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Radverkehr

Förderprogramm für Abbiegeassistenten wird verdoppelt

Das Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) für LKW-Abbiegeassistenten wird verdoppelt. Nachdem die ersten fünf Millionen Euro innerhalb weniger Tage vergeben waren, stellt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer nun weitere fünf Millionen Euro zur Verfügung. „Damit die Fahrradfahrer in der Stadt viel sicherer unterwegs sind“, so Scheuer. Angesichts der europäischen LKW-Flotte bleibt es aber wohl ein Glücksfall, überhaupt mal einen LKW mit Abbiegeassistenten zu Gesicht zu bekommen. Selbst von den 343 LKW, die die Bundesministerien 2019 anschaffen wollen, werden nur 29 mit dem Assistenten ausgestattet sein. Und auch von den 643 LKW des BMVI haben nur 12 einen Abbiegeassistenten.

Stefan Gelbhaar, Obmann im Verkehrsausschuss und Sprecher für städtische Mobilität und Radverkehr von Bündnis 90/Die Grünen sieht die Aufstockung denn auch kritisch: „Bundesverkehrsminister Scheuer bräuchte die achtzigfache Summe, um allen LKW einen Abbiegeassistenten mitzufinanzieren. Die fünf Millionen sind damit nur ein weiterer Tropfen auf den heißen Stein. Städte müssen festlegen können, dass LKWs nur noch mit Abbiegeassistent in Innenstadtbereiche einfahren dürfen. Das muss Scheuer endlich in der Straßenverkehrsordnung festschreiben. Auch für ihn gilt: es gibt keine Entschuldigung, das nicht umzusetzen.“

Die Süddeutsche Zeitung hat es kürzlich gut formuliert: „Aber ein Assi, den in fünf Jahren ein paar Lastwagen haben, ist nicht wirklich ein Konzept. Man könnte also über weitere, andere Maßnahmen nachdenken. (…) Eine abgekoppelte Ampelschaltung, die den Autoverkehr getrennt von Fußgängern und Fahrradfahrern fahren lässt, wäre eine weitere Idee. Gekoppelt, um im Sprachbild zu bleiben, mit der grundsätzlichen Frage, warum nicht schon längst auch deutsche Städte wenigstens ein bisschen so aussehen wie in Nordeuropa, wo breite Fahrradwege und eigene Trassen einfach normal sind und Fußgänger Platz haben.“

Menschengerechte Städten eben…

6 Antworten auf „Förderprogramm für Abbiegeassistenten wird verdoppelt“

Immer das gleiche Elend. Irgendwas (am liebsten von anderen) fordern, aber selber nicht in die Gänge kommen. Es sollte doch wohl ein leichtes sein, für alle Ministerien und Behörden bundesweit eine Ansage zu machen, das nur noch LKWs mit Assi angeschafft werden, und auf die Art mit gutem Beispiel voran zu gehen. Glaubwürdigkeit ist damit keine vorhanden. Kennt man ja. Ständig wird über E-Autos schwadroniert, aber selber welche kaufen? Ebenfalls Fehlanzeige.

Das mit Scheuer ein grundsätzliches Umdenken zu erwarten ist, die Hoffnung hab ich eh schon lange aufgegeben. Das ganze Elend mit dem Verkehr von Grund auf neu denken und völlig anders organisieren ist mit einem Minister, der lieber von einer Antriebswende statt Verkehrswende faselt nicht zu erwarten.

ich habe gestern im TV einen Bericht aus London gesehen, wo man LKW mit niedrigen Führerhäusern und großem Fenstern in den Türen eingeführt hat, damit der Fahrer Radfahrer sehen kann. Im Prinzip sehen die Fahrerhäuser der LKW wie ein Bus vorne aus, der tote Winkel wird dadurch erheblich verkleinert, aber der Kapitän der Landstraße kommt dadurch auch von seinem hohen Ross runter.

Irgendwann sollen dann „unsichere“ LKWs nicht mehr in die Stadt fahren dürfen, soweit ich das richtig verstanden habe.

Unter dem Deckmantel der Sicherheitsverbesserung für’s Fahrrad wird ein weiteres mal der umweltschädliche LKW-Verkehr subventioniert. Jeder Cent für die LKWs ist fehlgeleitet und gehört in die Schiene!

Für die Sicherheit von Fahrzeugen sind die Fahrzeughalter verantwortlich! Die Fahrzeughalter sollten vor die Wahl gestellt werden, entweder elektronische Abbiegeassistenten einzubauen oder humane Abbiegeassistenten einzustellen oder aber von allen Straßen verbannt zu werden, auf denen Fahrradverkehr existiert, also alle Stadt- und Landstraßen. Bleiben nur Autobahnen und andere Kraftfahrstraßen.

“ breite Fahrradwege und eigene Trassen“ sind sicherlich schön, aber lösen die Gefährdung durch Rechtsabbieger doch nicht.
Solange es speziell eingerichtete Beschleunigungsspuren für Rechtsabbieger gibt, die dem LKW erlauben mit höherer Geschwindigkeit als ein Radfaher in die Kreuzung einzufahren, bleibt uns das tödliche Problem erhalten.

Solange das (zu) schnelle Abbiegen durch großzügige Kurvenradien ermöglicht wird, nützt auch eine wunderbare 4m breite (wie auch immer benannte) Radspur nicht das geringste. Außer man kann sie planfrei führen.

Auch hier helfen letztlich nur Einschränkungen des motorisierten Verkehrs.
Denkbare Maßnahmen wären z.B.:
– Wegfall aller Rechtsabbiege-Spuren, gleichgültig, ob frei oder Ampel-geregelt
– Bauliche Reduzierung der Kurvenradien auf ein Maß, dass z.B. LKW nur mit Schrittgeschwindigkeit abbiegen können
– freie Sichtbeziehungen an Einmündungen, keine Parkstreifen, Außengastronomie oder Haltestellen.
– „Rundumgrün“ für Radfahrer und Fußgänger an Kreuzungen
– Sperrung von Gefahrenpunkten für schwere LKW

Das sind mitnichten utopische Forderungen, sondern im Ausland bewährte Lösungen.
Stichworte sind „London Lorry Control“, „Niederflur-Kabine“, „Lorry lower door window“ und „Tegelijk groen“
Zu viele fremdsprachige Stichworte? Tja…

Christoph S
Zustimmung in allen Punkten!
Über Wegfall von Abbiegespuren habe ich bislang noch nie nachgedacht, klingt aber sehr sinnvoll!

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