Das Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat erste Zwischenergebnisse aus der wissenschaftlichen Begleitforschung von Europas größtem Lastenrad-Testprojekt „Ich entlaste Städte“ vorgestellt. Demnach testen inzwischen 400 Unternehmen und Institutionen jeweils drei Monate lang ein Lastenrad in gewerblicher Nutzung testen – die meisten davon mit elektrischer Tretunterstützung bis 25 km/h. Bei 12.000 aufgezeichneten Fahrten sind bisher rund 140.000 Kilometer zurückgelegt worden.
Und die ersten Ergebnisse sprechen für sich: Mehr als 98 Prozent der Fahrten würden die Tester erneut mit dem Lastenrad zurücklegen. Zwei Drittel der mit den Projekträdern gefahrenen Kilometer wären in den Betrieben sonst mit Pkw oder leichten Nutzfahrzeugen durchgeführt worden. „Das Lastenrad wurde für viele Unternehmen und Einrichtungen zur selbstverständlichen und regelmäßig genutzten Alternative für täglich anfallende Transporte, Einkäufe oder Kundenbesuche“, berichtet Projektleiter Johannes Gruber.
Dass das Projekt des DLR zu einem Erfolg wird, zeigen zahlreiche Projektteilnehmer, die auch nach Abschluss des dreimonatigen Tests weiterhin mit einem Lastenrad unterwegs sind – nun allerdings mit dem eigenen Rad. Etwa jede fünfte am Projekt beteiligte Organisation gab an, im Anschluss an die Testphase bereits ein eigenes Lastenrad angeschafft zu haben, ein weiteres Drittel hält eine zukünftige Anschaffung für „ziemlich wahrscheinlich“ oder „ganz sicher“. Nur etwa zwei Prozent der Projektteilnehmer lehnen nach Abschluss der Testphase eine dauerhafte betriebliche Nutzung von Lastenrädern ab.
Als wichtigste Hemmnisse für gewerbliche Fahrradnutzung gaben die Tester schlechtes Wetter, eine unzureichende Radverkehrsinfrastruktur oder zu hohe Kosten an. Deutlich stärker als die Hemmnisse werden von den Testern allerdings die positiven Treiber der Lastenradnutzung wahrgenommen. Im Vordergrund stehen praktische Vorteile wie das Wegfallen der oft zeitaufwendigen Parkplatzsuche oder die direkte Erreichbarkeit der Fahrziele, aber auch „weiche“ Aspekte wie Image und Gesundheit.
Etwa jede fünfte am Projekt beteiligte Organisation gab an, im Anschluss an die Testphase bereits ein eigenes Lastenrad angeschafft zu haben, ein weiteres Drittel hält eine zukünftige Anschaffung für „ziemlich wahrscheinlich“ oder „ganz sicher“.
Besonders wertvoll ist das Projekt „Ich entlaste Städte“, weil viele Unternehmen vermutlich erst dadurch auf die ernsthafte Lastenradnutzung aufmerksam geworden sind oder weil es eine unverbindliche Gelegenheit ist, ein Lastenrad im laufenden Betrieb zu testen. So dringt das Thema Radverkehr mit seinen Vorteilen auch endlich in diese Bereiche der Wirtschaft vor.
Interessierte Unternehmen und Institutionen können sich noch bis Sommer 2019 für die Teilnahme am Lastenradtest von „Ich entlaste Städte“ bewerben. Alle Informationen dazu finden sich auf der Projektseite. Anfang 2020 wird das DLR eine Gesamtevaluation von Europas größtem Lastenrad-Testprojekt vorstellen und eine Einschätzung zur Zukunft von Lastenrädern im Wirtschaftsverkehr abgeben.
4 Antworten auf „Lastenräder reduzieren Fahrten mit Pkw und Lieferfahrzeugen“
Gefällt mir. Mehr Lastenräder als Firmenfahrzeuge wäre erfreulich.
Morgens mit Weihnachtsmarkt, Belieferung der Geschäfte und der Handwerker kommt man selbst mit dem eigenen Lastenrad kaum durch. Wenn einige von den Firmen selbst auf ein Lastenrad umschwenken würde, dann wäre das echt eine Erleicherung.
War ja klar, dass auch die voluminösen Lastenräder und Cargo-Gefährte runter von der ‚Autofahrbahn‘ sollen und sich gefälligst auf die Radwege zu verdrücken haben.
Wird bstimmt super für das 11-hährige Kind und die 80-jährige Omi, wenn die im Akkord schuftenden LieferfahrerInnen über die „8-80-Radinfra“ hetzen und auf Gehwegen den ganzen Amazon Krempel ausladen.
Hauptsache freie Fahrbahnen für die Autos lautet die Devise, war wohl zu nervig mit den Verzögerungen durch die Liefer-LKW, da soll der Stau gefälligst auf den benutzungspflichtigen Radweg, sollen sich die ‚Intensivradler‘ mal nicht so anstellen, schliesslich stehen die Autos ja dann weniger im Stau, und das ist bestimmt gut gegen die Luftverschmutzung …
https://www.n-tv.de/auto/A-N-T-Cargo-Lastesel-fuer-den-Fahrradweg-article20748551.html
Gibt es eigentlich irgendeinen triftigen Grund (ausser Autoverkehrsförderung), warum diese Lasten- Liefer- und Handwerkerräder NICHT auf die reguläre Fahrbahn gehören?
Mal wieder typisch für unser Autoland: auch noch die besten Ideen werden in der konkreten Ausgestaltung so umgebrödelt, dass am Ende wieder der Autoverkehr profitiert.
„das Wegfallen der oft zeitaufwendigen Parkplatzsuche“ heisst dann was???
Gehwegparken! (oder gibts ne Möglichkeit das anders zu verstehen?)
„direkte Erreichbarkeit der Ziele“?
Omi kommt nicht mehr ins eigene Haus, weil da mal wieder ein Lastenrad den Eingang versperrt?
Und jede Wette: so sehr wie das 2.Reihe Parken auf der Fahrbahn von LKW toleriert wird wird es bei den Lastenrädern ordnungsrechtlich verfolgt werden („runter von UNSERER Fahrbahn“).
Komisch. Auf der Startseite http://www.lastenradtest.de steht 77.769 Kilometer gefahren und im Artikel (hier und auf der Offiziellen Seite) stehen 140.000 Kilometer. Das ist ein himmelweiter unterschied. Ist die eine Zahl, per App erfasste und die andere per App und per Papier erfasst? Je nachdem kommt man auf ganz andere Durchschlagslängen der Fahrten. 77.769 Kilometer : 14.471 Fahrten = 5,37 Kilometer im Schnitt. Ein guter Schnitt, wenn man bedenkt, das bestimmt auch viele kurze Fahrten mit dem Lastenrad gemacht werden.
Wenn man von den hier genannten Zahlen ausgeht bekommt man ~140.000:12.0000=11,6667 km pro Fahrt was eine beeindruckende Durchschnittsleistung ist und mich stark überraschen würde. Das würde beweisen, dass bei einer sehr breiten Gruppe (schon 400 unterschiedliche Testfirmen) sehr weite Reichweiten per Fahrrad möglich wären.
So oder so sind die Zahlen sehr gut. Schade dass der Unterschied, „ganz sicher“ und „„ziemlich wahrscheinlich“ nicht einzeln benannt sind. So kann man nur Schätzen, dass sich 81 bis 347 Firmen von 400 sich wenigstens ein Lastenrad besorgt haben. Das ist ein sehr gutes Zeichen und ein guter Anfang.
@ Alfons Krückmann: Wo hast du gelesen, dass die Lastenräder auf den Straßenbegleitenden Radwegen fahren? Im Film habe ich nur Fahrbahnfahrer gesehen oder Wege, die den motorisierten Verkehr nicht zur Verfügung stehen. (Parkwege)
Das Parken könnte das einzige Problem sein. Ich denke aber einigermaßen platzsparend auf Bürgersteigen oder Fahrbahn parken sollte gut gehen. Am ende sind die dann schneller wieder in Bewegung, als unübersichtliche dicke Lieferwagen. Und platzsparender wird die Lieferung so oder so gemacht.
Entschuldigung für die späte Antwort.
Es stimmt zwar, dass immerhin – im Ggs. zu anderen Lastenrad promotions – im Video relativ oft auf der Fahrbahn gefahren wird, aber:
2:40 O-Ton
„der besondere Vorteil für mich liegt darin, dass man mit dem Lastenrad einfach schön entspannt durch die Grünanlagen fahren kann (…) und nicht dauernd in dem Verkehr mitschwimmen muss “
Gehwegfahren bei 2:55
Gehwegparken bei 4:00
Radwegfahren ca. 4:46
Zum verpönten Fahrbahnfahren: bei 4:56 ist schön zu sehen wie sich Fahrbahnfahren systemisch auswirkt:
der MIV und motorisierte Güterverkehr wird verlangsamt, was ökologisch sozusagen das Gebot der Stunde ist.
Aber bitte nicht falsch verstehen, ich halte das DLR Projekt trotz der Rad-Separations-Probleme für sehr sinnvoll, zumal das DLR nichts für den gegenwärtigen Separationswahn bzw. Separationszwang kann.
Zur Thematik der Autofreundlichkeit von Rad-Lastenverkehr im neuerdings wieder als Allheilmittel verkauften Separations-Netz siehe auch z.B.:
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Es-wird-eng-auf-den-Radwegen-4255883.html