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Radverkehr

Fahrradfreundliche Kommunen Niedersachsen 2016

Ich war heute in Hannover bei der Fachtagung „Fahrradland Niedersachsen“, wo auch die Fahrradfreundlichen Kommunen Niedersachsen 2016 ausgezeichnet wurden. Eindrücke vom Programm, das bei Prof. Ineke Spapé seinen amüsanten Höhepunkt hatte (sehr gute Rednerin), findet ihr unten in einigen ausgewählten Tweets. Bei Twitter noch mehr.

Für die Auszeichnung als fahrradfreundliche Kommune hatten sich in diesem Jahr (dem ersten nach Gründung der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen Niedersachsen/Bremen, AGFK) sieben Kommunen beworben. Ausgezeichnet wurden schließlich vier: die Grafschaft Bentheim (Verkehrslenkung und Film für Flüchtlinge), die Stadt Hannover (blaumarkierter Cityring, Ampelgriffe und Trittbretter), die Region Hannover (Fahrradstellplätze an S-Bahnhaltestellen) und Oldenburg (verlängerte Ampelphasen für Radfahrer durch Wärmebildkameraerkennung).

In diesen Städten bzw. Landkreisen ist jetzt zwar nicht alles top, aber die Auszeichnung erkennt Bemühungen an. Das stellte auch der niedersächsische Verkehrsminister Olaf Lies klar, der natürlich nicht mit dem Fahrrad, sondern mit dem Auto kam. Man könne sich jetzt nicht auf der Auszeichnung ausruhen. Nach fünf Jahren sei die wieder weg, wenn man nicht am Ball bleibe.

Insgesamt ist die AGFK sicher ein guter Zusammenschluss. So können Kommunen voneinander lernen, haben im Netzwerk einen „kurzen Draht“ zueinander und bringen den Radverkehr hoffentlich kontinuierlich voran.

Verkehrsminister Olaf Lies kommt leider mit dem Auto zur Fahrrad-Fachtagung.
Verkehrsminister Olaf Lies kommt leider mit dem Auto zur Fahrrad-Fachtagung.
Die blauen Markierung zeigen den Ring um die Fußgängerzone in Hannover. Osnabrück wird bald ein ähnliches Leitsystem für den Radverkehr bekommen.
Die blauen Markierung zeigen den Ring um die Fußgängerzone in Hannover. Osnabrück wird bald ein ähnliches Leitsystem für den Radverkehr bekommen.















9 Antworten auf „Fahrradfreundliche Kommunen Niedersachsen 2016“

Es wird eine Markierung für Radfahrer geben, die den Weg um die Fußgängerzone herum weist, damit keiner mehr durch diese fährt. Wir über den Neumarkt, Möserstraße, Kleine Domsfreiheit usw. gehen.

Oh je… Und Am Ende des Jahres klopft sich die Stadtverwaltung auf die Schultern… Was hat sie dieses Jahr nicht alles für Radfahrer getan: Saures an Fußwegradler verteilt, Fußwegradler per Sharrows auf die Straße geholt, Busfahrgästen den Schulterblick beigebracht, Fußgängerzonenradler umgeleitet… Nur am eigentlichen Problem (zu schmale Radstreifen, unsichere Kreuzungen, zu aggressive Autofahrer, WALL WALL und nochmal WALL) wurde leider nichts gemacht, wäre ja auch tatsächlich viel zu viel Aufwand und so teuer…

Vom Arbeitsplatz des Ministers bis zum LSB sind es ungefähr 800m, davon fast die Hälfte autofrei Radwege. Das der Minister trotzdem lieber den längeren Weg mit dem Auto nimmt, läßt erahnen was er (zu recht) von der Fahrradinfrastruktur in Hannover hält.

Als Oldenburger finde ich das ja erstmal ganz schön und freue mich für die Stadt über diese Auszeichnung.

Man darf sich damit allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch unfassbar viel zu tun gibt; die pro-Kopf-Ausgaben für den Radverkehr sind ein Witz und weit von dem entfernt, was der Nationale Radverkehrsplan empfiehlt, es fehlt an personellen Ressourcen für Radverkehrsangelegenheiten in der Verwaltung, viele Nebenanlagen entsprechen nicht den Standards der ERA, häufig nichteinmal den Mindestanforderungen der StVO, trotzdem gibt es viele, teils illegale Benutzungspflichten, es fehlt ein Instrument zur Evaluierung und Durchsetzung der Vorgaben und Maßnahmen aus dem Strategieplan Mobilität und Verkehr, usw. usf. – das sind nur die strukturellen Defizite, die mir spontan einfallen.

Nichtsdestotrotz aber ein gutes Zeichen! Hoffentlich eines, das als Triebfeder für die weitere Entwicklung wirkt und gerade auf politischer Ebene als richtungsweisend verstanden wird.

Bentheim? Ernsthaft? Wollte mal von Bentheim nach Ochtrup mit dem Rad. Umleitung war sogar ausgeschildert. Über Ohne. Das wäre nur doppelt so weit gewesen.

Mehr zum blau markierten Radweg zur Cityumfahrung unter
https://hannovercyclechic.wordpress.com/2016/03/27/no-comment-oder-heinzelmaennchen-rettet-die-welt/ und https://hannovercyclechic.wordpress.com/2016/03/05/schon-wieder-ein-cyclegate-13-fahrradstrassen-in-16-jahren/

Die hannovercyclechic-eria spricht übrigens wahlweise von Krümelmonster, alter Cityring, oder Heinzelmännchen, neuer Cityring. Im Ernst, im bitteren… Dass eine Stadt für eine Markierung, die schon bei leichtem Nieselregen, geschweige denn bei Dunkelheit, nicht mehr zu erkennen ist, und der alleine dem Zweck dient Radfahrer aus der City rauszuhalten, macht hannovercyclechic sprachlos. Mikael Colville-Andersen, der zur Bike Conference in Hannover war, kam aus dem Kopfschütteln und sich Krümmen vor Lachen gar nicht mehr raus!

Mein erster, unfreiwilliger Test auf dem Citiring endet damit dass ich nach einer S- Kurve plötzlich in einer Sackgasse stand, Mit Kinderanhänger ohne Wendemöglichkeit. Der Radweg war ohne Vorankündigung mit Veranstaltungszelten zugestellt, der Weg führte in ein Dornengebüsch. Also Abkuppeln, Fahrrad am Anhänger vorbei, Anhänger drehen, ankoppeln und auf der falschen Straßenseite zurück zur nächsten sinnvoll verwendbaren Abzweigung.
Mein Fazit: Die Markierungen einfach ignorieren, wer dannach fährt ist selbst schuld, aber als hannoveraner weiß man das „Radverkehrsanlagen“ hier vorwiegend dazu dienen die Fahrbahn frei von Radfahrern zu halten.
Hannover ist fahrradfreundlich wegen seinen Topografie, von Rat und Verwaltung aber ist und bleibt Hannover einen Autostadt.

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