Um Abbiegeunfällen am Wallring vorzubeugen, wird die Stadt Osnabrück im Rahmen des Radverkehrsprogramms 2016 vermehrt darauf setzen, die Haltelinien an Ampelkreuzungen mit Schutz- und Radfahrstreifen für den motorisierten Verkehr um fünf Meter zurückzuziehen. So rücken wartende Radfahrer ins Blickfeld der wartenden Autofahrer. Die noch bessere Lösung einer reinen Rechtsabbiegespur mit eigener Ampelphase, wie sie es an der „Unfallkreuzung“ Johannistorwall / Kommenderiestraße geben wird, sei hingegen zeitlich und finanziell aufwändig.
Auch dort, wo Radfahrstreifen zwischen zwei Fahrspuren positioniert sind, soll es einen räumlichen Vorsprung für Radfahrer geben, da diese beim Anfahren zum Teil einen erhöhten Bewegungsraum benötigen würden. An einigen Zufahrten sei eine ausreichende Staffelung der Haltelinien bereits vorhanden, „an den meisten Zufahrten zu den Wallring-Knotenpunkten besteht jedoch Handlungsbedarf. Die fehlende Staffelung der Haltelinien soll dort ergänzt werden.“
Dem fließenden Radverkehr bringen diese zurückgezogenen Haltelinie indes nichts. Die Verwaltung verweist hier aber darauf, dass es sich um eine kurzfristige Maßnahme handele, ungeachtet weiterer notwendiger Planungen zur Umgestaltung einzelner Abschnitte des Wallringes.
Gerade in Bezug auf die oben genannte Unfallkreuzung kann man nur hoffen, dass die Umgestaltung schnell Formen annimmt, bevor die CDU bei welchselnder Ratsmehrheit nach der Kommunalwahl im September auch dieses Projekt wieder absagt.
Weitere Knotenpunkte Wallring, Staffelung der Haltelinien:
Besondere Gefahrenpunkte für Radfahrer entstehen, wenn Radfahrstreifen / Radweg rechts neben Rechtsabbiegemöglickeiten für den Kfz-Verkehr liegen. Konflikte zwischen geradeausfahrenden Radfahrern und rechtsabbiegenden Lkw haben in den letzten Jahren immer wieder zu schweren Unfällen geführt. Die Planungen für die Umgestaltung des Knotenpunktes Johannistorwall / Kommenderiestraße zeigen wie diese Konflikte umfassend vermieden werden können, zeigen aber auch, wie zeitlich und finanziell aufwändig diese Umgestaltung ist. Als kurzfristige Maßnahme, ungeachtet weiterer notwendiger Planungen zur Umgestaltung einzelner Abschnitte des Wallringes, hat die Verwaltung geprüft, wo eine Staffelung der Haltelinien des Kfz- und des Radverkehrs eingesetzt werden können. Dabei werden die Kfz-Haltelinien um 5m nach hinten versetzt, so dass der an der Ampel wartende Radfahrer besser im Blick des Kfz-Verkehrs steht und beim Anfahren einen räumlichen Vorsprung hat. Dieser räumliche Vorsprung ist ebenfalls wichtig, wenn Radfahrstreifen zwischen zwei Fahrspuren positioniert sind, da Radfahrer beim Anfahren z. T. einen erhöhten Bewegungsraum benötigen. (Beispiel für die verschiedenen Einsatzformen s. u.). Ergebnis der Prüfung ist, dass an einigen Zufahrten eine ausreichende Staffelung der Haltelinien vorhanden ist, an den meisten Zufahrten zu den Wallring-Knotenpunkten besteht jedoch Handlungsbedarf. Die fehlende Staffelung der Haltelinien soll dort ergänzt werden.
18 Antworten auf „Sicherheit: Staffelung von Haltelinien“
Wenn es dann für den Radverkehr wie in DO nur eine Sekunde Vorsprung gibt, bringt das wenig. Auch Oma Erna muss schon mitten auf der Kreuzung sein, bis die Autos Grün bekommen …
Warum in aller Welt ist es so schwer, die Ampelschaltungen so zu gestalten, dass MIV und Radfahrer sich nicht in die Quere kommen? Mit Zeitverlust für den MIV (was an sich schon ein zynisches Argument ist) kann das ja wenig zu tun haben, wenn man alle Radler aus allen Richtungen auf einmal loslässt und alle KFZ derweil warten müssen (s. Niederlande).
Was ist, wenn sowieso grün ist, und Radfahrer aus der Bewegung heraus umgenietet werden? Passieren Unfälle nicht eher in dieser Situation? Dann helfen die aufwändig zurück gesetzten Haltelinien überhaupt nichts.
Rund-um-Grün für Radfahrer wäre eine zu große Revolution für deutsche Verhältnisse…
1. Feindliches Grün zwischen Radfahrern
2. Lange Wartezeiten für Radfahrer
3. Verlängerung der kompletten Umlaufzeit um eine weitere Phase. Gerade bei Kreuzungen mit gesicherten Linksabbiegern (4 Phasen) ist das nicht denkbar.
4. Lange diagonale Räumzeit.
„1. Feindliches Grün zwischen Radfahrern“
Du musst einfach ein Deutscher sein…..
Habe lange Jahre dieses „Feindliche Grün“ in NL mitgemacht, und dort noch nie irgendetwas feindliches, geschweige denn auch nur den Hauch eines Zusammenstoßes erlebt. Das kann nur am Land liegen…
„feindliches Grün“….
Kopfschüttel…..
Und halten die Radfahrer*innen dann in den NL; wenn die Kfz dran sind?
Fahr doch einfach hin, und schau nach
Vorgezogene Haltelinien oder Grünvorlauf sind absoluter Standard. Beides braucht man nicht, es geht nur darum dass der wartende Radfahrerpulk bei Grünbeginn zuerst den Konfliktbereich erreicht.
Die meisten Rechtsabbiegeunfälle ergeben sich aber während der Grünphase, sodass die vorgezogenen Haltelinien nicht ausreichen. Da dann vor der Ampel der Kfz-Verkehr sehr zähflüssig ist, überholen Radfahrer die Kfz und kommen dann für Rechtsabbieger unerwartet von hinten. Dazu wird natürlich das Absichern nach Radfahrern vergessen. Gute Sichtbeziehungen sind also wichtig, aber nicht ausreichend.
Die abgebildete Veloweiche sorgt dafür, dass sich vor der Kreuzung nach den Fahrtrichtungen eingeordnet wird. Bei dem Fahrstreifenwechsel über den Fahrstreifen wird automatisch nach Radfahrern geschaut.(Autobahnabfahrt) Eine vorgezogene Haltelinie auf einer Veloweiche ist eigentlich unnötig.
Nun mögen die Protected Intersection Fans, auch vom Berliner Radentscheid, erläutern, wie diese Tote Winkel Gestaltung die beschriebenen Probleme behebt.
Re.: Rundumgrün: Die Erfahrungen in den Niederlanden zeigen keinen der Punkte, die Paul dagegen vorbringt, für mehr Details schaut einfach hier: http://www.aviewfromthecyclepath.com/2014/05/the-best-traffic-light-solution-for.html
Re.: Veloweiche: Sie verschiebt den Konfliktpunkt zwischen Abbieger und Geradeausradler an eine besonders ärgerliche Stelle vor der Kreuzung. Die Grafiken der Stadt Osnabrück sparen diesen Punkt vielleicht auch deshalb gleich aus. Aus den Augen, aus dem Sinn?
Der Fahrstreifenwechsel vor der Kreuzung findet im besonders spitzen Winkel statt, also unter den ungünstigsten Sichtervhältnissen überhaupt.
Zudem wird eine Veloweiche regelmäßig blockiert, siehe die typischen Fotos hier: http://footils.org/2015/11/23/reker/
Richtig ist, dass Rechtsabbiegeunfälle während der (gemeinsamen!) Grünphase entstehen (bei Rot steht der Verkehr normalerweise). Genau deshalb sind Radstreifen an Kreuzungen mit viel Autoverkehr abzulehnen, auch trichterförmige Verengungen oder die Veloweichen sind schlecht, weil sie die Konflikte vergrößern. Setz dich mal an einer trichterförmigen Verengung gegen einen SUV von anderthalb Tonnen durch, der meint, er käme noch schnell an dir vorbei!
Die beste Lösung bleibt eine möglichst weitgehende Separierung an Kreuzungen, räumlich und/oder zeitlich.
Vielen Dank Frank.
Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.
Ich hätte wahrscheinlich eine Antowrot krückmannschen Ausmaßes absondern müssen, um zu erklären, was Du in wenigen Zeilen geschafft hast.
Die Welt die ihr wollt, nennt sich Jugendverkehrsschule, ist ohne Autos und liegt abseits, ist eingezeunt, realiktätsfern und ein wenig schmuddelig. :-D
Ich bitte euch noch um eine Erklärung dafür, warum ich Tag ein Tag aus da große Probleme (= Beinahnekollisionen) habe, wo der Radweg hinter einem Grünstreifen oder ähnliches verschwindet. Das ist ja das, was ihr wollt und was alle gefälligst benutzen sollen. Wollt ihr da überall Ampeln hinbauen an jede Einfahrt und jede T-Kreuzung mit langem Grün für MIV gerade aus und kurz Grün für Rechtsabbieger und dann kurz für Radverkehr und noch kürzer für Fußgänger*innen?
Norbert, wovon redest Du? Was willst Du?
Ich verstehe gerade nicht, was Du uns genau mitteilen willst.
Ich möchte eine Erklärung im Kontext eures Theoriegebildes (s. g. geschützte Radwege sind sicher), warum ich nun genau da viel mehr Beinaheunfälle habe als an Stellen wo es diese Trennung nicht gibt. Und dann sollte auch eine Lösung her, um das zu verhindern.
Das erste war nur ein Hinweis, dass man sich euer Ziel der Trennung schon angucken kann … Nur ein bisschen pointiert ausgedrückt.
Norbert, niemand hat die Absicht ein „Theoriegebilde“ zu errichten.
Da muss ich ganz unironisch fragen: Also alles so gefühlte Wahrheiten?
Ein ziemlich verschwörungstheoretischer Artikel. Ich habe noch nirgends von jemand gehört, der sich gegen Benutzungspflichten dubioser Radwege einsetzt sich auch für den Verbot/die generelle Abschaffung von Radwegen einsetzt. Und der ADFC als Zentralstelle der Verschwörung … Usw. usf.
Gegen Rund-um-Grün oder eine Trennung der Freigaben von Abbiegern und Radfahrern habe ich Nichts. Da sind natürlich Unfälle ausgeschlossen. Beim Rund-um-Grün verlängert sich aber die Umlaufzeit um eine komplette Ampelphase mit Räum- und Schutzzeit, somit auch die Wartezeiten Aller. Zudem haben dann Radfahrer außerhalb der Rund-um-Grün-Phase immer Rot, sonst hätte es keinen Sicherheitsvorteil. Da hätte m.E. eine Radfahrerschleuße, die die Radfahrer vor die Rechtsabbieger auf einen ARAS schleußt, kürzere Wartezeiten.
An den meisten Kreuzungen müssen sich Rechtsabbieger (Linksabbieger) und Radfahrer also irgendwo kreuzen. Und da ist dann Konfliktpotenzial vorhanden und dann ist es auch bei jeder Gestaltung so, dass ein Rechtsabbieger sich noch durchquetschen kann. Bei der Veloweiche findet aber die Verflechtung oft schon bei roter Ampel statt, so dass kein Zeitdruck vorhanden ist, um sich durchzuquetschen. Zudem ist der Ort des Kreuzens nicht festgelegt, so dass man noch etwas vorfahren kann, damit mehr Abstand entsteht. Fast immer bleiben Autofahrer aber dahinter.
Vor der Veloweiche fahren Radfahrer und Rechtsabbieger länger nebeneinander und können so ihre Geschwindigkeiten gut abschätzen, sich im Vorfeld auf die Querung einstellen und den Anderen im Blick behalten.
Dass die Sichtverhältnisse ungünstig sein sollen, kann ich nicht nachvollziehen, denn der Radfahrer fährt rechts neben dem Autofahrer. Da der Autofahrer nach vorne schaut und nicht 5m nach rechts, ist er im Blickfeld. Rechts neben dem Auto ist er im Seitenspiegel zu sehen oder durch das Seitenfenster. Je weiter der Radfahrer aber weg ist, desto kleiner wird er und verschwindet eher hinter der A-Säule oder im Toten Winkel.
Es ist das Gleich wie Auf der BAB. Jeder Autofahrer beherrscht einen Spurwechsel. Fährt man auf der linken Spur ist ein Auto auf der mittleren Spur erst durch die Frontscheibe zu sehen und dann nach sehr kurzer Zeit schon im Seitenspiegel. Wie ist ein Auto auf der rechten Spur zu sehen? Der Tote Winkel nimmt mit dem Seitenabstand proportional zu.
Bei einer normalen Furt, egal welche, ist das Problem, dass beim Rechtsabbiegen im Flow um die Kurve fährt und das Schauen vergessen wird. Es gibt keine Ursache, die selbsterklärend diese Handlung erfordert. Bei einem Fahrstreifenwechsel ist mir aber sofort klar, dass ich nach potentiellen Nutzern dieses Fahrstreifen absichern muss. Selbst bei einer Autobahnabfahrt sichert Jeder ab. Bei abgesetzten Furten kommt hinzu, dass der Radweg plötzlich auftaucht und man erst dann vernünftig schauen kann, denn vorher dreht sich das Fahrzeug. Eine Sekunde, in der man checken muss, was abgeht, schauen und bremsen muss.
Dass Veloweichen zugestellt werden, ist ungewöhnlich, denn es können sich nur die Rechtsabbieger auf die Veloweiche einordnen, die sich auf der Höhe Dieser befinden. Es müssten also mehr rechts abbiegen als auf dem Fahrstreifen links der Veloweiche sind.
Was ich nicht verstehe, dass oft so riesige Veloweichen angelegt werden, denn dass Radfahrer da keinen Bock drauf haben, ist nachvollziehbar. 20m reicht auch. Der Vorteil langer Veloweichen ist, dass Rechtsabbieger immer schneller sind als Radfahrer und so der Radfahrer immer durch die Frontscheibe zu sehen ist.
Und da nur selten ein Rechtsabbiegestreifen vorhanden gilt das Alles auch für Kombispuren.
Das hat nichts mit Verschwörungstheorie über Absprachen im Hinterzimmer zu tun, die entsprechenden Beschlüsse und Verlautbarungen samt ihrer Resultate sind ja alle öffentlich.
Beispiel: In Köln hat der Rat vor ein paar Monaten praktisch einstimig beschlossen, die Verwaltung damit zu beauftragen, im gesamten Stadtgebiet zu prüfen, wo Benutzungspflichten aufgehoben werden können. Begründet wurde das mit der angeblichen Gefährlichkeit von Radwegen. Ich zitiere aus dem Grünen-Antrag:
„Die Aufhebung der Trennung der Verkehrsarten hin zum Mischverkehrsprinzip führt nachweisbar zu einer Reduzierung der Unfallhäufigkeit.
Deshalb erscheint es dringend geboten, aufgrund der jüngst erfolgten Unfälle durch rechtsabbiegende LKWs mit schweren bis tödlichen Verletzungen für Radfahrende, diese nun umgehend auf die Straße zu bringen und sicherlich sinnvolle weitergehende Umplanungen in einem zweiten Schritt vorzunehmen.“
http://www.gruenekoeln.de/ratsfraktion/antrag-verkehrssicherheit-fuer-radfahrende-aufhebung-der-radwegenutzungspflicht-umsetzung-in-koeln.html
Ziel ist also nicht allein eine Aufhebung der Benutzungspflicht, sondern das Umsiedeln der Radfahrer auf die Straße – das geht natürlich am Ende nur durch Entfernen der Radwege. Denn wie die Erfahrung auch in Köln zeigte, benutzen die allermeisten Radfahrer (>90%) trotz Demontage der blauen Radwegeschilder die Radwege weiter, wie dumm.
Noch ein Detail: Ausgelöst hatte die große Einigkeit im Kölner Rat ein tödlicher Rechtsabbiegeunfall auf einem Radweg an den Kölner Ringen. Praktisch zeitgleich starb aber in einem Kölner Vorort eine Rentnerin bei einem Rechtsabbiegeunfall fernab jeden Radwegs:
http://www.report-k.de/Koeln-Nachrichten/Koeln-Blaulicht/Radfahrerin-in-Porz-bei-Unfall-mit-LKW-getoetet-49533
Ist es Paranoia, wenn man sich fragt, warum dieser Unfall nicht zu einer Ratspetition *für* mehr Radwege geführt hat?
Stattdessen rotiert man im Kölner Straßenverkehrsamt nun, um all die Straßen zu finden, die für Radfahrer *nicht gefährlich genug* sind, um Radwege mit blauem Schild zu rechtfertigen.
Zumindest hat man meinen Nachbarn gerade mitgeteilt, dass unser Wunsch nach zusätzlichen Fahrradabstellplätzen vor dem Haus frühestens in einem Jahr realisiert werden könnte …
Wer keine Arbeit hat, macht sich welche.