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Verkehrswende durch das große E?

Bundesumweltministerin Barabara Hendricks hat mit der Deutschen Post gerade medienwirksam den tausendsten StreetScooter präsentiert – ein vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) gefördertes Elektrofahrzeug, das die Brief- und Paketzustellung umweltfreundlicher und leiser machen soll.

Barbara Hendricks: „Die Deutsche Post setzt hier ein deutliches Zeichen. Wir brauchen mehr Klimaschutz im Verkehrsbereich. Die Paketzustellung ist ein Pioniersegment der Elektromobilität. Denn gerade beim Lieferverkehr mit seinen vielen Anfahr- und Bremsvorgängen kommt die hohe Effizienz des Elektromotors besonders zur Geltung. Gerade in Städten wird der leise und saubere Antrieb nicht nur ein Gewinn für Klima, Umwelt und Gesundheit sein, sondern auch für die Lebensqualität.“

Das ist alles sehr richtig. Und sicher ist es auch ein Zeichen an die deutschen Autokonzerne, dass ein großer Logistiker mit einem selbst entwickelten Fahrzeug die Antriebswende firmenintern einleitet. Übertriebene Erwartungen werden allerdings in einem Tweet vom BMUB geweckt. Immer wieder ist davon die Rede, dass E-Autos unseren Stadtverkehr revolutionieren werden. Dabei stimmt das nicht. Wenn wir es nicht schaffen, den motorisierten Individualverkehr einzudämmen, dann wird diese Revolution zwar eine des Antriebs, aber keine des Stadtverkehrs. 1.000 E-Autos nehmen genauso viel Platz weg, wie 1.000 Autos mit Verbrennungsmotor. Der Stau bleibt derselbe. Ohne Abgase, das schon. Aber Stillstand und Platzmangel herrschen weiter.

Man sollte also trotz (kaum vorhandener) Euphorie (siehe Kaufprämie) nicht vergessen, die Alternativen weiter und stärker zu fördern. Erst wenn der Mobilitätsmix stimmt, wenn kurze Strecken überwiegend mit dem Fahrrad oder auch dem ÖPNV zurückgelegt werden (können), bekommen die Städte wirklich wieder Luft zum Atmen.

6 Antworten auf „Verkehrswende durch das große E?“

Die E-Autos der Post sind eigentlich ein Schlag ins Kontor der ‚großen‘ Autohersteller und sie bilden einen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität in den Städten.
Der sonstige angestrengte Hype um E-Autos ist nach m.E. auch übertrieben, eben weil der Platzbedarf der gleiche bleibt, dazu mit enormer Ressourcenverschwendung für die Fahrzeuge, Batterietechnik, etc.
Am Ende kommt man wieder beim Fahrrad an – die technischen Lösung sind da (auch bezüglich E-Antrieb) und die Kommunen könnten mit einer Umgestaltung der Infrastruktur sogar Geld sparen, weil Wege für Radler viel billiger sind als für Autos. ‚Low Hanging Fruits‘ par excellence! Warum will die Politik die nicht ernten? Nicht öffentlichkeitswirksam genug vermute ich. Dazu noch der Druck der Lobbyisten.

„und die Kommunen könnten mit einer Umgestaltung der Infrastruktur sogar Geld sparen“

Da steckt ja auch wieder eine Lobby dahinter, die die Infrastruktur baut. Für die ist teure Infrastruktur natürlich besser als günstige…

Das E-Auto ist nicht die Lösung der urbanen Verkehrsprobleme. Dafür brauchen wir einen Mobilitäts-Mix um das Fahrrad herum. Viel von dem, was heute Kfz-Fahrbahnen und -stellplätze sind, muss umgewidmet und umgebaut werden. Das ist das Hauptproblem.

Trotzdem halte ich E-Kfz-Mobilität für besser als Verbrenner. Die Kfz müssen für E-Mobilität notgedrungen kleiner werden. Das begrenzt ihren Beschleunigungs-, den Gewalt- und damit auch den Protzfaktor.Und, am wichtigsten, das begrenzt die Margen, die beim Verkauf realisiert werden können. Tendenziell könnte also der wirtschaftliche und damit der politische Einfluss der Kfz-Industrie durch E-Kfz zurückgedrängt bzw relativiert werden.

Das E-Kfz-Mobiltät in Deutschland gefördert wird, das halte ich für einen schlechten Witz. Diese 5000 € sind doch kaum der Rede wert und wiegen die vielen Nachteile wie hoher Preis, weniger Motorisierung und weit unzureichende Infrastruktur der Stromtankstellen nicht im Ansatz auf.

Wie’s geht, das zeigen die Niederlande oder Norwegen. Keine Neuzulassung von Verbrennern für Privat-Kfz ab 2025. Auch Indien will Schluss mit Verbrennern machen, ab 2030.
http://www.golem.de/news/elektromobilitaet-die-niederlande-wollen-verbrennungsmotoren-verbieten-1604-120380.html
So werden von verantwortlicher Politik Entwicklungs- und Umsteuerungsreize an die Wirtschaft gesetzt.
Nicht mit lumpigen 5000€, die schon den voraussehbaren Wertverlust für die jetzt zum Verkauf stehenden überteuerten Prototypen nie und nimmer werden auffangen können.
Augenwischerei.

https://www.greenpeace.de/themen/studie-gesundheitsfolgen-von-kohlekraftwerken
https://www.greenpeace.de/presse/presseerklaerungen/greenpeace-report-kohlekraftwerke-verbrauchen-trinkwasser-fuer-eine

Politisch scheint der Vorrang der Kohle recht gut abgesichert, so dass sich die behauptete Umweltfreundlichkeit der e-autos immer stärker als Chimäre entpuppt. Oft unbeachtet: mit der Anzahl der e-autos steigt auch die zulässige Auto-Flotten-Emission für die Autohersteller (infolge Merkels damalige EU-Gremien-Erpressung).
Die differenzierte tendenziell e-auto kritische UPI-Studie (2015, Kurzf. und Link zu Langfassung)
http://www.upi-institut.de/upi79_elektroautos.htm
scheint wohl zunehmend zu optimistisch zu sein, da der mögliche positive Effekt von e-Autos sich angesichts der jüngeren Entwicklung auf dem Energiebereich erheblich weiter nach hinten verlagern dürfte.
In Ländern wie Norwegen sieht das natürlich anders aus, aber wir sind ja hier in D.
Interessant in der Studie auch: die Auswirkungen von e- und hybrid-autos (nicht autonom) auf die Unfallgefahren des Rad- und Fußverkehrs.

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