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Berliner Senatskanzlei fordert Helmpflicht für Kinder und höhere Bußgelder für Radfahrer

Ich hatte in meinem kurzen Jahresrückblick am Dienstag den Volksentscheid Fahrrad als positives Beispiel der vergangenen Jahre genannt und gleichzeitig auf die enttäuschend schleppende Umsetzung verwiesen. Da passt die Nachricht, die gerade von der Initiative Clevere Städte kommt, wie die Faust aufs Auge.

Ich hatte in meinem kurzen Jahresrückblick am Dienstag den Volksentscheid Fahrrad als positives Beispiel der vergangenen Jahre genannt und gleichzeitig auf die enttäuschend schleppende Umsetzung verwiesen. Da passt die Nachricht, die gerade von der Initiative Clevere Städte kommt, wie die Faust aufs Auge. Demnach möchte die Senatskanzlei in Berlin über den Bundesrat eine Initiative anstoßen, die zwei zentrale Dinge fordert: eine Helmpflicht für Kinder und höhere Bußgelder für Radfahrer. Die Fahrradstaffel der Polizei, die die Unfallzahlen laut Heinrich Strößenreuther von der Initiative Clevere Städte bislang halbiert habe, soll erst mittelfristig ausgeweitet werden, obwohl auch das versprochen wurde.

Das ist praktisch der genau gegenteilige Ansatz vom Volksentscheid Fahrrad. Statt gute Voraussetzungen zu schaffen, damit (nicht nur) Kinder vor Unfällen geschützt werden, sollen sie lieber Helme trage. Statt ein flächendeckendes Radwegenetz zu schaffen, sollen Radfahrer, die sich heute noch ihre Wege suchen müssen, weil sie keine eigenen haben, höher bestraft werden.



Versteht mich nicht falsch, das Bußgeld für Geisterradler kann von mir aus gerne angehoben werden. Aber: „Sichere Radwege locken Radfahrerinnen von den Gehwegen: Erst müssen diese gebaut werden – verbleiben dann noch Radfahrer und Radfahrerinnen auf den Gehwegen, kann man über andere Bußgelder für Radfahrer nachdenken“, so Strößenreuther ganz richtig. Vorher wären Bußgelder für echte Gefährder, nämlich Radwegparker, überfällig.

Von einer Helmpflicht halten auch andere allerdings gar nichts, da bin ich nicht allein. Das ist wieder mal ein Zeichen, dass man den sicheren Radverkehr aufgegeben hat und nur noch die Unfallfolgen abmildern will. Im Übrigen tragen laut Initiative Clevere Städte deutlich mehr als 80 Prozent aller Kinder ohnehin schon einen Fahrradhelm.

Das Zeichen, das die Senatskanzlei hier aussendet, bekräftigt mich mal wieder in meiner Auffassung, dass an den Verhältnissen im Straßenverkehr nichts Grundlegendes verändert werden soll. Alles nur Kosmetik…

15 Antworten auf „Berliner Senatskanzlei fordert Helmpflicht für Kinder und höhere Bußgelder für Radfahrer“

Dann fordert die Senatskanzlei sicher auch, die Bußgelder fürs Falschparken von 10-30 Euro auf 200-1500 Euro anzuheben? Wir haben inzwischen immerhin 2017, da wäre es schön wenn Ordnungwidrigkeiten deutlich teurer wären als Paketporto.

Höhere Bußgelder für Fahrradfahrer wäre eine tolle Sache. Im Sinne von „für die Fahrradfahrer“

Ich kann im Bußgeldkatalog kein Bußgeld für fehlenden Schulterblick finden. Dabei ist dies (und falsch eingestellte Spiegel) eine sehr häufige, tödliche Unfallursache.
Dicht überholen kostet nur 30 € unabhängig vom Fahrzeug. Für die Sicherheit von Zweirädern ohne Knautschzone, die auch mal einem Schlagloch ausweichen ist dies nicht angemessen.
Und wie ROD schrieb falschparken auf Radwegen für nur 20€. Das ist für erfahrene Radfahrer selten eine Gefahr, aber für junge, die ohne gucken auf die Straße oder Gehweg ausweichen schon. In jedem Fall ist die Blockade ein starker Eingriff in den Straßenverkehr.

Wo Radfahrer nicht ihrem Gefahrenpotenzial entsprechend zur Kasse gebeten werden, würde ich gerne wissen.

Unfassbar, wie sich RadlerInnen immer wieder rausreden, warum sie aktive Verkehrsgefährdung auf Fußwegen begehen. Sie verstoßen knallhart gegen die STVO. Wie kann man für sich etwas reklamieren, das andere Menschen gefährdet?

Einverstanden, Radfahrer auf dem Gehweg sind ein Ärgernis, egal ob behördlich angeordnet oder nicht.

Wie viele tödliche Unfälle zwischen Radfahrern und Fußgängern gab es 2017 eigentlich? Und wie viele Fußgänger und Radfahrer wurden von 2017 von Kraftfahrern totgefahren?

Klar versperren auf dem Gehweg parkende Autos oft die Sicht für Kinder und Rollstuhlfahrerinnen (Rollstuhlfahrer sind mitgemeint), besonders vor Einmündungen und abgesenkten Bordsteinkanten. Aber als jemand, die schon mehrfach von auf dem Gehweg radelnden Bekloppten umgesemmelt wurde (natürlich mit anschließender Fahrerflucht) kann ich über den Witz „echte Gefährder“ nur bitter lachen.

Vielleicht muss ich es noch mal verdeutlichen: Für Faulheits-Gehwegradler habe ich auch kein Verständnis. Aber für Gehwegradler, die Angst haben, auf der Straße zu fahren oder auf den Gehweg ausweichen, weil der Radweg zugeparkt ist, kann ich schon ein gewisses Verständnis aufbringen. Und beides, sowohl das Gehwegradeln als auch das Radwegparken, wird man durch höhere Bußgelder für Radfahrer nicht beseitigen können. Da braucht es schon infrastrukturelle Maßnahmen, vor denen man sich Land auf, Land ab drückt. Nicht nur in Berlin…

Nach wie vor frage ich mich, was der Berliner Senatskanzlei als „schwerer Verstöße gegen Verkehrsregeln“ definiert. Ein konkretes Beispiel wurde nirgendwo genannt?

@J & KIKI: Jetzt erinnere ich mich auch an 2 Ereignisse wo ein Radfaherer aus dem nichts an mir vorbeigefahren. Eine Armbewegung und wir hätten den Unfall gehabt. Das war auf dem gemischten Geh- und Radweg, wo diese fahren durften. Klingeln oder etwas sagen/singen, dann wäre man vorgewarnt. Im Kern bleiben wir aber wieder bei dem genannten dicht überholen für nur 30€. Das darf gerne für Autofahrer UND Radfahrer teurer werden und häufiger sanktioniert.

Was Radfahrer auf Bürgersteigen betrifft, frage ich mich auch warum dies in einigen Orten dauerhaft ist. Mögliche Erklärung sind höchstens, dass sie nicht rechts von schnelleren Radfahrer überholt werden wollen oder noch mehr Abstand zu fahrenden und parkenden PKWs haben wollen. Infrastrukturverbesserung und Aufklärung (bei Wiederholungsfall mit Bußgeld) würden helfen, dass diese auf Radwegen bleiben. Die Infrastruktur müsste breit genug sein, dass ein Radfahrer einen anderen überholen kann und auch keine Schlenker und Schlaglöcher drin haben. Informiert werden müssten die Personen die mit Mülltonnen und Autos die Radwege blockieren. Als drittes könnte die Fahrbahn attraktiver als Ausweichfläche werden, wenn dort häufiger nur 30 erlaubt ist. Dann klappt es auch bestimmt besser mit freien Gehwegen.

Das hat was von kleinen, bockigen Kindern. Man redet sich den Mund fusselig und versucht es mit Erklärungen und Vernunft, aber die schalten auf stur. Nur mit dem Unterschied, dass man bei Kindern glücklicherweise meist am längeren Hebel sitzt.

MfG

Gregor

Staatskanzlei: Ein Haufen überflüssiger Bürokraten mit vollkommen sinnfreien Bullshitjobs. Wenn man die alle entließe, würde das niemand merken. Allerdings sollte man denen vorher eine Helmpflicht auferlegen, damit die relativ unbeschadet durch das richtige Leben kommen.

Ihr wisst schon, dass ein Kinderschädel noch nicht komplett zusammengwachsen ist und es daher durchaus sinnvoll sein kann, einen Helm auf genau diesen zu setzen – egal ob die Gefahr eines Autounfalls droht oder nicht? Das müsste doch gerade all den Internet-Aktivisten einleuchten, die immer was von „Protected“ „Sicherheit“ etc. schreiben. Mir macht weniger Sorgen, wenn Kleinkinder, die kein Spielrad mehr fahren ein Helm tragen müssen, als die damit drohende Gefahr der Ausweitung auf alle. Und wenn Kinder hier auch Teens meint, entwöhnt man diese damit ganz sicher vom Radfahren. Auch das gibt dann weniger verletzte und tote Radfahrer (absolute Zahlen).

Und inzwischen frag ich mich immer mehr, was ich von diesen reflexartigen Empörungen halten soll. Als ob alle Radfahrer*innen Heilige wären. Wenn ich durch die Stadt fahre und mit die ganzen Fixis/Single-Speeds, ungewarteten Schrottlauben angucke einerseits und die beständigen unnötigen Regelverstöße wie besagtes Gehwegradeln.

Wie man das Dilemma als engagierter Mensch auflösen soll, dass es weder sinnvoll ist, immer nur darüber zu reden, dass Radfahren sicher werden muss, noch das es sinnvoll ist, so zu tun, als ob es die Gefahren und nicht sinkenden Unfallzahlen nicht gäbe, weiß ich nicht.

Es gibt keine „Sicherheit“. „Sicherheit“ entwickelt sich aber mehr und mehr zu einer bekloppten Religion!

Ja, ein (Klein-)Kind-Schädel ist noch nicht voll ausgewachsen. Ich entstamme allerdings wohl der letzten Generation, die noch eine Kindheit völlig ohne „Radhelm“ erfuhr. Wir sind früher auch immer wieder mal vom Rad gefallen. Mir ist aber insgesamt nicht aufgefallen, dass deshalb um mich rum die Kinder wie die Fliegen gestorben wären. Das gibt auch die Empirie nicht her. Das Problem ist eher, dass immer weniger Kinder überhaupt Radfahren. Wie denn auch – wenn die inzwischen Eltern gewordenen „Radhelmträger der ersten Stunde“ meinen, es wäre eine gute und zielführende Erziehungsmethode, dem Kind die grausamsten und blutigsten Horrorgeschichten zu erzählen – die garantiert alle wahr werden, wenn der Kleine den Helm einmal nicht aufzieht…!

Wenn Radhelme nicht nur Placebos wären, die für absolut lächerliche Belastungen ausgelegt sind und deren Schutzwirkungen zweifelsfrei nachgewiesen wären, könnte man unter Umständen darüber reden. Aber so…? Kinder werden hier einmal mehr gezielt missbraucht, um im Anschluss eine Helmpflicht auch auf Erwachsene auszudehnen. Die Rechtsprechung hat ja sowieso schon angedroht, dass bei einer ausreichenden freiwilligen Helmtragequote dann halt wieder bei der Haftung angesetzt werden wird!

Aber ja, setzen wir das bitte konsequent fort! Dann auch mit Rentnerhelmpflicht, möglichst ganztags. Mich wundert sowieso, dass Babys in unserer paranoiden Zeit der „totalen Sicherheit“ überhaupt noch ohne Helm laufen lernen dürfen…!? Ich bin mir aber sicher, dass ich auch dies noch erleben werde(n muss).

Helme suggerieren vor allem eins: Radfahren ist gefährlich. Also fahren weniger Leute Rad. Zudem kosten Helme Geld, sind unbequem und man muss sie mit sich rumschleppen.

„Ihr wisst schon, dass ein Kinderschädel noch nicht komplett zusammengwachsen ist und es daher durchaus sinnvoll sein kann, einen Helm auf genau diesen zu setzen – egal ob die Gefahr eines Autounfalls droht oder nicht? Das müsste doch gerade all den Internet-Aktivisten einleuchten, die immer was von „Protected“ „Sicherheit“ etc. schreiben.“

Woher soll man („Ihr“, ich) das „wissen“? Gibt es für die Behauptung, daß „es durchaus sinnvoll sein kann, einen Helm auf genau diesen zu setzen“, evidente Belege? Also Nachweise?

Dann hätte ich die auch gern. Bitte her damit.

Die Maßstäbe die man anderen auferlegt sollte man auch selbst einhalten.
Ich hasse die häufigen Übertretungen; als Radler bist stets in Sippenhaft.
Von mir aus können die gern ein paar Falschfahrer oder Lichmuffel abstrafen-das algemeine Bild würde sich sicher verbessern.
Höhere Strafen, keine Ahnung, einfach mehr kontrollieren.

Helmpflicht? Brauch ich nicht, ich fühl mich ohne Unwohl, also immer drauf der Deckel.

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