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Fahrradstraße ≠ Fahrradstraße

Das Wort Fahrradstraße hört sich erst einmal gut an. Man denkt, eine Straße nur für Fahrräder. Schöne Sache. So ist es aber natürlich nicht. Zumindest sehr selten. Es gibt Einschränkungen. Meist dürfen auch andere Verkehrsteilnehmer durch die Fahrradstraße fahren. Unter der Vorgabe, dass sie sich dem Radverkehr anpassen müssen.

Wie unterschiedlich Fahrradstraßen aber ausfallen können, ist mir heute bei Twitter aufgefallen. Eine nur leicht erweiterte Variante hat Simon in Mülheim gefunden. Hier dürfen Anlieger durchfahren. Wovon es vermutlich nicht so viele gibt, wenn man sich die Landschaft anschaut.

Eine etwas weitergehende Öffnung kam Bert Ungerer in Hannover vor den Lenker. Hier dürfen Motorräder und Autos durch die Fahrradstraße fahren.

Die „verrückteste“ Fahrradstraße habe ich selbst bereits im Dezember 2014 gepostet. Es ist die Katharinenstraße in Osnabrück. Sie ist für Motorräder, Autos und LKW freigegeben – also eigentlich für alles, was so auf unseren Straßen unterwegs ist. Natürlich müssen sich alle den Radfahrern anpassen. Aber ob das jetzt noch den Namen Fahrradstraße verdient hat? Ich weiß nicht so recht. Zumindest funktioniert sie durch bauliche Maßnahmen sehr gut.

Und von Miriam aus Hamburg kommt dieses Bild. Hier ist die Fahrradstraße gleich mal pauschal für den Kraftfahrzeugverkehr freigebeben. Wie in Osnabrück, nur mit Text statt Bildern…

Quelle: hamburgfiets.de
Quelle: hamburgfiets.de

Ähnlich wie in Hamburg auch dieses Schild in Frankfurt – für KFZ frei. Wohin das führt, sieht man im Bild. Und auch die rhetorische Frage vom Fotografen @untergrund_ffm sagt eigentlich schon alles. Hier wird wahrscheinlich mehr als die Hälfte der Fahrradstraße von Autos besetzt…

Falls ihr noch andere Beispiele habt, freue ich mich über eine Nachricht.

22 Antworten auf „Fahrradstraße ≠ Fahrradstraße“

In München ist in fast jeder Fahrradstraße KFZ-Verkehr zugelassen. Manchmal sind sie nur wenige Meter lang.
Es gibt zB auch eine, die durch beidseitig parkende Autos so schmal ist, dass ein Kreuzen von Auto und Fahrrad sehr schwierig ist. Ach ist natürlich nicht mal eine Einbahnstraße.

In Münster am Aasee gibt es auch so ein Straße. Ich denke, dass die meisten Autofahrer und Fahrradfahrer nicht wissen wie schnell da gefahren werden darf:

„Die Höchstgeschwindigkeit beträgt für alle Fahrzeuge 30 km/h.[1] Das Nebeneinanderfahren mit Fahrrädern ist erlaubt.[1][2] Kraftfahrer müssen gegebenenfalls ihre Geschwindigkeit verringern, um eine Behinderung oder Gefährdung von Radfahrern zu vermeiden.[1]“

http://de.wikipedia.org/wiki/Fahrradstra%C3%9Fe

Die Enrichtung von Fahrradstraßen hat i.d.R. einen Grund: „Greenwashing“.
Ich kenne hier in MS genau eine einzige Fahrradstraße, die nicht für den gesamten KFZ freigegeben wäre. Der Rest ist also illegal[1]

Meistens sind dann auch beiderseits zugeparkte enge Wohnstraßen „Fahrradstraßen“: Man baut einen Anwohnerparkplatz mit Durchgangsverkehr und schreibt „Fahrradstraße“ daran. Zeichen 244.1 nützt also vor allem der Stadt in ihrer Selbstdarstellung als „fahrradfreundlich“.
Dem Radfahrer nützt allerdings, dass die Menschen sich schonmal daran gewöhnen, dass nicht jede Straße automatisch primär dem KFZ-Verkehr gewidmet ist.

[1]
Anlage 2 der StVO (Nummer 23 zu Zeichen 244.1):

I. Fahrradstraßen kommen dann in Betracht, wenn der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder dies alsbald zu erwarten ist.
II. Anderer Fahrzeugverkehr als der Radverkehr darf nur ausnahmsweise durch die Anordnung entsprechender Zusatzzeichen zugelassen werden (z. B. Anliegerverkehr)

Wie wäre es mal mit der ländlichen Fahrradstraße zwischen Laggenbeck und Ibbenbüren? Sie ist in Teilbereichen nur für Fahrradfahrer zu befahren (bei der Querung der K24n gibt es eine sehr schöne Lösung), aber meist für alle Verkehrsteilnehmer freigegeben und mündet in Ibbenbüren in eine ’normale‘ Straße, auf der man so ziemlich jeden Radwegpfusch findet, den man sich vorstellen kann. Vor einem Bahnübergang darf man sogar mit den Fußgängern die Seiten tauschen: Vorher wie üblich Fußgänger rechts, Radfahrer links, beim Bahnübergang umgekehrt und hinterher wieder zurück das Ganze. Kann man sich kaum vorstellen oder? Könnte ich auch nicht, wenn ich es noch nicht selbst erfahren hätte. Dann fährt noch hochbord oder auf der Straße oder per „Radfahrer frei“-Schild nach Belieben oder per Markierung quer über den Bahnhofsvorplatz etc …
Dann gibt es da noch die Wörthstraße in Osnabrück, bei der sich die Anwohner nach wie vor ganz schwer damit tun, dass ‚ihre‘ Straße nun bevorrechtigt den Radfahrern gehören soll. Das ist auch nur eine sogenannte Fahrradstraße. So führen zB die wechselseitig angeordneten Parkplätze zu Verschwenkungen, in denen man von Kfz geschnitten wird.

Gerade die Wörthstraße war über Jahre mein täglicher Weg zur Arbeit und zurück. Entgegen der Einbahnstraßen Richtung der PKWs wurde ich damals häufig von PKWs und Kleintransportern geschnitten oder zum kurzfristigen abbremsen und absteigen genötigt. Das in der Wörthstraße Fahrräder tatsächlich Vorrang haben, wird in den seltensten Fällen toleriert.

In Karlsruhe gibt es einige Fahrradstraßen, wo relativ klar gekennzeichnet ist, dass die Radfahrer Priorität haben. Das funktioniert auch insofern einigermaßen, dass sich die Autofahrer dort doch etwas zurück halten bezüglich überholen und dicht auffahren.
Allerdings habe ich häufiger schon erlebt, dass dann kaum aus der Fahrradstraße raus, die Autofahrer auf Teufel komm raus überholen, weil jetzt haben sie ja lange genug Rücksicht genommen. Dass man dabei nur den Ellbogen ausfahren müsste, um Kontakt mit dem Auto zu machen interessiert nicht. Ich denke manchmal, man müsste grundsätzlich mehr dafür tun, dass gerade in den Städten Radfahrer nicht mehr als Verkehrsteilnehmer 2. Klasse wahrgenommen und behandelt werden.

Naja, das Sinnbild mit dem Auto von vorne, erlaubt jeglichen mehrspurigen Kraftfahrzeugverkehr (auch LKW).
Will man nur PKW erlauben, gibt es ein Sinnbild mit einem Auto von der Seite.

Außerdem würde für viele Fahrradstraßen, die nur 3m breit sind, das Zeichen 260 oder 241 genügen, also auch eine Maßnahme, um sich fahrradfreundlich darzustellen.

In Frankfurt gibt es auch eine Fahrradstraße – die Bleidenstr./Töngesgasse parallel zur Einkaufsstraße Zeil. Die Strecke ist für Autos (Einbahnstraße) befahrbar. Radfahrer dürfen in beide Richtungen fahren.

Was den Fahrkomfort etwas beeinträchtigt, ist ein längeres Stück Kopfsteinpflaster für ein bisschen Roubaix-Feeling in der Bleidenstraße.

Hier ein Link zur Ecke Katherienpforte/Bleidenstraße mit den Schildern:
https://www.google.de/maps/@50.112411,8.679471,3a,75y,38.19h,77.96t/data=!3m4!1e1!3m2!1s1obr_21VBDCEOiFSYpFBWw!2e0

„Lösung“? Ich halte die Pflastermalerei eher für ein Problem, denn für eine Lösung (welchen Problems?)

Der Streifen beginnt im unteren Teil der Straße, ist also nicht durchgehend. Vermutlich damit die Radfahrer nicht vor den Rechtsabbiegern fahren, sondern rechts davon – wie es sich gehört.

Naja, so werden die Radfahrer bei roter Ampel nach vorne auf die Aufstellfläche geleitet (Ist das da eine?). Ich finde das eigentlich ganz gut. Denn wenn der Streifen da erst anfängt, dann wird es wohl kaum noch ein Auto schaffen, einen Radfahrer zu überholen. Anders ist es natürlich wenn es bei roter Ampel eine Fahrradschlange entsteht. Aber gibt es da so viele Radfahrer, dass das passiert? Und damit sie nicht entsteht, gibt es ja die Aufstellfläche vorne.

Auf dem Photo ist keine Aufstellfläche (deren Sinn sich mir ohnehin nicht ganz erschließt) zu sehen, und meiner Erinnerung nach gibt es auch keine. Zu manchen Tageszeiten gibt es dort auch satt Radfahrer: die Straße führt aus dem Univiertel heraus.

Ist aber egal. Mir scheint, es ist verlorengegangen, daß es sich hier – zumindest laut Beschilderung – um eine FAHRRADSTRASSE handelt. Eine Fahrradstraße mit Gefährdungsstreifen ist einfach nur grotesk und zeigt ein weiteres Mal, wie es in den Köpfen der Planer aussieht.

Ja, einfach Schilder aufzustellen bringt es nicht. Wir haben hier in der Katharinenstraße auch viele Parkplätze. Aber die Straße wurde mehrmals verschwenkt. So kann man mit dem Auto schon mal nicht mehr einfach durchrauschen.

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