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40.000 Euro Förderung – aber kein Abbiegeassistent zum Schutz von Radfahrern

Die Bundesregierung startet die x-te Förderung des motorisierten Verkehrs. Dieses Mal können Speditionen (Kommunal- und Baufahrzeuge sowie Busse sind ausgenommen) in den Genuss einer Förderung von bis zu 40.000 Euro kommen, wenn sie sich einen E-LKW kaufen.

Die Bundesregierung startet die x-te Förderung des motorisierten Verkehrs. Dieses Mal können Speditionen (Kommunal- und Baufahrzeuge sowie Busse sind ausgenommen) in den Genuss einer Förderung von bis zu 40.000 Euro kommen, wenn sie sich einen E-LKW kaufen. Dass damit der Stau auf den Autobahnen weiter subventioniert wird, muss ich wohl nicht erwähnen.

Was ich äußerst ärgerlich finde: Die Bundesregierung verzichtet in der Förderrichtlinie auf die Bedingung, dass die geförderten Fahrzeuge über ein Abbiege-Assistenzsystem verfügen müssen. Seit Jahren wird dieser gefordert, um Radfahrerleben zu retten. Und auch Verkehrsminister Andreas Scheuer setzt sich ja auf EU-Ebene für die verpflichtende Einführung des Assistenten bei Neufahrzeugen ein. Warum aber nutzt er nun nicht diese Gelegenheit, auf nationaler Ebene schon mal anzufangen mit dem Flottenaustausch? Warum werden jetzt (sehr wahrscheinlich) wieder LKW ohne Abbiegeassistenten in den Verkehr gebracht?

Sein Sprecher verweist zwar auf ein anderes Programm, mit dem die Nachrüstung des Abbiegeassistenten gefördert wird. Dies ist allerdings freiwillig und hilft wenig, wenn es nicht genutzt wird.

Stefan Gelbhaar, Sprecher für städtische Mobilität und Radverkehr der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, teilt auf Nachfrage mit: „Verpflichtende Abbiege-Assistenzsysteme sind eine sinnvolle Bedingung für die Förderung von E-LKWs. Wenn Verkehrsminister Scheuer die Zahl der Unfalltoten ernsthaft verringern will, sollte er seine bisherigen Förderrichtlinien nochmal überarbeiten.“

Und auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) sieht noch Verbesserungsbedarf. Angela Kohls: „Der Bund sollte die Förderung moderner Lkw-Antriebe unbedingt mit Auflagen zur Sicherheit nach dem Stand der Technik verbinden. Die Subventionierung umweltfreundlicher Antriebe muss aus Sicht des ADFC um die Förderung von Abbiegeassistenzsystemen ergänzt werden, nicht nur bei der Nachrüstung, sondern auch in der Erstausstattung von Lkw.“

2 Antworten auf „40.000 Euro Förderung – aber kein Abbiegeassistent zum Schutz von Radfahrern“

Lieber Stefan Gelbhaar, lieber ADFC, elektrische LKWs sind keine Lösung, sondern Teil des Problems. Ein elektrischer Antrieb alleine ist nur sehr bedingt umweltfreundlich. Solange die elektrische Energie nicht durch Oberleitungen zugeführt wird, müssen schwere, nicht ewig haltbare Akkus durch die Gegend gefahren werden. Sofern die LKWs Gummireifen auf Asphalt nutzen, bleibt der für uns Radfahrer ungesunde Feinstaub ein Problem. Umweltfreundlich wäre eine echte Verkehrswende hin zur Schiene. Auch in Städten könnte ein großer Teil der Transporte mit „Cargo-Trams“ erfolgen, sowie mit Lastenrädern für den letzten Kilometer. LKWs sollten überhaupt nicht durch den Staat gefördert werden, auch keine elektrischen und auch keine mit Assistenzsystemen. Letztere müssen einfach Pflicht werden, die Kosten haben die Gefahrenverursacher zu tragen. Der Staat sollte Cargo-Trams und Lastenräder fördern. Es ist vor allem nicht einzusehen, daß ein elektrischer LKW mit bis zu 40000 Euro gefördert wird, ein elektrisches Lastenrad aber nur bis 2000 Euro.

Mal wieder zählt Masse statt Klasse. Der Reichweiten-Vorteil ist bei einem Elektrischen LKW derzeit auch nicht sehr viel höher, wie bei KOnventionellen LKWs. Der StreetScouter gibt 205 km Reichweite an. Mit einem E-Lastenrad sollte man ungefähr 100 km Reichweite schaffen. Dabei kann man 2 Batterien mitführen, wenn der Akku lehr ist auch treten und gealterte Batterien tauschen. Dies ist bei einem LKW nicht möglich, der mit Wetterschwankungen und Sicherheitspuffer, nie seine Maximale Reichweite fahren sollte.

Die geringen Vorteile von elektrischen Motoren (Energie/Abgase werden woanders produziert, weniger Lärm) leiden immer noch unter den Nachteilen von LKWs (Höherer Rollwiederstand als Schienen, Feinstaub durch Bremsen im Verkehr, Gefahr durch unübersichtliche Fahrzeuge und Masse) Da wurde hier schon ganz richtig beobachtet. Dafür ist die Technik und noch mehr das Angebot an e-LKWs nicht gut genug.

Was die Höhe der Prämie betrifft, ist diese scheinbar am Voloumen gekoppelt.
E-Cargobike: mindestens 120kg und 1 m³ = max 30% max 2500 €
E-LKW unter 12 Tonnen = StreetScooter L (einzige bekannte Serien-E-LKW): 895 kg = 12.000 € (Das sind 23% von dem Mindestpreis)
Aus der Sicht scheint die Höhe nicht mehr ganz so ungerecht. Ändert aber nichts an der restlichen Kritik und wie stark eine algemeine Lastenrad-Förderung die Straßen entlasten könnte.

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