Bremen beginnt mit dem Bau von Deutschlands erstem Fahrradquartier. In der Neustadt entsteht ein Quartier, das den Belangen des Radverkehrs im besonderen Maße Rechnung tragen soll. Mit zahlreichen Maßnahmen sollen insbesondere die Verkehrswege für den Radverkehr verbessert, mehr Stellplätze für Fahrräder geschaffen, Ladestationen für E-Bikes und Leihradstationen eingerichtet und das Quartier insgesamt besser verkehrlich angebunden werden. Abgerundet werden die Maßnahmen durch den Bau eines Fahrrad-Repair-Cafés auf dem Hochschulcampus.
Verkehrssenator Dr. Joachim Lohse: „Mit dem ersten Fahrradquartier in Deutschland setzen wir einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu mehr umweltfreundlicher Mobilität und einem zeitgemäßen Miteinander aller Verkehrsteilnehmer. Dabei ist es mir wichtig zu betonen, dass wir hier niemanden aussperren. Kraftfahrzeuge sind im Quartier weiterhin zugelassen. Aber wir bevorrechtigen den Radverkehr und fördern ihn gezielt durch eine auf ihn zugeschnittene Infrastruktur.“
Es entsteht also nicht wirklich ein Fahrradquartier, wie man es sich vielleicht vorstellt – frei vom KFZ-Verkehr – und zum Beispiel in Münster schon existiert. Es wird viel mehr ein Netz aus Fahrradstraßen angelegt, das dennoch und hoffentlich zu einer Beruhigung des Viertels und einer entspannten Lage für den Radverkehr führen wird. Denn dieser hat dann zumindest Vorrang.
Die zehn Einzelmaßnahmen aus dem Projekt:
- Holperige Kopfsteinpflasterstraßen erhalten einen asphaltierten Streifen oder werden vollständig saniert. Fahren wird leise, sicherer und bequemer für alle.
- Ein Netz von Fahrradstraßen wird zur Fahrradzone. Hier darf auch nebeneinander geradelt werden. Parkplätze für Autos werden klar markiert.
- Durch gut geführte Radverbindungen wird das Quartier Alte Neustadt besser mit den umliegenden Stadtteilen vernetzt und öffnet sich auch zur geplanten Premium-Route entlang der Kleinen Weser.
- Gehwegerweiterungen an den Kreuzungen und Einmündungen machen das Überqueren für alle sicherer. Zugleich halten sie die Einmündungen für größere Fahrzeuge der Feuerwehr, Müllabfuhr und den Lieferverkehr frei.
- Für die Langemarckstraße sowie Osterstraße/Westerstraße werden bessere Überquerungsmöglichkeiten für den Fuß- und Radverkehr geschaffen.
- In den Wohnstraßen sorgen neue Fahrradbügel für ein sicheres Abstellen der Räder. An den Hochschulstandorten Neustadtswall, Werderstraße und Flughafenallee entstehen weitere sichere, leicht zugängliche und zum Teil überdachte Fahrradparkplätze.
- Auf dem Hochschulcampus wird an der Langemarckstraße ein Fahrrad-Repair-Café gebaut. Mit einer Service-Werkstatt, einem Café, Selbsthilfe-Workshops und kleinen Veranstaltungen öffnet sich die Hochschule Bremen damit für den Stadtteil.
- Der Neustadtswall wird zwischen den Gebäuden der Hochschule Bremen bis hin zum „Modernes“ Bestandteil eines umgestalteten Campus. Eine Hochpflasterung der Fahrbahn, die Sanierung der Gehwege sowie ein verkehrsberuhigter Bereich sorgen zudem für eine barrierefreie Infrastruktur.
- Alle drei Hochschulstandorte bekommen Leihradstationen, die an ein Bremen-weites Leihradnetz angeschlossen werden. Die Fahrräder können von allen Menschen gemietet werden, zusätzlich stehen am Fahrrad-Repair-Café Lastenräder bereit.
- An den Hochschulstandorten Neustadtswall, Werderstraße, und Flughafenallee werden Luftpump- und E-Bike-Lade-Stationen errichtet. Sie werden in überdachte Fahrradabstellanlagen integriert.
Ich will an dem Projekt gar nichts kritisieren. Eins fällt mir aber auf: Für den Lieferverkehr hätte man in diesem Atemzug gleich eine moderne Citylogistik einplanen können. Stadt kleiner LKW oder Transporter könnte man das neue „Fahrradquartier“ nur für Velocarrier und Lastenräder freigeben. Wäre ein Anfang gewesen. Kommt ja aber vielleicht noch. Mehr Infos hier auf radquartier-bremen.de.
Eine Antwort auf „Von der Fahrradstraße zur Fahrradzone“
Wenn dabei auf Separierung des Radverkehrs verzichtet wird (scheint ja so zu sein) kann das u.U. durchaus neben der ‚Fahrradförderung’zu einer Reduktion des Autoverkehrs führen. Es ist ja, neben dem ausufernden Parken, vor allem das Fahrbahnprivileg des Autoverkehrs, das diesen so stark metastasieren ließ und lässt. Müsste natürlich ausgeweitet werden (die Dosis macht bekanntlich das Gift).
In den meisten Städten, die schwerpunktmässig auf Separation des Radverkehrs setzen hat die Reduktion des Autoverkehrs bislang ja leider nicht oder allenfalls ziemlich schlecht geklappt, wobei dann selbst im relativen Erfolgsfall noch die Umlandautoverkehre zugenommen haben.