Heute startet der vivavelo-Kongress 2018. Die Eröffnung übernimmt mit Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) der neue Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer schafft es zwischen diversen Autobahneröffnungen und -spatenstichen nicht zum Kongress. Eigentlich war sein Staatssekretär Enak Ferlemann als Ersatz vorgesehen. Nun geht es aber noch eine Ebene tiefer. Aber mit Thomas Hartmann nimmt am Podium „Politik“ immerhin der Leiter des neuen Referats Radverkehr im Bundesverkehrsministerium teil. Mit ihm diskutieren Winfried Hermann (Verkehrsminister Baden Württemberg), Michael Obert (Bürgermeister von Karlsruhe und Vorsitzender der AGFK-BW), Heiko Müller (geschäftsführender Gesellschafter Riese & Müller GmbH) und Ulrich Syberg (Bundesvorsitzender des ADFC).
Albert Herresthal, Geschäftsführer des Verbund Service und Fahrrad g.e.V. (VSF) und Initiator des vivavelo Kongresses: „Der Radverkehr birgt immenses ökonomisches Potenzial für Deutschland. Die Hälfte aller mit dem PKW zurückgelegten Wege sind kürzer als 5 km – eine Distanz, die problemlos auch mit dem Rad gefahren werden kann, wenn die Infrastruktur stimmt.“
Die Hälfte aller mit dem PKW zurückgelegten Wege sind kürzer als 5 km – eine Distanz, die problemlos auch mit dem Rad gefahren werden kann, wenn die Infrastruktur stimmt.
Einen Impulsvortrag „Radland jetzt! Wie der Umstieg gelingt“ wird es von Burkhard Stork, Bundesgeschäftsführer des ADFC geben. Stork: „Deutschland will mehr Radverkehr – aber was den Radfahrerinnen und Radfahrern hierzulande als Infrastruktur angeboten wird, ist nur etwas für ganz Hartgesottene – alle anderen schreckt es eher vom Radfahren ab. Ältere Radwege sind meist nur handtuchbreit, vom Fußweg nicht sauber getrennt, außer Sichtweite des Autoverkehrs und gefährlich zerschlissen. Als ‚Radwege‘ neueren Datums werden schmale Streifchen oder Piktogramme auf die Fahrbahn gepinselt, auf denen man regelmäßig bedrohlich eng überholt wird und die zu allem Übel noch permanent zugeparkt werden. Farbe ist keine Infrastruktur! Alle Metropolen weltweit, die es ernst meinen mit der Fahrradförderung haben das verstanden! Wir brauchen eine Qualitätsoffensive, neue Designstandards und mehr Platz für großzügige und sichere Fahrrad-Infrastruktur für alle! Dann klappt’s auch mit der Mobilitätswende!“
Angeregt durch neuere Infrastruktur-Modelle aus den USA hat der ADFC das Konzept der „Protected Bikelanes“ („Geschützte Radfahrstreifen“) für Deutschland vorgeschlagen. Zentraler Gedanke ist, die Radspur durch eine Pufferzone und eine physische Barriere (Betonelemente, Poller oder Blumenkübel) vom Autoverkehr zu trennen – und sie damit vor dem Überfahren und Zuparken zu schützen.
Hierzu hat der ADFC jetzt ein „Positionspapier Geschützte Radfahrstreifen“ mit Designvorschlägen und vielen internationalen Beispielen herausgegeben. Stork: „Fahrrad-Infrastruktur muss für alle funktionieren – besonders auch für Kinder, Senioren und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Geschützte Radfahrstreifen und ein rücksichtsvolles Verkehrsklima sind dafür die besten Voraussetzungen.“
Als Ergebnis wir der vivavelo-Kongress eine Abschlusserklärung veröffentlichen.
6 Antworten auf „vivavelo-Kongress“
Storks unausgereiften Thesen werden sicherlich noch andere kommentieren hier. ;-) Daher beschränke ich mich auf zwei Aspekt, die vermutlich auch diesmal nicht „diskutiert“ werden, vielleicht verläuft die „Diskussion“ dann mal in Nuancen anders:
Bei selbstständigen Radwegen sollen die Pfosten weg wegen der Unfallgefahren und nun sollen sie als Sicherheit in vielfacher Zahl kommen? Ich komme da nicht hinterher bei der Logik.
Was für ein Bild geben Städte ab, die voller Pfosten und Poller sind? Das muss doch grußelig wirken. Wir haben jetzt schon u viel Pfosten, die in der autogerechten Stadt Fußgänger*innen reglementieren.
Mach Blumenkästen draus. Sieht schick aus. ;-)
Bis das Grünzeug sprießt und nicht zurück geschnitten wird, dann haben wir ein altbekanntes Problem. ;-)
Und falls ein Autofahrer sich von der Grundstücksausfahrt in den fliessenden Verkehr einfädeln möchte, blockiert er Rad- und Gehweg.
Einfach wie bei den bei Twitter geposteten niederländischen Kreuzungen an jeder Einfahrt ein Schlenker einbauen. Symtom bekämpft.
Die Abgrenzung mit weichen Gummipolern, scheint mir eine einiger maßen brauchbare Lösung zu sein. Sie sollten nur weich, beziehungsweise nachgibig genug sein, dass man sich an diesen nicht verletzt. So kann man schnell eine Autofahrbahn in eine breite Fahrradfahrbahn verwandeln.
Persönlich könnte ich mir innerorts aber auch oft einen Mehrzweckstreifen, für Parken oder langsamme Fahrzeuge, vorstellen. Ist der Parkdruck zu groß, müssen sich die Autofahrer eben mit Radfahrer auf der Fahrbahn zufrieden geben. Sind die Streifen frei, kann man einfach das überholen ermöglichen und hat nicht diese schweren Autos im Nacken. Der Weksel zwischen den Straßenteilen ist dann einfach ohne großen Komfort- oder Geschwindigkeitsverlust möglich.
Natürlich muss man je nach Situationen, Verkehrsaufkommen und Rücksicht der Fahrer verschiedene Wege abwägen. Dies sind nur 2 Möglichkeiten, die auch Ihre schwächen haben. Wen Geld eine so wichtige Rolle spielt, (was es nicht sollte, bei den ganzen Vorteilen des Radverkehrs) scheint es mir dies meist besser zu sein, als ein schmaler aufgemahlter Radweg auf der Fahrbahn oder ein Fahrradschutzstreifen.