wir werden die Ressourcen für weitere zwei bis drei Radpremiumrouten bereitstellen, um sichere und schnelle Verbindungen zwischen allen Stadtteilen herzustellen.
Darüber hinaus werden wir zur weiteren Förderung des Radtourismus die Radwanderwege, vor allem entlang der Weser, deutlich verbessern, zum Beispiel soll man in Woltmershausen direkt am Wasser entlang radeln können.
Für die Beschleunigung der großen Vorhaben wie Fuß‐ und Fahrradbrücken, Fahrradmodellquartiere und Radpremiumrouten sowie die vielen kleinen Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs werden wir parallel mehr Personal bereitstellen.
Wir werden die allgemeinen Rad‐Finanzmittel zusätzlich zu den nötigen Projektmitteln für Radbrücken und Premiumrouten für den Radverkehr vervierfachen.
Wir wollen Voraussetzungen für ein stationsgebundenes Fahrradverleihsystem schaffen, bei dem die erste halbe Stunde kostenlos ist.
2 Antworten auf „Radverkehr in Bremen“
„Wir wollen Voraussetzungen für ein stationsgebundenes Fahrradverleihsystem schaffen, bei dem die erste halbe Stunde kostenlos ist.“
Hoffentlich eines, welches auch ohne Handy funktioniert, wie in Marseille (Kreditkarte) oder Berlin (Kundenkarte).
Es dürfte hier ja inzwischen bekannt sein, dass ich es wichtiger finde andere vor den Gefahren des Autoverkehrs zu schützen anstatt Radwege, auch wenn mein Ziel schwerer zu erreichen ist und die Blendgranate „E-Mobilität“ – durchaus positiv gesehen vom Neuen Radaktivismus – in die gegengesetzte Richtung führt, da nun die Protagonisten der Autoverkehrsförderung ein paar Jahre darauf verweisen könnten, jetzt sei doch alles so viel besser.
Die Grüne Welle ist ein nicht umsetzbare Idee aus der Mottenkiste der autoverkehrsorientieren (ob das am Ende so autoverkehrsgerecht ist, kann man sich ja täglich in Deutschland anschauen) Planung. Was man auch nie vergessen darf, dass dann auch beim Radverkehr in der Konsequenz Nachteile für die anderen Fahrtbeziehungen (auch des Radverkehrs) entstehen. Ich halte es für möglich, dass meistens die untergeordneten Verkehrsbeziehungen in der Summe die Mehrheit sind. Aber „Grüne Welle“ klingt gut, wenn man nicht drüber nachdenkt, klingt nach Mobilität, nach Dynamik, nach Vorankommen, Schneller – Weiter – Höher.
Mehr Geld und Personal bringt nichts, wenn am Ende in konkreten Einzelfall immer politisch gewollt anderes wichtiger ist oder zurück gerudert wird. So schafft man nur frustrierte Planer*innen, die dann von Radaktivisten sich vorhalten lassen müssen, unfähig zu sein. Die Hoffnung, mehr Personal und Geld würden schon irgendwie auf wundersame Weise in eine bessere Welt führen. Solange es keine politischen Ziele gibt, die konkreter sind als „25 % Radverkehrsanteil“. Es braucht auch einen Plan, wie das erreicht werden soll und das Rückgrad, dass in politische Beschlüsse zu überführen und die nicht beim leichtesten Gegenwind zu revidieren.
Kollegen aus Kommunen mit öffentlichen Lademöglichkeiten für E-Bikes berichten, dass die nicht angenommen werden. Kein Wunder, schließlich reicht die Ladekapazität bei den meisten Leuten für die Tagesfahrleistung. Maßnahmen wie die sollte man nicht bejubeln, weil man damit den Blick ablenkt von den Themen, die viel wichtiger sind: Rückbau von öffentlichen Stellplätzen für Kfz, Ahnung von Zuparkern von barrierefreien/-armen Übergängen, Ausnutzung aller rechtlichen und planerischen Möglichkeiten, Höchstgeschwindigkeiten und Durchschnittgeschwindigkeiten zu reduzieren. etc. Selbst eine Diskussion über das Mobilitätsverhalten der Stadtbediensten während der Dienstzeit wäre wichtiger.
Wer soll den die erste kostenlose Stunde bezahlen? Die Öffentlichkeit? Warum? Oder die, die längere Strecken fahren? Dann fördert man, dass das Rad als Kurzstreckenverkehrsmittel wahrgenommen wird als Ersatz für den Fußweg. Je mehr damit die Räder nur für kurze Strecken genutzt werden, umso teurer werden dann die langen Strecken.