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[Gastbeitrag] 500 Kilometer Gegenwind für Schokolade

500 Kilometer Radfahren. Das klingt für viele schon nach Jahresurlaub. Wenn dann auch noch auf Lastenrädern gefahren wird, die Route Ende Oktober durch die nass-kalten Niederlande bei mächtig Gegenwind führt, eine Menge Fracht als Zusatzgewicht transportiert werden will und…

Gastbeitrag von Simon von pedalkultur, Mitfahrer der Schokofahrt 2017

500 Kilometer Radfahren. Das klingt für viele schon nach Jahresurlaub. Wenn dann auch noch auf Lastenrädern gefahren wird, die Route Ende Oktober durch die nass-kalten Niederlande bei mächtig Gegenwind führt, eine Menge Fracht als Zusatzgewicht transportiert werden will und nur fünf Tage Zeit sind, dann klingt das alles ein bisschen verrückt. Aber auch spannend. Im Herbst 2017 machten sich 26 RadlerInnen von Münster aus auf den Weg nach Amsterdam, um von dort gut 200kg Schokolade nach Deutschland zu transportieren. Ostern 2018 werden noch mehr Menschen aus 13 verschiedenen Städten das Gleiche wieder tun: Das ist die #Schokofahrt.

Aber eins nach dem anderen. Dass Lastenräder eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten haben und vor allem im städtischen Umfeld den perfekten Ersatz für ein Auto bieten, ist vielen längst klar. Inzwischen kommen auch immer mehr Handwerker, Dienstleister und Logistikunternehmen auf die Idee, dass diese Möglichkeit des Transports in der Stadt nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch schneller und günstiger ist. Aber wie sieht es auf den wirklich langen Strecken aus? Überregional und sogar grenzüberschreitend? Den Beweis, dass es auch hier klappt, hat im vergangenen Herbst die freie Lastenradinitiative „Lasse – dein Lastenrad für Münster“ geliefert. Insgesamt 26 RadfahrerInnen aus fünf verschiedenen Städten machten sich von Münster aus auf den Weg nach Amsterdam, um von dort aus Schokolade nach Deutschland zu transportieren.

Angesichts des vorangehenden 7.000 km-Segeltörns liegt die Idee nahe, auch die letzten paar hundert Kilometer emissionsfrei zu gestalten – per Pedalkraft.

„Warum ausgerechnet Schokolade?“, könnte man fragen. Anders als die meiste Schokolade hatte die bei der Schokofahrt transportierte ein besonderes Merkmal: Sie wurde zu 100 Prozent emissionsfrei transportiert. Der Kakao, aus dem sie hergestellt wird, stammt aus der Dominikanischen Republik, wo er unter ökologischen und fairen Bedingungen angebaut und gehandelt wird. Von dort aus gehen die Bohnen auf die Reise nach Europa und zwar ausschließlich mit Windkraft: Mit dem Frachtensegler Trés Hombres werden die wertvollen Güter aus der Karibik über den Atlantik bis nach Amsterdam geschifft. Dort angekommen, wird der Kakao von einer kleinen Manufaktur zu feinster Schokolade verarbeitet. Angesichts des vorangehenden 7.000 km-Segeltörns liegt die Idee nahe, auch die letzten paar hundert Kilometer emissionsfrei zu gestalten – per Pedalkraft.

Mit diesem Ziel machte sich eine bunt gemischte Gruppe auf den 500 Kilometer langen Weg. Mit dabei waren von Aktiven verschiedener Lastenradinitiativen über begeisterte Radreisende bis hin zu Mitgliedern der Slowfood-Bewegung die Motivationen breit gestreut. Den insgesamt 11 Lastenrädern wurde dabei die Hauptlast der Schokolade aufgeladen, es gab aber auch Teilnehmende, die die Strecke mit dem 8-Gang Hollandrad bewältigt haben. Die Tour kehrte nach 5 Tagen wieder heim, auf den Domplatz in Münster, wo ihre Fracht bereits sehnsüchtig erwartet wurde. Anschließend wurden die Leckereien an die verschiedenen Einzelhändler weiter verteilt, wo sie dann käuflich zu erwerben waren.

Da die Schokolade, auch bedingt durch die Weihnachtszeit, überall schnell ausverkauft war und das Interesse an der Aktion weit über Münsters Stadtgrenzen hinaus ging, geht es bereits Ostern 2018 wieder nach Amsterdam. Mit dabei sind nach jetzigem Stand rund 60 Aktive aus 13 Städten in ganz Deutschland, Tendenz steigend. Das Ziel bleibt dabei nach wie vor das Gleiche: „Zeigen was geht, was Lastenräder können, ein wundervolles Luxusgut emissionsfrei transportieren. Und ganz nebenbei eine geile Zeit mit Freunden auf dem Rad haben“. So beschreibt Nikolai Wystrychowski, Ideengeber der #Schokofahrt, den Hintergrund der Tour.

Die #Schokofahrt ist dabei keine all-inclusive-Radreise, sondern sie entsteht vielmehr durch die überregionale Vernetzung von Fahrradbegeisterten und Initiativen und beruht auf deren Selbstorganisation in den jeweiligen Städten und Regionen. Einziger Fixpunkt: Die Schokoladenabholung am 31.03.2018 in Amsterdam. Wie die Reise verläuft, entscheiden die Mitfahrenden selbst. Vom gemütlichen Familien-Radurlaub mit 50 – 60 km am Tag bis hin zum Schokoexpress, der Strecken um die 300 km non-stop am Stück absolviert, sind verschiedenste Varianten in Planung.

Wer an Ostern noch nichts vor hat und die Idee des nachhaltigen und emissionsfreien Transport von einem wertvollen Gut wie Schokolade interessant findet und gerne Rad fährt, kann sich auf schokofahrt.de und bei Facebook unter @Schokofahrt informieren.

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Fotos: Simon

2 Antworten auf „[Gastbeitrag] 500 Kilometer Gegenwind für Schokolade“

Dann wünsch ich der während der Osterfahrt zu transportierenden Schokolade, das es Ende März / Anfang April nicht zu warm ist. Sonst bräuchten die Teilnehmer gleich doppelt so viele Lastenräder: im einen ist die Schokolade, und im anderen, das immer nebenher fahren muss das zugehörige Kühlaggregat :-)

Hey, das ist ja cool. Aber kommt mir irgendwie bekannt vor. Hab ich nämlich selbst auch schon mal mitgemacht. Nannte sich bei uns zwar nicht Schokofahrt, sondern erst Rumfahren und später Kaffeefahrt, war aber genau das Gleiche. Wir sind 2014 von Rostock von der Tres Hombres bei der Hansesail gestartet und haben ebenfalls genau diese Schokolade, aber auch Kaffee über Berlin nach Leipzig transportiert. Infos zu unserer damaligen Tour hier: http://rad3.de/2014/08/06/kaffeefahrt-2014/
Finde ich ja sehr schön, dass es das Ganze jetzt auch ne Nummer größer/verbreiteter gibt. Vielleicht fahr ich ja auch noch mit. Ich werde es mal im Auge behalten.
Coohool :)

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