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Radverkehr

Kommt ein Amboss geflogen…

Ralph Caspers, bekannt aus der Sendung mit der Maus und so vielen anderen guten Formaten, unterstützt mit der Videoserie „Das Gesetz der Straße“ Lehrerinnen und Lehrer bei der Gestaltung ihres Unterrichts zur Verkehrserziehung. Gute Sache eigentlich. Aber kann man Jugendlichen mehr Angst vorm Fahrradfahren machen als mit Tipp 1 aus Folge 3 „Fahrrad – Das Gesetz der Straße“? Amboss auf den Kopf, Hammer aufs Handy, Melone auf die Straße, Kettensägenvergleich. Fahrradfahren als akute Bedrohungslage, bei der nur ein Fahrradhelm hilft? Auch wenn das Bundesverkehrsministerium als Förderer der Serie den Helm dabei haben will, kann man das doch etwas weniger dramatisch darstellen.

Ansonsten macht Caspers das in seiner gewohnt lockeren Art sehr gut. Aber wie gesagt, beim Fahrradhelm sollte man doch etwas nüchterner an die Sache gehen. Denn wie schrieb Henriette Kurth gerade in der Süddeutschen Zeitung? „Ein Fahrradhelm ist nicht nur hässlich, er symbolisiert für mich auch das Ende einer Fahrradkultur, die doch eigentlich etwas mit Leichtigkeit, Freiheit und Wind in den Haaren zu tun haben sollte, mit dem Urvertrauen in eine Menschheit, die mir nicht die nächste Autotür ins Gesicht knallen wird.“

An die Jugendlichen: Fahrradfahren macht in erster Linie Spaß, ist gesund und unkompliziert. Und wenn ihr euch unsicher fühlt, tragt gerne einen Helm. Der kann im Zweifelsfall nämlich wirklich helfen. Bleibt aber trotzdem aufmerksam. Denn der Helm verhindert keine Unfälle.

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14 Antworten auf „Kommt ein Amboss geflogen…“

Dass ein Helm theoretisch helfen kann, bestreitet keiner. So wenig, dass die Frage, wie viel so ein Styroporhut denn tatsächlich hilft, viel zu selten gestellt wird – und wenn doch, werden gefälschte Statistiken (keine Kopfverletzung = mit Helm gefahren) und insignifikante Korrelationen herangezogen, um eine hinreichende Wirksamkeit zu belegen.

Dabei haben Helme weder die Anzahl der Todesopfer beim Ski- noch beim Motorradfahren überhaupt erkennbar verringert.

Schlimmer noch: der Helm steht letztlich dafür, dass der Radfahrer dafür verantwortlich sein soll, eine Gefahr zu motivieren, die von anderen ausgeht, als direkte Antithese zur in der StVO geforderten gegenseitigen Rücksichtnahme.

Mir sind Statistiken zu Helmen ziemlich wumpe. Ich weiss nur: bei meinem selbstverursachten Crash letztes Jahr hat der Helm den Boden berührt, heftigst. Ohne ihn wäre es mein Kopf gewesen. Nicht cool.

Ausserdem hat mir der Helm oft genug Äste und son Zeug ferngehalten. Auch sehr willkommen.

Schlussendlich muss jeder selber wissen, ob mit oder ohne. Ich persönlich kann es aber zB nicht verstehen, warum man noch überlegt, wenn man täglich über 5km mit dem Rad fährt.

Anekdoten und persönliches Unverständnis sind die häufigsten Äußerungen, die „pro Helm“ vorgebracht werden.
Häufig in Verbindung mit Geringschätzung wissenschaftlicher Methodik.

CHristoph: was nutzt mir die schönste wissenschaftliche Methodik, wenn mein Kopf eingedellt ist? Richtig, nichts.
Ich bleib da lieber bei der Logik (immerhin seit Aristoteles auch als Wissenschaft anerkannt): wenn etwas nicht direkt schadet, aber unter Umständen helfen kann, ist Unbequemlichkeit für mich kein Argument dagegen.
Ich spreche hier aber bewusst von meiner subjektiven Ansicht und würde diese nicht zB „Pro Helmpflicht“ verstehen.

Und was nützt der schönste Helm, wenn der Kopf mit Helm genauso eingedellt ist wie ohne Helm ?
Die Behauptung einer Studie aus Seattle, das ein Helm 85% aller Kopfverletzungen verhindere, wurde inzwischen widerlegt. Bei dieser Sudie wurden Fehler in der Methodik nachgewiesen. Und gilt wohl auch für weitere Studien des Typs Fallkontrollstudie, die eine Schutzwirkung des Helms nachgewiesen haben. Und bei Studien die mit Zeitreihen arbeiten ( Zahl der Kopfverlezungen vor/nach Einführung der Helmpflicht) konnte bisher keine Schutzwirkung des Helms nachgewiesen werden.

Sorry, ich spreche hier deutlich von persönlicher Erfahrungen und darauf basierenden persönlichen Referenzen.

Du sprichst von Studien und Pflichten ohne aber Quellen zu nennen. Für mich nicht vergleichbar.

@ Jochen: Ich bin bei Dir, kann nicht verstehen, wie man sich so gegen einen Helm wehren kann. Ich bin sehr davon überzeugt, dass er schützt. Ja, das ist subjektiv, aber ich möchte nachher nicht sagen (wenn ich es noch kann) „Hätte ich mal einen Helm getragen“.
Sorry, dafür ist mir die Situation auf den Straßen, auch für meine Kinder, zu gefährlich.

Unfälle ohne Helm: 3, keine Verletzungen
Unfälle mit Helm: 1, Bewusstlosigkeit, Gehirnerschütterung. Klar, am Kinn ist eben kein Styrodur.

Damit ist bewiesen: Helme sorgen für schlimme Verletzungen.

Äste und son Zeug? Böser Kratzer, weil tiefhängender Ast in Lüftungsschlitz eingefädelt hat, zwischen Helm und Haar dann entgegen der Fahrtrichtung eingedrungen. Super Gefühl.
So wie auch die Wespe, die sich zwischen Helmvorderkante und Stirn irgendwie verfangen hat und der Meinung war, dass stechen hilft. Schönes Horn.

Sollen wir weitermachen mit der Anekdotischen Evidenz?

Kann ich bestätigen:
Viech bei voller Fahrt zwischen Riemen und Schläfe eingeklemmt, dummerweise allergische Reaktion.
Gerade noch rechtzeitig im Krankenhaus gewesen, sah aber schon ziemlich dramatisch aus, und es war auch unmittelbar vor endgültigem Kollabieren.
Seitdem: in der Insektenzeit auch auf dem Rennrad keinen Helm mehr, obwohl Gerichtsurteile bestehen, die bei Rennrädern verminderten Schadensersatz urteilten wegen Nicht-Helmtragens.

Wenn man mit Umsicht seine Ausrüstung wählt kann man solche Zwischenfälle minimieren. Einfach ein Tuch (sowieso wegen Schweiss in den Augen notwendig) unter dem Helm auf dem Kopf tragen und eine Fahrradbrille aufsetzen.
Natürlich kann es auch hier trotzdem zu unliebsamen Zwischenfällen kommen, aber was beweist das? Doch höchstens das da Leben (und Radfahren) unberechenbar ist.

Nochmal: am Ende muss es jeder selber wissen ob er sich sicherer mit oder ohne Helm fühlt. Ich finde allerdings die vehemente Vertretung der Position „nur ohne Helm“ wesentlich unangenehmer als „besser mit Helm“. Verstehe auch nicht warum man deshalb hier gleich so angefeindet wird.

Ich bin vorletztes Jahr auf einer Ölspur ausgerutscht und mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen. Hätte ich einen Helm getragen, hätte er mir das Leben gerettet.

Auch mir hat der Helm als Kind schon einmal den Kopf gerettet. Alleinunfall, in einer Kurve bergab mit Rückenwind wegen Sand auf der Straße gerade aus gegen den Kantstein, über den Lenker abgestiegen und auf dem Kopf gelandet. Wirklich passiert. Schwöre!
Abgesehen von den Alleinunfällen, bei denen ein Helm wirklich helfen kann, sehe ich ihn aber als Symptom für unsichere Verkehrsverhältnisse. Es verlangt ja auch keiner von einem Fußgänger, dass er einem Helm trägt, obwohl die Verletzungsmuster bei einem Unfall mit KFZ ähnlich sind.
Ein zugegeben etwas krasser Vergleich ist der mit einer Schussweste. Von keinem Bürger wird erwartet, dass er sich damit gegen Übergriffe schützt. Bei Polizisten oder Soldaten im Einsatz aber schon.

Ralph hat in der Vergangenheit schon eine Menge guter Videos gemacht für Kinder. Bei diesem finde ich allerdings einige Dinge mehr als bedenklich.

1. Das Beispiel mit der Melone und den Spritzern von „Blut“ dann im Studio ist mächtig übertrieben und dient nur dazu den Kindern ordentlich Angst einzujagen
2. Insgesamt ist das Video deutlich zu lang. Das sieht sich kein Kind aus der Zielgruppe komplett an. Die Informationen sind viel zu viele.
3. Was möchte der WDR mit dem Video erreichen? Helme für Kinder verkaufen? Die meisten Eltern lassen ihre Kinder sowieso nur mit Helm fahren – insofern unnötig die Angstmacherei.
4. Die Verkehrsregeln lernen die Kinder nicht in einem theoretischen Video sondern an Grundschulen in Kursen mit Fahren und Ausprobieren.

Insofern sollte man vielleicht mehr Geld in Schulen fließen lassen und am Kind unterrichten als durch Angst davor, daß beim Sturz ihr Kopf explodiert, zu belehren.

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