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Fahrrad-Klima-Test 2014 für Osnabrück

Die Ergebnisse des ADFC-Fahrrad-Klima-Tests 2014 sind da. Und wie schon in den letzten Jahren wird die Liste von Münster angeführt, gefolgt von Karlsruhe und Freiburg. In Osnabrück sieht es leider nicht so gut aus.

Bild: ADFC
Bild: ADFC
Die Ergebnisse des ADFC-Fahrrad-Klima-Tests 2014 sind da. Und wie schon in den letzten Jahren wird die Liste von Münster angeführt, gefolgt von Karlsruhe und Freiburg. Für die bundesweiten Ergebnisse klickt euch bitte zum ADFC rüber oder zu Velophil. Ich konzentriere mich hier mal auf Osnabrück.

Und da sieht es gar nicht gut aus. Als Gesamtnote gibt es eine 3,9. Das ist noch mal etwas schlechter als vor zwei Jahren (3,74). In der Stadtgrößenklasse 100.000-200.000 Einwohner ist Osnabrück in Niedersachsen Schlusslicht (Platz 4 von 4) und bundesweit auf Platz 23 von 37. 2012 lag man da noch auf Platz 11 von 42.

Stärken und Schwächen

Im Verhältnis zu anderen Städten derselben Größenordnung schneidet Osnabrück in der Kategorie „Werbung für das Radfahren“ relativ gut ab. Die Imagekampagne der Stadt hat also Wirkung gezeigt, sprich wurde wahrgenommen. Auch bei „Konflikten mit Fußgängern“ scheint es hier besser zu laufen als in anderen Städten. Das wundert mich ein bisschen, da hier in der Öffentlichkeit oft über Radfahrer auf Gehwegen geschimpft wird. Ich kann mich hier allerdings auch eher dem Klimatest anschließen.

Die größte Schwäche im Verhältnis zu anderen Städten in derselben Größenordnung liegt beim „Sicherheitsgefühl“. Osnabrücker Radfahrer fühlen sich unsicherer als der Durchschnitt aller Befragten in der Stadtgrößenklasse 100.000-200.000 Einwohner. Auch der Winterdienst und die Fahrradmitnahme im ÖPNV schneiden unterdurchschnittlich ab.

Werbung gut, Sicherheit mangelhaft. Andersrum wäre besser…

Nimmt man Osnabrück nur für sich, dann wurde auch hier die Frage nach der „Werbung für das Radfahren“ am besten benotet – eine 2,6 nach dem Schulnotensystem. Und erfreulicherweise und allen Widrigkeiten zum Trotz landet auf Platz 2 „Alle fahren Fahrrad – egal ob alt oder jung“ (2,8). Ein deutliches Zeichen, den Radverkehr weiter zu fördern, weil er allen zugute kommt. Auch die Erreichbarkeit des Stadtzentrums schneidet überdurchschnittlich gut ab (2,9).

Eine glatte 5 gibt es in Osnabrück dagegen für „Falschparkerkontrollen auf Radwegen“. Da wäre in der Tat noch viel zu tun. Da hilft auch nicht der Blick auf andere Städte, wo es eventuell genauso schlecht aussieht. Die Radwegblockierer in Osnabrück verschwinden dadurch ja nicht. Nur knapp besser schneiden die „Breite der Radwege“ sowie der „Winterdienst auf Radwegen“ ab – beide mit einer 4,9. Und auch das „Sicherheitsgefühl“ wird mit einer 4,8 als mangelhaft bewertet. Hier wären die Breiten vieler Radfahrstreifen auf der Fahrbahn zu nennen, die oft nicht ausreichend sind, was dann natürlich auch das Sicherheitsgefühl beeinträchtigt.

Zu den Osnabrücker Einzelergebnissen…

Insgesamt ist der Fragenkatalog in fünf Blöcke aufgeteilt. Hier die Kategorien, in Klammern die Note aus 2012:

– Fahrrad- und Verkehrsklima: 3,6 (3,5)
– Stellenwert des Radverkehrs: 4,5 (4,3)
– Sicherheit beim Radfahren: 4,3 (4,0)
– Komfort beim Radfahren: 4,5 (4,2)
– Infrastruktur und Radverkehrsnetz: 3,32 (2,8)

Osnabrück hat sich also in allen Kategorien verschlechtert. Eine 4,5 für den Stellenwert des Radverkehrs sagt viel aus über die Stadt, die offensiv für das Radfahren wirbt.

Bei der Infrastruktur sollte der Trend eigentlich anders herum sein…

Besonders überrascht mich aber die Benotung der Infrastruktur. Die sehe ich nämlich noch immer zu positiv bewertet, denke aber, dass der Trend eigentlich andersrum sein müsste. Es gibt seit 2012 schon einige infrastrukturelle Maßnahmen in der Stadt, die dem Radverkehr zugutekommen. Eine mögliche Erklärung sind die neuen Schutzstreifen auf der Fahrbahn, die viele Radfahrer noch verunsichern und die eventuell noch nicht genügend Akzeptanz bekommen.

Erfreulich ist hingegen die 3,6 für das Fahrrad- und Verkehrsklima. Von einem Krieg auf unseren Straßen kann damit also nicht gesprochen werden. Aber trotzdem ist das gerundet auch nur ein ausreichend.

Soweit erst mal zu den ersten Ergebnissen. Ich bin gespannt, ob und was daraus folgen wird…

6 Antworten auf „Fahrrad-Klima-Test 2014 für Osnabrück“

…die quatschen nur, die tun nix.
Typisch, oder?
Mich hat schon immer dieses überdimensionale „Dankeschön“ am Stadtverwaltungsquader gewundert. Meinen die das zynisch, wollen die provozieren, sind die einfach nur dumm, oder ist das emergenter Bürokratenschwachsinn?
„Dankeschön“ wofür eigentlich? Dafür,dass man sich freiwillig der Willkür autofanatischer Kleinbürger oder PS-Cowboys aussetzt?
Allerdings muss ich dazu sagen, dass es woanders noch schlimmer ist (bin noch nicht so lange in O.). Wenn man sich in Osna ein bisschen auskennt, dann findet man fast immer einen Schleichweg. Auf dem Ring sollte man einfach nicht radeln – außer zur CM, natürlich.
FW

„Danke, dass du trotz allem Fahrrad fährst…“

Hey, der war gut. Jetzt muss ich doch mal meinen Sarkasmusdetektor einschalten.

Ja, ich fahre noch Rad, aber ich wundere mich schon lange nicht mehr über die Zustände. Es nützt ja nichts, sich aufzuregen.
Ich bin auch schon zwei Mal angefahren worden, beide Male von hinten ohne die geringste Chance, auszuweichen. Das letzte Mal – einen Monat nachdem ich nach Osna gezogen war – als Begrüßung gewissermaßen. Glücklicherweise ging alles ohne schwere Verletzungen ab. Aber seit diesen Erfahrungen bin ich eher skeptisch, was z.B das Teilen von Verkehrswegen mit Autofahrern betrifft.
Man muss sich schon erstmal damit abfinden, dass man der Schwächere ist, in einem System, wo das Recht des Stärkeren gewissermaßen institutionalisiert ist (s.o.). Reiner Überlebenswille, wenn man so will.
Trotzdem finde ich es natürlich gut, dass es immer noch Unentwegte gibt, die sich für die Schwächeren einsetzen. Vielleicht wäre ansonsten alles noch eine Nummer schlimmer.

Unfallfreies Radeln weiterhin.
Viele Grüße
FW

Bei aller berechtigten Kritik an Osnabrück muss ich FW zustimmen, wenn er sagt, es sei woanders noch schlechter und in Osnabrück gebe es fast immer einen Schleichweg als Alternative.
Ich bin vor einem halben Jahr aus Osnabrück weggezogen in eine 18.000-Einwohner-Stadt auf dem Land, und leider muss ich zugeben, dass ich Osnabrück radverkehrstechnisch vermisse. Dort ist es zwar ziemlich gefährlich (wenn man nicht mitdenkt), aber man kommt wenigstens voran! Hier im „Dorf“ ist das leider nicht der Fall. Die Leute hier kennen das Fahrrad nur als Gehhilfe. Alle gondeln auf Fuß- oder Radweg in alle Richtungen herum, und auch die Radwegschilder hängen an einigen Stellen lustig links und rechts über dem Hochbord, als ob es dafür keine Regeln gäbe. Auf der Fahrbahn fährt niemand, auch die Schülerhorden ergießen sich morgens über die Gehwege. Fast alle Hochbordwege sind als gemeinsame Rad- und Fußwege ausgeschildert, aber als getrennte Wege gepflastert, was die Verwirrung noch erhöht. Immerhin gibt es auch Fußwege mit „Radfahrer frei“-Schild, aber wer da die Fahrbahn nutzt, hat auch nichts zu lachen. Von Verkehrsregeln für Radler hat hier niemand eine Ahnung. Wer dem Geisterradler nicht nach rechts ausweicht, wird schon mal angeklingelt und bekommt ein freches „Hallo, rechts fahren!“ zu hören.
Das Fazit für diese Kleinstadt lautet also: entweder fährt man auf der Fahrbahn und lässt sich zusammenhupen (oder schwitzt sich tot, weil man schneller fahren muss, als man eigentlich will), oder man fährt auf dem Hochbord, wo allerdings wegen des Vorrangs der Fußgänger und wegen der Geisterradler meist Schrittgeschwindigkeit angesagt ist. Eine Katastrophe!

Das stimmt zwar, aber Vergleiche bringen hier nichts. Die Situation in Osnabrück wird ja nicht dadurch besser, dass es in anderen Städten noch schlechter ist.

Dir aber trotzdem weiterhin gute Fahrt. Zeig der Kleinstadt, was ein Fahrrad ist!

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