In der aktuellen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gibt es eine kleine Grafik, die den Besitz von Fahrrädern der Nutzung auf dem Arbeitsweg gegenüberstellt. Auffällig ist, dass die meisten Deutschen zwar Fahrräder besitzen, sie aber noch lange nicht in dem Ausmaß nutzen, wie es insbesondere in den Niederlanden oder Dänemark der Fall ist. Ich denke, dass das neben der autozentrierten Erziehung viel mit der fehlenden Infrastruktur zu tun hat. Viele trauen sich einfach (noch) nicht.
Um das genauer zu verstehen, kann man sich die neue Broschüre „So geht Verkehrswende“ des ADFC anschauen. Dort findet man auf Seite sieben die vier (grob zusammengefassten) Typen von Radfahrern, die Roger Geller, langjähriger Radverkehrskoordinator der Stadt Portland/Oregon (USA), aufgrund von Beaobachtungen identifiziert hat. Er untersuchte in den 1990er-Jahren das Verhalten von Rad fahrenden und nicht Rad fahrenden Menschen. Dabei stellte er sich die Frage, für welche Menschen er eigentlich planen soll und welche Anforderungen sie an die Infrastruktur stellen. Sehr gute Fragen. Die wichtigsten eigentlich, die sich auch jede deutsche Stadt stellen sollte. Mit den „Wahrheiten“ der 1990er Jahre kommt man heute nicht mehr weit. Die Situation in den Städten ist eine völlig andere. Und diese verschiedenen „types of cyclists“ reagieren darauf.
Um die erste und kleinste Gruppe braucht man sich keine großen Gedanken machen.
Die zweite Gruppe ist auch recht klein. Auch hier reicht es, wenn man nicht viel GEGEN sie macht. Sie kommt mit den aktuellen Verhältnissen einigermaßen klar.
Für die dritte und größte Gruppe muss heute Radverkehrspolitik gemacht werden. Sie will Fahrrad fahren, wird aber von den herrschenden Verhältnissen aber oft abgeschreckt.
Die vierte Gruppe scheint aus verschiedenen Gründen (vorerst) kaum zu erreichen. Offenbar gehört Dieter Zetsche dazu. :-D
Grafiken: ADFC
12 Antworten auf „Typenkunde: Wer fährt Fahrrad?“
Dass der ADFC „griffige“ Bezeinungen aus dem Fahrrad-Entwicklungsland USA verwendet -geschenkt. Der Radverkehr in den Niederlanden scheint dem BV aus irgendeinem Grunde für einen Vergleich weniger geeigner als der in den USA.
Die „(noch) nicht-Radfahrer“ als Zielgruppe zu entdecken und Radfahrende entweder als „Intensivradler“ oder „strong and fearless“ zu diskreditieren und sich für sie nicht mehr zuständig zu erklären („hier reicht es, wenn man nicht viel GEGEN sie macht“) wird sich aber rächen.
Denn die „(noch) nicht-Radfahrer“ werden nicht nur „durch die fehlende separate Radverkehrsinfrastruktur davon abgehalten“ Rad zu fahren, sondern auch durch Regen, Temperatur (also Kälte, wenn es nicht gerade zu warm ist), Bequemlichkeit, Kleidung, Märchen vom taglich notwendigen Wasserkästen-Transport, Schwitzen, Frisur u.v.m.
Meine Prognose:
Die „nicht-Radfahrer“ werden solche bleiben und die als „Intensivradler“ diskreditierten Radfahrer werden dem Klub den Rücken kehren.
Ein Fahrradklub der Radfahrer aus dem Blick verliert macht sich überflüssig.
Das „hier reicht es, wenn man nicht viel GEGEN sie macht“ kommt übrigens von mir (kein ADFC-Mitglied).
Was von dir ist und was vom ADFC, ist in deinem Artikel nicht zu erkennen. Zumal du auch die Illustrationen vermutlich nicht selbst gemacht hast (hab ich den Urheberinnennachweis übersehen?):
Ich war davon ausgegangen, dass der Verweis auf und die Verlinkung zum ADFC ausreicht, um das deutlich zu machen. Habe jetzt noch einen Hinweis drunter gesetzt…
Diese Typologie finde ich nicht hilfreich. Sie versteht „Angst“ als etwas, das stets abnimmt, wenn Radverkehr nicht auf der Fahrbahn geführt wird, und sie unterstellt, dass sei bei höchstens 0,5% der Leute anders. Das deckt sich nicht mit der Wahrnehmung der Radfahrer, die ich kenne. Ich hatte gestern Angst, weil ich bergab auf losem Schotter fahren musste. Dass Radrouten mit feinem, losem, tiefem Schotter bedeckt sind und steil bergab führen kommt sehr häufig vor bei uns im Landkreis. Ich kenne etliche Radfahrer, die in solchen Situation Angst haben. Gerade für kleine Kinder und für die Älteren, die 80- und 90-jährigen, ist so was eine ziemliche Zumutung. Derartige Probleme mit geschotterten oder vereisten oder sonstwie kreuzgefährlichen Radwege sind in Deutschland sehr verbreitet, kommen aber in der Typologie gar nicht vor, weil nur die Ängste der Nicht-Radfahrer ernst genommen werden sollen, während alle anderen als bereits ausreichend versorgt gelten.
Diese Logik finde ich völlig unerträglich. („Steigen Sie aufs Fahrrad um. Sobald sie umgestiegen sind, werden Ihre Probleme als völlig unerheblich angesehen und es wird nichts mehr für Sie getan. Schließlich sind sie umgestiegen, so schlimm kann es also nicht sein.“) Es ist aber so schlimm. Manche Intensivradler arbeiten intensiv am Thema Verkehrssicherheit mit, weil sie eben nicht furchtlos sind, und manche Intensivradler werden tot gefahren, weil ihre Ängste sich leider als absolut berechtigt herausstellen. Ich denke da an Leute wie Cameron Frewer:
http://www.bicyclingaustralia.com.au/news/heartbreaking-news-cycling-safety-advocate-cameron-frewer-killed-in-queensland
Von Vision Zero sind wir meilenweit entfernt. Was sollen die Hinterbliebenen von getöteten Intensivradler denken, wenn sie Sätze lesen wie „Um die Intensivradfahrer müssen wir uns nicht kümmern, sie fahren eh Rad“?
Einerseits finde ich die Typologie also problematisch, weil die sehr reellen und sehr berechtigten Ängste von tatsächlichen Radfahrern herunterspielt und viele Angstquellen gar nicht erst in den Blick nimmt. Auch Intensivradler haben ein Recht auf Mobilität!
Anderseits finde ich die Typologie problematisch, weil sie die Angst von Nichtradfahrern überbewertet. Natürlich ist es wichtig, sicheres und angstfreies Radfahren zu ermöglichen, aber es stimmt nicht unbedingt (jedenfalls für Deutschland nicht), dass die Nichtradfahrer hauptsächlich von ihren Ängsten vom Radfahren abgehalten werden. Vision Zero ist wichtig, keine Frage, aber Angst ist nicht die alleinige Barriere und wir sollten auch die anderen Barrieren (wie etwa fehlender Komfort) stärker in den Blick nehmen.
Ich sage nicht, was wir die Typologie in die Tonne kloppen sollen, aber vielleicht kann man sie weiterentwickeln und besser an Deutschland anpassen. Damit sie mehr Wertschätzung für Menschen vermittelt, die heute schon Rad fahren. Mehr Sorge auch für ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit ausdruckt. Mehr Gefahrenquellen und Angstquellen berücksichtigt. Mehr Barrieren zum Radfahren berücksichtigt. Die Welt ein bisschen komplexer denkt.
Ein lustiger Wettbewerbsbeitrag unter dem Motto:
„Wie oft kann kalter Kaffe eigentlich aufgewärmt werden?“
Abstrus die bekanntermaßen sehr vielfältigen Bedingtheiten der Verkehrsmittelwahl ausgerechnet auf die „subjektive Sicherheit“ zu verkürzen.
Mal nachdenken wie es da beim Flugverkehr aussieht?
Und?
Massive Steigerungsraten der ökologisch verheerenden Flugreisen sprechen für sich!
Flaues Gefühl und Angst bei Aubobahnauffahrten und auf Baustelleln neben LKW?
Und?
Die Steigerungsraten beim Autoverkehr sprechen für sich.
Das ganze ist ein Scheinriese, der dazu benutzt wird mittels Radverkehrsseparation für verbesserten Autoverkehr zu sorgen und die Erreichbarkeitsradien des MIV weiter zu erhöhen ohne dabei viel Geld für teure Auto-Infrastruktur ausgeben zu müssen.
Separation des Radverkehr ist die mit Abstand billigste Methode die Fahrleistungen des Autoverkehrs auf den besonders schädlichen längeren Distanzen weiter zu erhöhen.
Erst wenn „harte“ Faktoren, nämlich Reisezeit und Komfort ins Spiel kommen ist Radverkehr ein potentieller Game-changer, der das Wachstum des Autoverkehrs ggf. bremsen oder umkehren kann.
Genau da aber wird dann das Gegenteil des Notwendigen gemacht.
Immer mehr schnelle Umgehungsstrassen und Autobahnerweiterungen für den Autoverkehr (Vorbild NL) und gleichzeitig push&pull bei den Kurzstrecken und Ultrakurzstrecken zugunsten des Radverkehrs.
Zu NL:
https://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/nl-wissen/umwelt/staubekaempfung/verkehrsprojekte.html
Das Ergebnis ist – völlig unabhängig von dem alten Portland-Kaffee – abzusehen und empirisch bestätigt:
Radverkehr wird als anti-congestion in das System der automobilen Mobilität systemkonform eingepflegt. Das Motto in NL lautet ja seit Jahrzehnten: „wir wollen GUTEN Radverkehr und GUTEN (???) Autoverkehr“.
Wie wärs mal mit der Überlegung, was eigentlich im Erfolgsfall der anempfohlenen Separationsorgien passiert?
– liveable Cities mit etwas weniger Autolärm, etwas beserer Luft, mehr Konsum und höheren Mieten
– steigende Zersiedelung durch verbesserte Erreichbarkeitsradien des MIV
– höhere Fahrleistungen des MIV, sowie prognostisch (autonomes Fahren) drastische Steigerungsraten des autobasierten smart-mobility Sektors, der absehbar nicht mit Mischverkehr klarkommt
– Weiterbau an einer Struktur, die über zig Jahrzehnte „weiter auf das Auto angewiesen“ sein wird.
Interessant ist auch aus welcher „Ecke“ diese ganze Rad-braucht-Radweg-Propaganda mit Angst-schüren und Separation (Fahrbahnprovileg nur für Autos) kommt:
– deutsche Nazis mit freier Bahn für den deutschen Kraftfahrer
– rechtsaußen Brexit-Johnson
– multimilliardenschwerer neoliberaler hardliner Bloomberg (NY)
– etc.
– natürlich gab und gibt es auch fortschrittliche Bewegungen, wie ‚Stop de Kindermoord‘, aber denen ging (und geht) es eben leider auch um die Entwicklung (s.o.) eines „guten“ Autoverkehrs, was sich ja im Separationsonzept spiegelt.
Dass dann wirtschaftsnahe mitte-rechts Postillen wie die FAZ ins gleiche Horn stossen ist ebenso wenig verwunderlich wie es die Separationskonzepte etwa der Inzell-Initiative (BMW finanziert) oder des Autoverkehrsministeriums sind.
Was da gegenwärtig passiert ist nichts weniger als die Umwandlung des bislang größtenteils allgemeinen Netzes für den Fahrverkehr in ein reines Autonetz mit besten hindernisfreien Fahrbahnen gepaart mit zusätzlichen minderwertigen Wegen für den Radverkehr bei immer stärker verknapptem Platz für den Fussverkehr. Einer der Propagandahebel: Angst schüren vor der bösen Fahrbahn und Akzeptanz automobiler Gewalt (Stichwort Autojustiz).
Für fahrradfahrende Autofans und vielfliegende Radlobbyisten, denen die Ökologie herzlich am A**** vorbei geht ist das durchaus tauglich, aber ökologisch zukunftsgerecht ist das nun wahrhaftig nicht, sondern wieder nur der kalte Kaffee automobil fixierter Propaganda.
Damit kritisiere ich nicht etwa solche Studien an sich, die haben durchaus ihre Berechtigung, und die Ergebnisse sollten, sofern sie überhaupt auf das jeweilige Land übertragbar sind, ernst genommen werden; die Frage ist welche Konsequenzen daraus abgeleitet werden.
Sachgerecht wäre: bei einer gewünschten ökologischen Verkehrswende ist auch der Aspekt von subjektivem Sicherheitsgefühl zu berücksichtigen, welcher vor allem dann als Hinderungsgrund wirksam werden kann, wenn der notwendige ’shift‘ bei Reisezeit und Komfort vollzogen worden ist.
Leitmotiv müsste dabei sein: wo die subjektive Sicherheit fehlt ist der Autoverkehr entwprechend SO zu beschneiden dass der Umweltverbundverkehr nicht relevant beeinträchtigt wird.
D.h. MIV MUSS beschränkt und nachhaltig verlangsamt werden, Radverkehr muss komplementär beschleunigt werden und mit Fussverkehr und ÖV als inklusive allgemeine Mobilitätslösung instand gesetzt werden, DANN wird darüber hinaus ggf. die ’subjektive Sicherheit‘ als Faktor wirksam.
Also bereits jetzt: soziale und verkehrliche Sicherheit herstellen, und so planen, dass das Ganze bei reduziertem Autoverkehr und stark wachsendem Umweltverbund auch funktioniert.
Da ist denn auch einer der ‚Haken‘ des gegenwärtigen Roll-back in altbackene Separationskonzepte: das skaliert erbärmlich schlecht und ist eben NICHT für den ökologischen Erfolgsfall gerüstet, sondern schlittert direkt in massive Kapazitätsprobleme Finanzierungsdebakel und inkompatible Siedlungstrends, die verstärkt wieder auf Ausweitung der automobilen Erreichbarkeitsradien entwickelt werden.
Die sich andeutende sukzessive Auflösung etwa des legendären Berliner ‚Siedlungssterns‘ mag da als kleine Andeutung und Musterbeispiel für andere Metropolregionen und Oberzentren (Münster wäre ein weiteres Beispiel) genügen.
Mitten in der voll aufgedrehten Rhetorik von „Verkehrswende“ aus allen Rohren von Greenpeace bis CSU wollziehen sich zeitgleich bereits die worst-case Szenarien in Richtung des ausgeweiteten künftigen Mega-Automobilismus.
Aber statt sich mit sowas mal auseinanderzusetzen kommt immer öfter:
kalter Kaffee.
Ich halte diese Typologie für zutreffend, allerdings nur zu 0.5 %.
Warum hat ca. die Hälfte der dargestellten Radler in der Broschüre Plastikmüll auf dem Kopf? Haben die Angst, daß ihnen der Himmel auf den Kopf fällt? Oder sind die einfach nur von be-scheuer-ter Werbung infiziert?
Naja, immerhin steht da drin, daß man viel mehr Radwege bauen sollte. Das wird die Kollegen vom ADAC freuen, die fordern das schon lange!
PS: Kennt jemand zufällig einen guten Radfahrclub? Ich bin mit meinem gerade etwas unzufrieden.
Hey, wir haben einen Fahrradminister und einen Fahrradklub. Beide arbeiten Hand in Hand, was soll da noch schiefgehen? 8-o
Langsam scheint sich FUSS eV. -ganz nebenbei- zu einer guten Interessenvertretung für „schon-Radfahrer“zu entwickeln:
https://www.fuss-ev.de/115-fuss-und-radverkehr/723-thesen-fussverkehr-und-radfoerderung.html
Ich hoffe, dass „mein“ Fahrradklub in dieser Hinsicht bald deutlich aufholt; denn er ist das Beste, was wir haben.
Die Entwicklung zur Fahrrad-TUI mit latent angegliedertem Autoklub sehe ich mit großer Sorge.
Christoph, vielen Dank für den Tip FUSS e.V. Der ist mir natürlich bekannt, aber ich habe ihn mir nie näher angesehen. Wird wohl mal Zeit! Die von Dir verlinkten Thesen kann ich alle unterschreiben!
Wg. „Fahrrad-TUI“: Das war nach meinem Eindruck vor ein paar Jahren schon schlimmer. Da hatte ich wirklich den Eindruck, daß es nur um die Veranstaltung von Radtouren geht und nicht um Verkehrspolitik.
Jetzt geht es endlich mehr um Verkehrspolitik, aber leider teilweise in die falsche Richtung, nämlich die der Fahrrad-Paranoia.
Man ist zwar gegen Helmpflicht, aber eigentlich findet man schon, daß welche getragen werden sollten und stellt Radfahrer am liebsten mit Panikhaube auf dem Kopf dar.
Man ist gegen Radwegebenutzungspflicht, aber eigentlich sind Radwege doch ganz toll, weil die doch so sicher sind (und die Autos die Fahrbahn endlich für sich haben, frei von Radfahrern, staunende Ausländer). Und man braucht dann auch kein Tempo 30.
Man wirbt dafür wie gesund das Radfahren ist und wieviel Spaß es macht, aber eigentlich hält man es für lebensgefährlich und demonstriert das mit Geisterrädern und „Rides of Silence“.
Durch solche Dinge wird Radfahren „dämonisiert“, wie es Mely Kiyak Herrn Scheuer zu vollem Recht vorwirft.
ich halte von solchen Studien nicht viel, einerseits behauptet man, dass 60 Prozent interessiert, aber besorgt seien Rad zu fahren, 33 Prozent auf gar keinen Fall radfahren würden. Ich schätze die Zahl derer, die auf gar keinen Fall Radeln würden sehr viel höher ein.
Und dann kommen doch noch sehr viele, die viel und überzeugt radeln, aber auf Probleme und Gefahrenstellen hinweisen, im Prinzip nie gehört werden, von den Kommunal-Verwaltungen als Querulanten behandelt werden, keine Lobby haben, in Organisationen wie dem ADFC wegen nicht konformer Meinungen auch nicht gerne gesehen werden.
Ich habe gerade gestern bei der CM wieder mit einigen erfahrenen Radlern gesprochen, die unzufrieden sind, aber viel Rad fahren, die Zustände hier auf Dauer aber auch nicht mehr hinnehmen wollen.
In meiner Stadt gibts schon seit Anfang der 1980er zwei Gruppen, die sich mit Radverkehr auseinander gesetzt haben, die Eine ist der ADFC-KV, die Andere eine kritische Initiative für Stadtentwicklung mit Arbeitsgruppen für Radverkehr, Mobilität, ÖPNV usw.
Personelle Überschneidungen in beiden Vereinen gibt es natürlich auch.
Ich habe das Gefühl, dass hier seit einigen Jahren ein totaler Stillstand herrscht, wenn man von einem gewissen Leuchtturmprojekt absieht, welches immer wieder von denselben Persönlichkeiten in den Medien propagiert wird.
Problemzonen wie ständig zugestellte Radfahrstreifen/Radwege, schlechte oder verwirrende Ampelschaltungen, schleichender Rückbau von separaten Radwegen zugunsten von aufgepinselten Radfahrstreifen/“Schutz“streifen, Zustand der Wege uvm. werden nicht benannt, öffentlich totgeschwiegen, kritische Dinge soll der Leser unseres nicht ganz unparteiischen Lokalblättchens nichts lesen.
Und wenn doch mal was drin steht, sind die lapidaren Stellungnahmen der Stadtverwaltung ein Faustschlag ins Gesicht der Radfahrer.
Unsere beiden ziemlich erfolglosen Grüppchen haben dann letztes Jahr Herrn Strößenreuther zu einem Vortrag eingeladen und die Gründung einer neuen Initiative nach Berliner Vorbild verkündet. Dabei fragte Herr Strößenreuther uns, wer denn vom ADFC und wer von der anderen Gruppe sei, die Hände gingen bei ADFC am meisten hoch, gefolgt von denen der anderen Gruppe, der Rest wurde nach der Criticl Mass befragt und hob dann die Hand, im Prinzip waren also fast keine unorganisierten Radfahrer dabei. Dann gabs für die neue Initiative noch so eine Art Ameldungsformular, wo jeder seine Daten eintragen konnte um infroniert zu werden, an der neuen Gruppe teilzunehmen.
Was ich damit sagen will ist, dass die neuen Fahrradinitiative hier wieder überwiegend nur der alte Personenkreis ist, der schon bei den anderen beiden Vereinen teils 40 Jahre Zeit hatte sich zu organisieren um den Radverkehr hier deutlich zu verbessern.
Die Aktionen im Rahmen der neuen Initiative werden in gewisser Weise beachtet, auch zeitungsberichte gibt es, grundsätzlich bewirkt hat die neu gegründete Initiative noch nichts.
Wer viel Rad fährt hat viele Probleme und ist ständig üblen und unnötigen Gefahren ausgesetzt, das kann man z.B. in den Videos von @natenom miterleben: https://twitter.com/Natenom
Das ist einerseits unerträglich, weil da massiv Menschenrechte verletzt werden (und Menschenrechtsverletzungen sollten wir nicht für unwichtig erklären, nur weil das Recht des Stärkeren gegen eine zahlenmäßig überschaubare Gruppe durchgesetzt wird).
Anderseits ist es auch unerträglich, weil die Horrorgeschichten der überzeugten Vielradfahrer (ihre Testberichte aus der Wirklichkeit) andere Menschen vom Radfahren abhalten können. Auch darum bleiben die Besorgten besorgt.
Fazit: Ohne die Bedürfnisse (auch) der Vielradfahrer ernst zu nehmen, kann es nie gelingen, die „Besorgten“ abzuholen.
Die Kommentare machen wirklich keine Freude. Ganz viel Meinung und „das nehme ich anders wahr“. Und entsetzliches Beleidigtsein über was eigentlich? Einfach nur peinlich. Besser wäre es, Ihr würdet mal die Realität zur Kenntnis nehmen, wie sie auf der ganzen Welt andauernd untersucht und festgestellt wird. Liebe Leute, kommt endlich aus Euren Gräbern heraus, schaut Euch mal die Realität außerhalb Eures Ich-bezogenen Horizonts an & nehmt ein paar mehr Menschen in den Blick als nur Eure Miniblase. Radeln muß für die meisten Menschen stressfrei möglich sein und nicht nur für die, die sich an den Irrsinn gewöhnt haben. Wir sind eine winzige Minderheit und wenn wir umsteuern wollen, müssen wir sehr viel mehr Menschen erreichen – eben jene ca. 60 Prozent, die nur sehr ungern Rad fahren wegen der grottingen Infrastruktur und die in Dänemark und den Niederlanden schon längst fahren. Sonst kommen wir überhaupt nirgends wo hin.