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Der Haken an der Kaufprämie für Lastenräder

Seit dem 1. März fördert die Bundesregierung den Kauf gewerblicher Schwerlasträder mit einem Zuschuss von 30 Prozent (max 2500 Euro). Eigentlich eine gute Idee, gäbe es da nicht ein wichtiges Detail. Der Zusatz „Schwer“ vor dem Lastenrad macht es nämlich vielen Interessierten in der Tat schwer. Gefördert werden eben nur Schwerlasträder mit einem Mindest-Transportvolumen von einem Kubikmeter. Die Bundesregierung drückt das auf Anfrage der GRÜNEN-Bundestagsfraktion so aus:

Förderfähig ist im Rahmen des Moduls 5 – Schwerlastfahrräder – der Kleinserien-Richtlinie die Anschaffung von E-Lastenfahrrädern (Lastenpedelecs) sowie Lastenanhängern mit elektrischer Antriebsunterstützung (E-Lastenanhänger) für den fahrradgebundenen Lastenverkehr sowie Gespannen aus Lastenfahrrad und Lastenanhänger, bei dem mindestens ein Bestandteil (Fahrrad oder Anhänger) über eine elektrische Antriebsunterstützung verfügen muss. E-Lastenfahrräder sowie E-Lastenanhänger müssen jeweils ein Mindest-Transportvolumen von einem Kubikmeter (1 m3) und eine Nutzlast von mindestens je 150 kg aufweisen. Bei Gespannen muss das Gesamttransportvolumen mindestens 1 m³ erreichen.

Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, in den Genuss der Förderung zu kommen. Entweder man kauft sich ein wirklich großes Schwerlastrad oder man kombiniert ein „normales“ Lastenrad mit einem Lastenanhänger. Das macht die Sache aber wieder viel zu kompliziert und zum Teil auch unsinnig. Es gibt nämlich durchaus Interessierte, denen ein normales Lastenrad reichen würde, um innerstädtische PKW-Fahrten zu ersetzen. In Bramsche bei Osnabrück ist es zum Beispiel bei Tischlermeister Claus Meyer der Fall, wie noz.de kürzlich berichtete. „Bei meinen Recherchen im Internet bin ich erst darauf gestoßen, dass es Fördermittel für Lastenfahrräder gibt. Allerdings erst ab einem Volumen von einem Kubikmeter. Das ist für meine Zwecke viel zu viel“, wird Meyer zitiert. Also testet er nun erst mal das Angebot „Ich entlaste Städte“ des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.




Alternativ könnte Meyer sich natürlich sein Wunsch-Lastenrad aussuchen und noch einen Anhänger dazu nehmen. Für ihn aber auch keine optimale Lösung. Arne Behrensen von cargobike.jetzt wird immer wieder mit dem Problem des großen Transportvolumens konfrontiert: „Besonders viele gewerbliche Kfz-Fahrten können durch kleinere schnellere Cargobikes ersetzt werden. Es braucht nicht jeder gleich ein Kubikmeter Transportvolumen. Mir ist auch im europäischen Ausland keine Kaufprämie für Cargobikes mit solch einer kontraproduktiven Einschränkung bekannt.“

Behrensen hatte dieses Problem bereits früh erkannt und im Januar 2018 geschrieben: „Wie auch immer die Kaufprämie des Bundes für große eCargobikes im Detail ausfallen wird, sie ist viel zu kurz gegriffen: Die Einschränkung auf große eCargobikes ignoriert das wesentlich größere Potential für die Luftreinhaltung, das in der Förderung der ganzen Bandbreite von Cargobikes liegen würde. Das Land Baden-Württemberg, die Landeshauptstadt München und weitere Kommunen zahlen bereits Kaufprämien für gewerblich genutzte Cargobikes – teilweise auch für privat genutzte oder nicht-motorisierte Modelle und für Lastenanhänger. Auf die eigenartige Idee einer Begrenzung auf Cargobikes mit besonders großer Zuladung ist bisher noch niemand gekommen.“

Dass die aktuelle Kaufprämie bisher kein großer Erfolg ist, zeigen die eingegangenen Förderanträge: Lediglich 61 Anträge aus ganz Deutschland. (Die Anträge werden zurzeit auch nur bearbeitet und zur Bewilligung vorbereitet. Die Bewilligung der einzelnen Anträge selbst kann erst nach Inkrafttreten des Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2018 (Haushaltsgesetz 2018) erfolgen. Also vermutlich nach der Sommerpause.)

Wenn sich im städtischen Wirtschaftsverkehr also wirklich etwas ändern soll, dann braucht es Kaufprämien, die für alle Gewerbetreibende attraktiv sind. Tischler, Maler, Apotheken usw. können viele Autofahrten mit einem Lastenrad ersetzen. Ihnen muss nur das passende Angebot gemacht werden.

Und warum wird bei der Gelegenheit nicht auch gleich an Privatpersonen gedacht? Schließlich geht es hier im Rahmen der ‚Richtlinie zur Förderung von innovativen marktreifen Klimaschutzprodukten‘ um den Klimaschutz. Und das Klima unterscheidet nicht zwischen privaten und gewerblichen Fahrten. Die GRÜNEN wollten das in ihrer Anfrage an die Bundesregierung wissen. „Fördert die Bundesregierung nicht gewerblich genutzte Lastenräder?“ Antwort der Bundesregierung: „Nein. Hier besteht nach Einschätzung der Bundesregierung kein Förderbedarf.“ Warum sieht die Bundesregierung denn bei E-Autos Förderbedarf, bei Lastenrädern aber nicht? Ist nur eine durch ein E-Auto ersetzte Autofahrt eine gute Fahrt?

Teaserbild: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

11 Antworten auf „Der Haken an der Kaufprämie für Lastenräder“

Ich werde das Gefühl nicht los, das die Förderung auf Bundesebene mehr Schein als Sein ist. Es wird so getan, als ob was getan wird, aber die Details sind dann so hirnrissig, das unterm Strich erst nichts bei heraus kommt. Nur ja nicht irgendwas unternehmen, das der Autonutzung schadet.

Wie es besser geht zeigen die erwähnten Beispiele. Eine Förderung für Privatleute dürfte es ruhig auch geben. Allerdings hat man da das Problem, das viele ein Lastenrad oder einen Anhänger viel zu selten brauchen, und zudem muss es auch irgendwo aufbewahrt werden. Für diese Zielgruppe bietet es sich daher eher an, Leihsysteme in den einzelnen Stadtteilen zu fördern. Wenn man unkompliziert an ein Lastenrad bzw. einen Hänger kommt, dazu nicht erst einmal quer durch die ganze Stadt muss, und womöglich auch noch eine Auswahl an verschiedenen Typen hat, dann würde das die private Nutzung ganz erheblich voranbringen.
Wer nicht solange warten will das im eigenen Stadtviertel was angeboten wird kann das natürlich auch zusammen mit ein paar Nachbarn selbst organisieren. Wenn sich ein paar Haushalte zusammen tun, dann verteilen sich die Kosten und es ist viel eher für den einzelnen finanzierbar.

Sehr richtige Kritik, die ich nur teilen kann. Nur Schwerlast- und E-Lastenräder zu fördern, ist eine unnötige Zuspitzung. Deutlich effektiver wäre eine grundsätzliche Lastenradförderung.

Ich könnte also ein beliebiges für mich passendes motorisiertes Lastenrad kaufen und dazu den billigsten Anhänger, mit dem die Schwerlast-Anforderung für das Gespann erfüllt wird? Und könnte dann im Alltag den Hänger im der Garage lassen, weil das Lastenraf alleine reicht und leichter fährt?

Wie ist eigentlich das Transportvolumen definiert bei einer nach oben offenen Ladefläche? Wenn die Ladefläche hinter dem Fahrer ist (und damit eine hohe Ladung nicht die Sicht nach vorne behindert), dann könnte man doch theoretisch die Ladung nach oben bis 4.0m (Maximalhöhe nach StVZO) stapeln. Wenn die Ladefläche bei eine Höhe von 50cm beginnt, dann bräuchte man nach der Rechnung nur 0.29 Quadratmeter Ladefläche. Das sollte auch mit einem halbwegs kompakten Lastenrad machbar sein.

Hinweis zum Nachweis des Mindest-Transportvolumens: Der Nachweis des Mindest-Transportvolumens von einem Kubikmeter bei nicht umschlossenen Flächen (z.B. Pritschen oder Gitterkörbe) ist vom Hersteller unter Hinzunahme einer plausiblen maximalen (Beladungs-)Höhe zu erbringen. Als Grundfläche ist bei offenen Ladeflächen grundsätzliche die vorhandene Ladungsfläche heranzuziehen; die Berücksichtigung einer überstehenden Beladung darf auch bei vorhandener Möglichkeit der Ladungssicherung nicht in die Berechnung des Transportvolumens einfließen. Existieren speziell für den Lastenfahrradtyp konzipierte Transportboxen, sind die entsprechenden Volumina heranzuziehen.via

Wir sind hier in Deutschland! Ich kann mich nicht erinnern, dass hier jemals etwas unkompliziert und sinnvoll umgesetzt wurde, außer vielleicht irgendwelche Prämien bei Autos…

Sind 1m³ und 150Kg wirklich so viel?
Da gibt es doch welche. Auch wenn ich ein Fahrzeug aus zusammen geschraubten Aluvierkantrohren für fast €5000 mit Ladefläche für eine Europalette etwas teuer finde.
Hab das mal grob überschlagen, und das Teil hat evtl. 30x30x3mm Vierkantrohr. Der XYZ-Fourwheeler hat evtl. 38m davon plus großzügig gerechnet 3m Rundrohr als Querstreben.
Macht rund €330 bei z.B. Wilms. Dazu noch 4 20″-Räder, einen 250W-Motor (auch nicht teuer), Steuerlektronik, PAS-Sensor, Akku (~480Wh)…
Auch wenn man die Arbeitszeit berücksichtigt, bleibt wohl gut was übrig.

Gut wäre ein Open-Hardware-Projekt zu so etwas. Freie Baupläne.
So kann dann jeder selbst eins bauen, aber auch Firmen die Räder förderfähig verkaufen. Da reicht ja schon ein Gewerbeschein, und los gehts mit dem Nachbau.
Nein, es braucht keine Ausbildung, Meister etc.. Da die geschraubt und nicht geschweißt wären, muss man auch nicht Aluminium schweißen können.
Ich hätte für Privat gerne etwas, aber mit evtl. 2x2m Seitenwänden. Als Infofläche. Aber ungewerblich (Werbeflächen sind eh nicht förderfähig), für Infoguerilla.
Und innen kann ich Dinge transportieren, und man könnte es sogar als Wohnmobil ausbauen.
Das Beispiel hat bei seinen 268cm Länge rund 136cm Sitz/Pedalier-Länge. Hinten sind nur 138cm für die 120cm lange Palette, und 12cm Zusatz.
Warum nicht auch ein Rad der Art mit insgesammt 5-6 Metern? Ein Grand Voyager Minivan hat 5m, ein kleines Wohnmobil hat 6m.
Und die Breite, das Beispiel hat nur 1m (genau die Grenze bis zu der es keine eigenen aktiven Lichter haben muss), könnte statt 1m 2m sein.
Maximal erlaubt sind 2,55m, aber man muss es nicht übertreiben. Auch ein kleines Wohnmobil hat evtl. 2,15m Breite.
Super wäre, könnte man die Breite und evtl. Länge verändern. Auseinander ziehe. Z.B. ein Alurohr im Anderen, und dann Splint rein.
Mit 1,2m x 2,7m komfortabel kompakt fahren (auch auf dem Radweg), aber wenn nötig auch mit 2m x 5m etwas transportieren.
Im Gegensatz zu ausfahrbaren Wohnmobilen aber das ganze Fahrzeug inkl. Fahrgestell und Rädern, weil man das ja auch zum Transport macht (und der breitere Radstand für Stabilität sorgt).
Beim Wohnmobil reicht es vor Ort den Kasten oben drauf elektrisch ausfahrbar zu verbreitern.

Man kann auch kleinere Versionen anbieten, die klein die Ansprüche derer erfüllen die weniger als den m³ wollen, aber ausziehabr die 1m³-Vorgabe erfüllen.
So sind die Förderfähig. Und niemand verlangt dass die zusammengebaut gekauft und geliefert werden müssen, oder?
Gerade dieser beschriebene Aufbau ist ja „Lego-Technik“. Die könnte man auch zum Selbstzusammenbau verschicken.
Auch billig aus China. Die Chinaroller aus dem Baumarkt die bei 20% Preisnachlas 600 kosten, sollen ab Hamburger Hafen in größerer Menge im Container angeblich €200 kosten…
Da wäre Konkurrenz gut. Ich gönne es XYZ etc. dass sie ihre Fahrzege mit gutem Gewinn verkaufen, aber es darf auch gerne gemeinützige Alternativen aber auch Konkurrenz aus China etc. geben.

Warum wird umweltfreundlicher Transport per Fahrrad für Kleinunternehmen nur attraktiv, wenn der Staat mitbezahlt?
Kein Interesse an Umweltschutz? Wenn jetzt ein Auto benutzt wird, dann sollte sich das Unternehmen auch ein kleines
Lastenfahrrad leisten können. Grosse Lastenfahrräder sind teuer, hier sehe ich staatliche Subvention als sinnvoll an, aber doch nicht für jedes „Lasten“Fahrrad.

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