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Ohne Auto leben

ohne-auto-lebenIch habe gerade einen interessanten Beitrag über das neue Buch von Bernhard Knierim im Deutschlandfunk gehört. Ohne Auto leben heißt es und ist gerade im Promedia Verlag erschienen. Auf der einen Seite soll es ein praktischer Ratgeber sein und zeigen, wie ein Leben ohne Auto funktionieren kann. Auf der anderen Seite richtet Knierim sein Buch laut Deutschlandfunk aber auch und vor allem an die Ebene der Politik, die er unter der Fuchtel der Autolobby sieht.

Ich weiß eigentlich schon ziemlich gut, wie ich ohne Auto leben kann. Wahrscheinlich werde ich mir das kleine Buch (176 Seiten) trotzdem kaufen. Es könnte noch mal inspirierend wirken, die Beschreibung des Verlages hört sich gut an:

„Das Auto ist allgegenwärtig. Es wurde zum Symbol für moderne Mobilität und erscheint unverzichtbar. Doch die Probleme, die es mit sich bringt, sind unübersehbar: Unfälle mit Toten und Verletzten, Lärm, Staus, Stress, Klimawandel, Umweltverschmutzung, enormer Flächenverbrauch für die benötigte Infrastruktur und immense Kosten für die Allgemeinheit. Viele Menschen wünschen sich daher weniger Autoverkehr, wiewohl der eigene Verzicht aus Bequemlichkeit oft schwer fällt.

Der Verkehrswissenschaftler Bernhard Knierim hat ein Handbuch zum Auto-freien Leben geschrieben. Gleich zu Beginn führt es vor Augen, wie sehr das Auto eine persönliche Belastung darstellt – nicht nur in finanzieller Hinsicht. Es benötigt viel Aufmerksamkeit, muss gekauft, repariert, geparkt und gepflegt werden. Und den überwiegenden Teil der Zeit steht es nutzlos herum. Kein eigenes Auto zu haben ist deswegen nicht nur Verzicht, sondern auch Gewinn. Knierim: „Ohne Auto zu leben, spart Zeit und Geld, die für anderes genutzt werden können. Und in vielen Fällen ist man ohne Auto letztlich mobiler als mit, wenn man es richtig anstellt.“

Ohne Auto zu leben, spart Zeit und Geld, die für anderes genutzt werden können. Und in vielen Fällen ist man ohne Auto letztlich mobiler als mit, wenn man es richtig anstellt.

Das Buch liefert praktische Argumente für ein autofreies Leben und enthält konkrete Anleitungen für dessen Umsetzung. Wie organisiert man den Alltag ohne Auto, wie den Einkauf, wie kann man Ausflüge oder den Urlaub komfortabel autofrei gestalten? Wie kommt man an ein Auto, wenn man doch einmal eines braucht, welche anderen Verkehrsmittel bieten sich für welchen Zweck an?

Die politische Dimension des autofreien Lebens kommt in Knierims Buch aber ebenso zur Sprache. Bislang ist es besonders abseits großer Städte nicht immer einfach, das Leben ohne Auto zu organisieren. Der Autoverkehr erhält noch immer viele staatliche Förderungen, und die Alternativen sind oft nicht so einfach zugänglich und nutzbar, wie es wünschenswert wäre. Daher fehlen in Knierims Betrachtungen auch nicht die politischen Forderungen, um ein Leben ohne Auto einfacher und attraktiver zu machen. Nur wenn individuelles und politisches Handeln zusammenkommen, ist eine Veränderung unserer Mobilität in größerem Maßstab möglich. Doch beginnen kann man schon heute, und dieses Buch soll der Leserin und dem Leser dabei helfen.“

30 Antworten auf „Ohne Auto leben“

Das Buch klingt interessant! Ich versuche zwar so viel wie möglich auf das Auto zu verzichten, in unserer ländlichen Gegend ist das aber wirklich nicht leicht. Bisher habe ich es aber geschafft das Auto nur noch für wirklich notwendige Fahrten zu nutzen (Großeinkauf, längere Strecken mit schlechten Verbindungen). Abgesehen von den Kosten, geht es mir persönlich vielmehr um die Feinstaubentwicklung!

Ist leider eine Illusion. Wie soll ich z.B. meine Kinder auf dem Land ohne Auto zum Fußballspiel bringen ? Mitfahren und als Schmarotzer dastehen ?

Carsharing.

Aber natürlich hast du recht, dass es „auf dem Land“ noch etwas komplizierter ist. Unmöglich ist es aber nicht. Und wieso ist mein ein Schmarotzer, wenn die Kids von jemandem mitgenommen werden? Die Einstellung ist grundsätzlich falsch.

Hallo Daniel,
so sind meine Erfahrungen. Viele Menschen sehnen sich nach Gleichheit. Ich finde persönlich auch das man nicht alles kostenlos haben kann. Fahrgemeinschaften sind da schon besser. Niemand wird übervorteilt und der Verkehr sinkt trotzdem. Es ist aber schwer Gewohnheiten und Bequemlichkeit abzuschaffen. Die Leute wollen es nach der Arbeit einfach haben und nicht noch aufwändig Mobilität organisieren. Nicht jeder kann Fahrrad fahren und in der Firma duschen…

Klar, momentan ist das auch noch nicht überall stressfrei möglich. Aber es gibt Entwicklungen, die das hoffentlich in nicht allzu weiter Ferne möglich machen. Und trotzdem wird es dann noch Menschen geben, die Auto fahren. Und gar nicht mal zu knapp. Denn sie werden es auch weiterhin einfach wollen. Oder sie werden das Auto auch weiterhin als Statussymbol sehen. Wichtig ist, dass ein Verzicht bald für alle möglich sein muss.

Vieles ist möglich. Wohne in Voxtrup. Nutze mein Auto wirklich nur noch um zur Arbeit nach Bad Essen zu fahren. Habe meine Jahreskilometer von ca. 18000 km auf ca. 10000 reduziert. Wir haben ein Auto abgeschafft. Dafür ein Lastenfahrrad mit E-Motor angeschafft. Alle kurze, mittlerweile auch längeren Wege werden mit dem Fahrrad gemacht. Vom Einkauf bis das Kind in den Kindergarten bringen.
Bringt eigentlich nur Vorteile. Im Unterhalt soviel günstiger…
Bessere Laune, mehr Bewegung und deutlich weniger Ressourcen verschwendet.

Man muss es halt nur wollen. Alles andere sind ganz oft nur Ausreden

Viel billiger als ÖPNV ist ein Fahrrad aber nicht. Die Allwetterkleidung kostet auch etwas. Nach 10 Jahren Fahrrad pendeln mit 1000 Euro Fahrrad, Verschleißteile und Winterkleidung bin ich auf 10 Cent / km gekommen. Jobticket liegt bei 15 Cent / km

Es sagt ja auch niemand das Mobilität billig sein muss.
Das Fahrrad ist aber wesentlich flexibler als Öffies und PKW.
Vor allem seit dem immer mehr kleine Geschäfte und auch Supermärkte keine Parkplätze mehr anbieten.

Das ist aber auch schon die Luxusausstattung – ich habe hier ein älteres, gebrauchtes Fahrrad für 100€, eine halbwegs günstige Fahrradjacke für unter 50€ und noch eine Fahrradtasche für 40€. Damit komme ich auch zur Arbeit.

Hallo Manfred,
ich würde mich aber auch über ein Pendler Rad mit Pinien Schaltgetriebe freuen. Schließlich fahren die Autofahrer hier in Stuttgart auch mit Premium Fahrzeugen zur Arbeit….Ein Fahrrad ist doch nichts für Arme ;-)

Unser Auto hat Anfang 2016 keinen Bock mehr auf TÜV, seitdem machen wir vieles ohne Auto. Da Schwiegermutter aber noch ein Auto hat, wird das halt ab und zu genutzt.
Mein Frau is zwar nicht überzeugt davon, aber sie fährt ja im Straßenverkehr auch kein Rad.

Ich dagegen stand an Sylvester am Fenster und dachte nur: Die können da unten sovile knallen und blödsinn machen, wie sie möchten, ich habe kein Auto das kaputt gehen kann. Und meine Räder sind in Sicherheit. (passiert ist dann aber, zum Glück für alle Autobesitzer, nichts)

Egal ob Reparatur und TÜV, oder neuer Gebrauchter. Ein Auto für meinen Arbeitsweg hätte mich schon vor dem ersten Arbeitstag Anfang 2016, mehr gekostet als 12 Monatstickets der teuersten Preisstufe. Und die Kostendifferenz wird mit der Zeit nur größer.

MfG

Gregor

Ich habe das mal zwei Jahre lang praktiziert, ging recht problemlos.
Inzwischen habe ich mich aus Bequemlichkeit beim Carsharing angemeldet und benutze im Schnitt einmal im Monat ein Auto.
Ein eigenes möchte ich nie wieder haben, der Stress den man damit hat ist es mir einfach nicht wert.
Ich muss dazu sagen, dass ich in der Stadt wohne, es zur Arbeit nur 8km sind und ich in einer Gegend wohne in dem es seit Menschengedenken kein Wetter gegeben hat bei dem man ein Fahrrad nicht benutzen konnte.
Einkäufe für uns 4 erledigen wir auf dem Weg vom Büro oder zu Fuß, größere Sachen kaufen wir extrem selten und lassen dann liefern oder leihen ein Auto.
Zur Schule sind es knapp 2Km, die schafft ein Grundschüler auch alleine zu Fuß oder mit dem Roller.

Car sharing müsste endlich auf dem Land vorangetrieben werden. Wichtig ist politischer Druck. Leider verdienen die Autofirmen so viel mit individueller Mobilität….

Auf dem Land rechnet sich das nicht, dafür ist einfach die Nutzerdichte zu klein.
Aber auf dem Land macht der private PKW Verkehr ja auch bei weitem nicht so viele Probleme wie in der Stadt.

Hmm, der Land-Pkw fährt aber doch in vielen Fällen nicht Land zu Land, sondern Land-Stadt-Land.
Das Problem der Klimaaufheizung bleibt (bzw. ist erhebliche gravierender wegen der höheren Streckenlängen), der Rohstoffverbrauch bei Produktion und Betrieb, etc, etc.

Ich kann da nirgendwo erkennen wieso der Land MIV weniger Probleme macht.
Und dass Lärm und Abgas bei Land-Autos weniger Menschen tötet? Stimmt auch nur dann, wenn die Land-Autos auf dem Land bleiben und nicht in bewohnte Gebiete fahren. Zur üblichen Stadt-Teil-Strecke der Land-Autos kommt ja die lange Außerort-Strecke noch obendrauf. Land-Autos sind so gesehen eigentlich mit erheblich mehr relevanten ‚Problemen‘ verbunden als Stadt-Autos.
Dazu kommt noch, dass die autoorientierte Vergrößerung der Erreichbarkeitsradien zu verstärkter Suburbanisierung führt, was wiederum zu erheblichen Problemen führt.

Das sind ja alles eher gesellschaftliche Probleme. Und du kannst nun wirklich nicht verlangen, dass die ein Individuum interessieren. ;-)

Na ja, ich bin nicht so der Umweltschützer, ich denke die natur wird sich schon irgendwie selbst helfen, schließlich sind wir ja auch nur ein(entbehrlicher) Teil von ihr.
Als Stadtbewohner sehe ich als Probleme ehr den Platzverbrauch, den Lärm in Wohnquartieren, Die Abgasbelastung für die Anwohner (was sich auf dem Lande einfach besser verteilt) usw…
Und diese Probleme könnte man Lösen, unter anderem indem man es den Landbewohner etwas unangenehmer macht in die Stadt zu fahren. Stichwort City-Maut oder Fahrbahnrückbauten, reduziertes, stark verteuertes Parkplatzangebot, zum Beispiel.
Mittelfristig würde das dazu führen dass sich viele, die gerne auf dem Land wohnen
ihre Versorgung auch dort organisieren (die großen Supermärkte sind ja heute sowieso schon meist am Stadtrand, so dass es gar keinen Bedarf mehr gibt zum einkaufen in die Stadt zu fahren)und sich ihre Arbeitsplätze ebenfalls eher im Ländlichen suchen.
Die, die eine andere Lebensqualität suchen werden dann eher in die Städte ziehen.
Und bitte nicht das Argument „nicht jeder kann schnell mal umziehen oder den Arbeitgeber wechseln“
Die Veränderungen der letzten Jahre , mit immer längeren Arbeitswegen, immer mehr Neubaugebieten am Stadtrand oder auf den Dörfern, immer länger Autofahrtstrecken, sprechen da eine ganz andere Sprache.

Hallo Alfi,
„autoorientierte Vergrößerung der Erreichbarkeitsradien“
Da hast Du ja wieder eine schöne, fette Worthülse abgesondert.

An „Klimaaufheizung“ musst Du aber noch feilen.

@Atze
versteh ich nicht. Erreichbarkeitsradius ist ein stinknormaler Fachterminus. Ebenso die Vergrößerung desselben.
(Einfach mal googlen kann i.d.R. schon helfen, wenn Fachtermini nicht bekannt sind, oder willst Du Diskussion über Verkehrspolitische Zusammenhänge in ‚einfacher Sprache‘?)
http://www.raumplanung.tu-dortmund.de/irpud/fileadmin/irpud/content/documents/publications/ap184.pdf
Insbesondere 3.2 – 3.3.6 kann Dir kompakt weiterhelfen.
Und was die ‚Autoorientierung‘ der Realisation von Erreichbarkeitsradienvergrößerung ( in Bezug auf das Reisezeitbudget) angeht ist genau dies ein Hauptanliegen beispielsweise der verkehrspolitischen Interventionen der IHK’s, aber auch unseres Bundes-Auto-Ministeriums.
Ich halte es für sehr gerechtfertigt dies zu kritisieren und darauf hinzuweisen, dass eine Integration der zentralen Kategorien von Erreich barkeit und Reisezeitbudget auch in der ‚Fahrradszene‘ mal zur Kenntnis genommen wird, auch wenn zur Zeit ein Rollback zum ‚Hautpsache separierter Radweg‘ und zur ’subjektiven Sicherheit‘ stattfindet und den Diskurs dominiert.
Erhöhungen der Auto-Erreichbarkeitsradien infolge separierten Rad-Kurzstereckenverkehrs werden ja neuerdings (Radentscheid und Co.) absurderweise als Anti-Staumassnahme sogar positiv dargestellt. Kein Wunder, dass das ‚anschlussfähig‘ ist auch in konservativen Auto-affinen Kreisen.
Merke: nicht jeder Fachterminus, den man nicht versteht ist automatisch eine Worthülse.

Jo, Experiment geglückt: Nur einmal das richtige Knöpfchen drücken und schon bekommt man wieder einen dicken Haufen Worthülsenlabskaus.
Ich weiß jetzt sicher, dass es funktioniert und tue es nie wieder, versprochen.

Schon klar, aber vielleicht hast Du ja trotzdem Zeit/Lust gefunden mal in die ‚Worthülsen‘ der TU-Dortmund hineinzulesen.
Gerade in Zeiten von mehr (zumindest formaler) Bürgerbeteiligung ist fachliche Bildung für fachlich (angeblich?) Interesseierte essentiell.
Auch bei so trockener Materie wie Verkehrspolitik.

Autofrei leben ist für Einzelpersonen keine sooo riesige Herausforderung. Doch sobald man ein oder mehrere Kinder hat bzw. Familie – kommt eine Variable dazu, welche die Karten nochmal neu mischen lässt und einiges verkompiziert. Wenn die Kita und die Schule sich in der Nähe befinden dann erleichtert es einiges ungemein – wenn jedoch Platzmangel in den Einrichtungen herrscht und man evtl. 6-10 km fahren muss um diese von zu Hause aus zu erreichen und danach noch zur Arbeit…und wenn die Kitas nur eine 30 Std/Woche Betreuung anbieten, dann wird das Mobilitäts- & Zeitmanagementkorsett noch enger. Ein e-Lastenrad mit einer Personenbeförderungseinrichtung für Kinder kann dem Ganzen ordentich entgegenwirken: durch den E-Antrieb fährt man durchschnittich schnell wie ein Auto, schwitzt kaum und kommt allgemein viel besser durch. Man muss natürlich auf mieserable Witterungsbedingungen vorbereitet sein (Regenverdeck für die Kiste, Winterreifen ab Ende Oktober und gute Regen/Winterklamotten) – mit der Strategie ist auf jeden Fall viel machbar.

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