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Ausbau des Radwegenetzes könnte 10.000 frühzeitige Todesfälle verhindern

Eine neue, kürzlich im Journal “Preventive Medicine” veröffentlichte Studie zeigt den Zusammenhang zwischen der Länge des Radwegenetzes, dem Fahrradanteil und den damit verbundenen Gesundheitsauswirkungen in europäischen Städten auf.

Pressemitteilung der Universität für Bodenkultur Wien

Eine neue, kürzlich im Journal “Preventive Medicine” veröffentlichte Studie zeigt den Zusammenhang zwischen der Länge des Radwegenetzes, dem Fahrradanteil und den damit verbundenen Gesundheitsauswirkungen in europäischen Städten auf.

Neueste Studienergebnisse im Rahmen des Europäischen PASTA Projekts* unter der Leitung der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) zeigen gesundheitliche und wirtschaftliche Vorteile einer Erweiterung des Radwegnetzes auf. Basierend auf Daten von 167 europäischen Städten konnte gezeigt werden, dass eine Erhöhung des Fahrradanteils in diesen Städten auf 24,7% mehr als 10.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr verhindern könnte. Die Vorteile des Radfahrens durch Zunahme der körperlichen Aktivität überwiegen dabei die Nachteile – wie ein vermehrtes Einatmen von Luftschadstoffen und ein höheres Unfallrisiko – deutlich. Der größte Gesundheitsnutzen wurde für ein Szenario berechnet, dem eine eigene Radinfrastruktur auf allen Straßen zugrunde liegt. Alleine in Wien könnten dadurch jährlich bis zu 146 vorzeitige Todesfälle vermieden werden.

Ein Ausbau der Fahrradinfrastruktur führt zu gesundheitlichen und wirtschaftlichen Vorteilen.

Die StudienautorInnen führte auch eine Wirtschaftlichkeitsanalyse durch, bei der Kosten für den Infrastrukturausbau dem geschätzten volkswirtschaftlichen Nutzen durch die Reduktion vorzeitiger Mortalität gegenübergestellt wurden. Das beste Kosten-Nutzen Verhältnis wurde für ein Szenario gefunden, das von einem 10%igen Anstieg des Radverkehrsnetzes ausgeht.

„Die Ergebnisse zeigen, dass ein Ausbau der Fahrradinfrastruktur – vor allem in Städten wie Wien mit geringen Radverkehrsanteil – zu gesundheitlichen und wirtschaftlichen Vorteilen führt“, so DI Mailin Gaupp-Berghausen vom BOKU-Institut für Verkehrswesen. „Eine Erhöhung des Radwegenetzes um beispielsweise 10% sollte für die Stadtverwaltung ein umsetzbares Ziel sein“, zeigt sich auch die Leiterin des PASTA Projekts, DI Elisabeth Raser, überzeugt.

Geschützter Radweg in Wien. Foto: dd

*PASTA Projekt
Das durch die EU finanzierte PASTA Projekt – Physical Activity through Sustainable Transport Approaches – zielt darauf ab, Mobilität und Gesundheit durch die Förderung aktiver Mobilität (z.B. durch zu Fuß gehen und Fahrradfahren) zu verbinden und Bewegung im Alltag der BürgerInnen zu fördern.

4 Antworten auf „Ausbau des Radwegenetzes könnte 10.000 frühzeitige Todesfälle verhindern“

@Norbert: Nach dieser Studie haben nur die Umsteiger einen erhöhten Gesundheitsvorteil, mehr eingeatmete Abgase und ein erhöhtes Unfallrisiko. Das Unfallrisiko ist meiner Ansicht aber nicht überzubewerten. Auch im Auto kannst du dich (schwer) verletzen. Die meisten Statistiken gehen auch von Unfall pro gefahrene Kilometer aus und die im durchschnitt gefahrenen Kilometer beim Auto steigern also auch die Unfallgefahr pro Person.

Auch wenn es in dem Artikel nicht drin steht, hat man als bereits Radfahrender als Vorteil, dass das Krankensystem besser wird. Durch billigere oder nicht so ausgelastete Krankensysteme.

Was in der Studie auch nicht berücksichtigt wird, ist mehr Umsteiger für dich bessere Luft bedeuten kann und eben ein geringeres Unfallrisiko. (Safty by Numbers) Dazu kann es einige Vorteilhafte Radwege geben.

Der Mythos „Mehr Radwege = mehr Radfahrer“ ist offenbar nicht aus der Welt zu schaffen und völlig faktenresistent. Und das so etwas aus Wien kommt … Ausgerechnet Wien, wo man die Erfahrung gemacht hat, daß trotz massiven Ausbau des Radwegenetzes der Radverkehrsanteil zurückgegangen ist.

Hier kann man sehr schön sehen, wie solche Märchen in die Welt gesetzt werden:

„So sind der Studie zufolge rund drei Viertel der regelmäßigen Autofahrer bereit, häufiger zu Fuß zu gehen. Einen Umstieg aufs Rad können sich etwa zwei Drittel vorstellen.“

„Wir brauchen dringend mehr Mittel für den öffentlichen Personennahverkehr und neue, bessere Radwege in den Städten.“

Klar, mehr Radwege und schon lassen zwei Drittel der Kraftfahrer ihr Gefährt stehen. Baute man neue und bessere Gehwege, würden sogar drei Viertel öfter zu Fuß gehen? Das zeigt, was von solchen Träumereien zu halten ist: nichts.

Das kürzlich auf SPON veröffentlichte Interview mit Oded Cats war viel näher an der Realität (http://www.spiegel.de/auto/aktuell/kostenloser-nahverkehr-city-maut-ist-die-bessere-alternative-a-1193605.html).
In Tallinn ist der ÖPNV seit 2013 kostenlos, die Folge:
„Die Zahl der Fahrgäste stieg zwar um 14 Prozent, dieser Anstieg stammt jedoch von Leuten, die davor zu Fuß gegangen sind und diese kurzen Strecken jetzt mit dem Bus oder der Straßenbahn zurücklegen. Der Anteil der Autofahrer, die auf öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen sind, war dagegen marginal. Am Autoverkehr hat sich durch den kostenlosen Nahverkehr in Tallinn nichts geändert.“

Also selbst wenn die Leute kostenlos zur Arbeit kutschiert werden, keine Parkplatzsorgen haben, lassen sie ihre Karre nicht stehen. Aber wenn Radwege gebaut werden, steigen sie massenhaft aufs Rad um? Wahrscheinlich wird dann sogar der Osterhase seine Eier mit dem Rad ausfahren.

Im Interview wird genannt, wie man den Kraftverkehr reduzieren könnte (wenn man dies tatsächlich wollte). Nämlich indem die Autofahrer die wahren Kosten tragen und indem man sie an der Achillesferse, den Parkplätzen packt.

Danke für die Konstruktive Kritik. Auch wenn ich häufig nicht weiß, welcher Seite und Studie ich glauben soll, da beide Seiten gute Argumente und Statistiken zu Grunde liegen haben.

Die Archillesferse der Parkplätze gefällt mir sehr gut. In Japan muss man vor dem Kauf eines Autos ein Parkplatz nachweisen und der dicht getaktete ÖPNV ist stark gefüllt. Mehrere Firmen können sich in einer Japanischen Milionenstadt halten. Dazu sind entlang von Straßen geparkte Autos mit ihrer Door-Zone ein richtiger Platzfresser.

Um beim eigentlichen Thema von Geld in Radwege zu stecken zu bleiben. Radfahren muss schnell und angenehm sein. Radwege machen das Fahren meist angenehmer. Wenn man weiß, dass man viele Auto hinter einem um 25 km/h ausbremst sondern die Autos hinter einem Grünstreifen oder Bordstein getrennt sind. Ruhige Straßen können das Radfahren aber auch genauso entspannt machen. Das wichtigste aus meinser Sicht ist, dass es ein vernünftiges Netzwerk an Fahrradtauglichen Wegen gibt. Keine Umwege wegen stressigen Hauptstraßen oder weil das Rad sogar verboten ist. Da können gute Radwege an Hauptstraßen oder selbstsändig geführte Radwege ein gutes Radnetz ergänzen. Eins zu eins übertragen, dass mehr Radwege mehr Radfahrer bedeuten, kann man natürlich nicht so einfach.

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